Estadio Santiago Bernabéu

Stadion in Madrid, Spanien
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Das Estadio Santiago Bernabéu ist das nach Santiago Bernabéu (1895–1978) benannte Fußballstadion des spanischen Vereins Real Madrid. Es liegt im Zentrum von Madrid im Stadtbezirk Chamartín. Seit der letzten Modernisierung im Jahr 2011 fasst es 81.044 Zuschauer.[2] Es ist ein Stadion der Kategorie 4, der höchsten Klasse gemäß der Einstufung des Europäischen Fußballverbandes.

Estadio Santiago Bernabéu

Außenansicht des Estadio Santiago Bernabéu
Frühere Namen

Nuevo Estadio Chamartín (1947–1955)

Daten
Ort Spanien Madrid, Spanien
Koordinaten 40° 27′ 11″ N, 3° 41′ 17″ WKoordinaten: 40° 27′ 11″ N, 3° 41′ 17″ W
Klassifikation 4
Eigentümer Real Madrid
Baubeginn 27. Oktober 1944[1]
Eröffnung 14. Dezember 1947
Erstes Spiel Real Madrid
Os Belenenses 3:1
Renovierungen 1953, 1982, 1992, 2004
Oberfläche Naturrasen
Kosten 37 Mio. Pts
Architekt Luis Alemany Soler
Manuel Muñoz Monasterio
Antonio Lamela (1992 & 2004)
Kapazität 81.044 Plätze
Spielfläche 105 m × 68 m
Heimspielbetrieb
Veranstaltungen
Lage
Estadio Santiago Bernabéu (Madrid)
Estadio Santiago Bernabéu (Madrid)

Geschichte des Stadions

Santiago Bernabéu, der mit 14 Jahren bei Real Madrid das Fußballspielen anfing, später erster Sekretär, Trainer und von 1943 bis 1978 Präsident war, träumte davon, Real Madrid zum besten Verein in Europa und der Welt zu machen. Das neue Stadion sollte dahingehend den ersten Schritt markieren. Zu jener Zeit, in der die einzigen Einnahmen der Vereine die Ticketverkäufe waren, kam er auf die Idee, dass man mit dem größten Stadion die höchsten Einnahmen und somit den größten und besten Verein der Welt haben würde. Nachdem 1944 genügend Spenden der Real-Anhänger eingeholt wurden, begann der Bau im Zentrum von Chamartín, das damals noch weit abseits der Innenstadt Madrids lag. Bislang ist noch ungeklärt, wie es der Verein schaffte, ein solches Stadion zu jener Zeit zu bauen, da aufgrund der Nachkriegszeit jeglicher Zement knapp war.[3] Die Wettkampfstätte wurde Ende des Zweiten Weltkrieges gebaut und am 14. Dezember 1947 als Nuevo Estadio Chamartín mit 75.000 Plätzen offiziell eröffnet. Seither wurde es mehrmals erweitert oder umgebaut. 1953 wurde das Stadion auf eine Kapazität von 125.000 Plätzen erweitert. Am 14. Januar 1955 stimmte die Mitgliederversammlung des Klubs für die Umbenennung des Stadions zu Ehren des damaligen Vereinspräsidenten Santiago Bernabéu, nach dessen Vision die Spielstätte gebaut worden war.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1982 wurden auf der Haupt- und Gegentribüne die Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt, dadurch verringerte sich die Kapazität auf 90.000 Plätze. Außerdem wurden alle Plätze überdacht, und das Stadion wurde komplett renoviert. Die Architekten des Umbaus waren Luis und Rafael Alemany sowie Manuel Salinas. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 704 Millionen Peseten, von denen der Klub selbst 530 Millionen trug.

1992 fand die wohl größte Renovierung der Spielstätte statt. Das Stadion wurde auf 106.500 Plätze ausgebaut und hierfür das bereits vorhandene Dach von 22 auf 45 Meter angehoben und angepasst. Zudem wurde wegen der geringeren Sonneneinwirkung eine Rasenheizung installiert. Die vom Architekten Antonio Lamela geführte Renovierung kostete den Verein insgesamt über fünf Milliarden Peseten.

Durch die neuen UEFA–Bestimmungen wurden im Jahr 1998 alle noch verbliebenen Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt. Dies führte zu einer Kapazitätsabnahme auf 74.300 Plätze.

Mit der Amtsübernahme des Präsidenten Florentino Pérez im Jahr 2000 begann ein weiteres großes Ausbau- und Renovierungsprojekt. Die Osttribüne wurde ausgebaut und überdacht; diese Renovierung erhöhte die Zuschauerkapazität auf 80.354 Plätze. Außerdem wurden neue Umkleidekabinen, VIP-Logen, Ehrentribünen und Presseräume gebaut sowie das gesamte Audiosystem und die Großbildschirme ausgewechselt. Zur Verbesserung des Zuschauerkomforts wurden Panoramaaufzüge und Fahrtreppen installiert, auf den Tribünen sorgen Heizstrahler für angenehme Temperaturen. 2006 eröffnete der Verein zudem ein an das Stadion angebautes Multifunktionsgebäude mit Presseräumen, Büros, TV-Sets sowie einem 1.500 m² großen Adidas-Fanshop. Neben diversen kleineren Gastronomieeinrichtungen verfügt das Stadion auch über drei Restaurants, das Realcafé Bernabéu, das Puerta 57 und das Asador de la Esquina. Zwischen 2000 und 2006 hat der Verein insgesamt 129 Millionen Euro in die Renovierung und den Ausbau des Stadions investiert.

Am 14. November 2007 wurde das Santiago Bernabéu schließlich von der UEFA in die Liste der UEFA-Elite-Stadien aufgenommen, der höchsten Klassifikation des Europäischen Fußballverbandes, und am 22. Mai 2010 war es Austragungsort des Champions-League-Finales, welches Inter Mailand mit 2:0 gegen den FC Bayern München gewann.

Zukunft

Im September 2011 gab eine Delegiertenversammlung grünes Licht für einen Umbau, wonach das Stadion komplett umgestaltet werden soll. Der Verein stellte Ende Juli 2012 erste konkrete Pläne für den Umbau vor. Demnach sollen die Tribünen der Spielstätte komplett überdacht werden. Zudem erhält das Stadion eine neue Fassade, die zusammen mit dem Dach, wie die Allianz Arena in München, beleuchtet werden kann. Eine Aufstockung der Kapazität auf 90.000 Plätze, ein Luxushotel und ein kleines Einkaufszentrum sind ebenfalls Bestandteil der Umbauplanungen.[4] Am 15. November 2012 stimmten die Stadt Madrid und die Regionalregierung den Bauarbeiten am Stadion zu.[5][6] Teil des Übereinkommens zwischen dem Verein und der Stadtverwaltung ist auch ein Immobilientausch bei dem Real Madrid ein rund 12.250 m² großen Grundstück auf der Westseite des Stadions erhält, wo das Hotel und das Einkaufszentrum entstehen sollen, und im Gegenzug 5.216 m² auf der Ostseite der Spielstätte sowie weitere 7.977 m² an Klubeigenen Gründen im Stadtbezirk Carabanchel abgibt. Darüber hinaus bezahlt der Verein der Stadt im Rahmen des Vertrages rund 6,6 Millionen Euro.[7] Am 31. Januar 2014 gab Real Madrid bekannt, dass ein Entwurf des deutschen Architektenbüros GMP in Zusammenarbeit mit den spanischen L35 Architects und Ribas & Ribas den Zuschlag für die Renovierung des Stadions bekommen hat. Dieser sieht eine neue Fassade vor, die das Stadion vollständig umschließen soll. Eine bewegliche Überdachung kann bei Bedarf innerhalb von rund 15 Minuten geöffnet oder geschlossen werden. Die neue Außenhaut aus Metall soll mit LED-Technologie ausgestattet werden. Vorgesehen ist darüber hinaus eine Erweiterung der Osttribüne sowie die Installation einer 360°-Videowand, die ringförmig am Dach befestigt werden soll. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 400 Millionen Euro, die Bauarbeiten sollen drei Jahre dauern und 2017 oder 2018 beendet sein.[8][9][10]

Am 11. Februar 2015 wurde bekannt, dass der Bebauungsplan vom Obersten Gerichtshof in Madrid für illegal erklärt und das Bauvorhaben damit vorerst gestoppt wurde. Demnach können Eingriffe in einem Stadtteil nicht durch ökologische Ausgleichsmaßnahmen in einem anderen Stadtteil kompensiert werden.[11]

Spiele

 
Fan-Choreografie beim Madrider Stadtderby 2006/07

Im Santiago-Bernabéu-Stadion gewann Real Madrid im Jahre 1957 vor 125.000 Zuschauern durch einen 2:0-Sieg zum zweiten Mal den Europapokal der Landesmeister. Auch Spaniens Nationalmannschaft erzielte in diesem Stadion einen ihrer größten Erfolge, als sie im Jahre 1964 zum ersten Mal Europameister wurde.

Der ehemalige Spieler, Trainer und Sportdirektor Jorge Valdano des Vereins prägte für die Atmosphäre im Stadion den Begriff des „miedo escénico“, dem Lampenfieber. Diese Angst ergreife die Spieler der gegnerischen Mannschaften, wenn sie auf das Spielfeld einliefen und auf die steilen Ränge hinaufblickten. So war für deutsche Mannschaften das Santiago-Bernabéu-Stadion noch nie ein gutes Pflaster: Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 verlor die DFB-Elf hier das Weltmeisterschafts-Finale gegen Italien mit 1:3. Zwei Jahre zuvor scheiterte an gleicher Stelle der Hamburger SV im Finale des Europapokales der Landesmeister an Nottingham Forest (0:1). Nach einem 5:1 im Hinspiel musste Borussia Mönchengladbach 1985 im Achtelfinale des UEFA-Cups in Madrid eine 0:4-Niederlage hinnehmen und schied aus dem Wettbewerb aus. Im Jahr 1986 verpasste schließlich der 1. FC Köln hier den UEFA-Cup-Gewinn. Nach einem 5:1 bei Real Madrid im Hinspiel konnte der 1. FC Köln im Rückspiel im Berliner Olympiastadion nur mit 2:0 gewinnen. 2010 verlor der FC Bayern München hier das Finale der Champions League gegen Inter Mailand.

Zwei Jahre später konnten die Bayern hier immerhin ein Elfmeterschießen im Rückspiel des Halbfinals der Champions League gegen Real gewinnen (das eigentliche Spiel ging jedoch ebenfalls mit 1:2 verloren).

Torfall von Madrid

 
Santiago-Bernabéu-Stadion, Innenraum

Das Halbfinalspiel der UEFA Champions League 1997/98 am 1. April 1998 zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund ging in die Geschichte ein, weil im Stadion vor Anpfiff des Spiels eines der Tore zusammenbrach. Fans hatten einen Schutzzaun erklommen, welcher beim Zusammenbrechen das daran befestigte Tor mit umriss. Es dauerte insgesamt 76 Minuten, bis ein neues Tor aufgestellt werden konnte. Danach wurde das Spiel mit einer mehr als 70-minütigen Verspätung angepfiffen.

In Deutschland wurde das Spiel von RTL übertragen; die Kommentatoren Marcel Reif und Günther Jauch mussten die Wartezeit auf das neue Tor auf ihre Art überbrücken, da nicht klar war, wie lange es bis zum Anpfiff dauern würde. RTL hatte an diesem Abend Einschaltquoten von bis zu 12 Millionen Zuschauern. Das Spiel selbst sahen nur etwa 6 Millionen Zuschauer. Jauch und Reif erhielten für ihre Leistung den Bayerischen Fernsehpreis.

Das Spiel endete 2:0 für Real Madrid. Borussia Dortmund legte bei der UEFA keine Beschwerde ein.

Lage und öffentliche Verkehrsmittel

Das Santiago-Bernabéu liegt am Paseo de la Castellana, umgrenzt von den Straßen Concha Espina, Padre Damián und Rafael Salgado. Das Stadion kann über die Linie 10 der Madrider U-Bahn (Station Santiago Bernabéu) erreicht werden. Die Autobuslinien 14, 27, 40, 43, 120, 126, 147 und 150 sowie an Feiertagen die 68 halten ebenfalls an der Spielstätte.

Bilder

Siehe auch

Commons: Santiago-Bernabéu-Stadion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellenangaben

  1. Stadiondaten auf Stadionwelt.de
  2. stadiumdb.com: Estadio Santiago Bernabéu (englisch)
  3. Dokumentation: La historia del Real Madrid
  4. Real stellt Umbaupläne vor, Artikel vom 23. Juli 2012
  5. Deutsche bauen den „Königlichen“ ein neues Bernabéu In: Handelsblatt vom 4, Februar 2014
  6. Real Madrid: Umbau des Bernabéu-Stadions genehmigt, Artikel vom 15. November 2012
  7. El estadio Santiago Bernabéu tendrá un complejo de ocio entre la grada oeste y el paseo de la Castellana. In: espormadrid.es. 25. Juli 2012, abgerufen am 19. Februar 2014 (spanisch).
  8. Das Estadio Santiago Bernabeu soll umgebaut werden. Real Madrid plant ein hochmodernes Stadion und vertraut dabei auf deutsche Architekten. In: Goal.com. 1. Februar 2014, abgerufen am 19. Februar 2014.
  9. This is how the new Santiago Bernabéu will be. In: realmadrid.com. 2. Februar 2014, abgerufen am 19. Februar 2014 (englisch).
  10. El Santiago Bernabéu soñado: estadio cubierto y ver partidos en la cama. In: ABC. 31. Januar 2014, abgerufen am 19. Februar 2014 (spanisch).
  11. Real Madrid: Gericht stoppt Umbau des Bernabéu-Stadions, Artikel vom 11. Februar 2015