Felix Baumgartner (* 20. April 1969 in Salzburg) ist ein österreichischer ehemaliger Base-Jumper und Extremsportler. Bekanntheit erlangte Felix Baumgartner mit dem Stratosphärensprung „Red Bull Stratos“.

Leben
Baumgartner absolvierte eine Lehre als Maschinenschlosser und arbeitete danach als Kfz-Mechaniker. Mit 18 Jahren verpflichtete er sich für fünf Jahre zum österreichischen Bundesheer. Er wurde zum Panzerfahrer ausgebildet und diente später als Instrukteur und Fallschirmspringer in der Heeressport- und Nahkampfschule in Wiener Neustadt. Da er laut eigener Aussage Probleme damit hatte, sich unterzuordnen und „dumme Befehle“ zu befolgen, wurde er als militärisch ungeeignet eingestuft und aus dem Bundesheer entlassen.[1] Ebenfalls in Wiener Neustadt trat er einem Boxverein bei und absolvierte am 8. Mai 1992 einen Profikampf gegen den Kroaten Dinko Porobija, den er durch K.o. in Runde 1 besiegte.[2]
1996 folgte, nach einer Ausbildung durch Tracy Lee Walker in Bayern, beim Bridge Day sein erster Objektsprung von der New River Gorge Bridge. Seitdem machte Baumgartner über 2600 Fallschirm-Absprünge, davon 130 Objektsprünge. Seit 1997 war Baumgartner professioneller Basejumper und wurde seitdem von Red Bull gesponsert. Der Auftakt war der Titel für Best-Overall-Performance beim Bridge Day 1997. Baumgartner erreichte diesen Titel in West Virginia gegen 350 Teilnehmer.
Seine Registrierung bei der United States BASE Association im Jahr 1998 ergab für ihn die Nummer 502, was er zu einer registrierten Marke von Baumgartner machte: das Logo mit der Flamme und der Zahl 5.0.2. Jeder Springer, der alle vier Objekttypen (BASE= Building [Gebäude], Antenna [Antenne], Span [Brücke] und Earth [Klippen]) nachweislich gesprungen ist, kann bei der amerikanischen Vereinigung eine solche Nummer beantragen. Mittlerweile gibt es über tausend vergebene Nummern.
Nach seinem Stratosphärensprung am 14. Oktober 2012 (siehe unten) kündigte Baumgartner an, sich mit sofortiger Wirkung aus dem Extremsport zurückzuziehen. Er will zukünftig als Rettungshubschrauberpilot halbjährlich in den Alpen und in Kalifornien tätig sein.[3]
Baumgartner wohnt in Arbon (Kanton Thurgau) in der Schweiz.[4]
Im Jahre 2014 startete Baumgartner beim ADAC Zurich 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring.
Sprünge
Am 15. April 1999 sprang er vom 88. Stockwerk der Petronas Towers in Kuala Lumpur. Dafür hatte er das Gebäude tagelang beobachtet, das Sicherheitspersonal ausgekundschaftet und sich als Geschäftsmann verkleidet Zutritt zum Gebäude verschafft. Den Fallschirm, mit dem er von einem Fensterputzkran absprang, hatte er in einem Aktenkoffer eingeschmuggelt.
Am 7. Dezember 1999 sprang er morgens um 7:00 Uhr Ortszeit vom rechten Arm der Christusstatue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro aus mit dem Fallschirm ab. Zuvor ließ er sich auf dem Gelände einschließen, dann kletterte er an einem mit einer Armbrust übergeschossenen Seil hinauf.
Am 2. März 2003 erklomm er gemeinsam mit Günter Karnutsch die Ostwand des 2.950 m hohen Sass Pordoi in Italien und sprang vom Gipfel aus per Fallschirm ab. Dabei handelte es sich um das erste gemeinsame Projekt dieser beiden Extremsportler.
Am 1. Juni 2003 führte Baumgartner den Hauptstunt für die Taurus Awards 2003 in Hollywood durch. Mit einem Carbonflügel ausgestattet, veranstaltete er ein Wettfliegen gegen eine 368 kW starke Pilatus-Porter-Propellermaschine. Der Flug selbst fand über den Lake Powell in Utah statt. Baumgartner gewann das Rennen mit einer erreichten Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h.
Am 31. Juli 2003 überquerte Baumgartner als erster Mensch im Gleitflug den Ärmelkanal von Dover bis Calais. Er sprang in 9800 Metern Höhe (Temperatur −52 °C) aus einer Skyvan ab und trug eine Sauerstoffmaske, einen isolierenden Spezialanzug und einen Flügel aus Carbonfasern mit 1,8 Metern Spannweite. Die 34 Kilometer lange Strecke legte er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 360 km/h in 6 Minuten und 22 Sekunden zurück. Das bei diesem Sprung verwendete, damals noch experimentelle Fluggerät hieß SkyRay (engl. sky = Himmel, ray = Rochen) und wird heute als militärisches Waffensystem unter der englischen Bezeichnung Gryphon (Greif) weiterentwickelt. In einer Höhe von 1200 Metern öffnete Baumgartner den Fallschirm und landete am Cap Blanc-Nez nahe Calais, obwohl die zuständige Stelle in Frankreich die Landung dort untersagt hatte.
Am 27. Juni 2004 sprang Felix Baumgartner vom Viaduc de Millau. Ein Objektsprung am 10. September 2004 von der Brücke Puente de las Américas, die Nord- und Südamerika verbindet, führte zu einer kurzen Inhaftierung in Panama. Ebenfalls 2004 sprang er in den 190 Meter tiefen flaschenförmigen Höhlenschacht der Mamethöhle im Velebitgebirge (Kroatien).[5]
Am 18. August 2006 sprang er vom Turning Torso in Malmö, Schweden, dem mit einer Höhe von 190 Metern höchsten Gebäude Skandinaviens. Dem Sprung ging ein Absprung aus einem Helikopter mit Ziellandung auf dem Dach des Gebäudes voraus. Laut seiner Website flüchtete Baumgartner nach dem Sprung per Motorrad und Schnellboot nach Dänemark.
Am 11. Dezember 2007 sprang er um 16:18 Uhr (Ortszeit) von der 390,2 Meter hohen äußeren Beobachtungsplattform der 91. Etage des 508 Meter hohen Wolkenkratzers Taipei 101 in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan. Der Fallschirm wurde am Vortag von einer taiwanischen Bekannten an der Security vorbeigeschmuggelt und von Baumgartner in der Deckenverkleidung der Toilette der Besucherplattform versteckt. Baumgartner landete auf einem Parkhaus, verschwand im Straßenverkehr Taipehs und verließ zwei Stunden nach dem Sprung per Flugzeug das Land Richtung Hongkong.
Weitere Sprünge
- 2001: Sprung von den rund 120 m hohen Felsen von Meteora
- 2003: Sprung aus 140 m Höhe des Millennium Tower in Wien, dem damals höchsten Gebäude Österreichs
- 2004: Sprung von einer 59 m hohen Brücke über den Kanal von Korinth
- 2006: Sprung von 225 m Höhe des Torre Mayor in Mexiko-Stadt, dem höchsten Gebäude Mexikos[6]
- 2007: Sprung in die rund 120 m tiefe Höhlenkammer Majlis al Jinn im Oman
Sprung aus der Stratosphäre
Baumgartner stieg am 14. Oktober 2012 von der Walker Air Force Base bei Roswell, New Mexico (USA), mit einem Heliumballon in einer Druckkapsel in die Stratosphäre auf, um mit Schutzanzug und Fallschirm abzuspringen. Nach dem Sprung reichte er drei Eckdaten bei der FAI zur Anerkennung als Weltrekord ein:
- Der mit 38.969,4 m bis dahin höchste Absprung eines Fallschirmsprungs. Dieser Rekord wurde zuvor mit 31.333 m von Joseph Kittinger gehalten. Kittinger stellte diesen Rekord am 16. August 1960 im Rahmen des Projekts Excelsior auf. Baumgartners Rekord hatte bis zum 24. Oktober 2014 Bestand, als Alan Eustace aus etwa 41.419 m Höhe sprang.[7][8]
- Der mit 36.402,6 m tiefste freie Fall. Dieser Rekord wurde zuvor mit 24.500 m von Jewgeni Andrejew gehalten, der ihn 1962 bei Wolsk aufstellte.
- Die mit 1357,6 km/h größte im freien Fall erreichte Geschwindigkeit ohne Stabilisierungsschirm.[9] Den bisherigen Rekordwert von 864 km/h hatte Baumgartner im Juli 2012 aufgestellt.[10]
Sonstiges
Auf die Frage „Ist ein Wechsel in die Politik eine Option für Ihre Zukunft?“ gab Baumgartner am 27. Oktober 2012 in einem Interview gegenüber der österreichischen Kleinen Zeitung unter Verweis auf das „Beispiel Arnold Schwarzenegger“ an, dass er nicht in die Politik gehen wolle. Am Beispiel Schwarzeneggers habe er gesehen, dass man „in einer Demokratie nichts bewegen“ könne, und sprach sich für „eine gemäßigte Diktatur“ unter der Führung von ein „paar Leute[n] aus der Privatwirtschaft“ aus.[11]
Felix Baumgartner wurde zusammen mit vier weiteren Personen als möglicher Preisträger der Arosa Humorschaufel 2012 nominiert, einem Jurypreis des Arosa Humor-Festivals.[12]
Am 6. November 2012 wurde Baumgartner rechtskräftig wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verurteilt. Der Grund war ein Faustschlag gegen einen griechischen Lkw-Fahrer im Jahr 2010.[13][14]
Am 31. Juli 2014 verletzte Felix Baumgartner mit einem gemieteten Hubschrauber die Kontrollzone des Flughafens München, worauf er von der bayerischen Polizei mit einem Hubschrauber verfolgt und zur Landung in Salzburg aufgefordert wurde. Ein Verfahren wurde eingeleitet.[15]
Durch das Teilen eines Beitrages einer rechtsradikalen Facebook-Gruppe mit dem Namen "Was nicht passt, wird passend Geklatscht!" hat Felix Baumgartner am 25. Januar 2016 eine Welle der Entrüstung gegen seine Person ausgelöst. So ist in dem Beitrag zu lesen "Ein Land in dem Angeln ohne Angelschein rechtlich bestraft wird und Menschen ohne Pass, die Grenze überqueren, können nur IDOTEN regieren!". Personen des öffentlichen Interesses wie Jan Böhmermann kommentierten den Beitrag, etliche deutschsprachige online Magazine berichteten über diesen Vorfall.[16] Prominente Unterstützung erhielt Baumgartner von Seiten des FPÖ-Chefs Heinz-Christian_Strache[17]. Im weiteren Verlauf der Diskussion verteidigte sich Baumgartner und äußerte sich weiterhin bewundernd über den stramm rechten Ministerpräsident Viktor Orban. Dieser verdiene für das Abschotten seines Landes einen Friedensnobelpreis "Denn er hat das einzig Richtige getan. Sein LAND uns sein VOLK das ihn gewählt hat zu SCHÜTZEN!" Barack Obama hingegen habe durch den Einsatz von Drohnen mehr unschuldige Menschenleben gefordert, als jeder andere amerikanische Präsident davor.[18]
Auszeichnungen
- 2012: Bambi[19] (in der Kategorie „Millennium“)
- 2013: Laureus World Sports Award (in der Kategorie Action-Sportler des Jahres)[20]
Literatur
- Thomas Schrems: Projekt Ikarus. Niederösterreichisches Pressehaus 2003, ISBN 978-3-85326-102-6.
Weblinks
- Offizielle Website
- News und Berichte über Felix Baumgartner
- Felix Baumgartner bei IMDb
- Literatur von und über Felix Baumgartner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Antrag auf Rekordanerkennung bei der FAI, 15. Oktober 2012
- William Langewiesche: The Man Who Pierced the Sky. In: Vanity Fair, Mai 2013
- Extrem rekordsüchtig – Audio-Bericht zum Stratosphärensprung mit O-Ton Baumgartner auf DRadio Wissen
- „Die Welt hat den Atem angehalten“. In: Tiroler Tageszeitung, 27. Oktober 2012
- Space Dive – Red Bull Stratos Documentary BBC (2012)
- Margrit Sprecher: Sein tiefster Fall. In: Die Zeit 47/2013 vom 14. November 2013 (ein Jahr nach dem Stratosphärensprung)
- Die_Welt#Online-Redaktion: Felix-Baumgartners-Sprung-in-den-Shitstorm vom 26. Januar 2016
Einzelnachweise
- ↑ wecarelife, Österreich
- ↑ BoxRec - Felix Baumgartner
- ↑ Der tollkühne Felix sprang aus 39.045 Metern In: Bild vom 14. Oktober 2012
- ↑ Baumgartner gelingt Rekordsprung. In: St. Galler Tagblatt vom 14. Oktober 2012
- ↑ Was war da los, Herr Baumgartner? Der Spiegel, 6. Dezember 2004
- ↑ Felix Baumgartner Jumps the Torre Mayor Red Bull.com, 1. Februar 2006
- ↑ Parachutist’s Record Fall: Over 25 Miles in 15 Minutes
- ↑ Google-Manager bricht Baumgartners Rekord FAZ.net, 25. Oktober 2014
- ↑ Red Bull Stratos: Felix Baumgartner hatte 169 Puls bei 1.357 km/h redbull.de, 7. Februar 2013
- ↑ Offizielle FAI-Anerkennung von Baumgartners Geschwindigkeitsrekord vom März 2012 (englisch); Abruf: 16. Oktober 2012.
- ↑ Baumgartner: „Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen“, Kleine Zeitung, 27. Oktober 2012 (Abgerufen am 28. Oktober 2012)
- ↑ Aroser Zeitung vom 9. November 2012, S. 30.
- ↑ Körperverletzung: Felix Baumgartner schuldig orf.at, 6. November 2012
- ↑ Felix Baumgartner wegen Körperverletzung schuldig gesprochen, derStandard.at, 6. November 2012.
- ↑ Baumgartner verletzte Luftraum: Verfolgung Bericht in ORF-online vom 1. August 2014 (abgerufen am 2. August 2014)
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ [3]
- ↑ Felix Baumgartner: Er bekommt einen BAMBI!
- ↑ Baumgartner „Welt-Actionsportler“ – Zweiter „Sport-Oscar“ für Österreich, orf.at vom 11. März 2013
Personendaten | |
---|---|
NAME | Baumgartner, Felix |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer ehemaliger Base-Jumper und Extremsportler |
GEBURTSDATUM | 20. April 1969 |
GEBURTSORT | Salzburg |