Bohr-van-Leeuwen-Theorem

mathematischer Satz
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Das Bohr-van-Leeuwen-Theorem ist ein Theorem aus dem Bereich der Festkörperphysik und statistischen Physik. Es besagt, dass bei Anwendung der klassischen Statistik die Magnetisierung im thermischen Gleichgewicht Null wäre, da sich die Bewegungsenergie einer Ladung im Magnetfeld nicht ändert. Demnach ist Magnetismus bei Festkörpern ein rein quantenmechanischer Effekt.

Heuristische klassische Betrachtung

Die Magnetisierung (Anzahl magnetischer Momente pro Einheitsvolumen) ist proportional zur Änderung der Energie eines Systems in einem Magnetfeld. Da die Kraft auf eine bewegte Ladung (Lorentzkraft) exakt senkrecht auf die Bewegungsrichtung der Ladung wirkt, erfährt diese Ladung durch das Feld zwar eine Richtungsänderung, der Betrag bleibt jedoch konstant, d. h., die Änderung der Energie ist Null und somit auch die Magnetisierung.

Mathematischer Beweis

Für ein (bzw. mehrere) Teilchen mit Ladung   bzw.   in Magnetfeldern   mit Vektorpotential   ist die Hamiltonfunktion definiert über   [1] . Dabei stellt das erste Argument den sog. kanonischen Impuls   dar, während   den kinetischen Impuls bildet. (  ist die kinetische Energie, während   die magnetische Induktion darstellt.   ist im Gegensatz zu   nicht eindeutig, sondern man kann zu   ein beliebiges Gradientenfeld hinzufügen ohne dass sich   ändert.)

Trotzdem ist die Zustandssumme eines Systems aus N solcher (ununterscheidbarer) Teilchen in der statistischen Physik klassisch über den kanonischen Impuls definiert:

  

wobei dies in drei Dimensionen behandelt wird.

Nun substituiert man  . Da alle Impulse   über den gesamten Raum   integriert werden, ändern sich die Integralgrenzen nicht. Die Zustandssumme wird dann zu   Da diese nun nicht mehr vom Vektorpotential   und somit auch nicht vom externen Magnetfeld   abhängig ist, verschwindet die Magnetisierung,

  wobei   die freie Energie ist,  

Abweichung in der Quantenmechanik

In der Quantenmechanik gilt das Bohr-van Leeuven-Theorem nicht mehr, weil der Spin des Teilchens zu berücksichtigen ist. Infolgedessen gilt der einfache Zusammenhang   also die Unabhängigkeit der kinetischen Energie vom Vektorpotential, in der Quantenmechanik nicht mehr, sondern der Hamiltonoperator hängt explizit von den   ab, wodurch Magnetismus als spezifisch quantenmechanisches Phänomen in nichtquadratischer Ordnung bezüglich der Magnetfeldstärke erst zustande kommen kann.

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Hier wird ohne Beschränkung der Allgemeinheit das sog. cgs-System benutzt. Im alternativen Internationalen Einheitensystem ersetzt man c durch 1.

Siehe auch

  • Magnetismus, insbesondere das Unterkapitel zur quantenmechanischen Erklärung des Phänomens.