Der Unbesiegbare

Buch von Stanisław Lem
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. März 2006 um 14:32 Uhr durch Ariser (Diskussion | Beiträge) (Interpretation: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Unbesiegbare (polnisch Niezwyciężony) ist ein Science-Fiction-Roman von Stanisław Lem aus dem Jahr 1964.

Inhalt

Handlung

Es geht um ein schwerbewaffnetes Kriegs-Raumschiff namens "Der Unbesiegbare", das auf einem fremden Planeten eintrifft um dort den Verbleib seines verschollenen Schwesterschiffes, des Kondors, zu untersuchen.

Am Anfang sieht der Planet noch friedlich und unbewohnt aus, und die Mannschaftsmitglieder spekulieren, was wohl mit dem Geisterschiff passiert ist - bis das Schiff aufgefunden wird, und sich herausstellt, dass die Besatzung ohne Kampf an einem vollständigen Gedächtnisverlust zugrundegegangen ist.

Mit der Zeit wird der Verursacher des Unglücks gefunden: Eine unbekannte Alienspezies. Es handelt sich dabei um Heerscharen kleiner metallischer Roboter-Fliegen/-Ameisen, die sich je nach Bedrohung zu Einheiten variabler Größe zusammenschließen können, und mittels enorm starker magnetischer Felder Gehirne und Rechenanlagen so belasten können, dass diese funktionsunfähig werden, was sich beim Menschen als vollständiger Gedächtnisverlust darstellt.

"Der Unbesiegbare" ist zwar ein Kriegsschiff, hat aber eine wissenschaftliche Abteilung an Bord, in der fast alle Disziplinen vertreten sind - nach umfangreichen, insbesondere geologischen Nachforschungen und vielen Spekulationen scheint die plausibelste Theorie zu sein, dass die Flugroboter im Rahmen einer "toten Evolution" entstanden sind. Die Maschinen stammen selbst nicht von dem Planeten, sondern wurden "eingeschleppt" und haben sich weiterentwickelt, wobei sich die unendlich flexiblen Mikrosysteme gegenüber allen anderen Arten, inklusive der lokalen Fauna und Flora, durchgesetzt haben.

Nachdem sich herausstellt, dass eine Kommunikation mit dieser "Nekrosphäre", wie die Wissenschaftler die Roboter-Fliegen-Zivilisation taufen, nicht möglich ist, steht der Kommandant des Unbesiegbaren vor einer schweren Entscheidung: Nach Angriffen auf verschiedene Expeditionen auf dem Planeten werden nach einem schweren Gefecht, und einer fast gescheiterten Rettungsexpedition immer noch Besatzungsmitglieder vermisst, aber kann er noch einen Rettungsversuch riskieren?

Interpretation

Stanisław Lem beschäftigt sich auch hier mit einem seiner Lieblingsthemen: Der (Nicht)Kommunikation mit Wesen, die nicht die gleiche Interpretationsbasis wie der Mensch besitzen, und warum diese scheitern muss. Gleichzeitig skizziert er einige Theorien über Evolution und Kybernetik, insbesondere die These, dass flexible, verteilte Intelligenz einer individuellen, monolithischen Form überlegen ist, und die These, dass die Evolution ab einem bestimmten Punkt nicht mehr von biologischen, sondern von technischen Systemen weitergeführt werden könnte. Ersteres Thema greift er Jahrzehnte später in "Frieden auf Erden" erneut auf.

Auch wird die Ähnlichkeit zwischen menschlichen und bestimmten maschinellen Denken besprochen: Die Menschen an Bord des Unbesiegbaren setzen unbewusst auf diesselben Bekämpfungsmassnahmen, wie die komplexen "Makro"-Roboter der Vergangenheit des Planeten, obwohl die "Mikro"-Roboter-Zivilisation sich derartigen Massnahmen bereits exakt angepasst hat.

Auffallend ist auch die Bedeutung von Wissenschaft: In dem Roman sind die Wissenschaftler klar der militärischen Hierarchie an Bord untergeordnet, sie haben gegenüber dem Kommandaten nur ein Vorschlagsrecht. Dass sie ihrer Funktion aber stark angepasst sind, zeigt, dass sie schliesslich Konzepte zur Massenvernichtung der Roboterzivilisation erarbeiten, und sie in der Mehrheit als einen Gegner betrachtet. Nur nach einer Mindermeinung ist sie als "Naturgewalt" zu verstehen - und dieser Meinung schliesst sich der Kommandant an.

Vorgestellt wird also Wissenschaft in Kriegszeiten, die keine grossen Schwierigkeiten hat, in militärischen Kategorien zu denken und diese auch auf Problemlösungen anzuwenden.

Weitere Daten