Marcel Pilet-Golaz

Schweizer Politiker (FDP)
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Marcel Pilet-Golaz (* 31. Dezember 1889; † 11. April 1958) war ein Schweizer Politiker (FDP).

Er wurde am 13. Dezember 1928 in den Bundesrat gewählt. Am 31. Dezember 1944 übergab er sein Amt, nachdem er am 7. November seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte. Während seiner Amtszeit stand er den folgenden Departementen vor:

Er war Bundespräsident in den Jahren 1934 und 1940 und Vizepräsident in den Jahren 1933 und 1944.

In zahlreichen Witzen wurde eine persönliche Rivalität zwischen dem französischsprachigen Pilet-Golaz und seinem Deutschschweizer Kollegen Rudolf Minger unterstellt.

Pilet-Golaz galt als Pragmatiker, der sich mit dem deutschen und italienischen Faschismus zumindest friedlich arrangieren wollte; manche warfen ihm auch persönliche Sympathie für den Faschismus vor.

Als Leiter der Aussenpolitik musste Pilet-Gomez eine Balance finden zwischen den deutschen Forderungen, den alliierten Einwänden und dem Unabhängigkeitswillen der Schweiz. Sein Weg, ein relativ gutes Verhältnis zum Deutschen Reich aufzubauen, war stark umstritten, sowohl während wie nach dem Krieg.

Besonders die Radioansprache, die Pilez-Golaz als Bundespräsident am 25. Juni 1940, kurz nach der Kapitulation Frankreichs hielt, liess vielfältige Interpretationen zu. Die mit dem übrigen Bundesrat abgestimmte Rede sollte das Volk trotz der neuen Lage in seiner Eigenständigkeit versichern. Durch seine Wortwahl erreichte er jedoch das Gegenteil.

Pilez-Golaz sprach im Namen des Bundesrates davon, die drei grossen Nachbarn der Schweiz hätten nun den Weg des Friedens beschritten, nun sei es auch für die Schweiz an der Zeit, vorwärts zu blicken und am Wiederaufbau der im Umbruch stehenden Welt mitzuwirken. Der Zeitpunkt der inneren Wiedergeburt sei da, jeder der Eidgenossen müsse den „alten Menschen“ ablegen.

Viele meinten, in diesen Worten eine Übernahme von Gedankengut der Nationalsozialisten zu hören. Denn die vor dem deutschen Westfeldzug üblichen Worte wie «Widerstand», «bewaffnete Neutralität», «Unabhängigkeit» kamen in der Rede nicht vor.

Diese Interpretation der Worte von Pilet-Golaz wurde dadurch verstärkt, dass er im September 1940 die Führer der nationalsozialistisch orientierten Nationale Bewegung Schweiz (NBS) zu einer persönlichen Audienz empfing. Daraufhin musste sich Pilet-Golaz der heftigen Kritik weiter Teile der Öffentlichkeit und des Parlamentes stellen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden Rücktrittsforderungen laut, denen sich Pilet jedoch zu entziehen wusste. Die NBS wurde im November 1940 vom Bundesrat verboten.

Andererseits schien für die Schweiz im Juni 1940 jede Provokation des Dritten Reichs gefährlich. Von der Schweizer Luftwaffe im Grenzgebiet mit Frankreich abgeschossene deutsche Flugzeuge hatten zu massiven Vergeltungsdrohungen geführt. Nicht wenige hielten Zurückhaltung und Anpassung für den notwendigen Preis, um die Unabhängigkeit zu erhalten.

Einen Monat nach jener Radioansprache verkündete der miltitärische Oberbefehlshaber General Henri Guisan beim Rütlirapport die Réduit-Strategie zur Aufrechterhaltung der Schweizer Unabhängigkeit. Dies wurde vielfach als Antwort auf die "anpasserischen" Rede von Pilet-Gomez interpretiert.

Nachdem 1944 seiner Ankündigung, zur Sowjetunion diplomatische Beziehungen aufzunehmen, von dort eine schroffe Ablehnung folgte, verlor Pilet-Gomez alle Unterstützung und musste zurücktreten.

Nach dem Krieg äußerte sich Pilet-Gomez nicht zu seinem Verhalten.

Siehe auch: Rütlirapport


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