Lernstrategie

Vorgehensweisen beim Lernen
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Lernstrategien sind Handlungspläne zur Steuerung des eigenen Lernens. Jeder Mensch verfügt über verschiedene Lernstrategien.

Lernstrategien werden sowohl bewusst als auch unbewusst angewandt.Sie unterscheiden sich je nach den Erfordernissen des Lerngegenstandes, der allgemeinen Situation, die das Lernen erforderlich macht und dem individuellen Lerntyp. Jede Lernstrategie setzt sich aus einzelnen Handlungsequenzen zusammen.

Für Mandl & Friedrich sind Lernstrategien Schlüsselelemente der Lern- und Methodenkompetenz.


Aussagen über Lernstrategien

Nach Friedrich & Mandl sind Lernstrategien "Handlungssequenzen zur Erreichung eines Lernziels“ (Friedrich & Mandl, 1992, S. 6). Mit der Sequenzierung von Handlungen auf ein bestimmtes Ziel hin, steht das Produkt (Ergebnis) des Lernprozesses im Vordergrund einer Betrachtung über mögliche Beiträge von Lernstrategien zum Gelingen des Lernens. Mit den Fortschritten der Lernpsychologie veränderte sich auch die Sicht auf die Bedeutung von Lernstrategien. 2006 bezeichnen dieselben Autoren Lernstrategien als "jene Verhaltensweisen und Gedanken, die Lernende aktivieren, um ihre Motivation und den Prozess des Wissenserwerbs zu beeinflussen und zu steuern" (Mandl & Friedrich, 2006, S.1). Damit wird der Fokus auf den Prozess (Vorgang) der aktiven und individuellen Wissenskonstruktion gelegt, der durch den Einsatz von Lernstrategien unterstützt wird. Die Aktivität der Lernenden ist für Lompscher auch der tätigkeitstheoretische Ausgangspunkt, Lernstrategien als "mehr oder weniger komplexe, unterschiedlich weit generalisierte, bewusst oder auch unbewusst eingesetzte Vorgehensweisen zur Realisierung von Lernzielen, zur Bewältigung von Lernanforderungen" (Lompscher, 1996) zu konzipieren.

Die Lernstrategieforschung (siehe Artelt & Moschner, 2006) wirft einerseits die Frage auf, wie Lernstrategien besonders valide erfasst werden können, andererseits wird auch die Frage aufgegriffen, welche Ursachen für die doch eher schwachen Zusammenhänge zwischen Lernstrategien und Lernerfolg verantwortlich sein können. Für Lompscher (1996) sind dabei folgende Überlegungen erkenntnisleitend:

Lernstrategien

  1. werden bezüglich der Art und Weise der Handlungsausführung individuell unterschiedlich gehandhabt,
  2. sind in die Struktur und den Kontext einer Tätigkeit mit konkreten Motiven, Bedingungen und Mitteln eingebettet,
  3. sind gleichermaßen das Ergebnis von Lernprozessen in unterschiedlichen Tätigkeiten und subjektive Voraussetzungen für das Lernen,
  4. entstehen entweder durch die unbewusste Adaptation an die jeweiligen Tätigkeitsbedingungen oder durch bewusste Orientierung auf bestimmte Ziele und Aufgaben,
  5. können sich in Abhängigkeit von der Entstehungs- und Realisierungsbedingungen in unterschiedliche Richtungen entwickeln: Generalisierung oder Spezifizierung, Entfaltung oder Reduktion, Bewusstwerdung oder Automatisierung,
  6. stehen in Wechselwirkung mit Motivation, Emotion und Kognition
  7. können durch pädagogische oder andere Tätigkeitsgestaltung gefördert oder auch behindert werden.

Klassifikation von Lernstrategien

Zur Strukturierung der zahlreichen Elemente schlagen Mandl u. Friedrich deshalb eine Klassifikation der diversen Lernstrategien nach folgenden Gesichtspunkten vor:

  • kognitive Strategien (Elaboration, Organisation/Strukturierung, Wissensnutzung)
  • metakognitive Strategien (Selbstkontrolle/Selbstregulation)
  • motivational-emotionale Stützstrategien
  • sozial-interaktive Lernstrategien
  • Strategien zur Ressourcennutzung
  • übergreifende Aspekte: Lernstrategien in Schule und Hochschule
  • individuelle/habituelle Lernstile und Lerntypen (einschl. der Genderproblematik)
 


Kognitive und metakognitive Strategien

stellen in Bezug auf die Prozesse der Wissenskonstruktion beim Lernen (sowohl beim formellen, d.h. institutionell verankerten als auch beim informellen, d.h. außerhalb von Bildungsinstitutionen/privat stattfindenden Lernen) zentrale Aspekte dar. Unter diese Kategorie lassen sich Elaborations-, Organisations- und Wissensnutzungsstrategien subsumieren.

Elaborationsstrategien dienen dem Verstehen und dem auf Dauer angelegten Behalten neuer Informationen: „Zentrales Prinzip von Elaborationsstrategien ist, neue Information in bestehende Wissensstrukturen (z.B. Vorwissen, Vorstellungsbilder) zu integrieren, was den späteren Abruf erleichtert“ (Mandl & Friedrich, 2006, S.2):

  • Aufmerksamkeit wecken/herstellen
  • Vorwissen aktivieren
  • Fragen stellen
  • Notizen machen
  • Vorstellungsbilder generieren
  • Mnemotechniken anwenden
  • variantenreiches Wiederholen

Organisationstechniken zielen dagegen darauf ab, die Informationsfülle auf das Wesentliche zu reduzieren, „neues Wissen zu organisieren und zu strukturieren, indem die zwischen den Wissenselementen bestehenden inhärenten Verknüpfungen herausgearbeitet werden“ (Mandl & Friedrich, 2006, S.4). Sie sind nicht nur effektive Verstehensstrategien, sondern auch effiziente Abrufhilfen zur Wiedergabe von Inhalten des Langzeitgedächtnisses:

Selbstkontroll- und Selbstregulationsstrategien beziehen sich auf die situations- und aufgabenangemessene Steuerung der Lernprozesse; als metakognitive und selbstreflexive Komponenten laufen sie quasi über den kognitiven Prozessen ab und regulieren das Denken über die eigenen Denkprozesse als Kernelemente selbst gesteuerten Lernumgebungen und/oder interaktiven Lernumgebungen:

  • Planung
  • Überwachung
  • Bewertung

Wissensnutzungsstrategien sollen dazu beitragen, „einem typischen Lernproblem entgegenzuwirken: dem Problem des „trägen Wissens“ (träges Wissen bzw. inert knowledge), welches darin besteht, dass erlerntes und u.U. reproduzierbares Wissen in Anwendungs- und Transfersituationen nicht aktiviert und genutzt wird“ (Mandl & Friedrich, 2006, S. 6):

  • Schreiben von Texten
  • Lösen von Problemen
  • Argumentieren/Diskutieren im sozialen Kontext

Motivations- und Emotionsstrategien

Dabei handelt es sich um die individuellen motivationalen Orientierungen (extrinsische, intrinsische Motivation, Interesse, grundlegende psychologische Bedürfnisse) und die motivierenden Aspekte der je spezifischen Lernumgebung. Dabei wird angenommen, „dass motivational-emotionale Bedingungen und Strategien das Lernen eher indirekt beeinflussen, indem sie sich beispielsweise auf das Ausmaß an investierter Anstrengung /Ausdauer , auf die Aufgabenauswahl (z.B. Schwierigkeit, Inhalt der von einer Person gewählten Lernaufgaben) sowie auf die Wahl entsprechender kognitiver und metakognitiver Lernstrategien auswirken“ (Mandl & Friedrich, 2006, S. 7).

Kooperationsstrategien

Lernen besitzt - als Wissenskonstruktion gefasst – grundlegend eine sehr individuelle Ausrichtung; es findet allerdings ebenso häufig in Kommunikation und Interaktion mit anderen statt. Sozial-interaktive Lernformen können sich – unter der Voraussetzung, dass sie adäquat gestaltet sind, sich „auf die Motivation, selbst zu lernen, auf die Motivation, andere zum Lernen zu motivieren sowie auf die Motivation, anderen beim Lernen zu helfen“ (Mandl & Friedrich, 2006, S. 8) positiv auswirken.

  • Kooperatives Lernen (in unterschiedlichen Gruppen)
  • Kooperationsskripts (als Ansatz zur Strukturierung von Lernumgebungen)
  • Hilfesuchverhalten (z.B. Academic Help Seeking)

Ressourcenmanagement

Die Gestaltung von Lernumgebungen erfordern darüber hinaus, dass die notwendigen Ressourcen und Komponenten der Lernprozesse durch entsprechende Koordinations- und Managementprozesse begleitet werden:

Individuelle und habituelle Aspekte

des Einsatzes von Lernstrategien stehen sowohl als Voraussetzung wie auch als Zieldimension für Lernprozesse zu Diskussion. Die Heterogenität der Lernenden drückt sich einerseits in durchaus individuellen Denk- und Lernstilen aus, und andererseits sind Veränderungen in der Lernorientierung erwünschte Effekte von Lehr- und Lernprozessen:

Lernstrategien fördern und verändern

Der bewusste Umgang mit eigenen Lernstrategien eröffnet die Möglichkeit, das Lernen zu optimieren („Das Lernen lernen“). Automatisierte Strategien können demnach – z.B. beim Auftreten von Lernschwierigkeiten – bewusst gemacht und danach korrigiert oder verworfen werden. Andererseits können bewusst angewandte Lernstrategien – neu angeeignete oder bereits vorhandene, die verändert wurden – allmählich automatisiert werden, wobei die Bewusstseinsfähigkeit jedoch erhalten bleibt. Das allgemeine Ziel des gezielten Umgangs mit Lernstrategien ist es, die Lernleistung zur Erreichung eines Lernziels zu erhöhen.

Die Förderung von Lernstrategien bezieht sich auf zwei elementare Fragestellungen:

  • Was soll gefördert werden?
  • Wie soll gefördert werden?

Lässt sich die Frage nach dem Was? noch relativ einfach dahingehend beantworten, dass es die o.a. Lernstrategien sein sollen, über die die Lernenden verfügen und deshalb sich aneignen sollen, ist die Antwort auf die Frage nach dem Wie? komplexer und damit auch komplizierter zu beantworten: Analog der Problematik, die mit dem Konzept der Schlüsselqualifikation verbunden ist – nämlich die, ob sich solche Schlüsselqualifikationen unabhängig vom domänenspezifischen Wissen entwickeln lassen - sind die Fördermethoden (Wie soll gefördert werden?) auch davon betroffen: „Die durch Lernstrategietraining (direkte Förderung) erworbene Kompetenz verkümmert, wenn sie nicht auf Lernumgebungen trifft, in denen sie herausgefordert wird, in denen Aufgaben gestellt werden, welche die strategische Kompetenz abrufen (indirekte Förderung). Umgekehrt gilt aber auch, dass Lernumgebungen, die auf Aktivierung von Lernstrategien angelegt sind, dies nicht bei allen Lernenden tun, sofern diesen die individuellen Voraussetzungen hierfür fehlen“ (Mandl & Friedrich, 2006, S. 16).

Literatur

  • Artelt, C. & Moschner, B. (2005). Lernstrategien und Metakognition. Implikationen für Forschung und Praxis. Münster: Waxmann. ISBN 3-8309-1514-4
  • Friedrich, H. F. & Mandl, H. (1992). Lern- und Denkstrategien – ein Problemaufriß. In H. Mandl & H. F. Friedrich (Hrsg.), Lern- und Denkstrategien. Analyse und Intervention (S. 3-54). Göttingen: Hogrefe.
  • Lompscher, J. (1996). Lernstrategien - eine Komponente der Lerntätigkeit. LLF-Berichte 13. [1]
  • Mandl, H. & Friedrich, H.F. (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe. ISBN 3-8017-1813-1
  • Wild, K.-P. (2000). Lernstrategien im Studium. Münster: Waxmann.ISBN 3893257918