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Die Fieberkurve ist der zweite Wachtmeister Studer-Roman des schweizer Autors Friedrich Glauser. In diesem Krimi, geschrieben Ende 1935, führen die Ermittlungen Studer nach Nordafrika in die französiche Fremdenlegion. Neben Matto regiert, welche Glausers wiederholte Internierungen in psychiatrischen Kliniken behandelt, zählt «Die Fieberkurve» zu den autobiographischsten Studer-Romanen, da Glauser von 1921 bis 1923 ebenfalls in der Fremdenlegion war.

Erster Satz
«Da lies!», sagte Studer und hielt seinem Freund Madelin ein Telegramm unter die Nase. Vor dem Justizpalast was es finster, die Seine rieb sich glucksend an den Quaimauern, und die nächste Laterne war einige Meter weit entfernt.
Inhalt
Ausgangslage
Wachtmeister Studer verbringt den Silvester bei seinem Freund Kommissar Madelin in Paris, da seine Frau Hedy wegen der Geburt des ersten Enkels in Frauenfeld weilt. Dabei lernt Studer Pater Matthias kennen, der in Marokko und Algerien als Missionar arbeitet. Dieser erzählt von einem Korporal Collani, welcher durch seine hellseherischen Fähigkeiten während der Beichte zwei Todesfälle prophezeit hat: In Basel und Bern sollen zwei alte Frauen sterben. Als Studer in die Schweiz zurückreist, lässt ihn die Neugier nicht los und er besucht die Wohnung in Basel. Als er dort eintrifft, ist Josepha Cleman-Hornuss bereits gestorben: Tod durch Gas. Auch in Bern stirb eine alte Frau: Sophie Hornuss, die Schwester von Josepha, wird in ihrer Wohnung aufgefunden; ebenfalls Tod durch ausgetretenes Gas. Studer glaubt nicht an Suizid und beginnt zu ermitteln.
Ermittlung
Beide ermordeten Frauen waren nacheinander mit dem Schweizer Victor Alois Cleman, Geologe in Nordafrika, verheiratet. Mit seiner zweiten Frau, Josepha, hatte er eine Tochter, Marie. Im Jahre 1917 starb Victor Alois Cleman in Marokko an Malaria. Kurz vor seinem Tod sandte er eine Fieberkurve, die den Verlauf seiner Erkrankung dokumentierte, an seine Frau nach Basel. Dieses Dokument fällt nun Studer bei der ersten Untersuchung des Tatortes in die Hände. Im Verlaufe der folgenden Ermittlungen zeigt es sich, dass die Fieberkurve ein verstecktes Testament enthält, welches Clemans Tochter Marie und dem Kanton Bern je zur Hälfte ein Stück Land in Marokko vermacht. Das besagte Grundstück ist mittlerweile acht Millionen Franken wert und der genaue Standort, an dem die versteckten Kaufverträge liegen, findet sich verschlüsselt in der Fieberkurve. Für die Berner Polizei ist schnell klar: Dies ist der ganz grosse Fall! Und nur einer kann ihn lösen damit das verheissene Geld dem Kanton zugeführt werden kann: Jakob Studer. Nachdem es seiner Frau Hedy gelungen ist, die Fieberkurve zu entschlüsseln, macht sich Studer auf, in seine Mission in ferne Länder. In Paris kann er dank der Hilfe von Madelins Kriminalassistenten Godofrey eine falsche Identität annehmen. Er rasiert den Schnurrbart ab, lässt sich die Haare schwarz färben und reist als Joseph Fouché, Inspektor der Sûreté, über Belfort und Port-Vendres nach Oran. Studer erreicht mit einem Maultier Géryville, wo er weitere Hinweise erhält. Diese führen in nach Gourrama, einem Aussenposten der Fremdenlegion, wo sich auch die versteckten Dokumente befinden. Als Wachtmeister Studer die in der Fieberkurve angegebene Stelle erreicht, klafft ein Loch in der Erde. Jemand ist ihm zuvorgekommen.
Auflösung
Im Garnisonsposten Gourrama schliesslich laufen alle Fäden des Falles zusammen. Studer wird durch eine fingierte Verhaftung als “Spion mit falschem Pass” in die Gefängniszelle gesperrt. Dort trifft er auf den einzigen Gefangenen, den untergetauchten Victor Alois Cleman, und bekommt so die letzten Beweise für seine Theorie. Im darauffolgenden improvisierten Kriegsgericht stellt sich heraus, dass Victor Alois Cleman seinen Namen mehrmals wechseln musste. Zum ersten Mal, als er in seiner Jugend zu Unrecht eines Mordes beschuldigt wurde. Er ging nach Afrika und arbeitete als Geologe für die französische Regierung. Von seiner ersten Frau, Sophie Hornuss, über Jahre erpresst, tauchte er nach seinem vermeintlichen Malariatod als Korporal Collani in der Fremdenlegion unter. Dort wartete er 15 Jahre die Verjährung der falschen Mordanklage ab, bis er seiner Tochter Marie das Erbe übergeben konnte. Der Plan lief jedoch schief, weil Pater Matthias in der Beichte von dem versteckten Vermögen erfahren hatte und nun selbst an das Grundstück gelangen wollte.
Während der Verhandlung kommt es zu einem tödlichen Finale, an dessen Ende die gesuchten Dokumente auftauchen und sogar die Gerechtigkeit, ganz im Sinne Studers, seine Erfüllung findet.
Entstehung
Grosses Sorgenkind von Glauser
Erneute Internierung
Am 8. Oktober 1935 erneut erwischt beim wiederholten Mal mit falschen Namen Opium beim Dorfarzt beschaffen wollte. Drohte Rückschaffung in die Offene Kolonie Schönbrunn, geschlossene Anstalt Waldau, Internierung auf unbefristete Zeit. Am 29.10. an Vormund Robert Schneider: «Ich bin jetzt vierzig Jahre alt, mein Name ist nicht mehr ganz unbekannt (…) und ich kann wirklich nicht mehr diese ganz hoffnungslose Komödie weiter mitmachen. Es ist mir auch unmöglich, mich als asozialen Psychopathen zu empfinden, vor dem die Gesellschaft à tout prix bewahrt werden muss.»[1]
Glauser verschwindet und taucht bei seiner Freundin aus den Asconeser Tagen Katja Wulff und ihrem Mann C. F Vaucher in Basel unter. Fahndung nach Glauser. Am 6. November Abstecher nach Zürich Lesung im Rabenhaus durch Vaucher vermittelt. Bernhard Echte: Wendepunkt in Glausers Schriftstellerleben. Glauser wird entdeckt. Dort trifft er auch Friedrich Witz, Redaktor und Verleger. Glauser kehrt in die Klinik zurück.
Urfassung
Glauser immer noch in der Klinik Waldau November 1935. Am 28.11.35 an Humm: «Ich werde versuchen einen humoristischen Kriminalroman zu schreiben. Behauptet man nicht, dass die Pessimisten die besten Humoristen seien?»[2]
Der Wachtmeister sollte diesmal unterwegs sein, in die Wüste geschickt werden und Hasch rauchen mit pessimistischen Betrachtungen über die westliche Betriebsamkeit. «Es tut meiner chaotischen Seele wohl, ein wening Anarchismus einzuschmuggeln.»[3]
Nachdem Gourrama und Der Tee der drei alten Damen keinen Verleger begeisterten, setzte Glauser auf den Studer und verarbeitete Themen aus Gourrama (Fremdenlegion) und dem Tee (Spriritismus, Erdöl) in die Fieberkurve
2.12.35 vor Beginn bat Glauser Martha Ringer in der National Zeitung die ausgeliehene Erzählung Der Hellseherkroporal (1931) zusenden. «Ich möchte mit dem Thema einen Kurzroman machen.»[4]
Die Urfassung war Ende 1936 in nur vier Wochen entstanden. 16 Kapitel
Für Berthe gewidmet
Über die Fieberkurve (1935) sagte Glauser am 20.12 an Berthe unter anderem: «Den Romanhabe ich dir nicht geschickt, weil ich den ganzen Anfang nochmal umkrempeln muss, sonst kriegst du ein falsche Bild. Ich hab ein wenig Angst vor der Sache. Ein oder zwei Kapitel sind lustig geworden, ein oder zwei Gestalten sind so halbwegs im Blei – Aber ich fürchte sehr, ich hab wieder meinen alten Fehler begangen und zuviel Menschen aufmarschieren lassen.»[5]
Am 31.12 beendet. Glauser an Halperin: «Ich habe probiert, all die alten ‹ficelles›, ohne die ein Kriminalroman nun einmal nicht zusammenzuhalten ist, neu zu spinnen. Die Frage ist, ob es mir gelungen ist. (…) Ich habe Studer Haschisch rauchen lassen und ihn dabei pessimistische Betrachtungen über die westliche Betriebsamkeit und die Relativität der Zeit, der Bureauzeit, anstellen lassen. Vielleicht ist das ganz fidel geworden. aber ob es auch den Schiedsrichtern gefallen wird, die vielleicht aus Pfarrern und Sekundarlehrern bestehen, weis ich nicht.Wir wollen das Beste hoffen. Ich könnte ein wenig Erfolg ganz gut brauchen.»[6]
Wettbewerb
2.12.35 Glauser Martha Ringer. «Es ist nämlich ein Wettbewerb für solch eine Sache, und ich täte mich gern daran beteiligen.»[7]
Kurzroman-Wettbewerb des Schweizer Druck- und Verlagshauses ausgeschrieben. 26 abgelehnte Arbeiten, darunter Die Fieberkurve
Sieger wurde der Roman Die Juraviper von Arthur von Felten; Kommentar Glauser am 9.4.36: Mit den Kriminalromanen ist es eben so bestellt: «Entweder sind sie rein spannend (…), oder dann sind sie (…) ein wenig Psychologie, viel Atmosphäre (…) oder dann sind sie reiner Mist, weder spannend noch gut geschrieben, sondern ‹Genre Himbeersyrupersatz›, wie Arthur von Felten.»[8]
Glauser spottet über die Leser der Ernsten Literatur und erlaubte sich so Narrenfreiheit im Schreiben.
Handlungs-Chaos
Halperin liest den Roman mit grossem Vergnügen, stellt aber u.a. fest: «Ich habe grosse Freude an der Fieberkurve. Es ist eine wirklich schöne Arbeit. (…) Aber da ist ja die Tücke des Kriminalromans, dass alle Vorzüge schwer entwertet sind, wenn es am Ende mit seiner Aufdröselung hapert. (…) Was machen wir jetzt? Ich kann mir nicht denken, welches Interesse der Pater hätte haben können, eine falsche Spur zu konstruieren. Also die ganze Geschichte mit dem Schlüsselloch und dem Auffinden der Schnur streichen? Dann würde die Rechnung glatt aufgehen. Sie muss glatt aufgehen, sonst wird der Leser böse.» Auch Friedrich Witz bemängelt: «Es fehlt an der überzeugenden Begründung der Vorkommnisse. Man versteht am Schluss nicht, warum die beiden alten Damen sterben mussten, warum vor 15 Jahren ein sterbender Mann im Lazarett die spielerische Freude am Angst machen hatte; und weil der Schluss plötzlich der Eindruck einer platzenden Seifenblase erweckt, bleibt die Enttäuschung zurück, die ich unseren Lesern nicht zumuten darf.»[9]
Tatsächlich nennt Julian Schütt die Fieberkurve «einen improvisierten Krimi, in dem sich weniger die Frage stellt, wer der Täter ist, als ob es überhaupt einen Täter gibt.»[10]
Der Plot blähte sich auf, Glauser wollte zu viel, hat die Handlung überfrachtet und mit Figuren überladen. Die erste Reaktion von Martha Ringier, Glausers Brieffreundin, war, sie komme fast nicht zum Atemholen, so jage sie Glauser herum. Und Friedrich Witz, meinte: «Verworrenheit. Weshalb muss Studer nach Marokko? Wozu die Reise?»[11] Weiter: Friedrich Witz unzufrieden auch mit dem Schluss: «Statt dass die Geschichte enträtselt wird, häufen sich noch die Warums.»[12]
Der Roman funktioniert dennoch in der Figur des Studers und anderen. Und Humor und Atmosphäre von Szenen (z.B. Kapitel 7. Das Testament, Stadtkommissär Werner Gisler, Studer, Gefreite Reinhard Korporal Murmann) oder Kapitel 9 (Gngster in Bern und eine vernünftige Frau) in der Hedwig Studer in der Stube mit Jakob die Fieberkurve entschlüsselt).
Nachbearbeitung
Über eineinhalb Jahre erstreckte sich die Umarbeitung letztendlich. Matto regiert hat Vorrang. Umzug nach Angles. Verliert immer mehr die Lust an der Fieberkurve. Beginnt mit Chinese.
Bis Ende November 1936 soll die Fieberkurve fertig sein.
Eine Urfassung wurde umgeschrieben. Die neue Version befriedigt immer noch nicht. Einzig am kiffenden Studer änderte Glauser keinen Strich. «Das scheint mir nicht allzu schlecht und nicht allzu sehr Kriminalroman zu sein.» schrieb Glauser am 1.12.38 noch an Witz.[13]
Im Dezember die sechste Umarbeitung
20.12.36 an Kleiber: «Ich komme so langsam dahinter, wie schwer es ist einen passablen Kriminalroman zu schreiben. Sie tun mir viel Ehre an, den ‹Studer› zu goutieren. Wie schlecht konstruiert ist er - ich bemerke es voll Scham, jetzt, weich ihn gedruckt wieder gelesen habe. (…) Und wenn den Leuten das Buch gefällt, so lassen sie sich bluffen, weiter nichts. Das ist, was ich in Selbsterkenntnis und Selbstkritik festgestellt habe. - und darum macht mir die Umarbeitung des zweiten Studerromans so viel Mühe. Ich möchte die Fehler des ersten Buches vermeiden.»[14]
An Friedrich Witz, 22. März 1937: Anfangspartie nochmals umgeschrieben. «Endlich, endlich bekommen Sie die Fieberkurve. Aufgeklärt hab ich, dass Gott erbarm! Aber ich habe eine Hoffnung, dass der Roman trotz dem ‹abenteuerlichen› Milieu und der ‹abenteuerlichen› Handlung doch noch ein wenig ‹Atmosphäre› behalten hat. (…) Sie müssen mir nur noch sagen, wann Sie mit dem Abdruck der Fieberkurve beginnen wollen. (…) Die ‹Mannli› auf Seite 86 können Sie rausschmeissen oder behalten - wie Sie wollen.»[15] Glausers Zeichnung wurde dann in der Erstausgabe tatsächlich abgedruckt, in allen späteren Ausgaben wieder weggelassen. Erst wieder mit der Werkausgabe wieder drin.
6.4.37: Witz verlangt, dass die letzten 12 Seiten nochmals umgearbeitet werden. «Auf jeden Fall rate ich Ihnen, das letzte Kapitel durch eine tüchtige Ladung Dynamit vollständig in die Luft zu sprengen und es von Anfang bis zum Ende neu zu bauen.»[16]
Neue Umarbeitung, bis Glauser das Krimigenre verleidete. 8. Januar 1938 entnervt am Martha Ringier: «Eine so kompliziert-verfehlte Geschichte wie die Fieberkurve soll mir nicht mehr passieren. Ich muss meine Fabeln vereinfachen, dann kann ich mich auf wenige Menschen beschränken und jeden dann richtig hinmalen.»[17]
Biografischer Hintergrund
Studers Ausbruch über die Grenzen der Schweiz nach Paris (der auf Frühjahr 1936 in Aussicht gestellte Verwalterjob in Angles zerschlug sich nach der Opiumgeschichte im Oktober 1935), Nordafrika sind auch Glausers Sehnsüchte. Abenteurliche Kulissen, ausbrechen, Ferne exotische Länder.
Schauplätze
Vor allem Paris und Nordafrika, Fremdenlegion (S. 129). Glauser 2x in Paris. Tellerwäscher und 1932. Als Feuilltonist lernt Glauser den Kommissar Maigret von Simenon kennen.[18] Briefe 2, 517
- Bern: Wohnung, Tanzschule im 1. Stock an der Gerechtigkeitsgasse 44
- Witzwil (S. 110)
- Les Halles Beiz
- Bulliers, Ballsaal im Montparnasse-Quartier (s.191/247), 1932 Pariser Tanzlokale, Bd.2, S. 115
- Pigalle S. 126
- Rue Daguerre 19 (S. 130/132/244)
- Hotel Au Bouquet de Montmarte (S. 126/243) Briefe 1, 366ff
- Montmartre (126)
- Palace de Justice (134/244)
- Marokko
- Géryville S.52, 156/246. Route des Wachtmeister ist dieselbe wie Glauser in der Fremdenlegion 1922, Briefe 1, 76
Figuren
Vor allem Fremdenlegionsepisoden Figuren aus anderen Erzählungen Glauser, z.B. Der Hellseherkorporal (1930/31), Im Afrikanischen Felsentor (1931), Der Tod des Negers (1933), Marschtag in der Legion (1933), Der vierzehnte Juli (1935), Kif (1937), Seppl
- Collani: S. 238. Hellseherkorporal, Bd. 2, S. 26/392 (1931, Collani)
- Pater Matthias: Legionszeit einen Missionar kennengelernt
- Capitaine Lartigue: S. 146/245
- Dr. Laduner (Max Müller): S. 211/95, Psychoanalyse
Der Mulatte
Achmed der Mulatte = Mammut der Mulatte. Kiffen (S. 158/160), Bd.4 S.90
Beatrix Gutekunst
S. 41/54/241)
Das Maultier
Das Maultier spielte in Glauser Leben eine besondere Rolle. Im Sommer 1936 schrieb er über dieses Tier eine Kurzgeschichte mit dem Titel Seppl; in dieser Fremdenlegions-Episode beschreibt Glauser liebevoll den Charakter des Maulesels «Seppl» und seine Beziehung zu ihm. Die Geschichte endet damit, dass der Esel Glauser bei einem Überfall das Leben rettet und dabei stirbt.[19] Auch in der Fieberkurve taucht wieder ein Maultier auf: Am Ende des 11. Kapitels, als Studer nach Géryville reitet, beginnt der Wachtmeister eine Zwiesprache mit seinem Esel: «Lose einisch, Fridu!» (= Friedel = Friedrich). In dieser Ansprache versteckt Glauser ein «zweites Ich». So sind auch die Briefe an Martha Ringer ab März 1936 meistens mit «Mulet» (frz. für Maultier) signiert. Dazu erklärte er ihr: «Meine Lieblingstiere sind Maulesel, sie sind genauso störrisch wie ich, sie grinsen genauso unverschämt und sie haben ein Fell, das uni in der Farbe ist. Und ich trage uni, ne vous en déplaise, Grau. Grau am liebsten. Ich bin ein diskreter Schriftsteller, madame, ich bin kein Sekundarlehrer, und gestreifte Hemden trage ich nicht. (…) Ich bin ein Maulesel. Und Maulesel, begreifen Sie das wohl, Maulesel sind keine Idealisten. Maulesel fressen Gerste oder Hafer, so man ihnen gibt, sie sind genügsam, knabbern auch ganz gerne an Disteln, und man könnte s kaum glauben, wenn man ihre weichen Lippen fühlt, dass sie so stachlige Pflanzen verschlingen können.»[20] Als Glauser am 8. Dezember 1938 in Nervi starb, schrieb Berthe Bendel an Martha Ringier ein Telegramm mit den Worten: «Mulet est morto. Berthe.»
Publikationen
Von der Fieberkurve hat sich kein Manuskript erhalten
Im Dezember 1937 erscheint die Fieberkurve endlich als Erstdruck in der Zürcher Illustrierten: 3.12.1937 bis 11.2.1938. Vorankündigung mit einem Portrait von Gotthard Schuh auf dem Titelblatt. und unter anderem folgendem Text: «Wachtmeister Studer, der ‹schweizerische Sherlock Holmes›, ist bereits so volkstümlich geworden, dass man ihn nicht mehr als blosse Romanfigur empfindet, sondern in ihm den Landsmann anerkennt, der mit klugem Kopf und gütigem Herzen die kleinen und grossen Probleme seines Fahnder-Berufes meistert. FRIEDRICH GLAUSER, der Autor der Wachtmeister-Studer-Romane, erzählt Studers neuesten Fall: DIE FIEBERKURVE. (...) Wir beginnen in unserer nächsten Nummer mit diesem bemerkenswerten Roman unseres Schweizer Autors.»
Buchausgabe Herbst 1938: Morgarten-Verlag. Die Fieberkurve war Glausers letzter Roman, der noch zu seinen Lebzeiten in Buchform erschien. die erste Buchausgabe unterscheidet sich kaum vom vorgängigen Fortsetzungsabdruck in der Zürcher Illustrierten, der mit geringfügigen, nicht annotierten Änderungen der Neuedition zugrunde gelegt wurde.
Glauser hat die Fiebertabelle für den Buchumschlag der Erstausgabe entworfen.
Rezeption
Presse
Das Buch läuft schlecht. 2. Auflage beim Artemisverlag (1948) Auflage von 3300 nur 784 Fieberkurven verkauft (bis 1951). Wie dem Morgarten-Verlag bleibt nichts anderes übrig als der Ramschverkauf. Besser in Büchergilde Gutenberg 1963 in der Sphinx-Krimireihe.[21]
In mancher Hinsicht ist er kein typischer Studer-Krimi. Die Einheit von Ort, Zeit und Handlung ist aufgegeben zugunsten einer verwegenen und mitunter wenig plausiblen Handlung, die zwischen Bern, Basel, Paris und Nordafrika hin und her springt.
Im Buch Die Fieberkurve leistet Glauser einem allzu helvetischen Studer Widerstand. Er schickt ihn nach Nordafrika und lässt ihn dort Haschisch rauchen. Bernhard Echte dazu: «Das hätte man damals nicht verfilmen können. Das ist natürlich Subversion des Studer-Bildes.»
1948 erwibt Praesensfilm die Rechte auch für diesen Roman.
Theateradaption
Sommertheater Schaffhausen
2009 wurde die «Fieberkurve» zum ersten Mal für die Bühne bearbeitet. Unter dem Titel «Die Fieberkurve - Ein Wachtmeister Studer-Krimi nach Friedrich Glauser» spielte das Schaffhauser Sommertheater. Die Premiere fand am 24. Juli im Hof der Musikschule Schaffhausen statt. Geschrieben hatte die Adaption der Oltener Autor Walter Millns, der dabei auch selbst Regie führte. In der Theaterfassung probt eine 18-köpfige Schauspieltruppe im Jahre 1935 die «Fieberkurve» in Anwesenheit des Autors Friedrich Glauser.
Criminale & Berner Sommertheater
Aus Anlass des 75. Todestages von Friedrich Glauser gastierte die Criminale, das grösste Krimifestival Europas, vom 17. bis 21. Mai 2013 zum ersten Mal in der Schweiz. An mehreren Orten in den Kantonen Bern und Solothurn fanden über hundert Veranstaltungen statt. Einer dieser Orte war besonders speziell ausgewählt: Das Psychiatriezentrum Münsingen, in dem Glauser insgesamt sechs Jahre seines kurzen Lebens verbrachte. Im Rahmen des Literaturfestivals erinnerte sich die Klinik an seinen berühmten Patienten, indem sie in einer Ausstellung Glausers Psychiatriekrimi «Matto regiert» würdigte.[22][23]
Das Berner Sommertheater nahm dies zum Anlass, Walter Millns Theaterbearbeitung der «Fieberkurve» unter der Regie von Arlette Zurbuchen im Psychiatriezentrum zu inszenieren; der spezielle Spielort der damaligen Irrenanstalt war gleichzeitig auch eine Hommage an Friedrich Glauser. Die Premiere der „Kriminal-Komödie nach Friedrich Glauser“ fand am 17. April (gleichzeitig mit der Eröffnung der «Criminale 2013») im Casino des Parkes der psychiatrischen Klinik Münsingen statt. [24]
Hörbücher
- Die Fieberkurve. Christoph Merian Verlag, Basel 2007, ISBN 978-3-85616-335-8.
Literatur
- Gerhard Saner: Friedrich Glauser - Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-5184-0277-3
- Gerhard Saner: Friedrich Glauser - Eine Werkgeschichte. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-2880-4130-3
- Bernhard Echte und Manfred Papst (Hrsg.): Friedrich Glauser - Briefe 1. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2075-3
- Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser - Briefe 2. Arche Verlag, Zürich 1991, ISBN 3-7160-2076-1
- Frank Göhre: Zeitgenosse Glauser - Ein Portrait. Arche Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7160-2077-X
- Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN3-85791-241-3
- Heiner Spiess und Peter Edwin Erismann (Hrsg.): Erinnerungen. Limmat Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-85791-274-X
- Rainer Redies: Über Wachtmeister Studer - Biographische Skizzen. Edition Hans Erpf, Bern 1993, ISBN 3-9055-1760-4
- Hannes Binder: Nüüd Appartigs… - Sechs gezeichnete Geschichten. Limmat Verlag, Zürich 2005, ISBN 3-85791-481-5
- Walter Millns: Fieberkurve - Nach der Idee vom Roman von Friedrich Glauser, Elgg Verlag, Belp 2009
Weblinks
- «Die Fieberkurve» im Projekt Gutenberg
- « Kif» im Projekt Gutenberg
- Werke von Friedrich Glauser im Projekt Gutenberg
- Nachlass von Friedrich Glauser in der Archivdatenbank HelveticArchives der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern
- Nachlassinventar von Friedrich Glauser des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern
- Homepage des «Schaffhauser Sommertheaters» mit dem Theaterstück «Die Fieberkurve»
- ART-TV: Das «Schaffhauser Sommertheater» mit dem Theaterstück «Die Fieberkurve»
- Homepage des «Berner Sommertheaters» mit dem Theaterstück «Die Fieberkurve»
- Die offizielle Seite der Criminale
Einzelnachweise
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 56
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 77
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 114
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 80
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 101
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 112
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 80
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 243
- ↑ Gerhard Saner: Friedrich Glauser - Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 129/130.
- ↑ Julian Schütt: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-240-5, S. 231/232
- ↑ Julian Schütt: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-240-5, S. 221
- ↑ Julian Schütt: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-240-5, S. 231
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 926
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 455/456
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 575/576
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 591
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 816
- ↑ Julian Schütt: Nachwort. In: Friedrich Glauser: Die Fieberkurve. Limmat Verlag, Zürich 1995, ISBN 3-85791-240-5, S. 228
- ↑ Friedrich Glauser: Das erzählerische Werk, Band 3: König Zucker, Zürich 1993, ISBN 3-85791-205-7, S. 175
- ↑ Bernhard Echte (Hrsg.): Friedrich Glauser – Briefe 2. Arche, Zürich 1995, ISBN 3-7160-2076-1, S. 155/157
- ↑ Gerhard Saner: Friedrich Glauser - Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-518-40277-3, S. 134
- ↑ Glausers Rückkehr. In: Berner Zeitung, 19. April 2013
- ↑ Lust auf Verbrechen. In: Tages Anzeiger, 22. April 2013
- ↑ Mit Glauser im Reich des Wahnsinns. In: Berner Zeitung, 19. April 2013