Magma ist eine 1969 gegründete französische Progressive Rock-Band. Die Band hat das Genre des Zeuhl begründet und trug viele Texte in der Kunstsprache Kobaianisch vor. Diese Sprache wurde zudem zum wichtigen Stilmerkmal des Zeuhl.
Biografie
Magma wurde 1969 vom Schlagzeuger Christian Vander gegründet. Zur kurzlebigen Gründungsbesetzung zählten auch Laurant Thibault (Bass), Eddy Rabbin (Keyboards), Claude Engel (Gitarre) und René Graber (Gesang) sowie eine von Teddy Lasry geleitete Bläsergruppe aus der Band von Johnny Hallyday.
Die Musik von Magma zeichnet sich seit Anbeginn durch ausgeprägte Einflüsse von John Coltrane und Carl Orff aus und wird von der Rhythmusgruppe dominiert, die von Klavier und Bläsern unterstützt wird. Im Laufe der Bandentwicklung blieb die Gruppe dieser originären Klangmischung treu, der Gesangspart entwickelte sich dabei immer mehr in Richtung ekstatischem, komplexem mehrstimmigen Chorgesang, so dass gleichzeitig bis zu vier Sängerinnen und Sänger beteiligt waren. Die Besetzung der Band hat sich oft verändert, allein zwischen 1969 und 1974 sollen drei Dutzend mal personelle Veränderungen stattgefunden haben. Praktisch auf jedem Album unterscheidet sich die Besetzung mehr oder weniger stark von der der vorherigen Veröffentlichung. Die einzige personelle Konstante war und ist Schlagzeuger Christian Vander, dessen prägnanter Schlagzeugstil die meisten Stücke dominiert, der die meiste Musik komponiert hat und der auch häufig als Sänger in Erscheinung trat. Weitere wichtige Mitglieder von Magma waren u.a. dessen Ehefrau Stella Vander (Gesang), Klaus Blasquiz (Gesang), Jannick Top (Bass), Bernard Paganotti (Bass) und Didier Lockwood (Geige).
Die Band hat um sich den Mythos vom Planeten "Kobaia" erschaffen. Dieser soll von ausgewanderten Erdenbewohnern kolonialisiert worden sein, denen die Band als Sprachrohr zur Verkündung vom Untergang der Erde diene. Die Mitglieder der Gruppe trugen daher oft kobaianische Alternativnamen, die Texte der Band und teilweise auch die redaktionellen Bemerkungen auf den Plattenhüllen sind ebenfalls in der Sprache des Planeten verfasst. Siegfried Schmidt-Joos charakterisierte das Klangbild dieser Sprache im 1973 erschienenen Rock-Lexikon als "eine rückwärts gesprochene Melange aus deutschen und slowakischen Sprachbrocken".
In der ersten Hälfte der 70er Jahre entstanden in rascher Folge fünf Alben. Kennzeichnend für Magma wurden dabei zunehmend ausufernd lange Kompositionen mit vertrackter Rhythmik. Das Album "Mekanïk Destruktïw Kommandöh" von 1973, das das zentrale Werk der Gruppe ist, ist zwar in verschiedene Abschnitte unterteilt, stellt jedoch eine zusammengehörige Komposition dar. Ähnlich verhielt es sich mit mit dem Album "Köhntarkösz" von 1974. Im Jahr 1975 stellte Magma auf einer Live-DoLP unter Beweis, dass die komplexen, bis zu 40 Minuten langen Stücke auch live spielbar waren. Von Magma inspiriert bzw. auch von den zahlreichen im Verlauf der Bandgeschichte involvierten Musikern ausgehend entwickelte sich das Zeuhl genannte Genre, dessen Protagonisten sich auch gerne der Kunstsprache "kobaianisch" bedienen.
Das Cover des Albums "Attahk" von 1977, das musikalisch getragener, streckenweise fast schon sakral erscheint, entwarf H.R. Giger. Generell wurde es ab den späten 70er Jahren auch ruhiger um Magma. Zum zehnjährigen Bandjubiläum fanden 1980 mehrere Konzerte mit Musikern aus den verschiedenen früheren Besetzungen statt. Die beiden "Retrospektïw" betitelten Alben von 1981 enthalten Aufnahmen der Jubiläumskonzerte. Das 1984 erschienene Album "Merci" enthielt erstmals auch Anklänge an Disco und Funk und seltsamerweise wurde mit "Ooh ooh baby", dem funkigsten und vielleicht in der gesamten Bandgeschichte am wenigsten charakteristische Titel, auch erstmals eine Single ausgekoppelt, die jedoch keinen kommerziellen Erfolg hatte. Trotz der mitunter quirligen Melodien wurde im Pressetext darauf hingewiesen, dass die Stücke von "Merci" alle den Tod zum Thema haben.
In der Folgezeit erschienen zahlreiche Alben nur unter dem Namen von Christian Vander, bei denen jedoch auch meist Magma-Musiker beteiligt waren, und die sich klanglich teilweise nahtlos in das Magma-Gesamtwerk einfügen (z.B. die beiden "Offering" betitelten DoLPs von 1986 und 1990 oder auch schon 1974 mit "Tristan et Iseuld"). Unter dem Namen Magma erschienen für über zehn Jahre lediglich nachveröffentlichte Live-Aufnahmen aus den 70er und frühen 80er Jahren.
Um 1996 formierten Christian und Stella Vander eine verjüngte neue Besetzung um sich, mit denen sie ihr altes Material einstudierten und erneut als Magma auf Tournee gingen. Inzwischen schon lange zur obskuren Kultband avanciert, war die Band sofort gerne gesehen auf zahlreichen Konzerten. In Deutschland waren Magma Ende der 90er u.a. auf dem Burg Herzberg Festival oder in einer Würzburger Kirche zu sehen.
Im Jahr 2004 legten Magma mit "K.A." erstmals neu eingespieltes Material vor, das stilistisch in direkter Nähe zu der klassischen Phase der Band in der Mitte der 70er Jahre angesiedelt ist. Nun traten jedoch auch erstmals christliche Textmotive in Erscheinung. Auch die kurz darauf erfolgte Veröffentlichung "Uber Kommandoh" blieb dem klassischen Magma-Stil treu.
Magma gehören zu den wenigen Bands, die in über drei Jahrzehnten einem eigenwilligen und genrebildenden Stil auf hoher musikalischer Ebene treu geblieben sind und die dabei auch kontinuierlich live zu überzeugen wussten. Auch ohne überwältigende kommerzielle Erfolge besteht eine nicht gerade geringe, treue Fangemeinde.
Diskographie
- 1970 - Magma
- 1971 - 1001° Centigrades
- 1973 - Mekanïk Destruktïw Kommandöh
- 1974 - Wurdah Ïtah
- 1974 - Köhntarkösz
- 1975 - Live (Hhai)
- 1976 - Üdü Wüdü
- 1976 - Inédits
- 1977 - Attahk
- 1981 - Retrospektïw 1-2
- 1981 - Retrospektïw 3
- 1984 - Concert Bobino 1981
- 1984 - Merci
- 1989 - Mekanïk Kommandöh
- 1992 - "Les Voix" Concert 1992
- 1996 - Concert 1971 Bruxelles - Théâtre 140
- 1996 - Theatre du taur Concert - Toulouse 1975
- 1996 - Concert 1976 Opéra de Reims
- 1998 - Simples
- 1998 - Floe Essi / Ektah
- 1999 - BBC 1974 Londres
- 2001 - Theusz Hamtaahk Trilogie
- 2004 - Concert Bobino 1981 (DVD)
- 2004 - K.A
- 2004 - Uber Kommandoh