Burschenschaft Germania Erlangen
| Burschenschaft Germania Erlangen | ||||||
|---|---|---|---|---|---|---|
| Basisdaten | ||||||
| Hochschulort: | Erlangen | |||||
| Hochschule/n: | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | |||||
| Gründung: | 5. Februar 1827 | |||||
| Stiftungsdatum: | 12. Dezember 1849 | |||||
| Korporationsverband: | Süddeutsches Kartell | |||||
| Farbenstatus: | farbentragend | |||||
| Farben: | ||||||
| Art des Bundes: | Männerbund | |||||
| Stellung zur Mensur: | schlagend | |||||
| Wahlspruch: | Freiheit, Ehre, Vaterland | |||||
| Website: | www.germania-erlangen.de | |||||
Die Burschenschaft Germania Erlangen ist eine pflichtschlagende Studentenverbindung in Erlangen.
Geschichte
Die Burschenschaft wurde von ausgetretenen Mitgliedern einer älteren Germania 1827 gegründet und nannte sich zeitweilig Amicitia. Auf den folgenden Burschentagen (Bamberg/Nürnberg 1827 und Würzburg 1829) wurde sie trotz Widerspruch der älteren Germania, die sich mittlerweile Arminia nannte, als rechtmäßige Fortsetzung der Erlanger Burschenschaft anerkannt.[1] 1832 wurde die Germania von den Behörden verboten und ihr ein "absolut revolutionäres Treiben"[2] nachgesagt. Nachdem sich mehrere Mitglieder 1833 am Frankfurter Wachensturm beteiligt hatten, wurde sie streng verfolgt, so dass viele Mitglieder ins Ausland flüchten mussten. Andere kamen in jahrelange Untersuchungshaft, in der vier Germanen starben. Sieben Aktive wurden zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt. Einige der nichtinhaftierten Germanen schlossen sich dem Corps Baruthia Erlangen an; die Germania bestand im Geheimen unter dem Namen Wörnleinianer[3] für einige Jahre fort, sie konnte jedoch erst 1849 wiedergegründet werden.
Zwar bestand in Erlangen mit der Burschenschaft Bubenruthia ein Anlaufpunkt für alle burschenschaftlich interessierten Studenten, doch kam es im Laufe der Zeit zu einem immer größer werdenden Gegensatz zwischen arministisch und germanistisch geprägten Burschenschaftern, so dass am 12. Dezember 1849 die 1832 verbotene Germania mit alten Farben, altem Wahlspruch und altem Zirkel wiedergegründet wurde.
Aus einem Freundschaftverhältnis der Burschenschaft Teutonia Jena mit der Germania Erlangen aus dem Jahre 1854 entstand am 18. Mai 1861 unter Beitritt der Burschenschaften Allemannia Heidelberg, Germania Tübingen und Allemannia auf dem Pflug zu Halle das bis heute bestehende Süddeutsche Kartell (SK). Dieses schloss sich mit seinen Mitgliedsburschenschaften dem Allgemeinen Deputierten-Convent (ADC), der späteren Deutschen Burschenschaft (DB), an.
Am 1. August 1888 wurde das Germanenhaus eingeweiht.[4] Es ist das älteste Korporationshaus der Stadt. 1906 wurde das Haus umgebaut und erhielt sein heutiges Äußeres im klassischen Jugendstil. Die Exkneipe war die Gaststätte Brücken-Paulus in Sieglitzhof.[5] Mit der Burschenschaft Arminia Prag (heute in Bochum) wurde 1892 ein Freundschaftsbündnis begründet.
Im Ersten Weltkrieg wurde das Germanenhaus zum Lazarett für verwundete Soldaten umfunktioniert[7]; 63 Mitglieder starben oder wurden vermisst. 1920 schlossen sich zahlreiche Mitglieder der Germania dem Freikorps Epp an, 1921 dem Freikorps Oberland.[8]
Am 12. November 1934 trat das Süddeutsche Kartell geschlossen aus der Deutschen Burschenschaft aus.[9] Die Germania wurde daraufhin Gründungs-Mitglied der Alten Burschenschaft. 1935/36 musste sich die Germania auf Druck der Nationalsozialisten auflösen und wurde in die Kameradschaft Wilhelm Gustloff[10] überführt. Im Zweiten Weltkrieg starben 55 Mitglieder, 14 werden vermisst. Das Germanenhaus diente wieder als Lazarett für verwundete Soldaten.
Am 18. September 1947 wurde die Burschenschaft Germania als Amicitia wiederbegründet und durch den Erlanger AStA und den Universitätssenat anerkannt. 1950 erfolgte die Rückbenennung zur Germania. Diese schloss sich der wiedergegründeten Deutschen Burschenschaft sowie dem Süddeutschen Kartell an. 1945–1947 diente das Germanenhaus dem US-Militär als Versammlungshaus, danach nutzte die Universität die Räumlichkeiten für Seminare ihrer Juristischen Fakultät. Am 11. Dezember 1954 wurde das Haus wieder für die Burschenschaft freigegeben.
Nachdem die Deutsche Burschenschaft 1971 das pflichtschlagende Prinzip zugunsten der Aufnahme österreichischer Burschenschaften aufgegeben hatte, trat die Germania aus dem Korporationsverband aus und gehört seitdem keinem Verband mehr an.
2012 wurde das an die Burschenschaft angegliederte Studentenwohnheim auf 56 Wohneinheiten erweitert.
Couleur
Die Germania trägt die Farben Schwarz-Gold-Rot (von unten gelesen) mit goldener Perkussion in Band und weißer Mütze.
Bekannte Mitglieder
- Friedrich Beckh (1843–1927), Agrarier und konservativer Politiker
- Hermann Beckh (1832–1908), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Albert Döderlein (1860–1941), Gynäkologe
- Erik Dreesen (1971–2013), Bodybuilder und Kraftsportler
- Christian von Frisch (1807–1881), Pädagoge, Gelehrter und Politiker
- Michael Fuchs (* 1949), Politiker (CDU), MdB
- Christian Wilhelm von Glück (1810–1866), Bibliothekar und Historiker
- Ludwig Götting (1854–1920), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Ernst Graser (1860–1929), Mediziner
- Karl Hagen (1810–1868), Historiker und Politiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung
- Wilhelm Hagen (1893–1982), Mediziner
- Karl Hammerschmidt (1862–1932), Politiker, Mitglied und Zweiter Vizepräsident der Bayerischen Abgeordnetenkammer
- Klaus Hartmann (1935–1995), Jurist und Politiker (CSU), MdB
- Gustav Hauser (1856–1935), Pathologe und Bakteriologe
- Heinrich Heinkelmann (1807–1866), Bamberger Arzt und politischer Aktivist
- David Morgenstern (1814–1882), bayerischer Landtagsabgeordneter und Fabrikant
- Paul Mulzer (1880–1947), Dermatologe und Professor an der Universität Hamburg
- Georg Michael Nahm (1803–1834), deutscher Revolutionär
- Heinrich August Papellier (1834–1894), Bürgermeister von Erlangen, Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Gustav Rubner (1810–1882), Arzt und Politiker, Mitglied der Bayerischen Abgeordnetenkammer
- Lorenz Schreiner (1920–2008), Mediziner und Hochschullehrer
- Alfred Stooß (1853–1927), Senator der Hansestadt Lübeck
- Nikolaus Titus (1808–1874), Bamberger Anwalt und Politiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung
- Philipp Umbscheiden (1816–1870), Jurist und Politiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung
- Georg Heinrich Vogt (1809–1889), Theologe und Abgeordneter des Bayerischen Landtags
- Gustav Richard Wagner (1809–1881), Jurist und Politiker (NLP), MdR
Mitgliederverzeichnis:
- Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1026–1027.
Literatur
- Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 133–134.
- Wilhelm Kalb: Geschichte der Burschenschaft Germania zu Erlangen. Teil 1 und Teil 2, Erlangen 1892 und 1899.
Einzelnachweise
- ↑ Karl Albert von Kamptz (Hrsg.): Annalen der preußischen innern Staats-Verwaltung. Band 19, Jahrgang 1835, 2. Heft, Berlin 1835, S. 542.
- ↑ Ferdinand Bischoff: Merkwürdige Criminal-Rechts-Fälle für Richter, Gerichtsärzte, Vertheidiger und Psychologen. Dritter Band. Hannover 1837, S. 260.
- ↑ Georg Heer, Herman Haupt, Paul Wentzcke: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, Band 16. Heidelberg 1939, S. 215.
- ↑ Christoph Friederich: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 1743–1993: Geschichte einer deutschen Hochschule: Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen, 24.10.1993–27.2.1994. Erlangen, Stadtmuseum, 1993, S. 432.
- ↑ Klaus Fröba: Erlangen in alten Ansichten. Zaltbommel 1986, S. 91.
- ↑ Christoph Friedrich, Bertold Frhr. von Haller und Andreas Jakob: Erlanger Stadtlexikon. Nürnberg 2002.
- ↑ Oberhessische Zeitung vom 1. August 1914. Die ersten Kriegswochen in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), August 1914, Abschnitt 4: 1.8.1914: Bereitstellung des Germanenhauses als Lazarett, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg Online (aufgerufen am 11. September 2015)
- ↑ Hans König: Burschen, Knoten und Philister. Erlanger Studentenleben von 1743 bis 1983. Nürnberg 1983, S. 47.
- ↑ Paul Wentzcke (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Band 1, Heidelberg 1957, S. 219.
- ↑ Siegfried Ziegler: Erlangen im Nationalsozialismus: Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen, Martin-Luther-Platz vom 16.10.83 bis 19.2.84. Stadtmuseum Erlangen 1983, S. 38.