Eduard Duckesz (geboren am 3. August 1868 in Szelepcsény (Ungarische Slowakei; heute: Slepčany); gestorben am 6. März 1944 im Konzentrationslager Auschwitz, ermordet) war ein Rabbiner in Hamburg-Altona.
Leben
Nach seiner Ausbildung an der Jeschiwa des Hatam Sofer in Pressburg wurde Duckesz 1891 Rabbiner im damals noch selbständigen Altona. Neben seiner Tätigkeit als Rabbiner, Lehrer und Seelsorger (auch als Garnisonsgeistlicher im Ersten Weltkrieg) widmete sich Duckesz der Erforschung der jüdischen Geschichte in der „Dreigemeinde AHW“, dem Verband der Gemeinden Altona, Hamburg und Wandsbek.[1] Dazu entzifferte, transkribierte, übersetzte und publizierte er u.a. die Grabinschriften auf dem Jüdischen Friedhof an der Königstrasse in Altona.[2] Seine Arbeiten zur hebräischen Inschriftenkunde waren wegweisend. Ende 1938 flüchtete Duckesz vor den Nazis nach Amsterdam. Dort führte er seine Lehr- und Forschungstätigkeit fort, bis er 1943 verhaftet und im Lager Westerbork interniert wurde.[3] Von Westerbork wurde Eduard Duckesz 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.[4]
Seine fünf Kinder überlebten den Holocaust. Die Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem bewahren die Fotosammlung von Eduard Duckesz sowie seinen in den 1890er Jahren verfassten Bibliothekskatalog der Alten und Neuen Klaus.[5]
Posthume Ehrungen
- Seit 2004 erinnert in Altona ein Stolperstein vor dem Haus Biernatzkistraße 14, in dem er einst wohnte, an Eduard Duckesz.[6] Ein weiterer Stolperstein in Erinnerung an ihn wurde am 2. August 2012 vor dem Eingang zum Jüdischen Friedhof Altona verlegt.[7]
- Das 2007 eröffnete Besucherzentrum des Jüdischen Friedhofs an der Königstraße in Altona heißt „Eduard-Duckesz-Haus“,[8] auch die dortige Eduard-Duckesz-Bibliothek ist nach ihm benannt.[9][10]
- Seit 2010 fördert die Hermann Reemtsma Stiftung das am Hamburger Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGDJ) angesiedelte Eduard-Duckesz-Fellowship, das derzeit von dem Linguisten Michael Studemund-Halévy wahrgenommen wird..[11]
Eduard-Duckesz-Preis
- Seit 2012 verleihen das Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg und der Edurad-Duckesz-Fellow alle zwei Jahre den Eduard-Duckesz-Preis für Jüdische Studien<www.jüdischer-friedhof-altona.de.</ref>
Preisträger
- 2012 Dr. Dov Cohen, Bar-Ilan Universität
- 2014 Tina Walzer, MA, Wien
- 2016 C. M. Kosemen, Istanbul
Werke
- Sefer Iwah leMoschaw. Enthaltend Biographien und Grabstein-Inschriften der Rabbiner der 3 Gemeinden Altona, Hamburg, Wandsbeck. Verlag Eisig Gräber, Krakau 1903.[12]
- Chachame AHW. Biographien und Grabstein-Inschriften der Dajanim, Autoren und der sonstigen hervorragenden Männer der 3 Gemeinden Altona, Hamburg, Wandsbeck. Ins Deutsche übertragen von Salomon Goldschmidt. A. Goldschmidt Verlag, Hamburg 1908. (hebräisch und deutsch) vorgestellt werden die „Chachame“, die „Weisen“, d.h. die Gelehrten aus der Geschichte der Dreigemeinde AHW>[13]
- Zur Geschichte und Genealogie der ersten Familien der hochdeutschen Israeliten-Gemeinden in Hamburg-Altona. Anlässlich des 250jährigen Stadtjubiläums von Altona. Verlag Max Leßmann, Hamburg 1915.
- Familiengeschichte des Rabbi Lase Berlin in Hamburg. Verlag Max Täschner Nachfolger, Hamburg 1929.
- Warburg-Familie. Geschichte des Geschlechts Warburg. Bearbeitet von Eduard Duckesz und Otto Hintze. Manuskript, 1928/1929.[14]
Dazu kommen Beiträge im Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft, im Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte und im Gemeindeblatt der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg. Einige dieser Arbeiten wurden auch in Buchform, als Sonderdrucke veröffentlicht.[15]
Literatur
- Birgit Gewehr: Stolpersteine in Hamburg-Altona mit Elbvororten. Landeszentrale für Politische Bildung, Hamburg 2008, ISBN 978-3-929728-05-7. Darin: Eduard Duckesz. S. 28–29.
- Michael Studemund-Halévy: Duckesz, Eduard. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 4. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0229-7, S. 87–88.
- Michael Brocke, Julius Carlebach (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 2: Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871–1945. Band 1: Aaron – Kusznitzki. bearbeitet von Katrin Nele Jansen. Saur, München 2009, ISBN 978-3-598-24874-0. Darin: Eduard Duckesz. S. 164–166.
- Michael Studemund-Halévy: Im jüdischen Hamburg. Ein Stadtführer von A bis Z. Dölling und Galitz Verlag, Hamburg/ München 2011, ISBN 978-3-937904-97-9. Darin: Aus dem Fotoalbum des Rabbiners Eduard Duckesz. S. 211–223.
Fußnoten
- ↑ dasjuedischehamburg.de
- ↑ jüdischer-friedhof-altona.de
- ↑ dasjuedischehamburg.de
- ↑ „Page of Testimony“ im Archiv von Yad Vashem, ausgefüllt von seiner Tochter (Central Database of Shoah Victims' Names), abgerufen am 20. Oktober 2012.
- ↑ cahjp.huji.ac.il
- ↑ stolpersteine-hamburg.de
- ↑ http://www.jüdischer-friedhof-altona.de/aktuelles.html abgerufen am 12. Oktober 2012.
- ↑ jüdischer-friedhof-altona.de
- ↑ sub.uni-hamburg.de
- ↑ jüdischer-friedhof-altona.de
- ↑ jüdischer-friedhof-altona.de
- ↑ Alternative Transkriptionen des Haupttitels in Bibliothekskatalogen: Ivah le-moshav und Iwoh le-Moschaw.
- ↑ Alternative Transkriptionen des Haupttitels in Bibliothekskatalogen: Hakhme Ahu. Helek sheni mi-sefer Ivah le-moshav oder Hakhme AHV oder Sefer hakmê A. H. W.
- ↑ Nachgewiesen in: Max Kreutzberger (Hrsg.): Leo Baeck Institute New York – Bibliothek und Archiv. Katalog. Band 1: Deutschsprachige jüdische Gemeinden. Mohr, Tübingen 1970, S. 474.
- ↑ http://www.worldcat.org/search?q=au%3ADuckesz%2C+Eduard&qt=advanced&dblist=638 abgerufen am 12. Oktober 2012.
Weblinks
- Eduard Duckesz Webseite vom Jüdischen Friedhof Altona
- Webseite über Eduard Duckesz
- Chachame AHW in der Open Library (PDF; 12,5 MB)
Personendaten | |
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NAME | Duckesz, Eduard |
ALTERNATIVNAMEN | Duckes, Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | Rabbiner in Hamburg-Altona |
GEBURTSDATUM | 3. August 1868 |
GEBURTSORT | Szelepcsény |
STERBEDATUM | 6. März 1944 |
STERBEORT | Konzentrationslager Auschwitz |