Friedrich Karl Franz Hecker (* 28. September 1811 in Eichtersheim, Kraichgau; † 24. März 1881 in Summerfield bei Belleville/Illinois) war einer der populärsten badischen Revolutionäre bei der Märzrevolution von 1848/1849.




Leben
Nach dem Jurastudium in Heidelberg und München (Abschluss 1834) wurde Hecker nach kurzer Tätigkeit im Staatsdienst Advokat in Mannheim. Er war zu dieser Zeit aktiv in den Heidelberger Corps Rhenania, Hassia und Palatia. 1842 wurde er in die Badische Zweite Kammer gewählt. Dort gehörte er bald zu den Führern des linken Flügels der liberalen und demokratischen Opposition. Unter dem Einfluss von Gustav Struve wurde er überzeugter Radikaldemokrat und entschiedener Republikaner. Schon 1847 setzte er sich bei der Offenburger Versammlung, in der er sich als Sozialdemokrat bezeichnete, für eine deutsche Republik ein. Mit scharfen Worten forderte er die Beseitigung des Missverhältnisses zwischen der Schrankenlosigkeit des großen Kapitals und der Not des vierten Standes.
Nach Auslösung der Märzrevolution 1848 konnte er im Frankfurter Vorparlament seine Vorstellungen, sogleich einen revolutionären Vollzugsausschuss zu gründen, der die politische Macht zu übernehmen habe, nicht durchsetzen. Darauf unternahm Hecker von Konstanz aus einen bewaffneten revolutionären Aufstand, der als Heckerzug in die Geschichte eingegangen ist. Die etwa 800 Anhänger Heckers waren jedoch gegen die circa 2.200 Soldaten aus Hessen, Nassau und Baden von Anfang an chancenlos. Nach der Niederlage seiner Freischar bei Kandern im Schwarzwald floh er zunächst mit anderen Anhängern nach Muttenz bei Basel. Das Scharmützel von Kandern forderte kaum Menschenleben, allerdings fiel der Bruder Heinrich von Gagerns, General Friedrich Freiherr von Gagern.
Anders als Gustav Struve betrachtete er die deutsche Revolution nach der Niederlage bei Kandern als gescheitert. Struve kehrte zurück nach Baden, wo er sich weiter für die Revolution engagierte. Hecker emigrierte noch 1848 in die USA, von wo aus er auf die Nachricht vom Badischen Aufstand hin Mitte Mai 1849 die Rückreise nach Europa antrat. Die badische Revolution wurde aber letztlich durch den Sieg preußischer Truppen über die Revolutionsarmee am 23. Juli 1849 in deren letzten Bastion Rastatt niedergeschlagen, so dass Hecker endgültig in die USA auswanderte.
Hecker blieb eine der bedeutendsten Idolfiguren der entschiedenen Republikaner in Deutschland, insbesondere im deutschen Südwesten. „Heckerhut“ und „Heckerlied“ wurden vielfach nachgeahmt und trugen zu seiner Volkstümlichkeit bei. Dem taten auch die Spötteleien seiner Gegner, wie Karl Christian Nadler, der die Spottballade Das Guckkasten-Lied vom großen Hecker schrieb, keinen Abbruch.
In den USA, die ihm zur zweiten Heimat wurden, betrieb er eine eigene Farm in Summerville, Illinois. Zugleich trat er mit Adolph Blankenhorn in regen Briefkontakt, um die Qualität des deutschen Weins zu verbessern. Hecker, dessen Vater einen Weinberg besaß, hatte in den USA Zugang zu wild wachsenden Reben, die eine weitgehende Resistenz gegen die Reblaus entwickelt hatten.
Er setzte sich wie viele andere der deutschen Revolutionsimmigranten in den USA, die dort „Forty-Eighters“ genannt wurden, in der Republikanischen Partei von Illinois für die Abschaffung der Sklaverei und die Wahl Lincolns zum Präsidenten ein. Im Sezessionskrieg kämpfte er an der Seite der Bataillone des Generals Franz Sigel, der beim Badischen Aufstand von 1849 zeitweise Oberbefehlshaber gewesen war. Hecker wurde in der Schlacht von Chancellorsville/Virginia verwundet. 1873 stattete er seinem Geburtsort seinen einzigen Besuch ab, wollte aber nicht in Deutschland bleiben. Die deutsche Einigung von 1871 begrüßte Hecker. Allerdings verurteilte er die preußische Hegemonie und später die bonapartistisch-polizeistaatlichen Methoden Bismarcks bei der Verfolgung der Sozialdemokraten durch das Sozialistengesetz.
Friedrich Hecker starb am 24. März 1881 auf seiner Farm nahe Belleville (Illinois). Sein Grabstein der US Army auf dem Friedhof der Gemeinde Summerfield trägt die Aufschrift „Col. Frederic Hecker 82nd Ill. Inf.“ (Hecker befehligte während des Bürgerkrieges das 82. Infanterieregiment des Staates Illinois).
Der Balkon auf dem Friedrich Hecker die Republik ausrief ist in Konstanz am Bodensee zu besichtigen. Außerdem gibt es ein Friedrich-Hecker-Gymnasium in Radolfzell am Bodensee und eine Friedrich-Hecker-Schule in Sinsheim / Baden.
Das Heckerlied
1. Wenn die Leute fragen, Lebet Hecker noch ?, Sollt ihr ihnen sagen, Ja er lebet noch. |: Er hängt an keinem Baume, Er hängt an keinem Strick, Sondern an dem Traume Der deutschen Republik :| 2. Gebet nur ihr Großen, Euren Purpur her Das gibt rote Hosen Für der Freiheit Heer |: Ja 33 Jahre Währt die Sauerei, Wir sind keine Knechte, Wir sind alle frei :| 3. Wenn in Flammen stehen Kirche, Schul und Staat, Kasernen untergehen, Dann blüht unsre Saat. |: Ja 33 Jahre Währt die Knechtschaft schon Nieder mit den Hunden Von der Reaktion. :| |
4. An den Darm der Pfaffen Hängt den Edelmann Laßt ihn dran erschlaffen, Hängt ihn drauf und dran |: Ja 33 Jahre Währt die Knechtschaft schon Nieder mit den Hunden Von der Reaktion! :| 5. Schmiert die Guillotine Mit Tyrannenfett Reißt die Konkubine Aus dem Pfaffenbett |: Ja 33 Jahre Währt die Knechtschaft schon Nieder mit den Hunden Von der Reaktion. :| 6. Fürstenblut muß fließen, Muß fließen stiefeldick Und daraus ersprießen Die freie Republik |: Ja 33 Jahre Währt die Knechtschaft schon Nieder mit den Hunden Von der Reaktion! :| |
Zusätzliche Literatur
- Alfred Georg Frei, Kurt Peter: Wegbereiter der Demokratie. Die badische Revolution 1848/49. Der Traum von der Freiheit, Verlag G. Braun, Karlsruhe 1997, ISBN 3-7650-8168-X
- Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): 1848/49. Revolution der deutschen Demokraten in Baden, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1998, ISBN 3-923132-66-2
Weblinks
- Vorlage:PND
- Kurzbiografie Friedrich Hecker
- Aufregung um Heckers Gürtel
- www.angelbachtal.de - chronologischer Lebenslauf
- Bild Friedrich Heckers
Personendaten | |
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NAME | Hecker, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Revolutionär |
GEBURTSDATUM | 28. September 1811 |
GEBURTSORT | Eichtersheim |
STERBEDATUM | 24. März 1881 |
STERBEORT | Summerfield bei Belleville/Illinois |