Tetragrammkreuz

Das Tetragrammkreuz[1] oder auch Beta-Kreuz[2] ist ein christliches Symbol und war neben dem Doppeladler das Emblem der Kaiser des Byzantinischen Reiches. Das Kreuz ist ein griechisches Balkenkreuz, in dessen vier Quadranten sich jeweils ein Feuerstahl bzw. Beta befinden.
Geschichte

Das Tetragrammkreuz erscheint ab der Regierungszeit des Kaisers Theodor II. (1254–1258) auf byzantinischen Münzen. Dagegen wird der Doppeladler auf byzantinischen Münzen nicht abgebildet. Das Tertragrammkreuz wird auch an den Mauern des Porphyrogennetos-Palasts in Konstantinopel sowie auf Karten und Bannern abgebildet.[3]

Der byzantinische Autor Pseudo-Kodinos bezeichnet das Tetragrammkreuz in seinem etwa 1347 bis 1368 entstandenen Werk De officiis als „das übliche kaiserliche Banner [flamoulon], also das Kreuz mit Zündbolzen“.[4] Naheliegend ist daher, dass es sich bei den Abbildungen in den Winkeln des Tetragrammkreuzes um Symbole handelt. Nach anderer Interpretation könnten die Winkelzeichen als Beta, also zweiter Buchstabe des griechischen Alphabets, für die Variationen des Wortes Basileus stehen. Dabei können die vier Betas als Tetragramm, also griechische Bezeichnung des Gottesnamens Basileus Basileon Basileuon Basileonton (Βασιλεύς Βασιλέων Βασιλεύων Βασιλευόντων) gesehen werden.

In Byzanz kannte man die im Westen ab dem 12. Jahrhundert entstandene Heraldik in diesem Sinn nicht. In der westlichen Welt wurde dem Tetragrammkreuz jedoch heraldische Wertigkeit verliehen. Ende des 13. Jahrhunderts erscheint das Tetragrammkreuz als Wappenfigur im etwa 1265–1270 entstandenen Armorial Wijnbergen im Wappen des byzantinischen Kaisers aus der Dynastie der Palaiologen („roi de pariologre“) in Gold auf rotem Feld.[5]
Das Tetragrammkreuz wurde auch von byzantinischen Vasallen übernommen. Als solche verwendete das Tetragrammkreuz die genuesische Familie Gattilusi, die nach 1355 über Lesbos herrschten. Markgrafen von Montferrat aus der Familie der Palaiologen verwendeten das Tetragrammkreuz in ihren Herrscherwappen.[6] Ebenso übernahmen serbische Herrscher das Tetragrammkreuz.[7]
Gegenwart
Das Tetragrammkreuz kommt gegenwärtig noch als heraldische Wappenfigur im Wappen Serbiens vor. So ist es durch die Verbindung als Gemeine Figur des serbischen Wappenschildes auch ein serbisches nationales Symbol.[8]
Bei den Serben werden die Feuerstähle[9][10] im Wappen aufgrund ihrer Ähnlichkeit volkstümlich auch in kyrillische С-Buchstaben (gleich dem lateinischen Buchstaben S) umgedeutet, welche die Anfangsbuchstaben der Alliteration Само слога Србина спасава bilden sollen.[11]
Historische Verwendung (Auswahl)
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Banner der byzantinischen Kaiser
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Wappen von Wilhelm XI. als Markgraf von Montferrat (1494–1518)
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Wappen des italienischen Adelsgeschlechts Goganza (1575)
Weblinks
- heraldica.org: Heraldy in Byzantinum? Abgerufen am 22. Dezember 2015.
Literatur
- Robert Ousterhout: Symbole der Macht : Mittelalterliche Heraldik zwischen Ost und West. In: Margit Mersch, Ulrike Ritzerfeld (Hrsg.): Lateinisch-griechisch-arabische Begegnungen : Kulturelle Diversität im Mittelmeerraum des Spätmittelalters. Akademie Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004664-8, S. 93 ff.
- Andrea Babuin: Standards and insignia of Byzantium. In: Byzantion : Revue internationale des études byzantines. Nr. 71, 2001, S. 5–59 und 36–38.
- Aleksandar V. Solovjev: Les emblemes héraldiques de Byzance et les Slaves. In: Seminarium Kondakovianum. Nr. 7, 1935, S. 119–164.
Einzelnachweise
- ↑ Fridolin Solleder, Horst Heldmann, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für fränkische Landesforschung, Bayerisches Staatsarchiv Nürnberg (Hrsg.): Archive und Geschichtsforschung : Studien zur fränkischen und bayerischen Geschichte. “Ph. C. W.“ Schmidt, Neustadt/Aisch 1966, Fußnote, S. 166.
- ↑ Robert Ousterhout: Symbole der Macht : Mittelalterliche Heraldik zwischen Ost und West. In: Margit Mersch, Ulrike Ritzerfeld (Hrsg.): Lateinisch-griechisch-arabische Begegnungen : Kulturelle Diversität im Mittelmeerraum des Spätmittelalters. Akademie Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004664-8, S. 93 ff.
- ↑ Alexander Van Millingen: Byzantine Constantinople : The Walls oft he City and Adjoining Historical Sites. London 1899, S. 112 (Abbildung).
- ↑ Pseudo-Kodinos: De officiis : Traité des offices. In: Jean Verpeaux (Hrsg.): Les monde byzantine. Band 1. Paris 1966, S. 167 (Zeile 17–23).
- ↑ Dan Cernovodeanu: Contributions à l'étude de l'héraldique Byzantine et postbyzantine. In: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik. Band 32, Nr. 2, 1982, S. 409–422, bes. 415.
- ↑ Aleksandar V. Solovjev: Les emblemes héraldiques de Byzance et les Slaves. In: Seminarium Kondakovianum. Nr. 7, 1935, S. 159 f.
- ↑ Solovjev, 1935, S. 161–162
- ↑ Leopold Auburger: Die Kroatische Sprache und der Serbokroatismus. Gerhard Hess Verlag, 1999, ISBN 978-3-87336-009-9, S. 418 („Ethnisches Symbol ist das "ocilo" [Feuerstahl] nur als Element eines mehrteiligen Symbols: im serbischen Nationalwappen im Zusammenhang mit dem heraldischen Kreuz ...“).
- ↑ „Das Wappen des serbischen Volkes zeigt ein Kreuz auf rotem Feld, und zwischen den Armen des Kreuzes jeweils ein Feuerstahl vom Kreuz abgewandt.“ In: Artikel 4 der Verfassung des Fürstentums Serbien von 1835 (Sretanjski ustav).
- ↑ „[...] das serbische [Wappen]: ein weißes Kreuz auf rotem Schild mit je einem Feuerstahl im Schenkel.“ In: Artikel 2 der Verfassung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen vom 28. Juni 1921.
- ↑ Charles Boutell: Boutell's Manual of Heraldry. Hrsg.: V. Wheeler-Holohan. F. Warne and Company, 1931, S. 193 („[...] representations of the old steels for striking light from a flint, but on account of their likeness to the Slavonic letter "S" they came popularly to stand for the phrase, "Samo Sloga Srbina Spasava".“).