Bandoneon

Harmonikainstrument
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Bandoneon "Cardenal" (Hergestellt von ELA für Hohner, vor 1939) Bandoneon "Cardenal" (Hergestellt von ELA für Hohner, vor 1939)

Das Bandoneón, auch Bandonion, ist eine Weiterentwicklung der Konzertina. Carl Friedrich Zimmermann begann ab 1849 Hamonikas zu bauen, welche er zuvor bei C.F. Uhlig in Chemnitz kennengelernt hatte. Er nannte seine Instrumente Concertina. Hierbei handelt es sich um ein Handzuginstrument das einen Tonumfang von 100 Tönen umfaßt. Vermutlich war Zimmermann der erste, der diesen englischen, auf Wheatstone zurückgehenden Begriff für diesen speziellen deutschen Harmonika-Typus anwandte. Musikhistorisch gibt es inzwischen keinen Zweifel mehr daran, daß das Concertina-Griffsystem, welches man Bandonion nennt, nicht auf Zimmermann, sondern tatsächlich auf den Krefelder MusiklehererHeinrich Band zurückgeht. Es ist nachgewiesen, dass Heinrich Band zunächst in Böhmen Konzertinas aufkaufte an denen er als erster maßgebliche Veränderungen an dieser Art von Instrument vorgenommen hat, weil er den geringe Tonumfang der damaligen Konzertinas für unzureichend fand. Seine Instrumente verkaufte Band zunächst nur in seinem Krefelder Musikaliengeschäft.

Nicht stichhaltig erwiesen ist die oft angeführte These, Band hätte sich für den Vertrieb seiner Instrumente mit mehreren Geschäftspartnern und Musikgeschäftinhabern in anderen Städten zur sogenannten "Band Union" zusammengeschlossen, die prägend für den Namen des Instrumentes sein soll. Sehr viel wahrscheinlicher ist wohl, daß sich Band an den kommerziellen Erfolg des anderen Ziehharmonika-Typs, den man damals ''Accordion'' schrieb, orientierte. Dieses Wort war damals eine Neuschöpfung, es setzte sich aus dem italienischen „Accord“ und der altgriechischen Endung „Ion“ zusammen. „Ion“ hat auch eine mythologische Bedeutung, die wörtliche Bedeutung ist in etwa „das Gefundene“. „Accordion“ war damit ein früher, gut klingender Markenname, der wohl einiges zum Erfolg des 1829 kreierten Instrumentes beitrug. Für den 1834 auf C.F. Uhlig in Chemnitz zurückgehenden neuen Ziehharmonika-Typ hatte man lange Zeit keinen griffigen Markennamen. Man nannte das vom Accordion unterschiedliche Instrumente anfangs „Accordion neuer Art“ oder ganz einfach „Harmonika“. Vermutlich 1851, mit der Weltausstellung in London, wandte C.F. Zimmermann, wie anfangs bereits erwähnt, erstmals den englischen Begriff „Concertina“ auf das deutsche Instrument an, obwohl es sich wiederum von dem englischen Instrument unterschied, weshalb man später etwas korrekter „deutsche Concertina“ bzw. „Konzertina“ sagte. Band war hier insofern clever, daß er für seine Kreation, die wiederum nur eine Variante der zwanzig Jahre existierenden deutschen Concertina war, einen eigenen, wohlklingenden und unverwechselbaren Namen kreierte. Da das Wort „Bandion“ nicht so schön klang fügte Band vermutlich noch eine Silbe ein und es entstand das „Bandonion“.

Das Bandoneón wurde sehr schnell über die Stadtgrenzen Krefelds hinaus in ganz Deutschland bekannt und geschätzt. Band verbesserte den Tonumfang von 106 auf 112, dann auf 128 und gar 130 Töne. 1924 wurde vom Deutschen Konzertina- und Bandoneon-Bund ein sogenanntes Einheitsbandoneon mit 144 Tönen festgelegt.

Das Gehäuse des Bandoneóns ist quadratisch. Die spezielle Anordnung der Zungen und die meist gebräuchliche Oktavverdopplung jedes Tones ergibt eine unverwechselbare, sich von den anderen Harmonikainstrumenten abhebende Klangfarbe.

Das Bandoneón wird heutzutage nicht mehr umgehängt, sondern auf den Knien gehalten. Um 1900 entstanden in Deutschland innerhalb der Arbeiterbewegung viele Bandoneonvereine, die sich dem Zusammenspiel zumeist einfacher Volksmusik verschrieben hatten. Noch in den 30er Jahren gehörte das Bandoneon zum Grundinstrumentarium der Tanz- und Unterhaltungskapellen. Nach 1950 gab es sehr viele Bandoneonvereine in denen haupsächlich im vierstimmigen Satz zusammen gespielt wurde.

Hauptsächlich wurde bzw. wird hier das so genannte Einheitsbandonion (72 Tasten (144 Töne: wechseltönig diatonisch)) gespielt.

Das Bandoneón wurde allmählich durch das einfacher spielbare Akkordeon in Deutschland verdrängt. Speziell um die Erlernung des Bandoneons zu vereinfachen wurde ein Zahlensytem entwickelt.Dies führte dazu,daß Bandoneonspieler keine Noten erlernten bzw. meistens nicht nach Noten spielen können und alle Werke aufs Zahlensytem dem sog. Waschleinensytem mit Zahlen und Notenwertangaben umgeschrieben werden müssen.Eine Verwandte des Bandoneons ist die Symphonetta.


Nach Argentinien gelangte das Bandoneón vermutlich zunächst über die USA. Der deutsche Einwanderer Wilhelm Seyffardt ließ sich 1855 von seinem Bruder in Krefeld ein Accordion nach Amerika schicken, und zwar auf jeden Fall ein "Bandonion". Vermutlich haben Seeleute es dann weiter bis nach Argentinien verbreitet. Dort ist das Instrument durch den Tango argentino zu einem Volksinstrument geworden und wird (meist als eine ältere Version, die "Rheinischen Lage", 71 Tasten, 142 Töne) nach Noten gespielt und gelehrt.

Aus Argentinien ist es dann mit der neuen Spielweise und dem Tango zurück nach Europa gekommen. Bandoneón kann in Europa in Paris und Rotterdam studiert werden.

Am berühmtesten sind die Instrumente aus der nicht mehr existierenden Fabrik von Alfred Arnold. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Bandoneonbauer, die meist individuell nach Bestellung bauen.

Medienauswahl

  • Konzert für Bandoneon, Johannes Goritzki u. Deutsche Kammerakademie Neuss (Kompositionen von Astor Piazzolla), 1996, Capriccio 10 565 (CD)
  • Tres movimientos tanguísticos porteños, Konzert für Bandoneon, Josep Pons und Orquestra de Cambra Teatre Lliure, 1996, Harmonia Mundi France HMC 901595 (CD)
  • Film zum Tanztheater Bandoneón, Pina Bausch en Buenos Aires. Argentinien, 45 Minuten, Regie: Milos Deretich, Gabriela Schmidt, Gabriela Massuh; Produktion: Goethe-Institut Buenos Aires, Musik: Astor Piazzolla
  • Bandoneon Schule,Peter Fries,ApolloVerlag Paul Lincke Mainz
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