Maginot-Linie

französische Befestigungsanlage an der Nord- und Ostgrenze
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Die Maginot-Linie ist ein französisches Verteidigungssystem, bestehend aus vielen Bunkern entlang der französischen Grenze zu Deutschland und Italien sowie an der Südspitze von Korsika.

Amerikanische Truppen erreichen die Maginot-Linie (1944)

Oft wird auch nur der Teil entlang der deutschen Grenze als Maginot-Linie bezeichnet, während man für die Hälfte zu Italien den Begriff Alpin-Linie gebraucht.

Planung und Bau

 
Karte der Maginot-Linie

Die Pläne zum Bau einer Verteidigungsanlage gegen Deutschland wurde von André Maginot, einem Veteranen des Ersten Weltkriegs, immer wieder vorgeschlagen, aber stets abgelehnt. Erst 1929 stimmte der damalige Kriegsminister Paul Painlevé zu und die ersten Anlagen wurden 1930 errichtet. Maginot wurde selbst schon 1929 Nachfolger Painlevés im Amt des Kriegsministers, starb aber 1932 an einer Lebensmittelvergiftung und konnte die Realisierung seiner Pläne nicht miterleben.

Die wichtigsten Teile der Linie wurden bis 1936 gebaut, als mit der steigenden Bedrohung durch Hitler-Deutschland auch die Gründe zu ihrer Rechtfertigung an Bedeutung gewannen. Die Kosten betrugen insgesamt 5 Milliarden alte Französische Francs.

Verlauf des Krieges an der Maginot-Linie

 
Karte der Maginot-Linie im Elsass

Ein Nachteil in der Planung der Verteidigungsanlage lag darin, dass die Maginot-Linie zu personalintensiv war. Deshalb wurde die Verteidigungsanlage nur bis Sedan gebaut. Eine bis zur Nordsee durchgehende Maginot-Linie hätte aufgrund des hohen Personalbedarfs einen Großteil der französischen Streitkräfte gebunden und Offensivaktionen unmöglich gemacht. Ein Teil der deutschen Truppen durchstieß die Maginot-Linie beim Angriff auf Frankreich. Ein anderer Teil der Streitkräfte nahm, ähnlich dem alten Schlieffenplan aus dem Erstem Weltkrieg den Weg durch Belgien. Die Alliierten erwarteten, dass die deutschen Streitkräfte diesen Weg nehmen würden und warfen ebenfalls Truppen nach Belgien. Als die französischen Truppen und die British Expeditionary Forces auf die Wehrmacht trafen, bestärkte sie das in der Ansicht, der Hauptstoß würde wieder durch Belgien folgen, während die schnellen Panzergruppen bei Sedan durch die Maginot-Linie und durch die Ardennen brachen. Die alliierten Armeen wurden zur Küste zurückgedrängt und die östliche Gruppe an der Grenze eingeschlossen. Ein Großteil wurde bei Dünkirchen eingeschlossen und konnte anschließend über See nach England evakuiert werden.

Die nördlichen Partien zwischen Sedan und Lauterbourg waren sehr stark befestigt, auf der Rheinseite war allerdings zu Kriegsbeginn noch nicht überall die Ausrüstung eingetroffen, so dass hier die Stellungen stark geschwächt waren.

Die französische Bevölkerung hatte sich hinter dem Milliardenprojekt sicher gefühlt und verließ sich zu sehr auf diese von öffentlicher Seite gepriesene Maßnahme. Initiativen anderer Politiker, offensivere Taktiken vorzubereiten, wurden daher nicht oder zu spät ergriffen, weil sie zunächst unter Berufung auf die Unüberwindbarkeit der Maginot-Linie abgelehnt wurden. Hinzu kam, dass die Bunkerlinie nicht fertig wurde. Im Jura befinden sich Kasematten, deren Schalung bis heute nicht entfernt wurde. Durch die hohen Kosten der Werke im Elsass mussten andere Abschnitte vernachlässigt werden. Teilweise wurden sogar eiserne Schilderhäuser aus dem Ersten Weltkrieg einbetoniert und zu Beobachtungsständen umfunktioniert (Sundgau-Stellung).


Die Maginot-Linie heute

Viele Werke der Maginot-Linie kann man heute besuchen. Darunter:

Ein Gegenstück zur Maginot-Linie erbaute Deutschland Ende der 1930er Jahre in Form des Westwalls. Nach dem Vorbild der Maginot-Linie entstand von 1935 bis 1939 der Tschechoslowakische Wall.

Legenden

Auf Grund der schnellen Niederlage 1940 wurde das französische Militär zum auch heute noch beliebten Spottobjekt vor allem der angelsächsischen alliierten Streitkräfte. In Verbindung hiermit hält sich hartnäckig die Fabel, beim Bau der Maginot-Linie seien Geschützforts wegen Fehlplanungen

  • falsch herum, also mit Schussrichtung ins französische Hinterland, oder
  • mit begrenztem Richtbereich, so dass die deutschen Truppen, die die Linie nach Umgehung von hinten angingen, nicht beschossen werden konnten,

oder

  • mit rückseitig offenen Eingangsbereichen gebaut worden

Zuletzt wurde dies in dem Buch „Dude, Where's My Country?“ (Volle Deckung, Mr. Bush) von Michael Moore verbreitet.

Hierzu ist festzustellen, dass die Maginot-Linie, damals auf dem höchsten Stand der Befestigungskunst, natürlich auch ins Hinterland ausgerichtete Forts hatte, um andere Werke decken zu können. Dass die Linie falsch herum gebaut worden oder ihre Geschütze nur unzureichend hätten traversieren können, ist schlicht nicht wahr.

Korrekt ist, dass auf vielen Werken der Linie zum Zeitpunkt der Kapitulation noch die französische Flagge wehte und seitens Deutschlands kein Versuch gemacht worden war, sie einzunehmen. Wahrscheinlich hätten Teile der Linie noch monatelang aushalten können, was jedoch angesichts der Besetzung Frankreichs sinnlos gewesen wäre. Tatsache ist vielmehr, dass sich einige der Kommandanten der verschiedenen Werke, darunter der des Four à Chaux, - getreu ihrem Motto - schlicht weigerten, der Kapitulation Folge zu leisten und die Forts an die Wehrmacht zu übergeben.

Motto der Festungstruppen

On ne passe pas“ („Hier kommt man nicht vorbei“)
Commons: Maginot Line – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien