Geschichte Südamerikas

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Vor- und Frühgeschichte Südamerikas

Der archäologischen Theorie nach wanderten bereits um 40.000 v. Chr. über die damals trockene Beringstrasse Stämme vom asiatischen Kontinent ein und besiedelten den amerikanischen Kontinent. Andere Vermutungen sagen, dass eine Einwanderung auch über den Seeweg erfolgte. Dies könnte von Sibirien aus über den Nordpazifik nach Nordamerika oder durch polynesische Seefahrer über den Stillen Ozean nach Südamerika geschehen sein. Auch Einwanderer aus Europa werden in manchen Theorien in Erwägung gezogen. Alle diese Thesen sind nicht bewiesen. Die Einwanderung erfolgte vermutlich in verschiedenen Wellen.

In Südamerika tauchen die ersten Spuren einer Bevölkerung zwischen 20.000 und 10.000 v. Chr. auf. Steinwerkzeuge und Klingen lassen sich in diesen Zeitraum einordnen. Höhlenmalereien in Gegend um die Stadt Ayacucho in Peru und in den Lauricocha-Höhlen an der Quelle des Rio Marañón stammen ebenfalls aus diesem Zeitraum. Der erste kultivierte Anbau von Kürbissen und Bohnen und die Züchtung von Lamas wird auf etwa 4.000 v. Chr. datiert.

Präkolumbianische Zeit

Die ältesten Keramiken fand man in Ecuador im Guayas-Becken. Sie werden der Valdívia-Kultur zugeordnet und auf das 4. Jahrtausend v. Chr. datiert. Diese älteste amerikanische Kultur brachte bereits eine städtische Organisation mit Kulten, Riten und Opfergaben hervor, zu einer Zeit in der sich auf der anderen Seite der Welt die Sumer-Kultur entwickelte und in Ägypten die geschichtlichen Aufzeichnungen begannen.

Die Stadt Caral wurde 1996 entdeckt und ist die älteste bekannte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent. Die Stufenpyramide wurde 2001 auf das Jahr 2627 v. Chr. datiert. Gefunden wurden Häuser für zumindest 3000 Menschen, Amphitheater und Tempelanlagen. Künstliche Bewässerungssysteme sorgten für Fruchtbarkeit inmitten des Wüstengebietes. Weitere Funde beweisen, dass die Bevölkerung Handel mit den Küsten- und Amazonasgebieten trieben.

Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. entwickelten sich einzelne lokale Kulturen in ganz Südamerika. An der Küste Ecuadors entstand um 1600 v. Chr. die Machalilla-Kultur. Sie führten in den Anden die weit verbreiteten Keramikgefässe mit Henkel ein, die noch bei den Chavín, Mochica und Chimú zu finden sind.

Die nachfolgende Chorrera-Kultur stellten um die Zeit von 1200 bis 500 v. Chr. Keramiken in Menschen- und Tiergestalt her. Ihre Häuser wurden um einen grossen Platz gruppiert und auf künstlichen Aufschüttungen erbaut. Mit den Chavin trieben sie einen regen Handel.

Zwischen 1000 v. Chr. und 500 v. Chr. wanderten die Arawaken den Orinoco entlang bis sie sich am Delta niederliessen. Sie kannten keine Keramik, verfügten über Kanus und lebten von Fischfang, der Jagd und Anbau von Mais, Bohnen, Süßkartoffeln, Kürbisse und Maniok an. Bereits bekannt waren auch Erdnüsse, Pfeffer, Ananas, Tabak und Baumwolle. Nach der Entdeckung durch die Spanier fielen sie binnen eines Jahrhunderts Seuchen zum Opfer.

Die früheste, heute noch erkennbare Hochkultur, war die der Chavin, die etwa 800 v. Chr. bis 300 v. Chr. existierte. Die Motive zur Olmeken-Kultur, Raubkatze, Vogel und Schlange, legen eine Verbindung nahe. Die bis heute erhaltenen Ruinen sind Anziehungspunkt für den Tourismus im Norden Perus. In den selben Zeitrahmen fällt die Paracas-Kultur in der Gegend um die peruanische Hauptstadt Lima. Bis heute weiß niemand, ob eine eigene Kultur existierte oder die Toten wegen der trockenen, konservierenden Luft von weit her herangeschafft wurden.

In Kolumbien existierte die Herrera-Kultur im Hochland von Bogotá und die Calima-Kultur an der Westseite der Anden. Ihr Zeitraum wird etwa zwischen dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n. Chr. eingeschätzt.

Ab dem 4. Jahrhundert wurden umfangreiche Grabanlagen von der San Augustin-Kultur angelegt und bis zum 7. Jahrhundert Geländeverformungen vermutlich zu rituellen Gründen durchgeführt. Die Wurzel der Kultur reichen bis zum 7. Jahrtausend v. Chr. zurück. Handel wurde sowohl mit den Küsten- als auch den Amazonasbewohnern geführt.

Um den Titicacasee entwickelte sich ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis etwa 1000 n. Chr. die Tiahuanaco-Kultur. Ob es tatsächlich ein Tiahuanaco-Reich gegeben hat ist nicht geklärt. Die Spuren dieser Kultur sind aber in Peru, Bolivien und dem Norden Chiles zu bemerken. Im engen Zusammenhang dürfte die Wari-Kultur stehen, die viel später um die Stadt Ayacucho existiert hat.

Zwischen 300 v. Chr. und 600 n. Chr. fällt die Nazca-Kultur, die geheimnisvolle Linien in den Küstenboden scharrten und bereits Bewässerungskanäle kannten. Benannt wurde diese Kultur nach der nahegelegenen Stadt Nazca, etwa 500 km südlich von Lima.

Ab dem 1. Jahrhundert existierte im Norden die Mochica-Kultur, die im Wüstenstreifen an der Pazifikküste eine ertragreiche Landwirtschaft mit ausgeklügelten Bewässerungssystemen betrieb. Sowohl die Keramik als auch die Metallverarbeitung waren hoch entwickelt. Neben Gold und Silber wurde auch Kupfer verarbeitet. Die Mochica hatten mehrere Fürstentümer, die Kultur verschwand aber im 7. Jahrhundert, vermutlich infolge eines El Niño-Ereignisses.

Danach entwickelten sich die Chimus in der Zeit von 1000 bis 1470 mit der Hauptstadt Chan Chan in der Gegend um Trujillo in Peru. Ihre Fähigkeiten im Kunsthandwerk waren weniger ausgeprägt als bei den Mochica. Sie legten mehr Wert auf Massenproduktion und Nutzgegenstände.

Am Ostrand der Anden lebten von 800 bis 1600 die Chachapoyas. Von ihnen ist nur sehr wenig bekannt. Das kriegerische Volk war hochgewachsen, hellhäutig und blond. Die Überbleibsel ihrer Kultur sind völlig untypisch für südamerikanische Andenvölker. Berühmt sind die Felsengräber, die sie an hohen Steilklippen hinterlassen haben. Im 16. Jahrhundert verschwanden die Chachapoyas spurlos.

Ab etwa 1200 bis 1532 herrschten die Inka über grosse Teile Südamerikas und schufen eine riesiges Reich. Durch die Ankunft der spanischen Eroberer wurde dem ein jähes Ende gesetzt.

Kolonialzeit

Eroberung

Bereits 1494 wurde Südamerika im Vertrag von Tordesillas von Papst Alexander VI. zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt. Der östliche Teil, grosse Teile des heutigen Brasilien, wurde Portugal zugesprochen. Panama und der Rest des Kontinents fiel an Spanien. Die spanische Eroberung erfolgte von Mittelamerika und aus der Karibik, auf der Suche nach dem sagenhaften Goldland El Dorado. Die Geschichte und Besiedelung des portugiesischen Teiles befindet sich in der Geschichte Brasiliens.

Die ersten Siedlungen der spanischen Einwanderer entstanden bereits um 1520 im heutigen Venezuela, Kolumbien und Argentinien. Angetrieben durch die reichen Goldquellen in Mexiko, erkundete Francisco Pizarro von Panama aus die Pazifikküste Südamerikas für die spanische Krone, auf der Suche nach Reichtümern. Dabei gelangte er im Jahr 1526 ins heutige Ecuador und Peru. In den beiden Jahren 1532/1533 verstand er es die Wirren des Bruderkrieges zwischen den Inka Huascar und Atahualpa auszunutzen und unterwarf das riesige Inkareich. Zu Hilfe kamen ihm dabei die von den Einwanderern mitgebrachten Krankheiten, die auf die ursprüngliche Bevölkerung verheerende Folgen hatten.

Organisation

Bis etwa 1500 war Christoph Kolumbus oberste Autorität in der Neuen Welt. Erst mit der Stabilisierung des riesigen Reiches und der Gründung des Vizekönigreiches Neuspanien (Mexiko und Venezuela) und des Vizekönigreiches Peru (spanischer Teil von Südamerika und Panama) im Jahr 1543, mit Lima als Hauptstadt, gab es zwei Vertreter des Königs auf dem Kontinent. Der Vizekönig von Peru galt wegen der Silbervorkommen in Potosi als höhergestellt. Das Reich wurde in Provinzen eingeteilt, dem jeweils ein Gouverneur mit administrativen und richterlichen Befugnissen vorstand.

In Europa wurden eigene Institutionen für die Verwaltung der überseeischen Gebiete eingerichtet. Sie entwarfen Gesetze und übernahmen politische Aufgaben. Im Cedulario Indiano, der damals wichtigsten Referenz über die Gesetze in den neuen Gebieten, stehen etwa 3500 Gesetze.

Ein wichtiges Mittel zur Kolonialisierung war die Gründung von Städten. Sie dienten der Festigung von Machtansprüchen. Zuerst nur gegenüber der indianischen Bevölkerung gedacht, dienten sie später auch gegenüber den Ansprüchen anderer europäischen Mächte. Jede Gründung wurde genau kontrolliert. Verwaltet wurden sie von einem Stadtrat, der sich aus zwei Stadtrichtern und Ratsmänner zusammensetzte. Darüber hinaus setzte der spanische König jeweils eine Person ein, die ihm direkt unterstellt war, und die Aufgabe hatte Ordnung und königliche Autorität herzustellen.

Bevölkerungsveränderung

Erst die Inka, mit ihrer straff organisisierten Organisation, hatten es den Spaniern möglich gemacht binnen kurzer Zeit das riesige Reich unter ihre Herrschaft zu bringen und die Verhältnisse nach ihren Interessen umzuformen. Kleinere Kulturen, deren Formen auf Verwandtschaftsregeln basierten, wie es sie etwa im südlichen Chile und in Argentinien gab, konnten nie unter die Kontrolle des Kolonialregimes gebracht werden. Im Gegenzug kam es aber zur Aneignung von Agrartechniken, Anbaupflanzen und vor allem des Pferdes bei den indianischen Stämmen.

Bei den vielen unterschiedlichen Völkern im Amazonasbereich begrenzte sich der Kontakt auch wegen der dünnen Besiedlung eher auf Handels- und Missionszweck. In den Steppen und Savannen Paraguays, Nordargentiniens und im östlichen Teil Boliviens lebten nomadische Jäger und Sammler in Gruppen mit kaum mehr als 100 Personen. Der Kolonialisierung stand hier mehr die Verdrängung und die Ausrottung durch Krankheiten gegenüber.

Entkolonialisierung

Geschichte der Nationalstaaten