Die Termiten, Unglückshafte oder weiße Ameisen, (Isoptera) sind eine Ordnung der Insekten und gehören zu den Geflügelten Insekten (Pterygota). Sie werden zwischen 2 und 20 mm lang, die Riesentermiten Macrotermes goliath erreicht eine maximale Flügellänge von 88 mm. Die Königin der nahe verwandten Art Macrothermes natalensis wird mit prallgefülltem Hinterleib (gefüllt mit Eiern) bis zu maximal 140 mm lang.
Termiten | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Isoptera | ||||||||||||
Lebensweise der Termiten
Man kennt etwa 3.000 lebende Arten in allen heißeren Ländern, bis 40° nördlicher und südlicher Breite, besonders zahlreich vertreten in Afrika und Amerika. In Mitteleuropa konnte sich nur die amerikanische Art Reticulitermes flavipes als eingeschleppte Art in Hamburg für längere Zeit halten, ansonsten gibt es hier keine Termiten. Die Termiten bilden Insektenstaaten, bei denen die Termiten unterschiedlichen Kasten angehören und sich morphologisch den Kasten entsprechend unterscheiden.
Niedere Termiten leben fast ausnahmslos von Holz. Wie alle anderen Insekten sind sie allerdings nicht in der Lage, die Bestandteile des Holzes aufzuspalten oder zu verdauen. Aus diesem Grund besitzen sie einen modifizierten Enddarm mit einer Gärkammer, in der als Symbionten holzabbauende Flagellaten und Bakterien leben. Dieses Kollektiv liefert den Termiten in einer äußerst effektiven, miniaturisierten Biochemiefabrik die für das Überleben notwendige Energie. Das feinstzerkleinerte Holz wird in einer Zeitspanne von Stunden bis wenigen Tagen verdaut und als Abfallprodukte entstehen relativ große Mengen an Kohlendioxyd, Wasserstoff und Methan.
Die evolutionär weiter entwickelten, höheren Termiten ernähren sich von Humus aus dem Boden. Ihr Darm ist stark verlängert und in mehrere aufeinanderfolgende Kammern gegliedert, von denen jede andere physikochemische Verhältnisse aufweist und eine bestimmte Mikroflora an Bakterien beherbergt. Der vordere Darmabschnitt ist extrem alkalisch, um die organische Substanz aus der Bodenmatrix überhaupt erst der emzymatischen Zerlegung zugänglich zu machen. Einige höhere Termitenarten züchten wie die Blattschneiderameisen in ihren unterirdischen Bauten Pilze auf vorverdauter Nahrung und ernähren sich von diesen.
Bau der Termiten
Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Termiten entsprechend ihrer Funktion im Termitenstaat. Neben den fortpflanzungsfähigen und primär geflügelten Individuen existieren zwei Formen geschlechtsloser, ungeflügelter Termiten, mit verkümmerten männlichen oder weiblichen Geschlechtsorganen. Dies sind die Soldaten, mit großem, quadratischem Kopf und langen, kräftigen Mandibeln, sowie die Arbeiter, mit kleinem, rundlichem Kopf, verborgenen Mandibeln und wenig entwickeltem Mittelleib.
Sie alle sind weißlich bis braun. Die beiden bei den Geschlechtstieren gut entwickelten Facettenaugen sind bei den Arbeitern und Soldaten nur noch in Form zurückentwickelter Punktaugen vorhanden. Besonders die kauend-beißenden Mundwerkzeuge sind entsprechend der Aufgaben der Tiere teilweise stark modifiziert. Der für Arthropoden (beispielsweise Krebse) charakteristische harte Panzer aus einem Chitin-Sklerotin-Komplex ist, in Anpassung an das geschützte Leben in der Termitenhöhle, weich; daher rührt auch die helle Färbung. Die beiden Flügelpaare der Tiere sind einander sehr ähnlich in Form und Größe, daher kommt der wissenschaftliche Name "Gleichflügler". Die Geschlechtstiere verlieren diese Flügel nach dem Hochzeitsflug, indem sie an einer speziell dafür vorhandenen Sollbruchstelle abbrechen. Alle anderen Morphen besitzen gar keine Flügel. Dafür können sich bei einigen Arten die Soldaten Frontaldrüsen mit Stirnfortsätzen ausbilden, aus denen sie Wehrflüssigkeiten spritzen können (Nasuti).
Arbeitsteilung der Termiten
Die Arbeiter besorgen den Aufbau der gemeinsamen Behausung und die Pflege der Brut, den Soldaten obliegt die Verteidigung der Kolonie, den an Individuenzahl weit zurückstehenden geflügelten Termiten aber die Erhaltung der Art. Die Termitenkönigin ist ein seiner Flügel entledigtes, befruchtetes Weibchen, dessen Hinterleib durch die Anschwellung der eine ungemein große Anzahl von Eiern enthaltenden Eierstöcke eine enorme Ausdehnung erhalten hat. Ob sich in jeder Kolonie nur eine solche Königin nebst zugehörigem Männchen (König) in einer besonders geräumigen Zelle tief im Mittelpunkt des Baues vorfindet, oder ob deren mehrere zugleich vorhanden sind, ist noch nicht sicher ermittelt. Jedenfalls hat das sparsame Vorkommen befruchteter Individuen nur in äußeren Umständen seinen Grund, indem die große Mehrzahl nach vollzogener Begattung den Vögeln etc. zum Opfer fällt.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Befruchtung der Termitenkönigin erfolgt auf dem Hochzeitsflug und einem anschließenden "Liebesspaziergang", bei dem das Weibchen vom Männchen durch einen chemischen Lockstoff (Pheromon) geleitet wird. Danach bauen diese beiden Tiere eine Hochzeitskammer und gründen durch ihre zahlreichen Nachkommen einen neuen Termitenstaat.
Die Eier sind walzig, bisweilen gekrümmt, an den Enden abgerundet und von ungleicher Größe. Die Larven sind anfangs stark behaart, haben undeutliche Augen, kürzere Fühler und verwandeln sich durch mehrere Häutungen in die vollkommenen Insekten. Zu der Zeit, wo sich die geschlechtlichen Individuen in einer Kolonie entwickelt haben, gerät die ganze Bevölkerung in große Unruhe und die geflügelten Männchen und Weibchen verlassen den Haufen, um sich in der Luft zu begatten und gleich darauf ihre Flügel nahe der Wurzel abzubrechen.
Termitenstaaten
Die Bauten der Termiten sind sehr verschieden; sie werden entweder in Baumstämmen oder am Erdboden selbst angelegt, im letztern Fall häufig in Form von Hügeln, die in Afrika eine Höhe von 5 m und am Fuß einen Umfang von 19 m erreichen. Diese großen Bauten bestehen hauptsächlich aus Ton und besitzen große Festigkeit; sie enthalten zahlreiche Zellen und Gänge, von denen erstere als Wiegen für die Brut, letztere zur Kommunikation zwischen allen Teilen des Baues dienen. Oft stehen viele Hügel durch ein System überwölbter Straßen miteinander in Verbindung und bilden gewissermaßen eine einzige Kolonie. In Australien gibt es eine Termitenart, deren Nester keine annähernd runde Form haben, sondern die stark abgeflacht und nach Norden ausgerichtet sind. Der Grund für diese spezielle Bauweise ist die Innentemperatur. Wenn morgens die Australische Sonne im Osten aufgeht wird eine große Oberfläche des Nestes bestrahlt und es kann so nach der kalten Nacht wieder Wärme tanken. Mittags, wenn die Sonne senkrecht am Himmel steht, bietet das Nest der Strahlung kaum Oberfläche und es erhitzt sich nicht weiter. Abends kann das Nest wiederum Sonne tanken, um eine gleichbleibende Innentemperatur, trotz der extrem kalten Nacht, zu gewährleisten. Andere Arten leben im Sand, unter der Erdoberfläche, und bauen röhrenartige Gänge, umgeben Wurzeln oder Äste im Boden mit erhärtendem Material und weilen in diesen Röhren, bis das Holz aufgezehrt ist. Wieder andere Arten nagen Gänge in das Holz der Bäume, kleiden die Wandungen mit Kot aus, und so entstehen, indem die Gänge immer näher aneinander rücken und das Holz zuletzt völlig aufgezehrt wird, Bauten, die in ihrem Gefüge an einen Schwamm erinnern und zuletzt auch außerhalb des Baumes fortgeführt werden.
Die Staaten der Termiten erreichen unter allen staatenbildenden Insekten die größte Individuenzahl. So kann eine Kolonie der Art Macrotermes natalensis aus einer Population von bis zu 3 Millionen Tieren bestehen.
" Viele Arten gelten als Schrecknis der heißen Länder; sie dringen scharenweise in die menschlichen Wohnungen und zerstören namentlich Holzwerk, indem sie dasselbe im Innern völlig zerfressen, die äußere Oberfläche aber verschonen, so daß scheinbar unversehrte Gegenstände bei geringer Erschütterung zusammenbrechen. Die Termiten führen ihre Arbeiten nur nachts aus und unternehmen auch weite Wanderungen; ihre ärgsten Feinde sind die Ameisen, die förmlich gegen sie zu Felde ziehen. " (Meyers Konversationslexikon 1880)
Arten (dieser Teil ist noch nicht überarbeitet)
Man kennt etwa 2000 lebende Arten in allen heißen Ländern, bis 40° nördlicher und südlicher Breite, in Frankreich bis La Rochelle (s.u.), besonders zahlreich vertreten in Afrika und Amerika. Fossile Arten finden sich schon in der Kohlenformation, am häufigsten aber im Bernstein und im Tertiär. Die kriegerische Termite (Termes bellicosus Smeathm., T. fatale L.), 1,8 cm lang, 6,5-8,0 cm breit, ist dunkelbraun, mit heller geringelten Fühlern, am Mund, an den Beinen und am Bauch rostgelb, mit gelblichen, undurchsichtigen Flügeln, im größten Teil des tropischen Afrika heimisch, baut hohe, unebene, mit vielen Hervorragungen versehene Erdhügel, die sich allmählich abrunden und mit dichter Vegetation bedecken. Die Umgebung der Hügel besteht in einem Tonwall von 15-47 cm Stärke und enthält Zellen, Höhlungen und Wege. Die schreckliche Termite (T. dirus Klug., s. Tafel "Falschnetzflügler") lebt in Brasilien in Erdlöchern und unter Steinen von den Wurzeln verfaulender Bäume. Die lichtscheue Termite (T. lucifugus Rossi), 9 mm lang, 20 mm breit, ist schwarz, am Mund, an der Schienenspitze und den Tarsen gelblich, mit gerunzelten, rauchigen, schwärzlich gerandeten Flügeln, findet sich überall in Südeuropa, ist in Frankreich bis Rochefort und La Rochelle vorgedrungen und hat in letzterer Stadt an den Holzpfählen, auf welchen diese erbaut ist, arge Verwüstungen angerichtet. Manche Termiten werden in den heißen Ländern von den Eingeborenen gegessen.
Ebenfalls in den Termitenhügeln leben Termitenfliegen.
Termitenbekämpfung
Termiten haben zerstörerische Wirkungen auf Bauten aus Holz, so haben sie in Johannesburg eine Bücherei zum Teil zum Einsturz gebracht. Der Boden der Lesehalle wurde während mehreren Jahren von den Termiten ausgehöhlt. Solche großen Termitennester sind jedoch eher ungewöhnlich, meinen einige Wissenschaftler. Auch in Europa gibt es Termitenproblemen. In Frankreich ist es zum Beispiel gesetzlich vorgeschrieben, dass Häuser vor dem Verkauf auf Termitenbefall überprüft werden. Zur Bekämpfung von Termiten kann vergiftetes Holz ausgelegt werden. Dies ist jedoch schädlich für die Umwelt, und sollte möglichst knapp eingesetzt werden. Es gibt auch großflächig einsetzbare Pestizide.
Literatur
- Maurice Maeterlinck: Das Leben der Termiten. Deutsche Ausgabe DVA, Stuttgart 1927 (mit weiteren Literaturhinweisen)
- J. Korb (2001) Kathedralen in der Savanne: Termiten und ihre Nester. In: Nestwerk: Architektur und Lebewesen (Hrsg. P.-R. Becker & H. Braun), Isensee, Oldenburg, pp. 122-129, ISBN: 3-89598-814-6
Weblinks
- http://www.termites.de
- http://www-x.nzz.ch/folio/archiv/1998/08/articles/cerutti.html
- Termiten in Australien
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890