Der Wechselkursmechanismus II (auch WKM II) (engl. European Exchange Rate Mechanism II bzw. ERM II) ist ein seit 1999 zwischen verschiedenen EU-Ländern im Rahmen des EWS II bestehendes Wechselkurs-Abkommen. Es legt den Schwankungsbereich des Wechselkurses der Währung eines EU-Landes zum Euro fest. Länder, die den Euro als Währung einführen wollen, sollten zuvor zwei Jahre ohne Leitkurs-Anpassung am WKM II teilgenommen haben. Die zweijährige Teilnahme am WKM II ist eines von vier Konvergenzkriterien zur Euro-Einführung.
Grundlagen
Der Wechselkurs zwischen Währungen, die am WKM II teilnehmen und dem Euro darf maximal um ± 15 Prozent schwanken, es können aber auch engere Schwankungbreiten festgelegt werden. Diese Option wurde bislang lediglich für die Dänische Krone genutzt. Ihr Wechselkurs zum Euro schwankt lediglich um ± 2,25 Prozent.
Um der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) beitreten zu können, sollte ein Land zunächst mindestens zwei Jahre Mitglied im WKM II sein. In der Vergangenheit waren jedoch beispielsweise Italien mit der Lira nur etwas länger als 15 Monate und Finnland mit der Markka gute 16 Monate im WKM II. Da diese beiden Währungen aber auch in der Periode vor dem Beitritt zum WKM II die festgelegten Schwankungsbreiten nicht verlassen hatten, genügte der EU-Kommission die kürzere Zeit, um dennoch den Euro einzuführen.
Geschichte
Land | Währung | ISO 4217 | Leitkurs (1 EUR =) |
Garantierte Wechselkursbandbreite |
WKM-II-Beitritt | Sperrfrist für Euro-Einführung |
(Geplante) Euro-Einführung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bulgarien | Bulgarischer Lew | BGN | 1,95583 | ± 15 % (beidseitig) | 10. Juli 2020 | abgelaufen | 1. Januar 2026 |
Dänemark | Dänische Krone | DKK | 7,46038 | ± 2,25 % (beidseitig) | 1. Januar 1999 | abgelaufen | keine aktuellen Pläne |
Der WKM II ist mit dem Euro am 1. Januar 1999 installiert worden. Zuvor gab es das Europäische Währungssystem (EWS) mit dem Wechselkursmechanismus (WKM).
Seit 1999 haben insgesamt neun Länder Mitglied am WKM II teilgenommen. Dänemark und Griechenland waren die ersten Länder, die dem WKM II beitraten. Beide Länder hatten zuvor dem WKM angehört, der mit der Euroeinführung in den meisten seiner Mitgliedsländer zum 1. Januar 1999 aufhörte zu existieren. Griechenland verblieb im WKM II solange, bis es die EU-Konvergenzkriterien erfüllte. Zum 1. Januar 2001 führte somit auch Griechenland den Euro als Währung ein. Dänemark ist bis heute Mitglied des WKM II und beabsichtigt auch nicht, die Wechselkursbindung durch eine Einführung des Euro zu ersetzen. Als Ersatz vereinbarte Dänemark als einziges Land mit der Europäischen Zentralbank eine engere Wechselkursbindung, bei der der Wechselkurs zwischen Dänischer Krone und Euro lediglich um ± 2,25 Prozent schwanken darf.
Am 27. Juni 2004 traten drei der zehn neuen EU-Länder dem WKM II bei. Estland, Litauen und Slowenien haben das Ziel, nach zwei Jahren den Euro einzuführen. Estland und Litauen verpflichten sich zu nachhaltiger Haushaltspolitik und Slowenien darüber hinaus zur Senkung der Inflation, diese beträgt zurzeit noch etwa 3,8 Prozent und liegt somit über den Maastricht-Kriterien. Im Konvergenzbericht 2004 (siehe Weblinks) kommt die Europäische Kommission zum Schluss, dass keines der neuen EU-Mitglieder derzeit alle Kriterien zum Eurobeitritt erfüllt.
Estland (seit 1993) und Litauen (seit 2. Februar 2002) hatten ihre Währungen schon vor dem Beitritt zum WKM II mit einem Currency Board fest an die D-Mark bzw. den Euro gekoppelt. Auch mit dem Beitritt zum WKM II änderte sich an dieser Situation nichts. Malta hat seinen Währungskorb zum 29. April 2005 ganz auf den Euro umgestellt, damit entspricht das Arrangement einem Currency Board. Lettland bindet seit dem 1. Januar 2005 gleichfalls den Lats mit einem Currency Board an den Euro, lässt jedoch Schwankungen von einem Prozent zu. Alle diese Arrangement sind einseitige Verpflichtungen der jeweiligen Länder und nicht bindend für die EZB, letztere ist vertraglich erst bei einem Überschreiten der ± 15 Prozent zum Intervenieren verpflichtet, kann dies aber auch zu jedem früheren Zeitpunkt tun.
Am 29. April 2005 verkündete die Europäische Kommission den Beitritt der EU-Mitglieder Lettland, Malta und Zypern zum WKM II. Der Beschluss war vorher nicht angekündigt worden, um Spekulationen an den Finanzmärkten zu vermeiden. Am 25. November 2005 trat auch die Slowakei, ebenfalls ohne Vorankündigung, dem WKM II bei.
Somit gehören nun acht Länder dem WKM II an.
Beitrittskandidaten
Von den 25 EU-Ländern haben zwölf den Euro als Währung eingeführt, acht nehmen derzeit schon am WKM II teil. Somit verbleiben nur fünf Länder als potenzielle Kandidaten für eine Teilnahme am WKM II: Großbritannien, Polen, Schweden, Tschechien und Ungarn.
Obwohl bis auf Dänemark und Großbritannien alle EU-Länder verpflichtet sind, den Euro einzuführen und damit auch zuvor dem WKM II beizutreten, wird die Aufnahme weiterer Staaten in den WKM II in der nächsten Zeit jedoch nicht erwartet.