Hochmoor

Moortyp ohne Zufluss vom Grund oder durch Strömung
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Regenmoore, auch ombrotrophe Moore oder Hochmoore genannt, sind saure, nährstoffarme und nasse Lebensräume mit einer hochangepassten Flora und Fauna.

NSG "Ewiges Meer", Hochmoorweite eines Restmoores in Nordwestdeutschland

Sie entstanden in den Warmzeiten, vor allem nach der letzten Eiszeit, meist aus der Sukzession von Niedermooren (nährstoffreichere, grundwasserernährte Moore) und dem Wachstum von Torfmoosen auf nährstoffarmen Böden in Gebieten mit hohen Niederschlägen und geringer Verdunstung. Sauerstoffmangel und hoher Säuregrad im ständig feuchten Substrat hemmen die Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenteilen und führen zur Torfbildung. So wächst das Hochmoor sehr langsam über das Niveau des Grundwasserspiegels, daher der Name Hochmoor, wobei Torfmoose eine entscheidende Rolle spielen. Regenmoore werden im Gegensatz zu Niedermooren ausschließlich aus Niederschlägen (Ombrotrophie) und aus der Luft eingetragenen Nährstoffen genährt und stellen damit einen speziellen hydrologischen, ökologischen und genetischen Moortyp dar.

Entstehung und Aufbau der Regenmoore

 
Wachstum eines "klassischen" Hochmoores in Norwestdeutschland

Ein lebendes Hochmoor benötigt zum Wachstum ein feuchtes ausgeglichenes Klima. Die Menge des Niederschlages muss den Wasserverlust durch Abfluss und Verdunstung übersteigen. Außerdem müssen die Niederschläge gleichmäßig über das Jahr verteilt sein. Die Bildung eines typischen Hochmoores ist ein sehr langsamer Prozess, der sogar bei günstigem, ungestörten Ablauf Jahrhunderte bis Jahrtausende dauert.

Die Bildung von Regenmooren begann vor etwa 11 000 Jahren (Beginn des Holozän) nach dem Rückzug der letzten Eisschilde. Hinsichtlich ihrer Entstehung unterscheidet man Verlandungshochmoore und wurzelechte Hochmoore. Erstere sind sekundär aus der Verlandung von Seen oder aus verlandenden Altarmen von Fließgewässern hervorgegangen (siehe Abbildung rechts in der Sequenz). Es entwickelten sich zunächst Niedermoore unter Einfluss des Grundwassers (Mineralbodenwasser). Nachdem der entstehende Torf langsam aus dem Einfluss des Mineralbodenwassers herauswuchs, schlug das Wachstum in eine Hochmoorbildung um, d. h. diese Moore wurden von nun an nur noch vom nährstoffarmen Regenwasser gespeist. Wurzelechte Hochmoore entstanden dagegen direkt auf dem mineralischen Untergrund nährstoffarmer Gebiete ohne vorherige Niedermoorbildung (s. Abbildung links in der Sequenz) entweder als primäre Moorbildung durch Versumpfung vormals trockener Mineralböden, z.B. infolge von Rodungen, Klimawandel, verminderter Versickerung, oder sekundär durch das Hinauswachsen eine Hochmoores auf den benachbarten Mineralboden.

Haupttorfbildner sind die wurzellosen Torfmoose, die nur langsam in die Höhe wachsen, während gleichzeitig der untere Teil unter Luftabschluss vertorft. Je nach geographischer Lage sind verschiedene Arten der Torfmoose am Aufbau der Regenmoore beteiligt. Die Zuwachsrate an Torfsubstanz beträgt nur etwa einen Millimeter pro Jahr. Wurzelechte Hochmoore entstanden direkt auf dem mineralischen Untergrund ohne vorherige Niedermoorbildung (siehe Abbildung links in der Sequenz). Weiterhin gibt es eine Reihe sogenannter Übergangs- und Zwischenmoore, die in unterschiedlichen Anteilen Merkmale von Hoch- und Niedermoore in sich vereinen (siehe Definition Moor).

 
Aufbau eines wachsenden Moores

Wachsende Moore können in zwei Schichten unterteilt werden. Das „Akrotelm“ (griech.: akros = höchst; telma = Sumpf) ist der obere Bereich und umfasst die Vegetationsschicht und den Moorboden. Dort entstehen durch Wachstum und Absterben von Pflanzenteilen die frischen organischen Substanzen (Torfbildungshorizont). Das „Katotelm“ (griech.: kato = unten) ist der darunter liegende wassergesättigte Bereich mit geringerer biologischer Aktivität. Diese Schicht wird aufgrund der geringen noch ablaufenden bodenbildenden Prozesse zum geologischen Untergrund gezählt und als Torferhaltungshorizont bezeichnet. In Regenmooren wird die oberste Torfschicht Weißtorf genannt, da sie aus weitgehend unzersetzten hellbraunen Torfmoosen besteht. Bei der unteren Torfschicht handelt es sich um Schwarztorf, der schon gut humifiziert ist und eine schwarz-braune Färbung mit noch erkennbaren Pflanzenresten aufweist.

Regenmoorformen und ihre Verbreitung

Die Bildung von Regenmooren ist vom Klima abhängig, also der Höhe der Niederschläge und die Größe der Verdunstung, die wiederum entscheidend von der Temperatur bestimmt wird. Weiterhin nimmt das Geländerelief Einfluss auf das Abflussgeschehen und damit auf die Gestalt eines Regenmoores. Daraus ergibt sich eine geographische Begrenzung der Regenmoorentstehung. Hochmoorwachstum begünstigende Bedingungen findet man hauptsächlich in Nordamerika (Kanada, Alaska), Nordeuropa und West-Sibirien, Südamerika, Südostasien und im Amazonasbecken. Hier entstanden Moore aller Art und Torflagerstätten von insgesamt 4 Mio. km², womit sie 3 % der Landfläche der Erde bedecken. Auf der Südhalbkugel werden nährstoffarme Moore selten aus Torfmoosen aufgebaut. Die torfreichsten Länder der Tropen finden sich in Südostasien. In vielen Fällen ist noch nicht geklärt wie das Wachstum dieser Moore von Statten geht, denn Moose fehlen hier völlig. Einzig auf den feuerländischen Inseln existieren Torfmoosmoore.

Deckenmoore

 
Deckenmoor in Connemara, Irland

In stark ozeanisch geprägten Regionen bilden sich bei hohen, sehr regelmäßig verteilten Niederschlägen (an mehr als 235 Tagen im Jahr) sogenannte Deckenmoore (engl. „blanket bog“). Diese meist sehr geringmächtigen Torfdecken ohne deutliche Oberflächenstrukturen überziehen in Europa Hügel und Täler der Landschaften Irlands, Schottlands, Englands und Norwegens. In Nordamerika sind Deckenmoore in Kanada vorwiegend östlich der Hudsonbay verbreitet. Diese Moore stehen oft noch unter Einfluss des Mineralbodenwassers (Grundwasser). Deckenmoore kommen nördlich des 65° Breitengrad nicht vor.

Planregenmoore/ atlantische Regenmoore

Planregenmoore werden auch als altlantische Regenmoore bezeichnet. Im Verbreitungsgebiet der Deckenmoore treten auch leicht gewölbte Planregenmoore mit schwach ausgeprägtem Oberflächenrelief in ebener Lage auf. Das Gebiet der Planhochmoore Europas erstreckt sich von Irland nach Osten über Südnorwegen nach Südwestschweden und nach Norden bis zu den Lofoten. In Nordamerika finden sich Planhochmoore im Bereich der Großen Seen (v.a. in Minnesota und Ontario). Planhochmoore sind ebenfalls ausschließlich vom Regen gewässert.

Plateauregenmoore/ klassische Hochmoore

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Profilschnitt durch ein Plateauregenmoor

In den weniger ozeanisch geprägten Klimagebieten Nordwesteuropas (geringere Niederschläge) nehmen die Regenmoore die klassische urglasförmig aufgewölbte Gestalt an. Sie wachsen in der Mitte stärker als in den Randbereichen. Dadurch kommt es zu einer Aufwölbung im zentralen Teil, dem die Hochmoore ihren Namen verdanken. Diese Aufwölbung kann mehrere Meter betragen. Demzufolge sind die randlichen Bereiche mehr oder weniger stark geneigt. Sie werden als Randgehänge bezeichnet. Die Randgehänge größerer Moore werden von Abflussbahnen sogenannten Rüllen durchzogen über die das überschüssige Wasser abgeleitet wird.

Weitere charakteristische Strukturen dieser Hochmoore sind der ebene baumfreie Hochmoorkern mit einem typischen Bulten-Schlenken-Mosaik: flache nasse Vertiefungen (Schlenken), die sich mit trockeneren Torfmooskuppen (Bulte) abwechseln. Größere Wasseransammlungen inmitten der Hochmoore werden als Kolke oder Mooraugen (huminsäurereiche Gewässer) bezeichnet, die nassen Bereiche an den Außenrändern als Randlagg.

Echte ombrotrophe Hochmoore des nordwestdeutschen Tieflandes zeigen im Aufbau eine meist markante Zweigliederung in Schwarztorf (stark zersetzt) und darüber liegenden Weißtorf (schwächer zersetzt). Dieser Wechsel ist eine Folge von Änderungen im Wasserhaushalt des jeweiligen Moores. Der Weißtorf ist unter feuchteren Bedingungen schneller gewachsen als der Schwarztorf. Diese Veränderung wird auf eine Klimaverschlechterung mit hohen Niederschlägen und geringer Verdunstung um etwa 1000 bis 500 v. Chr. zurückgeführt. Dadurch kam es örtlich zu unterschiedlichem Torfmooswachstum und der damit verbunden Ausbildung der Scharztorf-Weißtorfgrenzschicht, der aber nicht in allen Hochmooren zeitgleich entstand.

Gebirgshochmoore

In niederschlagsreichen Gebirgen treten zwischen 600 und 1500m ebenfalls Regenmoore auf, die aufgrund des Gefälles eine charakteristische asymetrische oder nicht konzentrische Gestalt aufweisen. Bei allen Gebirgsregenmooren handelt es sich um Plateauregenmoore. Sie sind meist auf Hangmooren entstanden. Die oberen Moorteile werden stärker durch Zulaufwasser gespeist und sind meist flach ausgebildet. Die unteren ausschließlich regenwasserernährten Moorteile können dagegen beachtliche Mächtigkeiten erreichen. Das untere Randgehänge ist ausgesprochen steil und meist fehlt die typische Vernässungszone des Lagg (s.o.). Kolke, flache Blänken und Rüllen sind ebenso wie bei den klassischen Hochmooren vorhanden.

Kermimoore

Kermimoore werden auch als Schildhochmoore bezeichnet. Sie haben eine schwach kuppelige Gestalt. Die Mooroberfläche steig von der breiten Laggzone bis zum Zentrum kontinuierlich an. Es handelt sich bei den Kermis um strangförmige Torfmoosbulte, die entlang der Höhenlinien angeordnet sind. Die Schlenken (Flarke) sind meist wannenartig ausgebildet und außerlich von Kolken kaum zu unterscheiden. Im zentralen Bereich dieser Moore sind immer größere Kolke ausgebildet. Im Norden Russlands und in Westsibirien treten Kermimoore häufig in riesigen zusammengewachsenen Komplexen auf. Ferner finden sich Schildhochmoore in Finnland in der mittleren und nördlichen borealen Nadelwaldzone.

Aapamoore

An der nördlichen Verbreitungsgrenze der Regenmoore in der subarktischen Zone können sich Hochmoore nur noch inselartig innerhalb durch mineralbodenwasserernährten Mooren ausbilden. In ebener Lage sind diese Inseln unregelmäßig verteilt. In Hanglagen ordnen sich diese Inseln zu hangparallelen Wällen an. Die Wälle schließen dabei durch Mineralboden vernässte Moorstreifen ein. Diese werden mit einem finnischen Wort als „Rimpis“ bezeichnet. Das Hauptverbreitungsgebiet der Aapamoore sind die skandinavischen Gebirge, Mittelfinnland und Karelien. In Nordamerika ist es vor allem Alaska, das aufgrund des kalten Kontinentalklimas über Aapamoore verfügt. Bei den dargestellen Mooren spielen Frosteinwirkungen eine bedeutende Rolle. In den Moorsträngen findet man bis in den Sommer hinein Bodeneis.

Palsamoore

Im Grenzbereich des arktischen Dauerfrostbodens können die Stränge der Aapamoore zu meterhohen Torfhügeln aufwachsen. Die sogenannten Palsen liegen häufig wie die Aapamoore inmitten von durch Mineralbodenwasser ernährte Moore. Teilweise sind sie von wassergefüllten grabenförmigen Vertiefungen umgeben. Torfwachstum ist kaum ausgeprägt, diese Moore sind Torflager aus Wärmezeiten und wurden erst mit dem kälter werdenden Klima von im inneren wachsenden Eiskernen aufgewölbt. Diese Eiskerne vergrößern sich von Jahr zu Jahr durch Auftau- und Gefriervorgänge des umgebenden Wassers. Die niedrigen Temperaturen verhindern eine Zersetzung des Torfes.

Polygonmoore

 
Polygonmoor: Durch Bildung von wabenartig verbundenen Eiskeilwulsten und darin eingeschlossenen flachen Teichen kommt es zur charakteristischen Polygonstruktur

Polygonmoore nehmen große Flächen in den arktischen und subarktischen Ebenen Sibiriens und Nordamerikas ein. Sie sind an Frostmuster- und Eiskeilböden gebunden. Eine schüttere torfbildende Vegetation kann sich in den inneren wabenartigen Flächen dieser Frostmusterböden (Kryoturbation) halten und wird während der kurzen Sommer mit ausreichender Feuchtigkeit versorgt, da das Schmelzwasser durch die erhöhten Polygonränder am Abfluss gehindert wird. Die Torfdecken erreichen eine Mächtigkeit von 0,3 bis 1 Meter.

Bedeutende Regenmoorgebiete

  • Asien: Das westsibirische Regenmoorgebiet umfasst allein 700 000 km². Die großen Moore erreichen im Zentrum Aufwölbungen bis zu 10 m. Sie gehören überwiegend zum Regenmoortyp der Kermimoore. Sie werden auch als Strang- und Blankenmoore bezeichnet. Sie stellen die wohl bedeutendste Ausbildungsform der Regenmoore auf der Erde dar. Allein das Wasjugan-Moor in dieser Region, das größte Moorsystem der Erde, bedeckt mehr als 50 000 km². Die Torflager werden auf über 14 Milliarden Tonnen geschätzt.
  • Nordamerika: Von Alaska im Westen bis zu den Küsten des Atlantiks im Osten breitet sich ein Moorgebiet aus, das in der Ausdehnung mit dem Westsibiriens vergleichbar ist. Auf die Zone der Palsa- und Aapamoore („string fens“) schließt sich eine Zone der aufgewölbten Regenmoore an. In Richtung des Ozeanitätsgefälles von Ost nach West sind östlich der Hudsonbay Deckenmoore verbreitet. Diese werden nach Westen von Plateauregenmooren im Gebiet der großen Seen und schließlich von Kermimooren abgelöst.
  • Europa: Die größten mitteleuropäischen Regenmoorgebiete sind der südliche Nordseeküstenraum und das Alpenvorland. Durch die Torfnutzung sind die Regenmoore bis auf wenige Reste abgebaut und kultiviert (> 90%). Die letzten baltischen Hochmoore werden derzeit abgetorft. Estland exportierte im Jahre 2003 3,6 Mio. m³ Torf für den westeuropäischen Gartenbaubereich, das sind mehr als 60% der Landesproduktion. In Litauen sind 60% der abbaufähigen Moorfläche für den Abbau aufbereitet oder werden bereits abgebaut.

Regenmoore und Regenmoorlandschaften in Deutschland

 
Das Hohe Venn im Herbst


Hochmoore sind in Mitteleuropa auf die regenreiche Küstenregion konzentriert. Das größte zusammenhängende Hochmoor Mitteleuropas war das Bourtanger Moor, das mit dem niederländischen Anteil ursprünglich eine Fläche von ca. 2300 km² einnahm. Weitere große Hochmoore sind das Teufelsmoor nordöstlich von Bremen, sowie das Vehnemoor (abgetorft) und die Esterweger Dose (ehemals etwa 80 km², abgetorft) zwischen Oldenburg und Papenburg. Die Hochmoore in den Mittelgebirgen (Harz, Solling) sind dagegen vergleichsweise klein. Ferner befindet sich im durch eiszeitliche Gletscher geformte Alpenvorland ein moorreiches Gebiet. Das Wurzacher Ried (Haidgauer Regenmoorschild) wird als das größte und am besten erhaltene Regenmoor Mitteleuropas angesehen. Ein weiteres Regenmoor ist der Federsee.


siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete in Deutschland

Ökosystem Regenmoor

 
Bleichmoospolster mit Sonnentau, Moosbeere und Rosmarinheide

Regenmoore nehmen eine Sonderstellung in den Stoffkreisläufen der Natur ein. Ihre selbstregulierende Kraft unterscheidet sie von allen anderen Ökosystemen der Erde.

Moore sind Lebensräume mit positiver Stoffbilanz. Die Bildung organischer Substanz ist größer als ihre Zersetzung und damit ihr Aufbrauch. Dieser Zuwachs an organischer Masse und die Ablagerung in Form von Torf ist aber nur an Standorten mit Wasserüberschuss möglich. Bei ausreichender Wasserversorgung wächst das Moor fortwährend. Die Torflagen sind das Ergebnis der Assimilationstätigkeit ihrer ehemals auf der Oberfläche wachsenden Pflanzen. Somit beherbergen sie über jahrtausende gespeicherte Sonnenenergie. Moore sind damit riesige Stoffsenken für Kohlenstoff und Stickstoff. Die bedeutendste Pflanzengruppe in Regenmooren sind die Torf- oder Bleichmoose (Sphagnum), die den Moorkörper aufbauen. Torfmoose sorgen für das Höhenwachstum der Hochmoore. Jedes Jahr wachsen die kleinen Pflänzchen je zwischen 1 bis 30 cm in die Höhe. Nach unten hin vertorfen sie zwischen 0,5 bis 1 mm jährlich.

Wasserhaushalt

 
Habitus einer Torfmoospflanze

Eine wichtige Eigenschaft der Regenmoore ist ihre Speicher- und Aufnahmekapazität für Wasser. Indem Moore aufwachsen akkumulieren sie Wasser. Der Wassergehalt der Torfe kann bis zu 97% ihres Volumens ausmachen. Bei stärkerer Wasserzufuhr können Moore ihr Volumen ausdehnen und das Wasser oberflächlich einstauen. Der Torfkörper quillt und schrumpft (Mooratmung). Aufgrund der anatomischen Besonderheiten der Torfmoose verfügen Regenmoore quasi über ein sich selbst regulierendes Wasserregime. Die straff aufrechte Wuchsform der einzelnen dicht nebeneinander gelagerten, wurzellosen Moospflanzen bedingen eine kapillare Leitfähigkeit und vermögen somit den Wasserstand anzuheben. Zusätzlich können die Blätter der Torfmoose in ihren großen Speicherzellem (Hyalinzellen) mehr als das 30fache ihres Trockengewichtes an Wasser speichern. Die Polsterbildung vergrößert zudem das Gesamtporenvolumen. In niederschlagsarmen Perioden ist durch die Kapillarwirkung immer eine Zufuhr von Wasser aus den unteren Schichten des Moorkörpers gewährleistet. Bei oberflächlicher Abtrocknung füllen sich die Speicherzellen der Torfmoose mit Luft und werden dadurch bleich. Sonnenstrahlung wird reflektiert und dadurch die Verdunstung eingeschränkt. Durch die hohe Speicherfähigkeit für Wasser werden bei Starkregenfällen Abflussspitzen in die Umgebung vermieden.

Stoffhaushalt

Hochmoore sind extrem nährstoffarme (oligothrophe) Lebensräume. Die permanente Wassersättigung (Sauerstoffmangel) bedingt eine unvollständige Zersetzung pflanzlicher Reste. Eine Mineralisation kann nur in den oberen Schichten des Moores (Akrotelm, siehe oben) stattfinden, wo noch ausreichend Sauerstoff für die mikrobielle Aktivität vorhanden ist. Torfmoose haben die Fähigkeit, Mineralstoffe an sich zu binden und dafür Wasserstoffionen (H+, Protonen) abzugeben. Die im Austausch aufgenommenen Mineralstoffe sind Nährstoffe für das Torfmoos. So verbessert die Pflanze ihre Nahrungsbedingungen und schafft sich eine saure Umgebung, die sie selbst ertragen kann, in der aber konkurrierende Pflanzen keine Überlebenschance haben.

Klima

Das Eigenklima eines Hochmoores ist kontinentaler als das seiner Umgebung und zeichnet sich durch große, zum Teil extreme Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, aber durch geringere Unterschiede im Jahresgang aus.

Je feuchter ein Boden ist, um so mehr Wärme muss zugeführt werden, um eine bestimmte Temperatur zu erreichen. Die Wärmekapazität eines wässergesättigten Moorbodens ist hoch. Die Wärmeleitfähigkeit des Torfes ist dagegen gering. Der Moorkörper erwärmt sich deshalb im Jahresgang nur sehr langsam und kühlt sich aber auch im Spätherbst nur langsam wieder ab. In strengen Wintern kann das Hochmoor mehrere Meter tief durchfrieren. In diesem Fall bleibt der Moorkörper auch in der Tiefe bis in den Frühsommer hinein gefroren, da die einstrahlende Sonnenenergie kaum nach unten weitergeleitet wird. Im Juni liegt die Temperatur in 10 bis 20cm Tiefe zwischen 0° C und 10° C. Die Folge ist ein späterer Beginn der Vegetationsperiode. Im Gegensatz dazu friert das Hochmoor zu Beginn des Winters wesentlich langsamer ein als die umgebenden Gewässer und bleibt in wärmeren Wintern manchmal schnee- und eisfrei. Da ein Hochmoor in diesen Jahreszeiten eine deutlich abweichende Temperatur als die Luftmassen hat, sind Bodennebel hier häufig.

Bei Sonneneinstrahlung im Sommer erwärmt sich der dunkle Torf an der Oberfläche rasch. Durch die geringe Wärmeleitfähigkeit des Torfes, die kaum Wärme an darunterliegende Schichten ableitet, kann es im Hochsommer an der Oberfläche zu extremen Temperaturunterschieden zwischen Nachtfrösten bei klarem Nachthimmel und bis zu 70 °C Hitze an sonnigen Tagen kommen. Temperaturschwankungen zwischen 4 °C und 40 °C innerhalb von 12 Stunden in Oberflächennähe sind auch in mitteleuropäischen Hochmooren keine Seltenheit. Einzelne Messungen ergaben bis zu 77 °C in einem Gebirgshochmoor. Da die Oberfläche des Moores in der Regel nicht mit hochwüchsiger Vegetation bedeckt ist, kann die Wärmeenergie ungehindert abstrahlen, ohne dass wegen der isolierenden Eigenschaft des Torfes eine Wärmenachfuhr, wie es bei Mineralböden der Fall ist, aus der Tiefe möglich ist. Bei unbewölktem Nachthimmel und geringer Luftfeuchtigkeit kann es sogar noch im Sommer im Moor zu Nachtfrösten kommen.

Intakte Hochmoore speichern nicht nur enorme Mengen an Niederschlagswasser, sie prägen auch das Regionalklima entscheidend mit. Trocken-warme Luft wird durch die Verdunstungskälte abgekühlt und angefeuchtet, während warme, wassergesättigte Luft zum Abregnen gezwungen wird. Große ausgedehnte Moore begünstigen so ihr eigenes Wachstum. Nach der Durchschnittstemperatur sind Hochmoorregionen zu allen Jahreszeiten am kältesten. Noch heute haben Städte dieser Moorregionen trotz Küstennähe ein "nachtkaltes Klima", wie z.B. Aurich oder Bremervörde.

Lebewelt

Die extreme Nährstoffarmut und der niedrige pH-Wert und die permanente Wassersättigung der Hochmoorlebensräume bedingen eine hochspezialisierte einzigartige Flora und Fauna mit einer Vielzahl gefährdeter Arten.

Flora

 
Bunte Torfmoosgesellschaft

Pflanzen, die mit den extremen Bedingungen im Hochmoor zurecht kommen sind Spezialisten und Hungerkünstler. Vielfach sind spezielle Anpassungen entwickelt. So gedeihen Hochmoorspezialisten nur in der unwirtlichen Umgebung des Hochmoors. Die Regenmoorzentren sind in der Regel baumfrei.

Torfmoose und Torfmoosgesellschaften
 
Torfmoos-Schwingdecke auf verlandetem Hochmoorkolk

Die einzelnen Torfmoosarten haben unterschiedliche Feuchteansprüche. An sehr nassen Stellen und in Schlenken wachsen gelblichgrüne Arten wie Sphagnum cuspidatum, Sphagnum balticum oder Sphagnum dusenii. Entsprechend wird die Pflanzengesellschaft der wassergesättigten Bereiche als Grüne Torfmoosschlenken-Gesellschaft bezeichnet (Cuspidato-Scheuchzerietum palustris). Ergänzt wird diese Gesellschaft von der Schlammsegge (Carex limosa), Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba) und die seltene Blasenbinse (Scheuchzeria palustris). Andere Torfmoose, besonders Sphagnum magellanicum und Sphagnum rubellum, meist intensiv rot gefärbt, oder das braune Sphagnum fuscum besiedeln dagegen trockenere Stellen und die Bulte. Sie bilden zusammen mit weiteren höheren Pflanzen wie Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), Rosmarinheide (Andromeda polifolia) und Glockenheide (Erica tetralix) die Bunte Torfmoosgesellschaft (Sphagnetum magellanici). Er ist die wichtigste torfbildende Pflanzengesellschaft in Regenmooren. Ferner wachsen einige Torfmoosarten vorwiegend unter lichten Gehölzen, z.B. Sphagnum recurvum, Sphagnum palustre, Sphagnum fimbriatum oder Sphagnum squarrosum. Schließlich werden auch stärker austrocknende Standorte besiedeln: das rotscheckige Sphagnum nemorum, Sphagnum tenellum und Sphagnum compactum.

Fleischfressende Pflanzen

Eine Anpassung an das karge Leben im Hochmoor haben fleischfressende Pflanzen (Karnivore Pflanzen) gefunden: Einige Arten fangen Insekten, verdauen sie und können so zusätzlich Stickstoff und Mineralsalze aufnehmen. Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) hat auf seinen rundlichen Blättern rötliche Drüsen. Diese sondern eine klebrige Flüssigkeit ab, die beispielsweise Ameisen, anziehen. Sie bleiben an den klebrigen Drüsen hängen und lösen beim Sonnentau einen Bewegungsreiz aus. Die klebrigen, fingerartigen Ausstülpungen mit Drüsen neigen sich über die Beute und rollen mit den Blatträndern das Insekt ein. Ein Verdauungssaft, der dem Magensaft von Tieren ähnlich ist, löst die pflanzenverwertbaren Stoffe aus dem Insekt heraus. Der Sonnentau deckt damit den Bedarf an Stickstoff, der im Boden nicht vorhanden ist. Die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) ist in den Mooren in Nord- und Süd-Carolina im Osten der USA beheimatet. Dort stellt die handflächengroße Schönheit im Sommer ihre Klappfallen auf, um damit Insekten und Spinnen zu fangen.

Sauergräser
 
Scheidiges Wollgras im Renaturierungsgebiet Goldenstedter Moor

Charakteristische torfbildende Pflanzen im Regenmoor sind besonders Wollgräser (Eriophorum), Seggen (Carex) und Simsen (Trichophorum). Das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) hat einen horstartigen Wuchs. Mit seinen zerfasernden Blattscheiden trägt es wesentlich zur Bildung von Fasertorf bei. In Nordamerika gehören andere Arten der Wollgräser zu den torfbildenden Pflanzen: Eriophorum virginicum und E. spissum.

Zwergsträucher

Kennzeichnend für die Pflanzenwelt der Regenmoore sind Zwergsträucher, die fast alle Vertreter der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceen) sind. Dazu gehören die Rosmarinheide (Andromeda polifolia), die Besenheide (Calluna vulgaris), die Glockenheide (Erica tetralix), die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos). Diese Zwergsträucher bilden mit Pilzen eine sogenannte Pilzwurzel (Mykorrhiza) aus. Diese Lebensgemeinschaft erlaubt ihnen eine bessere Aufnahme der spärlichen Bodennährstoffe. Unter den Zergsträuchern der nordamerikanischen Regenmoore erscheinen zusätzlich Arten der Gattungen Gaylussacia, Gaultheria und Kalmia.

Gehölze und Moorwälder

Bäume wie Moorbirke (Betula pubescens), Fichte (Picea), Kiefer (Pinus) gehören auch in lebenden Hochmooren ozeanischer Klimaregionen zum charakteristischen Bild. Sie finden sich jedoch bevorzugt auf den stärker dränierten und Randgehängen und an Kolkrändern mit besserer Nährstoffversorgung. Auf den Hochflächen sind meist nur vereinzelt Gehölze mit niedrigem Wuchs (Nährstoffmangel) anzutreffen. An den Gewässerrändern kommt es durch Wellenschlag zu einer verstärkten Mineralisation, die konkurrenzstärkeren Gehölzen, Gräsern u.a. Pflanzen, eine Ansiedlungsmöglichkeit bieten können. Dazu gehört auch das in Renaturierungsbemühungen gefürchtete Pfeifengras (Molinia caerulea). In trockeneren, nährstoffarmen Übergangszonen zu Hochmooren kontinentaler Klimate, vielfach auch in Moorheiden atlantischer Hochmoore nach Entwässerung, können Bergkiefern-Moorwälder, Birken-Bruchwälder oder Karpartenbirkenwälder ausgebildet sein.

Fauna

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Amöbe
 
Die seltene Listspinne hat im Hochmoor ihren Lebensraum
 
Moorfrosch: Blau gefärbtes Männchen während der Paarungszeit
 
Birkhahn

Innerhalb wachsender Regenmoore können sich nur wenige Organismengruppen entfalten. Es gibt weder Fische im sauren Wasser, noch gibt es Schnecken, Muscheln, Krebse oder andere Tiere, die eine reichliche Kalziumzufuhr benötigen. Nur Spezialisten ist es möglich, unter den extremen Standortbedingungen zu existieren und sich fortzupflanzen. Ähnlich den Torfmoosen sind auch viele Tiere rot oder dunkel gefärbt (Melanismus), als Anpassung an die Strahlungsintensität und die extrenmen Temperaturen. Eine andere häufig zu beobachtende Erscheinung ist der Zwergwuchs.

Einzeller

Eine kennzeichnende Tiergruppe der Torfmoosrasen sind die Wurzelfüßer (Rhizopoden). Dieses sind beschalte Amöben (Testaceen), die in hoher Individuendichte auftreten können. Dank der Erhaltungsfähigkeit der Schalen, ist eine sogenannte Rhizopodenanalyse möglich, mit deren Hilfe die ökologischen Bedingungen eines Moores während seiner Entwicklungsgeschichte verfolgt werden kann.

Insekten und Spinnen

Auf Moorpflanzen kann man spezialisierte Käfer und Schmetterlinge, sowie deren Raupen, und etliche Spinnenarten finden. Im Sommer fallen die zahlreichen Libellen im Hochmoor auf. Libellen lieben feuchte Standorte, darunter sowohl Hoch- als auch Niedermoore. Einige Arten sind in allen Lebensphasen an die ökologischen Bedingungen der Moore gebunden. Andere Arten verbringen hier ihre Jugendzeit. Die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) ist in den Monaten Juli bis September aktiv und ausschließlich an Hochmoorgewässern mit Torfmoos-Schwingrasen zu finden. Besonders am Vormittag sonniger Tage findet man die sonnenden Männchen auf Baumstämmen sowie an senkrechten Torfflächen. Die Männchen fliegen auf der Suche nach Weibchen über die Torfmoosflächen. Die Paarung beginnt über den Rasen und endet meistens in der Vegetation. Das Weibchen sticht die Eier in die Torfmoose ein.

Der Hochmoorflachläufer (Agonum ericeti) ist der Hochmoorspezialist schlechthin. Außerhalb von Übergangs- und Hochmooren ist er nicht zu finden. Er lebt zwischen Bulten und Schlenken der lebenden Hochmoore. Er kommt mitunter auch auf Hochmoor-Regenerationsflächen vor. Der Käfer ist den Verhältnissen im Moor stark angepasst. Er kann nur auf sehr sauren Böden leben und reagiert empfindlich auf Veränderungen.

Auch die Zikadenfauna weist eine Vielzahl hochspezialisierter Hochmoorarten auf. An Scheidigem Wollgras (Eriophorum vaginatum) der offenen Hochmoorzentren leben die Moorkäferzikade (Ommatidiotus dissimilis). Torfmoos-Schwingrasen mit Schmalblättrigem Wollgras (Eriophorum angustifolium) werden von der Weißlippen-Spornzikade (Delphacodes capnodes) bevorzugt. An ähnlichen Standorten lebt die im Weser-Ems-Gebiet möglicherweise inzwischen ausgestorbene Schnabelriedzirpe (Limotettix atricapillus), die sich vom Weißen Schnabelried ernährt.

Amphibien und Reptilien

Amphibien, insbesondere der Moorfrosch (Rana arvalis), leben und/oder laichen im Hochmoor. An Reptilien finden sich die Mooreidechse (Lacerta vivipara) und Kreuzottern (Vipera berus).

Vögel

Vögel baumarmer Hochmoore sind Birkhuhn, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Sumpfrohreule, Krick- und Knäckente, Bruchwasserläufer, Südlicher Goldregenpfeifer und der Kranich. In den Randbereichen leben Uferschnepfe, Rotschenkel, Feldlerche, Steinschmätzer, Braunkehlchen, Bachstelze, Schafstelze und Wiesenpieper. Gebüsche werden von Sumpfrohrsänger, Feldschwirl, Sperbergrasmücken, Neuntöter, Gold- und Rohrammer, Raubwürger, Baumpieper und Bluthänfling besiedelt. Die Vögel der ehemaligen Hochmoore sind heute häufig in Feuchtgrünland, Moor- und Marschgrünland zu finden.

Bedeutung und Funktionen von Regenmooren

 
Torfabbau in Ostfriesland
 
Hochmoor-Renaturierungsfäche im Emsland

Die große Bedeutung der Hochmoore liegt vor allem in ihrer Eigenschaft als Lebensraum für seltene Pflanzengesellschaften, Pflanzenarten und Tiere. Hochmoore sind außerdem Rückzugsgebiete für bedrohte Tierarten. Hochmoore sind landschaftsprägende Elemente, da sie große Flächenbereiche einnehmen.

Hochmoore haben eine landschaftsökologische Funktion. Eine besondere Bedeutung im Landschaftshaushalt kommt der Vorratsbildung durch Ausgliederung von Stoffen aus dem ursprünglichen Kreislauf zu. Aufgrund der unvollkommenen Zersetzung des Torfes sind Kohlenstoff und andere Stoffe festgelegt. Der Torfkörper und die Torfmoose dienen bei Starkregenfällen und Hochwasser als Wasserspeicher mit abflussdämpfender Wirkung. Hochmoore haben einen deutlichen Einfluss auf das Klima, denn aufgrund ihres hohen Wassergehaltes und der damit verbundenen verzögerten Erwärmung zu Beginn der Vegetationsperiode, werden Hochmoore als kalte Lebensräume angesehen und nehmen damit Einfluss auf das Regionalklima. Darüber hinaus können Moore, deren Torfkörper von Wasser durchströmt und durchsickert werden, wie Ionenaustauscher wirken und Fremdstoffe wie Pestizide oder Schwermetalle zurückhalten. Diese Filterwirkung stellt eine in unserer zunehmend belasteten Umwelt eine sehr bedeutsame landschaftsökologische Funktion dar.

Nicht zuletzt haben Hochmoore eine hohe naturwissenschaftliche Bedeutung bei der Erforschung ökologischer Systeme und für die Natur- und Kulturgeschichte als Archive für vegetationsgeschichtliche sowie die vor- und frühgeschichtliche Forschung.

siehe auch: Moorleichen

Gefährdung von Regenmooren

Hochmoore sind gefährdet durch direkte Eingriffe wie Entwässerung, Torfabbau, Landwirtschaft und Besiedlung. Weiter sind sie gefährdet durch indirekte Einflüsse wie Nährstoffeinträge durch Dünger aus der Landwirtschaft, Pestizide, sowie Nähr- und schadstoffbelastetes Regenwasser aus häuslichen und industriellen Verbrennungsanlagen. Insbesondere der Abbau von Torf zur Herstellung von Gartenerde hat heute einen hohen Stellenwert eingenommen.

Die Nutzung von Hochmooren war fast immer mit Entwässerung verbunden oder setzte diese sogar voraus. Werden Entwässerungsgräben in ein Hochmoor gebaut, verändert sich der biotopbestimmende Faktor grundlegend. Der mooreigene Wasserspiegel sinkt, die entleerten Poren des Torfkörpers kollabieren und das Moor sackt ab. Sauerstoff aus der Luft dringt ein und setzt den Abbau in Gang. Das organische Material wird mineralisiert, die darin gespeicherten Nährstoffe werden freigesetzt. Nährstoffbedürftigere Pflanzen siedeln sich an und verdrängen die Hochmoorarten. Im typischen Fall entwickelt sich auf ausgetrocknetem Hochmoorboden eine Moorheide. Zwergsträucher dominieren die Vegetation. Zuletzt entsteht sogar ein Moorbirkenwald. Unter geeigneten Bedingungen lässt sich dieser Prozess durch Wiedervernässung umkehren.

siehe auch: Moorkultivierung, Moorkolonisierung, Drainage (Boden), Landwirtschaft, Torf

Schutz von Regenmooren

Erst in den letzten Jahrzehnten wurde die Bedeutung der Hochmoore erkannt. Es setzte sich die Einsicht durch, zumindest die noch vorhandenen Hochmoore zu schonen und soweit möglich zu regenerieren. Der Schutz der verbliebenen naturnahen Hochmoorreste ist umso dringlicher, weil Hochmoore aufgrund ihrer jahrtausendelangen Entwicklungszeit unersetzbare, in absehbaren Zeiträumen nicht wiederherstellbare Lebensräume sind. Inzwischen stehen in Niedersachsen, dem hochmoorreichsten Bundesland, rund 32.000 Hektar Regenmoorflächen unter Naturschutz. In einem natürlichen Zustand befinden sich allerdings nur 3.600 Hektar. Bisher sind etwa 6.000 Hektar wiedervernässt worden. Bis zum Jahr 2020 sollen insgesamt 20.000 Hektar revitalisiert werden.

siehe auch: Naturschutz, Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, Ramsar-Konvention


Hochmoor-Renaturierung

Entwässerte aber auch teilabgetorfte Moore können unter bestimmten Bedingungen so hergerichtet werden, dass eine erneute Hochmoorentwicklung bzw. -bildung möglich erscheint. Diese Hochmoorentwicklung verläuft als ein dreiphasiger Prozess mit jeweils unterschiedlicher Zeitdauer über die Wiedervernässung und Renaturierung zur Regeneration.

valign="top" width="50" Vorlage:Highlight0|Phase 1 valign="top" width="100" Vorlage:Highlight4|Wiedervernässung einige Jahre

- kurzfristig

valign="top" width="700" Vorlage:Highlight2| Die abgetorfte Fläche wird wieder hergerichtet und planiert. Auf großen Frästorfflächen werden zur Niederschlagsrückhaltung große Becken (Polder) angelegt. Bei einem ausreichend hohen Wasserstand können sich die ersten Torfmoose und andere Pflanzen (meist Schmalblättriges Wollgras) ansiedeln. In degenerierten Hochmoor-Resten genügt die Schließung der Entwässerungsgräben, um eine weitere Austrocknung des Moorkörpers zu stoppen. Regenwasser kann wieder gespeichert werden. Der steigende Wasserspiegel führt zum Absterben der unerwünschten Folgevegetation.
valign="top" Vorlage:Highlight0|Phase 2 valign="top" Vorlage:Highlight4|Renaturierung einige Jahrzehnte

- mittelfristig

valign="top" Vorlage:Highlight2| Sie beinhaltet die Wiederherstellung naturnaher Bedingungen. Gegen Ende des Renaturierungsprozesses, der einige Jahre dauert, hat sich der Moorkörper mit Niederschlagswasser vollgesogen, Hochmoorpflanzen können sich wieder ausbreiten.
valign="top" Vorlage:Highlight0|Phase 3 valign="top" Vorlage:Highlight4|Regeneration einige Jahrhunderte

- langfristig

valign="top" Vorlage:Highlight2| Die Hochmoorregeneration ist erreicht, wenn die wiedervernässte Moorfläche zu einem lebenden und torfbildenden Hochmoor geworden ist.

Regenmoore in der Poesie und Landschaftsmalerei

 
Paula Modersohn-Becker: Moorkanal mit Torfkänen, um 1900
 
Paula Modersohn-Becker: Moorgraben, 1900 bis 1902

Bereits 1823 beschrieb Johannes Dau die wesentlichen Kennzeichen eines Hochmoores. Er erkannte schon damals die hydrologischen Bedingungen für das Entstehen und Wachsen von Hochmooren.

"Vom Regen nur und Tau des Himmels ist es aufgewachsen

Die Erde nährt es nicht

Und wenn das Wasser sonst den Abhang eilends fließt

Hier siehst Du es auf Höh` und Abhang weilen."

Johannes Dau, 1823

Der Dichter hätte sich damals wohl kaum vorstellen können, dass nur knapp 150 Jahre später intakte Hochmoore nur noch in Fragmenten existieren.

Das Moor ist seit Urzeiten ein Ort, um den sich unheimliche Sagen und Mythen drehen. In ihrem Gedicht "Der Knabe im Moor" ("O, schaurig ist's, übers Moor zu gehn /...) aus dem Jahr 1842 beschreibt die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff die bedrückende Stimmung der Moorlandschaft.

In Worpswede, einem kleinen Ort im Teufelsmoor bei Bremen hatten sich um 1900 einige Maler in einer Künstlerkolonie zusammengefunden, die in bewusster Abkehr von der akademischen Malerei den Kontakt zur Natur suchten und sich von ihr zu einer bis dahin nicht gekannten, neuen Ästhetik inspirieren ließen. Ihr Vorbild waren die französischen Impressionisten. Die Maler schufen eine Reihe von Gemälden, welche die damals bereits stark antropogen überformte Moorlandschaft Nordwestdeutschlands zeigen. Die wichtigsten Vertreter dieser ersten Generation Worpsweder Künstler sind: Heinrich Vogeler, Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker, Hans am Ende, Fritz Mackensen und Fritz Overbeck. Das Gemälde von Fritz Overbeck "Im Moor" (um 1900) zeigt verschiedene Abbaustadien eines Hochmoores. Fritz Mackensens "Einsame Fahrt" oder Hans Endes "Weites Land" zeigen Torfkäne und verheidete Moorflächen. Ein eindruckvolles Landschaftserlebnis zeigt das Gemälde von Otto Moderson "Herbst im Moor" (1895).

Literatur

  • Eigner J. & E. Schmatzler (1991): Handbuch des Hochmoorschutzes. Kilda-Verlag. ISBN 3-88949-176-6
  • Ellenberg, Heinz: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Ulmer Stuttgart, 1996. ISBN 3825281043
  • Hausmann M., W. Kaufmann, W. Stock, C. Modersohn, G. Heidrich, B. Kaufmann, S. Salzmann, K. Schütze, K. Riedel, M. Trudzinski (2002): Worpswede. Eine deutsche Künstlerkolonie um 1900. Ottersberg-Fischerhude: Galerie-Verlag Fischerhude, 1986. 176 S. ISBN 388132139X
  • Hutter, Claus-Peter (Hrsg.); Alois Kapfer & Peter Poschlod (1997): Sümpfe und Moore - Biotope erkennen, bestimmen, schützen. Weitbrecht Verlag, Stuttgart, Wien, Bern. ISBN 3-522-72060-1
  • Joosten, H. (1993): Denken wie ein Hochmoor: Hydrologische Selbstregulation von Hochmooren und deren Bedeutung für Wiedervernässung und Restauration. Telma 23: 95 - 115.
  • Joosten, H. & Succow, M. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde, 2. völlig neu bearbeitete Auflage, E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. ISBN 3-510-65198-7
  • Succow, M. & Jeschke, M. & L. (1986): Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore, 1. Auflage, Thun, Frankfurt/Main. ISBN 3-87144-954-7

Siehe auch