Tatbestand war eine Kriminal-Hörspiel-Reihe beim Rundfunk der DDR, die auf Gerichtsakten basierte und, jeweils mit einem staatsanwaltlichen Credo versehen, in 40 Folgen ausgestrahlt wurde.
Geschichte und Struktur
Die Radiokrimi-Reihe entstand korrespondierend zu den Fernsehspielen Der Staatsanwalt hat das Wort, welche seit Oktober 1965 mit beachtlichem Publikums-Erfolg beim Deutschen Fernsehfunk angelaufen waren. Analog zur Fernseh-Reihe, die der Staatsanwalt Dr. Peter Przybylski präsentierte, wurde die 1973 von der Hörspielabteilung begonnene Reihe Tatbestand anfänglich von Staatsanwalt Heinz Hämmerlein und später von Staatsanwalt Dieter Plath publizistisch begleitet.
Diese Staatsanwälte, die als stellvertretende Pressesprecher des Generalstaatsanwaltes der DDR tätig waren, unterbreiteten den Hörpiel-Machern eine Auswahl von aus rechtspropagandistischer Sicht relevanten Gerichts-Fällen und gaben den interessierten Hörspiel-Autoren später auch Einsicht in die jeweiligen Prozessakten. Während das Publikum in den Fernsehspielen anfangs sogar mehrfach zwischen den einzelnen Szenen die belehrenden Auftritte des Staatsanwaltes hinnehmen musste, begnügten sich die in einer Krimi-Handlung aufgebauten Hörspiele mit einem finalen Sprecherpart, in dem der Staatsanwalt im Originalton vernehmbar das Delikt und seine Ursachen ausdeutete und neben den zu ziehenden Lehren auch das konkret verhängte Strafmaß für die Täter verkündete.
Die Folge I von Tatbestand erlebte ihre Ursendung am 21. Juli 1973 auf Radio DDR I. [1] Zwei Mal wurden Produktionen dieser Reihe mit dem Sonderpreis der Kritikerjury beim DDR-Hörspielpreis bedacht: 1980 erhielt ihn Jutta Wachowiak für ihrer darstellerische Leistung in Peter Goslickis In guten wie in bösen Tagen und 1985 der Autor Arno Rude für sein Manuskript zu Zuarbeit. [2] Die 40. und letzte Folge der Reihe wurde am 3. August 1989 auf Jugendradio DT64 urgesendet - ein von Horst Liepach inszeniertes Hörspiel mit Ulrich Mühe in der Hauptrolle. [3]
Produktionen
- Hans Siebe: Ein Teller Makkaroni (I) - 1973
- Hans Siebe: In Sachen Rogge (II) - 1973
- Günter Spranger: Zur Fahndung ausgeschrieben: Sabine Gobbin (III) - 1973
- Hans-Jürgen Bloch: Hundert Mark für eine Unterschrift (IV) - 1974
- Inge Meyer: Was wird aus Angela? (V) - 1974
- Barbara Neuhaus: Kein Kavaliersdelikt (VI) - 1975
- Inge Meyer: Rödelstraße 14 (VII) - 1975
- Ulrich Waldner: Es regnet (VIII) - 1976
- Inge Meyer: Beermann hat ein Herz für jeden (IX) - 1976
- Inge Meyer: Der Spinner (X) - 1977
- Inge Meyer: Geld für eine Ehe (XI) - 1978
- Horst Berensmeier: Ideale Arbeitsbedingungen (XII) - 1978
- Susanne Günther: Kurzschluss (XIII) - 1978
- Peter Goslicki: In guten wie in bösen Tagen (XIV) - 1979
- Inge Meyer: Der reizende Roland (XV) - 1979
- Claus B. Schröder: Ein richtiges Leben (XVI) - 1979
- Hans Siebe: Feuer im Boothaus (XVII) - 1972 - US: 1980
- Hans Siebe: Der Vetter aus Frankfurt (XVIII) - 1980
- Ingeborg Nössig: Ein Kind um jeden Preis (IXX) - 1980
- Siegfried Hanusch: Leben wie alle (XX) - 1980
- Martin Honemann: Die Frau, Der Mann, Das Fräulein (XXI) - 1981
- Anne Braun: Zu Hause ist's am schönsten (XXII) - 1981
- Peter Goslicki: Man lebt nur einmal (XXIII) - 1981
- Achim Scholz: Der Faschingsprinz (XXIV) - 1981
- Helmut Vogt u. Wolfgang Beck: Sprechen wir lieber von Pferden (XXV) - 1981
- Inge Meyer: Die goldene Sechs (XXVI) - 1982
- Willi Urbanek: Wer hat, der hat (XXVII) - 1982
- Ernst-Frieder Kratochwil: Ein Haus für uns alleine (XXVIII) - 1983
- Renate Hürtgen: Im Kreise der Familie (XXIX) - 1984
- Arno Rude: Zuarbeit (XXX) - 1984
- Ulrich Kiehl: Rollender Dienst (XXXI) - 1985
- Arno Rude: Die Traumtänzerin (XXXII) - 1986
- Gerhard Pötzsch: Glitzernde Wände (XXXIII) - 1986
- Jutta Schwarz: Ring mit blauem Stein (XXXIV) - 1986
- Katrin Lange: Die Brandstifterin (XXXV) - 1987
- Gabriele Bigott: Als wäre nichts gewesen (XXXVI) - 1987
- Eckhard Bahr: Verlorene Zeit (XXXVII) - 1988
- Friedbert Stöcker: Sonnabend, zehn Uhr, Lunge (XXXVIII) - 1988
- Jutta Schlott: Mamatschi (XXXIX) - 1988
- Uwe Petzold: Fehlbon (XXXX) - 1989
Einzelnachweise
- ↑ Die merkwürdige Verwandlung der Jenny K., Hörspiele, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1976, S. 230
- ↑ Sibylle Bolik: Das Hörspiel in der DDR - Themen und Tendenzen, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 1994, S.299 f.
- ↑ Traumreise, Hörspiele, Henschel Verlag GmbH, Berlin 1991, S. 235, ISBN 3362005896