Hans Troschel

deutscher Kunstmaler
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Hans Troschel (1899, Berlin − 1979, Lethe/Ahlhorn) war ein deutscher Kunstmaler, der längere Zeit seines Lebens in Albanien verbrachte.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs studierte Troschel am Bauhaus in Weimar, später an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen und 1925/26 an der Kunstakademie Breslau. Danach arbeitete er als Kunstlehrer an Gymnasien. 1925 schuf er sechs Holzschnitte, in denen er seine Kriegserlebnisse darstellte, und veröffentlichte sie unter dem Titel „Inferno“. Seine weiteren Arbeiten stellten oft Tod und Verfall in drastischer Form dar. 1937 scheiterte seine erste Ehe, und im Herbst wurde eine Reihe seiner Arbeiten als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt. Er floh daraufhin über Italien nach Albanien, wo er sich in der Folgezeit illegal aufhielt. Er besaß weder einen Pass noch Geld. Er wanderte zu Fuß durch das Land, genoss die traditionelle albanische Gastfreundschaft, knüpfte Kontakte und stellte zahlreiche Skizzen her. Er malte Zeichnungen und Ölbilder und erstellte einen Plan für die Einrichtung eines Nationalparks. Er malte auch das Tafelbild für eine neue Kirche neben dem Franziskanerkloster in Shkodra. Das Bild ist verschollen, seit die Kirche 1967 im Zuge der atheistischen Kampagne Enver Hoxhas geschlossen und in ein Lagerhaus verwandelt wurde.

Nach der italienischen Besetzung Albaniens erhielt er einen Auftrag des Unterrichtsministeriums zur Dokumentation traditioneller Handwerkstechniken und Geräte. Er schuf zahlreiche Tafeln, auf denen albanische Häusertypen, Hausrat, Musikinstrumente, landwirtschaftliche Geräte, Flösse, Brücken, Mühlen, Filzherstellung, Schmiedekunst u.a. dokumentiert wurden. 1940 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde sofort verhaftet. Nach einem eineinhalbjährigen Gefängnisaufenthalt wurde er zur Luftwaffe eingezogen. Nach dem Abzug der Italiener gehörte er zu den ersten deutschen Soldaten, die Albanien besetzten. Aufgrund seiner Sprach- und Landeskenntnisse erhielt er bald einen Sonderstatus. Er desertierte kurz vor dem Abzug der deutschen Truppen 1944.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten wurde er verhaftet. Es folgten Folterungen, Gefängnisaufenthalte, Arbeitslager und Einzelhaft. Während seines Gefängnisaufenthalts gab er dem damals 12jährigen albanischen Maler Spiro Vllahu, dessen Vater den Gefängniskiosk betrieb, Zeichenunterricht. Erst 1954 konnte er nach Westdeutschland zurückkehren. Er siedelte sich in Lethe bei Ahlhorn an und arbeitete als Kunstlehrer am Gymnasium in Ahlhorn und am Clemens-August-Gymnasium in Cloppenburg.[1].

Einzelnachweise

  1. „Troschel ist stets ein eigenwilliger Mensch gewesen“, Werke des ehemaligen Kunsterziehers im Clemens-August-Gymnasium zu sehen, Nordwestzeitung, 24. Mai 2005

Literatur

  • Susanne Dell: Kosovo. Informieren-Reisen-Erinnern, ZugVogel Verlag, ISBN 9783-8391-9279-8, S. 117-118
  • Karl Reddemann: Maler in "Himmel und Hölle". Biographische Annäherung an Hans Troschel. Maler und Graphiker 1899-1979. ISBN 978-3792307359