Der Gocta ist mit 771 Metern der dritthöchste Wasserfall der Erde. Pro Sekunde stürzen mehrere Millionen Liter Wasser in die Tiefe. Er befindet sich in der peruanischen Provinz Chachapoyas, die Teil der Amazonas-Region ist.
Der Name Gocta ist dem Quechua-Dialekt der lokalen indianischen Bevölkerung entlehnt. Er ist zugleich Name des ortsansässigen Volksstammes.
Legenden um Gocta
Viele Mythen ranken sich um den Wasserfall dessen Nähe die Indios fürchteten und dessen Existenz sie deshalb geheim zu halten suchten. Aus diesem Grund konnte man den Gocta lange Zeit auf keiner Karte finden. Diese Mythen werden von den Einheimischen außerordentlich ernst genommen. So geht die Legende von einer schönen Sirene um, die in der Lagune des Wasserfalls wohnt. Sie gilt als Mutter der Fische des Flusses und Behüterin einen Goldschatzes. Wem sein Leben lieb ist, so sagen die Einheimischen, der wagt sich nicht in die Nähe dieser Sirene.
Eines ihrer Opfer, Juan Mendoza, ist vor wenigen Jahren auf unerklärliche Weise in der Nähe des Wasserfalls verschwunden. Die Gocta behaupten Mendoza wurde in einen Felsen verwandelt. Er fristet dort nun ein trauriges Dasein, wo er sich mit seinen Schultern gegen die gewaltigen Wassermassen wehren muss, welche von oben herabstürzen.
Entdeckung und Vermessung
Stefan Ziemendorff, ein deutscher Entwicklungshelfer, erblickte den imposanten Wasserfall erstmals 2002 während einer Expedition in dem unwegsamen Naturreservat. Er benannte ihn nach dem Namen und zu Ehren des Indiostammes der Gocta.
Ende Februar 2006 kehrte Ziemendorff mit einem peruanischen Forschungsteam zurück, um die Vermessung vorzunehmen. Dabei konnte eine Höhe von 771 m mit einer Messunsicherheit von 13,5 m bestimmt werden. Höher sind nur der Salto Angel in Venezuela (972 m) und die Tugela Falls in Südafrika (948 m). Geführt wurde die Expedition von dem ortskundigen Einheimischen Telesforo Santillan (60 Jahre). Dieser zeigte sich nach der Vermessung des Gocta überrascht und stolz darüber dass nur wenige Kilometer von seinem Haus entfernt einer der höchsten Wasserfälle der Welt liegt.
Konsequenzen der Entdeckung
In Umkreis des Wasserfalls wächst ein dichter, fast noch unberührter und nahezu undurchdringlicher Regenwald mit vielen vom Aussterben bedrohten Tieren. Hierzu gehören (Brillenbär, Puma, Tukane, seltene Kolibri- und Papageienarten). Der Regenwald ist Teil eines 3.300 Quadratkilometer großen Naturreservates.
Im Moment wird das Naturparadies von extensiver Landwirtschaft (Zuckerrohr) bedroht, die bisher die einzige Einkommensquelle der nahe gelegenen Dörfer Coca und Cocachimba darstellt. Die Bewohner des Reservates leben unter sehr einfachen Bedingungen.
Aufgrund der durch die Entdeckung hergestellten öffentlichen Aufmerksamkeit besteht die Notwendigkeit den Regenwald zu schützen und den zu erwartenden Tourismusansturm zu regulieren. Es ist daher vorgesehen, die Einnahmen aus dem Tourismus zum Schutze der Umgebung des Wasserfalls zu verwenden.
Sonstiges
Der Deutsche Ziemendorff ist gebürtiger Greifswalder und zurzeit Koordinator des „Planes 100.000 Trinkwasseranschlüsse“. Er bezeichnete den Anblick des Wasserfalls als außerordentlich spektakulär.
Weblinks
- Dritthöchster Wasserfall der Welt entdeckt (Wikinews-Meldung vom 16. März 2006)
- Hallan colosal catarata en Perú (Meldung der spanischen Redaktion von BBC World vom 11. März 2006)
- Lugareños ocultaron existencia de Gocta por temor a leyendas (Artikel der peruanischen Tageszeitung El Comercio vom 9. März 2006)
- Bericht des Tagesspiegel]
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