Otto Kretschmer (Marineoffizier)

deutscher Marineoffizier und U-Bootkommandant im Zweiten Weltkrieg
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Flottillenadmiral Otto Kretschmer (* 1. Mai 1912 in Heidau (Niederschlesien); † 5. August 1998 in Straubing) war der erfolgreichste U-Boot-Kommandant im Zweiten Weltkrieg.

Otto Kretschmer trat 1930 als Seekadett in die Reichsmarine ein. Er wurde auf dem Segelschulschiff Niobe und dem Leichten Kreuzer Emden ausgebildet. Am 1. Oktober 1934 wurde er Leutnant zur See. Es folgte ein Bordkommando auf dem Leichten Kreuzer Köln. Im Januar 1936 wechselte er zur U-Boot Waffe. Hier diente er auf U 35 als Wachoffizier und nahm an Einsätzen in spanischen Gewässern teil. Am 1. Oktober 1937 wurde Oberleutnant zur See Kretschmer Kommandant des II B Bootes U 23.

Mit diesem Boot begann für Kretschmer der Krieg. Bis Februar 1940 konnte er auf acht Einsätzen insgesamt 7 Schiffe mit 26.249 BRT sowie den britischen Zerstörer „HMS Daring“ (1375 t) versenken. Am 18. April übernahm Kretschmer, seit dem 1. März Kapitänleutnant, das VII B Boot U 99. Mit diesem Boot versenkte er auf weiteren acht Feindfahrten 38 Schiffe mit 244.658 BRT, darunter drei bewaffnete Hilfskreuzer. Ein weiteres Schiff wurde ihm als Prise zuerkannt. Am 4. August 1940 bekam er das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und am 4. November, als zweiter U-Boot Kommandant, (nach Prien) das Eichenlaub.

Auf seiner letzten Fahrt operierte U 99 zunächst mit U 47 (Günther Prien) am 7. März 1941 auf das Geleit OB-293. U 47 ging bei diesem Angriff aus ungeklärter Ursache verloren. U 99 konnte zwei große Schiffe versenken, bevor es abgedrängt wurde. Am 16. März sichtete U 110, unter Führung von Kapitänleutnant Fritz Julius Lemp, südöstlich von Island den Geleitzug HX-112. U 37 (Nikolai Clausen), U 99 und U 100 (Joachim Schepke) schlossen heran und bildeten ein sog. „Wolfsrudel“, welches am späten Abend angriff. U 99 konnte als einziges Boot erfolgreich in den Konvoi eindringen und 5 Schiffe versenken sowie ein weiteres torpedieren. Dann waren alle Torpedos verschossen und U 99 lief ab. Gegen 03.00 Uhr, am 17. März, stieß es, schon weitab vom Geleit, auf die Zerstörer „HMS Walker“ und „HMS Vanoc“. Diese hatten nach langer Verfolgung gerade U 100 versenkt. U 99 tauchte weg, wodurch es von HMS Walker mittels ASDIC Ortung überhaupt erst bemerkt wurde. Nach mehreren Wasserbomben mußte U 99 schwer beschädigt auftauchen. Weil die Schrauben blockiert waren, mußte Kretschmer sein Boot aufgeben. Die Besatzung ging über Bord. Drei Männer, darunter der L.I.Schroeder, kamen ums Leben. Der Rest wurde vom Zerstörer Walker aufgenommen. Kretschmer wurde zunächst nach England gebracht. Dort erhielt er die Nachricht über seine in Deutschland ausgesprochene Beförderung zum Korvettenkapitän. Am 26. Dezember wurden ihm, als erstem Marineoffizier, die Schwerter zum Eichenlaub verliehen. 1942 kam er nach Kanada. Im Dezember 1947 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.

Nach dem Krieg studierte er zunächst Jura. 1956 trat er als Fregattenkapitän in die Bundesmarine ein. Nach 1962 gehörte Kretschmer zum NATO-Kommandostab. Acht Jahre später, 1970, schied er als Flottillenadmiral aus dem militärischen Dienst aus. Er arbeitete danach als militärischer Berater. Am 2. August 1998 erlitt Kretschmer in Straubing/Bayern, nach einem Sturz von einer Schiffsgangway auf die Mole, schwere Kopfverletzungen, an deren Folgen er drei Tage später verstarb.

Otto Kretschmer konnte insgesamt 46 Schiffe mit 273.073 BRT versenken und 5 Schiffe mit 37.965 BRT beschädigen. Diese Zahl blieb trotz seiner frühen Gefangennahme bis zum Ende des Krieges unerreicht. Er gilt deshalb als der Tonnagekönig des Zweiten Weltkrieges. Kretschmer machte, im Gegensatz zu Schepke und Prien, über seine Erfolge nie viel Aufhebens und trat auch in der Propaganda kaum in Erscheinung. Man nannte ihn deshalb „Otto den Schweigsamen“.



Literatur

  • Terence Robertson: Der Wolf im Atlantik, Weltbild Verlag, ISBN 3‒89350‒695‒0
  • Bodo Herzog: Otto Kretschmer, Patzwalk Verlag, ISBN 3‒93153‒344‒1
  • Rainer Busch/Hans Joachim Röll: Der U-Boot Krieg 1939–1945 (Band 3), Mittler Verlag, ISBN 3 8132 0513 4