Die Schlacht um Verdun war eine der größten und verlustreichsten Schlachten im 1. Weltkrieg.

1915
Im Dezember 1915 erdachte General Erich von Falkenhayn, der Nachfolger von Generaloberst von Moltke als Generalstabschef, einen Plan, die Franzosen in einer großen Schlacht „weißbluten" zu lassen.
Für Falkenhayn kamen für diese Schlacht nur Orte in Frage, die für die Franzosen so wichtig waren, dass sie mit allen Mitteln verteidigt würden. Danach sollten die deutschen Streitkräfte ihren Angriff nach Belieben verstärken oder vermindern, bis die französische Armee ausgeblutet war. Es standen zwei Orte (Festungen) zur Auswahl; Belfort und Verdun. Man entschied sich für letzteres. In einer Abnutzungsschlacht sollte die französische Armee vollständig erschöpft werden, wobei Falkenhayn mit weitaus höheren Verlusten auf gegnerischer Seite rechnete.
Verdun war zu dieser Zeit die stärkste Festung Frankreichs und von 40 Befestigungen umgeben, darunter 16 Forts und Zwischenwerke, die mit Maschinengewehren, gepanzerten Beobachtungs-, Geschütztürmen und Kasematten bestückt waren. Die deutsche Fünfte Armee unter Kronprinz Wilhelm von Preußen sollte den Angriff durchführen. Der Name des Kronprinzen als zukünftiger deutscher Kaiser sollte mit einem großen Sieg verbunden werden.
1916
Ab Januar 1916 liefen die Vorbereitungen für den Angriff. Es wurden Truppen und über 1200 Geschütze auf engstem Raum um Verdun zusammengezogen.
Am 21. Februar 1916 begann mit einer 38 cm-Granate, die um Punkt 8.12 Uhr auf die Stadt Verdun abgeschossen wurde, der Angriff. Danach eröffneten über 1200 deutsche Geschütze aller Kaliber das Feuer auf die Stellungen des Gegners und auf das Hinterland. Auf der Seite der Franzosen brach die Hölle los. Am Nachmittag, als auch etwa 150 Minenwerfer (Steilfeuergeschütze ähnlich den heutigen Mörsern/Granatwerfern) am Beschuss teilnahmen, erreichte das Feuer seinen Höhepunkt. Die Landschaft wurde zigfach umgepflügt.
Um 17:00 Uhr rannte die deutsche Infanterie gegen die französischen Stellungen an. Doch trotz der massiven Artillerievorbereitung hatten viele französische Soldaten überlebt und hielten Ihre Stellungen. Der deutsche Angriff kam zum Stillstand und es wurden nur relativ geringe Geländegewinne erzielt, auch gab es die ersten Verluste, da die Franzosen an einigen Abschnitten sogar zum Gegenstoß ansetzten und sich die französische Artillerie langsam bemerkbar machte.
Am 25. Februar 1916 erreichten die Deutschen das Fort Douaumont, das die stärkste Festung im Raume Verdun war. Soldaten des brandenburgischen Infanterie-Regiments 24 kämpften sich bis an das Fort heran und begannen, obwohl sie keinen Angriffsbefehl dafür hatten, in das Fort einzudringen. Da das Fort nur eine sehr kleine Besatzung hatte und man von einer Verteidigung von außen her ausging, gelang es den Deutschen noch am selben Tag die stärkste Festung Verduns zu besetzen.
Am 26. Februar wurde der franz. General Pétain zum Oberbefehlshaber der Verdun-Front ernannt.
Bis zum 8. März stürmten die Deutschen gegen das Fort Vaux an, das südöstlich von Douaumont lag, erreichten aber gerade einmal die Drahtsperren vor dem Fort und gruben sich ein. Die Truppen unter Commandant (Major) Raynal kämpften mit größter Entschlossenheit. Langsam fraß sich der Angriff auf der ganzen Verdun-Front fest. Bis zum 1. März waren im Raum Verdun über 25000 deutsche Soldaten gefallen oder verwundet.
Auf dem westlichen Maasufer begannen die Deutschen mit ihrem Vormarsch gegen die Höhe 304 und die Höhe „Toter Mann" (le Mort Homme), da sich hinter diesen Höhen starke Artilleriestellungen der Franzosen befanden, die das Hauptkampfgebiet auf dem östlichen Maasufer unter Dauerbeschuss nahmen. „Toter Mann" konnte am 14. März teilweise erobert werden, jedoch wechselten die eroberten Abschnitte mehrmals den Besitzer, da die Franzosen nun heftige Gegenstöße durchführten.
Die Höhe 304 wurde von 80 deutschen Geschützen, teils schwersten Kalibern und Eisenbahngeschützen, sturmreif geschossen, konnte allerdings erst Anfang Mai eingenommen werden. „Toter Mann" wurde Ende Mai vollständig erobert, allerdings unter gewaltigen Verlusten.
Auf dem östlichen Ufer der Maas konnten die Deutschen ihre Stellungen um das Fort Douaumont ausbauen, benötigten allerdings bis zum Mai, um die französischen Stellungen im Cailettewald teilweise einzunehmen.
Die gesamte Gegend war inzwischen nicht mehr von Schützengräben durchzogen sondern bestand nur noch aus einem Trichterfeld. Bäume gab es keine mehr und auch die Toten konnte man nicht mehr beerdigen und ließ sie einfach liegen.
Wenn es regnete, wurde die gesamte Gegend zu einem zähen Schlammfeld und es passierte nicht selten, das Soldaten in wassergefüllten Granattrichtern ertranken. Schanzarbeiten und das Heranführen von Nachschub konnten nur noch Nachts durchgeführt werden, da der gesamte Bereich unter dauerndem Artilleriebeschuss lag. Es wurden hauptsächlich Spreng- und Schrapnellgranaten, aber auch Gasgranaten verschossen.
Am 8. Mai ereignete sich im Fort Douaumont, das von den Deutschen den Spitznamen "Sargdeckel" erhalten hatte, eine gewaltige Explosion, bei der in den Gängen aufgestapelte Hand- und Artilleriegranaten explodierten. Wahrscheinlich hatte sich Flammenwerferöl entzündet. Als daraufhin Soldaten mit rußgeschwärzten Gesichtern aus dem Fort drangen wurden diese für französische Kolonialtruppen gehalten und mit Handgranaten beworfen. Diese wiederum brachten weitere Handgranaten in den Gängen und französische 155 mm Granaten zur Explosion. 679 deutsche Soldaten kamen dabei ums Leben, das Fort jedoch hielt der Explosion stand.
Inzwischen erwägte der Oberbefehlshaber der 5. Armee, Kronprinz Wilhelm, die Offensive von Verdun einzustellen, wurde jedoch von Falkenhayn zurückgewiesen, der einen Prestigeverlust befürchtete. Es gab nun kein Zurück mehr und das Sterben ging unablässig weiter.
In den frühen Morgenstunden des 2. Juni 1916 konnten deutsche Sturmtruppen bis auf das Dach des Forts Vaux und in einige Gänge vordringen. Es entwickelte sich ein heftiger Kampf im Inneren des Forts. Die französischen Festungstruppen kämpften gemäß ihrem Motto "Man läßt sich unter den Trümmern begraben, aber man ergibt sich nicht". Es wurde in den Kasematten und Gängen des Forts mit Flammenwerfern und Handgranaten bis zur Erschöpfung beider Seiten gekämpft. Den Franzosen gingen langsam die Wasservorräte zuneige. Am Ende erhielten nur noch die Verwundeten ihre Wasserration von einem einzigen Becher pro Tag. Am 7. Juni ergaben sich etwa 600 französische Soldaten, einige von Ihnen waren schon fast wahnsinnig vor Durst, sowie Commandant Raynal. Der deutsche Kronprinz war von der Tapferkeit dieses französischen Offiziers so beeindruckt, das er ihn in seinem Hauptquartier empfing.
Inzwischen versuchten die Franzosen mehrfach, die Forts zurückzuerobern, scheiterten jedoch immer wieder an den deutschen Stellungen. Auf beiden Seiten stiegen die Verluste ins unzählbare. Am 23. Juni konnten die Deutschen nach einer starken Artillerievorbereitung mit Grünkreuz-Gasgranaten (Phosgen) einen großen Geländegewinn erzielen; mehrere Werke und Stellungen der Franzosen wurden genommen, jedoch waren die Truppen zu erschöpft, um die neuen Stellungen zu halten und mussten sich bis zum Dorf Fleury zurückziehen, um das ein heftiger Kampf entbrannte. Das Dorf wechselte viermal den Besitzer und existiert heute nicht einmal mehr in Form von Grundmauern. Es wurde komplett ausradiert.
Die weit vorgezogenen Stellungen machten die Versorgung mit Nachschub schwierig, da dieser über viele Kilometer getragen werden musste. Viele Essensträger und Meldegänger mussten ihr Leben lassen. Ganze Kompanien und Bataillone wurden schon auf dem Weg in ihre Stellungen dezimiert.
Im Juli versuchten die Deutschen erneut, Ihre Stellungen zu erweitern und die französischen Gräben zu stürmen, scheiterten jedoch. Den ganzen Rest des Monats und den August verbrachte man mit erfolglosen Angriffen und Gegenangriffen, bei denen ganze Regimenter verheizt wurden. Anfang August wurde eine französische Gegenoffensive von den Deutschen gestoppt. Die Franzosen erhielten schwere Verluste.
Seit Ende Juli gingen die Deutschen langsam zur Defensive über und am 29. August trat General von Falkenhayn zurück; sein Nachfolger wurde Paul von Hindenburg, der die gesamte Verdun-Offensive sofort einstellen ließ. Die Deutschen versuchten, zumindest die eroberten Stellungen zu halten.
Im September kam es bei den Franzosen im Tunnel von Tavannes ebenfalls zu einem schweren Explosionsunglück, bei dem über 500 Menschen starben.
Am 24. Oktober begannen die Franzosen nach starkem Artilleriebeschuss mit einem Gegenangriff auf breiter Front. Die deutsche Front um Fleury und Fort Douaumont wurde überrannt.
1917
Zum Jahresbeginn 1917 ebbte der Kampf um Verdun langsam ab. Beide Seiten waren zu erschöpft und dezimiert, um den Kampf weiterzuführen. Bis zum August 1917 wurden von beiden Seiten mehrere kleinere oder größere Aktionen unternommen, wobei sich besonders um die Höhe 304 ein erbarmungsloser Kampf entwickelte.
Gegen Ende August wurden die Höhen „Toter Mann" und 304 von den Deutschen verlassen. Bis Ende 1917 wechselten sich wieder Angriffe mit Gegenangriffen ab, die auf beiden Seiten erneut große Verluste forderten. Die „Knochenmühle" und „Blutpumpe" von Verdun stand noch lange nicht still.
1918
Das Jahr 1918 brachte endlich Ruhe in den Abschnitt Verdun, da sich die Gegner nun auf andere Frontabschnitte konzentrierten und am 11. November 1918 trat schließlich der Waffenstillstand in Kraft.
Resultat
Der Kampf um Verdun zählt zu den blutigsten Schlachten der Weltgeschichte. Insgesamt wurden von 1916-1918 über 400.000 Soldaten vor Verdun getötet und etwa 800.000 verletzt. Entgegen den Erwartungen von Falkenhayn waren die Verluste auf französischer Seite nur geringfügig höher als auf deutscher. Die französische Armee wurde durch die Schlacht um Verdun stark geschwächt, doch stellte sich die Situation auf deutscher Seite ähnlich dar. Das Konzept der Abnutzungsschlacht, das auch auf alliierter Seite von Juli - November 1916 mit der Somme-Schlacht verfolgt wurde, erwies sich als ineffektiv und führte zu einem äußerst bedenkenlosen Umgang der militärischen Befehlshaber mit dem Leben ihrer Soldaten. Nicht die Minimierung von eigenen Verlusten, sondern der Verbrauch gegnerischer Resourcen trat in den Vordergrund. Während die deutsche Armee aufgrund der verlustreichen Kämpfe von 1916 zu einer defensiven und flexibleren Taktik an ihrer Westfront überging, starteten die Alliierten im Kriegsjahr 1917 weitere Großoffensiven in Flandern und an der Aisne. Auch dabei kam es zu hohen Verlusten, mit denen der Frontverlauf letztendlich nicht verändert werden konnte.
Weblinks
- http://www.rkwetterau.de - Viele weitere Infos und hunderte von aktuellen und historischen Photos (Link auf der Startseite unter "Militärgeschichte...")
- http://home.wanadoo.nl/battleofverdun (englisch/niederländisch)
- VERDUN 1914-1918: http://www.geocities.com/bunker1914/verdun.htm
Siehe auch: Liste von Schlachten