Die mongolischen Sprachen bilden eine in Asien (vor allem in der Mongolei, in China und Russland) verbreitete Sprachfamilie von etwa 15 relativ eng verwandten Sprachen mit rund 7.5 Mio. Sprechern. Sie unterscheiden sich nicht so sehr im Wortschatz, dafür stärker in der Morphhologie (Formenbildung) und Syntax.

Mongolisch als Untergruppe der altaischen Sprachen
Die mongolischen Sprachen werden oft in einen genetischen Zusammenhang mit den tungusischen und Turksprachen gebracht und mit diesen als altaische Sprachfamilie zusammengefasst. Die typologischen und lexikalischen Übereinstimmungen mit den tungusischen und Turksprachen sind jedoch auch durch eine gegenseitigen Beeinflussung durch Sprachkontakt anstatt durch genetische Verwandtschaft zu erklären. Diese Frage ist in der historischen Linguistik weiterhin umstritten, allerdings wächst die Tendenz, die Altaisprachen lediglich als arealen Sprachbund, aber nicht als genetische Einheit zu betrachten. (Dazu ausführlich im Artikel Altaische Sprachen.)
Die bedeutenden Sprachen
Die einzige mongolische Sprache mit mehr als einer Mio. Sprechern
- Chalcha (Mongolisch i.e.S.) mit 6 Mio Sprechern: Mongolei, China (Innere Mongolei)
Chalcha ist auch die Nationalsprache der Mongolei und macht - nach Sprechern gerechnet - bereits 80% aller mongolischen Sprachen aus.
Weitere größere mongolische Sprachen sind:
- Burjatisch 450 Tsd: Russland, Mongolei, China
- Oiratisch 350 Tsd: Mongolei, China
- Santa (Dongxiang) 250 Tsd: China
- Kalmückisch (Kalmyk) 180 Tsd: Russland
- Monghuol (Monguor, Tu) 150 Tsd: China
- Dagur (Daur, Dahuren) 100 Tsd: China
- Urdus (Ordos) 100 Tsd: China
Kalmückisch und Oiratisch bilden möglicherweise die Dialekte einer einzigen Sprache.
Klassifikation
Die genetische Einheit der mongolischen Sprachen ist völlig unstrittig, allerdings wird die innere Struktur dieser Sprachfamilie - vor allem auch wegen der relativ großen Ähnlichkeit der meisten Sprachen, die zu Abgrenzungsproblemen führt - durchaus rege diskutiert. Die traditionelle Klassifikation in einen west- und ostmongolischen Hauptzweig, sowie in eine Restkategorie sogenannter Randsprachen war ausschließlich areal statt genetisch motiviert, wobei die aktuelle aber nicht die historische Verteilung der Sprachen zugrundegelegt wurde.
Die vorliegende stärker genetisch orientierte Klassifikation basiert vor allem auf V. Rybatzki, Intra-Mongolic Taxonomy. aus J. Janhunen (ed.), The Mongolic Languages. (2003). Zur Klassifikation wurde der Umfang der lexikalischen Gemeinsamkeiten der einzelnen Sprachen herangezogen.
- MONGOLISCH (14 Sprachen, 7.5 Mio Sprecher)
- DAGUR (NORDOST)
- Dagur (alternativ Dahur, Tahur, Daur, Dahuren) (100 Tsd)
- BURJAT(NORD)
- Chamnigan (Mongol-Chamnigan) (2-3 Tsd) (bilingual mongol.-tungus.)
- Burjatisch (Buryat, Buryaad) (450 Tsd)
- CHALCHA-OIRAT (ZENTRAL)
- CHALCHA-ORDOS
- Chalcha (Mongolisch ieS) (6 Mio) (Dialektgruppen: Chalcha, Shilingol, Ulan Tsab, Jerim, Juu Uda, Josotu)
- Urdus (Ordos) (100 Tsd)
- OIRAT-KALMYK
- Oiratisch (Oirat, Oyirad) (350 Tsd)
- Kalmückisch (Kalmyk) (180 Tsd)
- CHALCHA-ORDOS
- SHIRA YUGUR (SÜD-ZENTRAL)
- Shira Yughur (Sarygh Yughur, Dongbu Yugu, Ost-Yughur, Nggar) (3 Tsd, ethnisch 6 Tsd)
- MONGUOR-SANTA (SÜDOST)
- Mongghul (Huzhu Mongghul, Monguor, Tu) (150 Tsd, ethnisch 200 Tsd)
- Mangghuer (Minhe Mangghuer) (25 Tsd)
- Bonan (Bao'an, Paoan, Paongan) (6 Tsd)
- Kangjia (0.4 Tsd) (erst in den 1990er entdeckt)
- Santa (Dongxiang, Tungxiang, Tung) (250 Tsd)
- MOGHOL (SÜDWEST)
- Mogholi (Moghol) (200 Sprecher, ethnisch 3 Tsd)
- DAGUR (NORDOST)
Geographische Verbreitung nach Staaten
Die mongolischen Sprachen sind in der Mongolei, China und Russland verbreitet. Die folgende Tabelle zeigt die Verbreitung der Sprachen mit den aktuellen Sprecherzahlen in den einzelnen Ländern.
Mongolische Sprachen - Verteilung nach Staaten
Sprache | Sprecherzahl | verbreitet in folgenden Ländern |
DAGUR | ||
Dagur | 100 Tsd | China (Innere Mongolei, Xingjiang) |
BURJAT | ||
Burjatisch | 450 Tsd | Russland 320 Tsd, China 65 Tsd, Mongolei 65 Tsd |
Chamnigan | 3 Tsd | Russland (Transbaikal-Gebiet) bilingual mongol.-tungusisch |
CHALCHA-OIRAT | ||
Chalcha (Mongolisch ieS) | 6 Mio | Mongolei 2.5 Mio, China (Innere Mongolei) 3.5 Mio |
Ordos (Urdus) | 100 Tsd | China (Innere Mongolei) |
Oiratisch | 350 Tsd | Mongolei 200 Tsd, China 150 Tsd |
Kalmückisch | 180 Tsd | Russland (AR Kalmykien) |
SHIRA-YUGUR | ||
Shira Yugur | 3 Tsd | China (Gansu) |
MONGUOR-SANTA | ||
Mongghul (Monguor) | 150 Tsd | China (Qinghai) |
Mangghuer | 25 Tsd | China (Qinghai) |
Bonan (Paoan) | 6 Tsd | China (Qinghai, Gansu) |
Kangjia | 0.4 Tsd | China (Qinghai) erst in den 1990er entdeckt |
Santa (Dongxiang) | 250 Tsd | China (Gansu) |
MOGHOL | ||
Mogholi | 0.2 Tsd | Afghanistan (bei Herat) |
Lexikalischer Vergleich
Dass die meisten mongolischen Sprachen relativ eng miteinander verwandt sind, zeigt die folgende Liste einiger Wörter des Grundwortschatzes in den wichtigsten modernen mongolischen Sprachen. Zusätzlich ist die protomongolische oder altmongolische Form, die Form des literarischen Mongolisch (seit dem 12. Jhdt. in uighurischer Vertikalschrift überliefert, im 17. Jhdt. fixiert) und die mittelmongolische Form (13. bis 16. Jhdt.) aufgeführt.
Bedetung | Proto- Mongol. |
Literar. Mongol. |
Mittel- Mongol. |
Chalcha | Burjat | Kalmyk | Urdus | Baoan | Monguor | Dagur | Yugur |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vater | *abu | abu | abu | av | aba | awə | abe | abe | aba | . | aba |
Mutter | *ebej | ebei | ebej | (evij) | ebı | ewə | . | . | . | ewe | . |
Sohn | *ači | ači | ači | ač | aša | ačə | ači | . | ači | . | . |
Bruder | *aka | aqa | aqa | (ax) | axa | axə | axa | . | aga | aka | aga |
Herz | *kökön | kökün | kokan | xöx | xüxen | kökn | göxö | kugo | kugo | . | hgön |
Blut | *čisu | čisu | čisun | cus | šuhan | cusn | djusu | čisoŋ | cəsu | čos | čusun |
Kopf | *tolugai | toluγai | . | tolgoj | tolgoj | tolγa | tologo | . | tolGui | . | toloγui |
Auge | *nidün | nidün | nidun | nüd | nüde | nüdn | nüdün | nedoŋ | nudu | nide | nudun |
Hand/Arm | *gar | γar | qar | gar | gar | γar | Gar | xar | Gar | . | Gar |
Wasser | *usu | usun | usun | us | uhan | usn | usun | se | . | oso | qusun |
Fels | *kada | qada | qada | xad | xada | xadə | xada | . | Gada | xada | Gada |
See (lake) | *naγur | naγur | na'ur | nur | nur | nur | nur | . | nur | naur | . |
3 | *gurban | γurban | xurban | gurvan | gurban | gurwn | gurwa | goraŋ | guran | guarban | gurwan |
4 | *dörben | dörben | dorben | döröv | dürben | dörwn | dörwo | deroŋ | deran | durub | dörwen |
5 | *tabun | tabun | tabun | tavan | taban | tawn | tawun | tavoŋ | tawen | tawan | . |
Sprachperioden und Schriftformen
Man teilt die Mongolische Sprache historisch in folgende Perioden ein:
- Altmongolisch - Mongolisch vor dem 13. Jahrhundert
Das Altmongolische steht noch nahe am Proto-Mongolischen, dem Konstrukt einer Protosprache, aus der alle mongolischen Sprachen hervorgegangen sind. Es enthält zahlreiche turkische und mongolische Lehnwörter und wurde auch vom Chinesischen beeinflusst. Am Ende dieser Periode wurde die vertikale uighurischen Schrift von den Mongolen übernommen.
- Mittelmongolisch - Mongolisch vom 13. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts
Mittelmongolisch ist in Texten in chinesischer Transkription erhalten (wichtigster Text ist "Die geheime Geschichte der Mongolen", ca. 1240), aber auch in der tibetischen Phags-Pa-Schrift und zweisprachigen Glossaren. Am Ende dieser Periode erfolgte die Konvertierung der Mongolen zum (tibetischen) Buddhismus (17. Jhdt.), deswegen wurden viele Übersetzungen aus dem Tibetischen oder dem Sanskrit veröffentlicht und buddhistische Termini ins Mongolische übernommen oder übersetzt.
In der mittelmongolischen Zeit beginnt die Differenzierung der mongolischen Dialekte, die sich später zu den heutigen mongolischen Sprachen entwickelten.
- Modernes Mongolisch - Mongolisch seit dem 17. Jahrhundert
Im 17. Jahrhundert erfolgte der Übergang zur modernen gesprochenen Sprache, aber auch die Fixierung der klassischen Schriftsprache "literarisches Mongolisch", die auf alt- und mittelmongolische Stufen zurückgeht. Die gesprochenen Formen des Mongolischen haben sich von der Schriftsprache sehr weit entfernt.
Die Veränderung des anlautenden altaischen /p-/
Die mongolischen Sprachstufen kann man u.a. an der Veränderung des altaischen anlautenden /p-/ deutlich machen. Es blieb altmongolisch als /p-/ erhalten, wurde mittelmongolisch zu /h-/, im modernen Mongolischen (auch in der klassischen Schriftsprache) verschwindet es ganz. Beispiel:
- altmong. pon > mittelmong. hon > lit. mongol. on "Jahr"
Mongolische Schrift
Die erste Schrift, die für das Alt- und Mittelmongolische verwendet wurde, ist die vertikale uighurische Schrift, die am Ende des 12. Jahrhunderts von den Mongolen übernommen und angepasst wurde. Sie wird bis heute für das Schriftmongolische in der Inneren Mongolei verwendet, neuerdings - nach dem Untergang der Sowjetunion - auch wieder in der (äußeren) Mongolei. Die klassische Form dieser Schriftsprache wurde im 17. Jhdt. fixiert.
Die offizielle Schrift der mongolischen Yüan-Dynastie in China war die tibetische Hpags-Pa-Schrift (1269-1368), aber auch die chinesische Schrift wurde für mongolische Texte intensiv benutzt. Vom 13. bis 15. Jahrhundert gibt es mongolische Texte in arabischer Schrift.
1931 wurde in der (äußeren) Mongolei auf sowjetischen Druck zunächst das lateinische Alphabet, ab 1937 das kyrillische Alphabet für die moderne mongolische Sprache Chalcha eingeführt (mit neuen Buchstaben für /ö/ und /ü/), 1941 wurde der Gebrauch des literarischen Mongolisch und damit auch der alten uighurischen Schrift untersagt.
Seit 1984 durfte die alte mongolische Schrift (und Schriftsprache) in der Mongolei wieder an den Oberschulen gelehrt werden. Im Zuge der Demokratisierung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion beschloss das Parlament 1991 die offizielle Wiedereinführung, es ist aber eher unwahrscheinlich, daß dieser Beschluss praktische Konsequenzen haben wird. In der Praxis wird die alte Schrift fast ausschliesslich für Firmenschilder, Logos und ähnliche dekorative Zwecke verwendet, für alles Andere weiterhin das kyrillische Alphabet. Eine vollständige Umstellung würde die Mongolei stärker vom Rest der Welt isolieren als sie es ohnehin schon ist, und auch innerhalb des Landes zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Generationen führen.
Aktuell (2005) wird sogar eine Umstellung auf das lateinische Alphabet diskutiert, aber auch dessen Einführung wäre mit unkalkulierbaren wirtschaftlichen und sozialen Kosten verbunden und hat darum kaum Chancen, verwirklicht zu werden.
Sprachliche Charakteristik
Typologische Merkmale
Typologisch weisen die mongolischen Sprachen große Ähnlichkeit mit den beiden anderen Gruppen der altaischen Sprachen (Turkisch und Tungusisch) auf, diese Merkmale sind also weitgehend gemeinaltaisch und finden sich zum Teil auch bei uralischen und paläosibirischen Sprachen (siehe Altaische Sprachen).
Die wichtigsten typologischen Charakteristika der mongolischen Sprachen sind:
- Mittelgroße Phoneminventare und einfache Silbenstruktur, kaum Konsonantencluster. In der Regel sieben Vokale (das "türkische" /ı/ ist mit /i/ zusammengefallen. Die Vokale können nach ihrer Artikulationsstelle (vorn-hinten), Rundung (gerundet-ungerundet) und Höhe (hoch-tief) eingeteilt werden. Diese Klassifikation ist für die Vokalharmonie von entscheidender Bedeutung.
Artikulationsort | vorn | hinten | ||
---|---|---|---|---|
Rundung | ungerundet | gerundet | ungerundet | gerundet |
hoch | i | ü | u | |
tief | e | ö | a | o |
- Vokalharmonie zwischen letztem Vokal des Stamms und folgendem Suffix, die auf verschiedenen Vokaloppositionen beruht, vor allem auf der Artikulationsstelle "vorne-hinten" ("Palatale Vokalharmonie"). Einige mongolische Sprachen, z.B. Mogholi und Tu, haben die Vokalharmonie verloren.
- Beispiel aus dem Chalcha:
- mal-aar "durch das Viehs" (INSTR)
- nom-oor "durch das Buch" (INSTR)
- Eine durchgehend agglutinative Wortbildung und Flexion, und zwar nahezu auschließlich durch Suffixe. Jedes Morphem hat eine spezifische Bedeutung und grammatische Funktion und ist - abgesehen von den Erfordernissen der Vokalharmonie - unveränderlich.
- Adjektive werden in den modernen mongolischen Sprachen nicht flektiert, sie zeigen keine Konkordanz mit ihrem Bestimmungswort, dem sie vorausgehen. (Allerdings weisen die älteren Sprachstufen Reste einer Konkordanz in Numerus und Geschlecht auf.)
- Bei der Verwendung von Quantifizierern (Zahlwörter, Mengenangaben) entfällt die Pluralmarkierung.
- Es gibt keine Artikel.
- Es gibt kein grammatisches Geschlecht, auch nicht bei den Pronomina.
- Wichtig für mongolische Sprachen ist das Konzept der Konverben (im Grunde Partizipien), die als Ersatz für Nebensätze verwendet werden. Dazu unten Beispiele aus dem Chalcha.
- Das Verbum steht am Satzende, die normale Satzfolge ist SOV (Subjekt-Objekt-Verb).
Nominalbildung
Die Nomina der mongolischen Sprachen besitzen die Kategorien Numerus (Singular / Plural) und Kasus (sieben Fälle), die durch angehängte Plural- bzw. Kasusmarker gekennzeichnet werden. Die Pluralmarker stehen vor den Kasusmarkern, beide Suffixe unterliegen der Vokalharmonie. Ein Beispiel aus dem Chalcha:
Pluralmarker sind /nar/, /uud/ und /čuud/, z.B.
- nom "Buch", nom-uud "Bücher"
- zaluu "Jüngling", zaluu-čuud "Jünglinge"
Folgende Tabelle zeigt die Kasusmarker und die Deklination des Wortes mal "Vieh".
Kasus | Kasusmarker | Form | Bedeutung |
---|---|---|---|
Nominativ | -Ø | mal-Ø | das Vieh (Nom.) |
Genitiv | -iin | mal-iin | des Viehs |
Dativ | -d | mal-d | dem Vieh, für das Vieh, zum Vieh |
Akkusativ | -iig | mal-iig | das Vieh (Akk.) |
Ablativ | -aas | mal-aas | vom Vieh |
Instrumental | -aar | mal-aar | mithilfe des Viehs |
Komitativ | -tai | mal-tai | zusammen mit dem Vieh |
Adjektive
- ulaan nom "das rote (ulaan) Buch"
- ulaan nom-uud "die roten Bücher"
- ulaan nom-iin "des roten Buches"
Es erfolgt keine Veränderung am vorangestellten Adjektiv in Numerus und Kasus und es gibt keine Konkordanz mit dem Bestimmungswort.
Personalpronomina
Die Personalpronomina lauten im Nominativ:
Person | Singular | Plural |
---|---|---|
1 | bi | bid |
2 | či | ta |
3 | ter | ted |
Die 3. Personen sind eigentlich Demonstrativpronomina, ter steht für "er/sie/es" (es gibt auch beim Pronomen kein grammatisches Geschlecht).
Die anderen Kasus des Personalpronomens werden mit den oben angegeben Kasusmarkern gebildet, die aber an oblique Formen des Pronomens angehängt werden:
Die obliquen Formen des Personalpronomen
Person | Singular | Plural |
---|---|---|
1 | nad-, min- (Genit.) | bid-, man- |
2 | či-, ča- | tan- |
3 | tuu- | ted- |
Verbalmorphologie
Die Grundzüge der Verbalbildung werden am Beispiel des Chalcha erläutert.
Aspekt und Tempus
Mongolische Verben unterscheiden zwei Aspekte, einen Perfektiv (abgeschlossene Handlung) und einen Imperfektiv (nicht-abgeschlossene Handlung). Beide Aspekte können wiederum die Tempora Präteritum (Vergangenheit) und Präsens-Futur (Nicht-Vergangenheit) besitzen. Dadurch hat jedes Verbum vier Stammformmen, die durch folgende Suffixe gekennzeichnet werden:
Die Stammformmarker des mongolischen Verbums
Tempus | Perfektiv | Imperfektiv |
---|---|---|
Präteritum | -v | -džee |
Präsens-Futur | -laa | -na |
Diese Formen weisen keine Unterscheidung der Person auf und können nicht negiert werden. Beispiele:
- ter ire-v "er/sie/es ist gekommen" (Perfektiv, Vergangenheit)
- bid nom-iig unši-na "wir werden ein Buch lesen"
Negation
Die Negierung erfolgt durch den Negationsmarker /-gui/, der an Verbalnomina angehängt wird. Im Präteritum wird dazu das Verbalnomen auf /-san/ verwendet, im Präsens-Futur auf /-x/. Beispiele:
- ter ir-sen-gui "er/sie/es ist nicht gekommen"
- bi mede-x-gui "ich weiß nicht"
Iterativ, Durativ
Ein iterativer oder durativer Aspekt kann durch das Verbalnomen auf /-dag/ ausgedrückt werden. Beispiel:
- ter Ulaanbaatart stuu-dag " er lebt (ständig) in Ulaanbaator"
Imperativ
Der Imperativ wird durch den bloßen Stamm gebildet, seine höfliche Form durch /-aarai/, seine Verneinung mit Hilfe von /bitgii/. Beispiele:
- yav! "geh!"
- yaw-aarai! "geh bitte!"
- bitgii yav! "geh nicht"
Konverben
Konverben werden in allen mongolischen Sprachen bei der Koordination oder Subordination mehrerer Sätze gebraucht, man kann sie als Partizipien ansehen. Je nach Funktion haben sie unterschiedliche Formen.
Eine einfache Sequenz wird durch das Konverb auf /-dž/ eingeleitet, nur das letzte Verb in einer solchen Kette steht in einer finiten Form. Beispiel:
- bi doloon cagt bos-dž oglooni xool ide-dž nom unši-v
- "ich stand um sieben Uhr auf, aß Frühstück und las (dann) ein Buch"
Vorzeitigkeit wird durch das Konverb auf /-aad/ ausgedrückt. Beispiel (wegen der Vokalharmonie hier /-ood/):
- Bid xuvcas oms-ood nom-iig unši-na "nachdem wir uns angezogen haben, werden wir ein Buch lesen"
Literatur: Beispiele zur Morphologie zum Teil aus G.L. Campbell, Compendium of the World's Languages.
Siehe auch
Literatur
- Janhunen, Juha, The Mongolic Languages. Routledge, London 2003.
- Clauson, Gerard, Turkish and Mongolian Studies. Luzac, London 1962.
- Comrie, Bernard, The languages of the Soviet Union. Cambridge University Press 1981.
- Masica, Colin P., Defining a Linguistic Area: South Asia. Chicago University Press 1976.
- Ramsey, S. Robert The Languages of China. Princeton University Press 1987.