Ryanair

irische Billigfluggesellschaft
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. März 2006 um 13:47 Uhr durch 81.182.215.77 (Diskussion) (Arbeitnehmerrechte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Fluggesellschaft

Ryanair (IATA-Code FR) ist zurzeit (knapp vor easyJet) die größte Billigfluggesellschaft in Europa. Mittlerweile ist die Fluggesellschaft sogar auf Platz 4 aller Europäischen Fluggesellschaften aufgestiegen (nach Air France/KLM, Lufthansa und British Airways). Die aus Irland stammende Ryanair ist stark mit dem Aufschwung der Billigfluggesellschaften verbunden, der seit Ende der 1990er Jahre andauert. Ryanair ist dabei die Billigfluggesellschaft in Europa, die am konsequentesten das "No frills"-Konzept durchsetzt und fast ausschließlich kleinere und preiswertere Sekundärflughäfen ansteuert. Ryanair besitzt ausschließlich Flugzeuge der Modelle Boeing 737-200 und -800 und plant, bis zum Jahr 2010 150 neue Boeing 737-800 zu kaufen.

Ryanair ist eine Aktiengesellschaft, deren Aktien an Börsen in Dublin, London und in New York gehandelt werden.

Ryanair ist Mitglied der European Low Fares Airline Association (ELFAA).

Der Londoner Flughafen Stansted ist die wichtigste Basis von Ryanair, daneben unterhält Ryanair noch 11 weitere Basen.

Ryanair macht immer wieder mit aggressiver Werbung auf sich aufmerksam und polemisiert gegen Konkurrenten. Einen Höhepunkt dieser Werbestrategie gab es im Mai 2003, als Ryanair-Mitarbeiter mit einem Weltkriegspanzer zum Flughafen London-Luton fuhren, um den "Preiskrieg" gegen EasyJet in Szene zu setzen. Galionsfigur der Medienpräsenz von Ryanair ist der für diverse Eskapaden bekannte und berüchtigte Geschäftsführer Michael O'Leary.

Geschichte

 
Ryanair Boeing 737-200

Das Unternehmen wurde 1985 vom irischen Unternehmer Dr. Tony Ryan gegründet und versuchte von Beginn an, durch niedrige Preise in den Markt von Aer Lingus und British Airways einzubrechen. In den folgenden Jahren expandierte das Unternehmen schnell, schrieb aber kontinuierlich rote Zahlen. Seit 1993 führt Michael O'Leary das Unternehmen, nach dem er schon seit 1988 leitende und beratende Funktionen im Unternehmen hatte. Er setzte von Anfang an voll auf das US-amerikanische Konzept "Niedrigste Preise/Keine Extras" (engl. No frills), indem er unrentable Strecken einstellte, sich auf einen Flugzeugtyp beschränkte. 1997 im Rahmen der Deregulierung des EU-Luftverkehrs begann Ryanair mit der Expansion nach Kontinentaleuropa, seit dem 14. Februar 2002 ist Frankfurt-Hahn als deutsche Basis im Ryanair-Flugplan. Im Jahr 2003 übernahm Ryanair den verlustreichen Niedrigpreis-Ableger buzz von KLM uk.

"No Frils" Konzept

Das "No Frills" Konzept (kein Extra-Service) von Ryanair ist bis in das letzte Detail geplant. Eckpunkte davon sind:

  • Einheitliche Flotte: Ausschliesslich Boeing 737-200 oder 737-800, bald nur noch 737-800
  • kurze Bodenzeiten: 25 Minuten zwischen Landung und Abflug
  • nur Punkt zu Punkt-Flüge, damit kein komplexes Gepäckmanagement oder Risiko für verpasste Anschlussflüge
  • konsequentes Personalmanagement (systematische Diensteinteilung für Piloten und Crew)
  • geringer Treibstoffverbrauch durch relativ neue Flotte
  • mehrere Strecken täglich mit einer Maschine/Crew
  • wenige Flugbasen
  • nur Destinationen mit günstigen Flughafengebühren oder regionalen Subventionen werden angeflogen
  • verursachergerechte Gepäckkosten: Nur Handgepäck bis 10kg ist frei, weitere Gepäckstücke müssen extra bezahlt werden.
  • nur kostenpflichtige Getränke und Snacks während dem Flug
  • hohe Passagierkapazität: enge Bestuhlung (Boeing musste mehr Notausgangtüren über die Tragflächen einplanen damit innerhalb 90 Sekunden die Passagieranzahl evakuiert werden kann)
  • keine Sitztaschen bei den neuen Maschinen (schnelle Reinigung)
  • keine verstellbare Sitzlehnen und Fensterschließer bei neuen Maschinen (schnelle Reinigung)
  • kein Unterhaltungssystem oder TV im Flugzeug
  • wischfeste Bezugsstoffe bei neuen Maschinen (schnelle Reinigung)
  • schnelle Check-In-Abfertigung: freie Sitzplatzwahl im Flugzeug, Passagiere ohne Gepäck können online einchecken und dürfen direkt zum Gate gehen.
  • Die Buchungen werden fast ausschließlich online durchgeführt
  • telefonischen Service nur über kostenpflichtige Hotline
  • Zusatzeinnahmen am Board (z.B. Verkauf von Tickets für Zug-Transfer, Gewinnlose)
  • Zusatzeinnahmen beim Buchen, es können auch Transferfahrten, Mietautos und Hotels gebucht werden.
  • striktes elektronisches Zahlungssystem (Kredit/Debitkarten, für wenige Länder auch Lastschrift)

Flugziele

 
Boeing 737-800 in Berlin-Schönefeld
 
Eine Maschinen in Pescara
 
Eine Maschinen aus London gerade in Pescara gelandet
 
Auf Wiedersehen Lufthansa

Ryanair fliegt 119 Destinationen in 19 europäischen Staaten an (Stand April 2005). Die Anzahl der verschiedenen Flugverbindungen liegt bei 300. Alle Zielflughäfen liegen bewusst im Bereich der Europäischen Union mit Ausnahme von Norwegen, da diese seit der Liberalisierung von 1997 als ein großer Binnenmarkt angesehen wird. Dies macht Ryanair unabhängiger von internationalen Abkommen, was vor allem die Verhandlungen zwischen der Fluggesellschaft und den Flughäfen erleichtert.

Auswahl der Flughäfen

Ryanair sucht sich die Zielflughäfen vorrangig nach dem Preis aus. Die Gesellschaft versucht dabei, große Vergünstigungen für sich zu gewinnen und erhält zum Teil auch Subventionen aus infrastrukturell schwachen Gebieten. Diese Regionen erhoffen sich durch den Anflug der Ryanair einen wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung sowie die Entstehung von Arbeitsplätzen. Zweites wichtiges Kriterium ist die Möglichkeit, die kurzen Standzeiten der Ryanair (25 Minuten) zu garantieren. Dabei ist nicht nur die vorhandene Kapazität an Abfertigungsressourcen zu beachten, sondern auch kurze Rollzeiten. Im Blickpunkt der Ryanair stehen somit schlecht ausgelastete Flughäfen, die meist etwas abseits der großen Ballungszentren liegen. So kann der Turnaround - bei gleicher Wartungsqualität wie bei regulären Fluglinien - deutlich kürzer ausfallen.

Obwohl Ryanair der Ruf vorauseilt, jedes Flugfeld zu einem internationalen Flughafen erklären zu wollen, ist die Fluggesellschaft vorsichtig bei der Auswahl der Flughäfen. So wurden bereits einige unrentable Zielorte eingestellt, wie z.B. Erfurt und Groningen. Gerade die von Buzz geerbten Flugziele, die im Vergleich mit den anderen Ryanair-Flughäfen höhere Abfertigungsgebühren vorwiesen, waren davon betroffen. Sie wurden entweder ganz aus dem Angebot genommen oder es wurden die Frequenzen reduziert wie zum Beispiel im Falle von Berlin-Schönefeld.

Situation im Vereinigten Königreich und Irland

Das Vereinigte Königreich und Irland stellen hierbei eine große Ausnahme dar. Im Verkehr zwischen diesen beiden Staaten hat Ryanair die Funktion der Fähren übernommen und besitzt größere Marktanteile als die Konkurrenten Aer Lingus und British Airways. Das Streckennetz ist hier sehr dicht und so werden auch Flughäfen bedient, die nicht in das traditionelle Muster der Ryanair passen, wie z.B. Manchester und London-Gatwick. Der chronisch überlastete Flughafen London-Heathrow wird jedoch nicht bedient. Etwa ein Viertel aller von Ryanair bedienten Flughäfen befinden sich im vereinigten Königreich und in Irland, was die Wichtigkeit dieses Marktes für Ryanair hervorhebt.

Die Basen der Ryanair

15 der Flughäfen sind als sogenannte „Basen“ ausgelegt. An diesen Flughäfen sind mehrere Flugzeuge fest stationiert und es werden mehr Destinationen bedient als an "normalen" Ryanair-Flughäfen. London-Stansted ist dabei die mit Abstand wichtigste Basis. Die anderen Basen sind Dublin, Shannon, Cork (Irland), Frankfurt-Hahn (Deutschland), Stockholm-Skavsta (Schweden), London-Luton, Liverpool, East Midland und Glasgow-Prestwick im Vereinigten Königreich, Mailand/Bergamo, Pisa und Rom-Ciampino in Italien, Barcelona-Girona in Spanien sowie Brüssel-Charleroi in Belgien. Der Ausbau des Flughafens Lübeck zur Basis wurde aufgrund eines Gerichtsentscheides im Sommer 2005 jedoch vorerst verschoben. Weitere Basen sind in Planung, nach dem Beitritt der 10 neuen EU-Staaten im Mai 2004 werden auch einige von ihnen in Osteuropa erwartet, wo seit 2004/2005 bereits einige Ziele angeflogen werden. Vermutet werden die ersten Basen in Ost-europa in Breslau, oder Wroclaw, und in Bratislawa, der als 2 Wien Flughafen genutzt wird. Ab Hahn wird bereits Bratislava (Wien), Danzig und Rezesow angeflogen.

Ryanair bietet grundsätzlich nur Punkt-zu-Punkt – Verbindungen an. Damit muss Ryanair keine Anschlussmöglichkeiten gewährleisten, was für die kurzen Standzeiten der Maschinen von essentieller Wichtigkeit ist. Des weiteren werden dadurch Kosten in der Gepäckermittlung gespart, da die mit Abstand meisten Gepäckverluste und –fehlleitungen bei Anschlussflügen entstehen. Dadurch fehlt den Ryanair-Basen der Charakter von klassischen Drehkreuzen wie z.B. Amsterdam oder Frankfurt. Viele Reisende buchen jedoch Weiterflüge auf eigenes Risiko. Gerade die Flughäfen Stansted und Hahn haben sich dadurch zu einer Drehscheibe für Reisende aller Art entwickelt. Der Flughafen Stansted wird jede Nacht von über 100 Menschen, vor allem Rucksacktouristen, als Übernachtungsmöglichkeit genutzt, die Abends mit Ryanair (oder einer der anderen Billigfluggesellschaften) eintreffen und morgens weiterfliegen. So sind die Passagiere sicher ihren nächsten Flug zu erreichen und haben 5-8 Stunden Nachtaufenthalt am Flughafen.

Flotte

 
B 737-800 im aktuellen Design in Frankfurt (Hahn)

Aktuelle Flotte, Stand März 2006

Flottenplanung, Stand März 2006

143 Boeing 737-800 sind fest bestellt. Des weiteren bestehen Kaufoptionen auf 193 weitere 737-800.

Im Zuge der Eneuerung der Flotte hat Ryanair für alle Maschinen, auch die bereits gelieferten, Winglets bestellt, um Treibstoff einzusparen.


Zwischenfälle

Ryanair gilt als eine der sichersten Fluglinien Europas und ist auf Platz 9 der 50 sichersten Fluglinien der JACDEC-Reihung. Es gab noch nie einen Absturz oder tödlichen Unfall mit einem Ryanair-Flug.

Beim Ryanair Flug 296 von Dublin nach London Stansted am 27. Februar 2002 fing das Flugzeug unmittelbar nach der Landung Feuer. Die betroffene Boeing 737-800 musste evakuiert werden. Untersuchungen des Vorfalles ergaben, dass es für die Crew nicht möglich war die Notausgänge sofort zu öffnen, es wurden auch falsche Notausgänge geöffnet und sechs Passagiere wollten auf der brennenden Seite über die Tragflächen das Flugzeug verlassen. Die Flughafen-Feuerwehr hat diese wieder in das Flugzeug zurück verweisen.

Der Ryanair Flug 685 von Stockholm nach London am 1. September 2002 musste verspätet starten, da ein Schwede mit arabischer Herkunft verhaftet wurde nachdem er an Board ging. Medienberichte deuteten darauf hin, dass der Verhaftete das Flugzeug in ein Gebäude in London fliegen wollte. Berichte polizeilicher Forschungen konnten diese Spekulation nicht bestätigen.

Eine Ryanair Maschine konnte am 5. Mai 2003 vom deutschen Flughafen Altenburg-Nobitz nicht nach London Stansted starten, da sich Ryanair eine peinliche Panne erlaubte. Die eingesetzte 737-200 durfte wegen Übergewicht nicht starten, da ein Sicherheitscheck ergab, dass das Rollfeld für die voll bestetzte und betankte Maschine bei dem gegebenen Wetterverhältnissen zu kurz sein dürfte. Entgegen der Vereinbarung mit dem Flughafen schickte Ryanair eine für die Startbahn nicht zugelassene 737-200 anstatt 737-800 welche nicht die notwendige Schubkraft hatte. Folglich flog die Maschine ohne Passagiere nach Leipzig und startete drei Stunden verspätet zusammen mit den per Bus nach Leipzig gebrachten Passagieren.

Am 21. Juli 2005 setzte eine Ryanair-Maschine mit der überhöhten Geschwindigkeit von 180 Knoten (330 km/h) auf der Landebahn vom Flughafen Stockholm-Skavsta auf. Das Flugzeug kam aber sicher zum Stillstand. Untersuchungen haben ergeben, dass das Fehlverhalten auf Stress des Piloten zurück zu führen war, dessen Sohn wenige Tage zuvor verstorben ist.

Bei einem Ryanair Flug vom Düsseldorf nach Rom-Ciampino am 7. September 2005 bekam der Pilot vom Tower während des Sinkfluges eine andere Landebahn aufgrund sich ändernder Wetterverhältnisse zugewiesen. Der Pilot hat allerdings einen Fehler beim Lande-Check gemacht und der Flug-Computer war auf eine falsche Landebahn programmiert. Es gab Turbulenzen und das Flugzeug war mehrmals parallel zur Landebahn im Anflug. Der Pilot musste die Landung immer wieder abbrechen, bis der Co-Pilot eingriff. Dieser flog ein Kurvenmanöver, um eine niedrige Höhe für einen nochmaligen Landeanflug zu erreichen und konnte schließlich sicher landen.

Kritik an Ryanair

Verbraucherschutz

Regelmäßige Probleme hat Ryanair auch mit der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs wegen der Bezeichnung kleiner Regionalflugplätze nach teilweise mehr als 100 km entfernten Großstädten. Wobei vor den Gerichten zumeist Ryanair Recht bekommen hat: So darf nicht nur Hahn als "Frankfurt-Hahn" bezeichnet werden, auch die Namen Altenburg-Leipzig, Düsseldorf-Weeze und Hamburg-Lübeck können zur Zeit verwendet werden.

Weitere Probleme gibt es des öfteren mit den sehr restriktiven Geschäftsbedingungen. Erst im März 2004 entschied das Landgericht Köln, dass die bisherige Klausel „Sämtliche bezahlten Beträge (einschließlich Steuern und Gebühren) sind nicht erstattbar“ für den Fall einer Stornierung ungültig ist, Ryanair also die Steuern und Gebühren erstatten muss. Geklagt hatte die Wettbewerbszentrale.

In den AGB der Ryanair steht dazu nun der folgende Satz:

„Alle bezahlten Beträge (einschließlich Steuern und Gebühren) werden nur dann zurückerstattet, wenn Ryanair einen Flug annulliert oder erheblich verschiebt. In diesem Fall haben Sie Anspruch auf eine Reisegutschrift oder die vollständige Rückerstattung der bezahlten Beträge.“

Subventionen

Ryanair fliegt in erster Linie kleinere Regionalflughäfen an, wobei das Unternehmen größere Gebührennachlässe aushandelt. An manchen Flughäfen soll Ryanair keinerlei Gebühren zahlen, sondern sich stattdessen von den Flughäfen für Marketingmaßnahmen bezahlen lassen. Nach einer Klage von Konkurrenten wurde deshalb Ryanair im September 2003 verpflichtet, von dem Flughafen Straßburg erhaltene Subventionen zurückzuzahlen. Infolgedessen kehrte das Unternehmen dem Flughafen den Rücken und fliegt seit Oktober 2003 vom Flughafen Karlsruhe-Baden. Am 3. Februar 2004 entschied die EU-Kommission, dass Ryanair ca. drei Viertel der Subventionen, die das Unternehmen vom staatlichen Flughafen Brüssel-Charleroi erhalten hatte, unrechtmäßig seien und von Ryanair zurückgezahlt werden müssten. Michael O'Leary kündigte daraufhin juristische Schritte dagegen an, die allerdings bislang noch nicht eingeleitet wurden.

Arbeitnehmerrechte

Desweiteren wird oft der Umgang mit den Arbeitnehmern kritisiert. Zu erwähnen ist dabei die Kampagne Ryan be fair im Internet, die von Ryanair Mitarbeitern zur Etablierung einer Arbeitnehmervertretung initiiert wurde, sowie Verfahren, nach dem Bewerber wie z.B. Piloten nur für das Einreichen einer Online-Bewerbung 50 Pfund Bearbeitungsgebühr zahlen müssen. Die Stimmung unter den Piloten ist, aufgrund äußerst schlechter Rahmenbedingungen, überwiegend schlecht. Vor allem für jüngere CoPiloten gilt Ryanair daher überwiegend als Zwischenlösung, um entweder schnell Karriere zu machen, oder bis sich ein besseres Jobangebot ergibt. Auch Kandidaten mit eher unterdurchschnittlicher Begabung finden bei Ryanair eher eine Anstellung als anderswo.

Siehe auch

Commons: Ryanair – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Ryanair – in den Nachrichten