Bismarckdenkmal

Standbild, Turm, Brunnen usw. zur Erinnerung an Otto von Bismarck
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Bismarck-Denkmäler wurden zwischen 1869 und 1934 zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck an vielen Orten des damaligen Deutschlands (heute teilweise Frankreich, Polen und Russland), Österreich-Ungarns (heute teilweise Tschechien) sowie in Chile und in den ehemaligen Kolonien errichtet.

Geschichte der Bismarck-Denkmäler

Bedeutung

Die Bismarckdenkmäler waren sichtbarer und dauerhaftester Ausdruck der Bismarckverehrung im Kaiserreich. Größe und Aufwand der realisierten Denkmäler reicht von Gedenktafeln bis hin zu ausgedehnten Anlagen mit mehreren Figurengruppen wie dem Bismarck-Nationaldenkmal in Berlin. Die Flut von Bismarck-Monumenten aller Art bildete die dritte große Denkmälerwelle des deutschen Kaiserreichs nach den Krieger- und Siegesdenkmälern für die sogenannten "Einigungskriege" von 1864, 1866 und 1870/71 und den Kaiser Wilhelm-Denkmälern.

Denkmäler 1871 bis 1890

Schon kurz nach der Reichsgründung 1871 wurde Bismarck denkmalwürdig. Häufig wurde Bismarck nicht allein mit einem Denkmal geehrt, sondern zusammen mit anderen an den Kriegen 1866 und 1870/71 und der Reichsgründung beteiligten Personen wie Wilhelm I., Kronprinz Friedrich, Moltke und Roon in das Bildprogramm der nach 1871 an vielen Orten errichteten Sieges- oder Reichsgründungsdenkmäler einbezogen. Die ersten öffentlichen Bismarck-Denkmäler entstanden Ende der 70er Jahre. Am häufigsten anzutref­fen waren anfangs bronzene Büsten oder Standbilder. Zumeist zeigten sie auf einem hohen Sockel die überlebensgroße gegossene Gestalt Bismarcks in Küras­sieruniform. Geschmückt wurden mit diesen Denkmälern in der Regel zentrale Plätze von Städten. Seltener wurden Bismarck-Brunnen gebaut.

Denkmäler 1890 bis 1898

Unmittelbar nach Bismarcks Entlassung 1890 gründeten sich in mehreren Orten Komitees, die die Errichtung repräsentativer Denk­mäler planten. Die Zahl der Denkmalsetzungen stieg nun allmählich an. Gleichzeitig wurden auch neue Denkmalfor­men konzipiert. Mehr und mehr wurden statt der konventionellen Büsten oder Standbilder Bismarcktürme im mittelalterlichen Stil gebaut. Diese wurden im Gegensatz zu den figürlichen Denkmälern außerorts auf erhöhten Punkten errichtet. Der erste nachweisbare Bismarckturm wurde 1895 eingeweiht.

Denkmäler und Bismarck-Türme nach 1898

Nach seinem Tod 1898 nahm Bismarcks ohnehin schon enorme Popularität noch einmal zu und damit auch die Zahl der Denkmalsprojekte. Auch gestalterisch bedeutete das Jahr 1898 einen Einschnitt. Die Idee der Feuersäulen wurde 1898 entwickelt und in den folgenden Jahren hundertfach verwirk­licht. Mehrfach wurde die Figur Bismarcks statt in der bisher üblichen zeitgenössischen Tracht in einer mittelalterlich anmutenden Rüstung dargestellt. Krönender Höhepunkt aller Bismarck-Monumente sollte eigentlich das sogenannte Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück werden, das anläßlich der Jahrhun­dertfeier am 1. April 1915 eingeweiht werden sollte. Seit 1907 war man mit Planungen beschäftigt und 1910 wurde ein allgemeiner Wettbewerb durchgeführt. Das Projekt wurde aber nie ausgeführt.

 
Bismarcksäule in Reinbek
 
Bismarckturm in Stuttgart
 
Bismarckturm am Starnberger See
 
Bismarckturm in Aumühle
 
Bismarckturm in Bochum
 
Bismarckturm in Wuppertal
 
Bismarckturm in Spremberg

Wilhelm Kreis schuf im Jahr 1899 (also ein Jahr nach Bismarcks Tod) für einen Wettbewerb der "Deutschen Studentenschaft" einen grundlegenden Turmentwurf „Götterdämmerung“ in Form einer wuchtigen Feuersäule, der von den Initiatoren prämiert und bis 1911 47-mal gebaut wurde. In vielen Orten wich man aber von diesem Einheitsentwurf ab.

Das Besondere an den wuchtigen Bauwerken ist, dass sie meist durch Spenden (vor allem aus dem Bürgertum) finanziert worden sind und aus Gestein der näheren Umgebung (z. B. Granit oder Sandstein) errichtet wurden. Insgesamt 240 Bismarcktürme wurden als Aussichtstürme bzw. Feuersäulen errichtet.

Nach der Idee der Studentenschaft sollten auf allen Bismarcksäulen auf dem Turmkopf Feuerschalen installiert werden, die an bestimmten Tagen zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers – gleich einem Netzwerk in ganz Deutschland – brennen sollten. Auf 167 Bismarcktürmen wurden tatsächlich Befeuerungsvorrichtungen angebracht. Da man sich nicht auf einen gemeinsamen Tag der Befeuerung einigen konnte (Bismarcks Geburtstag am 1. April lag in den Semesterferien), setzte sich diese Netzwerk-Idee nicht durch.

Heute gibt es vielerorts Vereine, die vorhandene Bismarcktürme und Bismarcksäulen pflegen bzw. wieder aufbauen.

Zerstörte Denkmäler

Viele Bismarckdenkmäler haben den Zweiten Weltkrieg und die anschließenden politischen Veränderungen nicht überdauert: Sie wurden für die Erzsammlungen eingeschmolzen, bei Bombardierungen vernichtet oder nach 1945 entfernt.


Liste der Bismarcktürme

Von 240 Bismarcktürmen sind heute noch 172 vorhanden. Hierunter 146 von ehemals 184 Türmen in Deutschland. Einige wurden jedoch als Säule/Stele konstruiert und tragen dann entsprechend die Bezeichnung Bismarcksäule bzw. Bismarckstele.

Liste der Standbilder, Büsten, Gedenktafeln

 
Bismarck-Denkmal in Berlin
 
Reiterstandbild Bismarck neben dem Bremer Dom. Entwurf Adolf von Hildebrand. Enthüllt 1910

Zerstörte Denkmäler

Literatur

  • Werner Greiling: Der Bismarckturm. Bürgerschaftliches Engagement und nationale Denkmalkultur. Hain, Weimar und Jena 2003 ISBN 3-89807-045-X (über den Bismarckturm in Neustadt an der Orla)
  • Kai Krauskopf: Bismarckdenkmäler - ein bizarrer Aufbruch in die Moderne, ISBN 3-9355-4933-4
  • Sieglinde Seele, Günter Kloss: Bismarck-Türme und Bismarck-Säulen. Eine Bestandsaufnahme. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997 ISBN 3-932526-10-4
  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005 ISBN 3-86568-019-4


Bismarckturm-Vereine