Das Vermögen der römisch-katholischen Kirche setzt sich dezentral aus dem Vermögen des Heiligen Stuhls, der Bistümer und mit der römisch-katholischen Kirche verbundenen Organisationen und Unternehmen zusammen. Maßgeblich für die Kirchenfinanzierung sind neben Einnahmen aus Kirchensteuern, Spenden und Erträgen aus wirtschaftlichen Unternehmungen und Beteiligungen auch staatliche Unterstützungen und Steuervorteile.
Deutschland
Vermögenswerte
Der Sozialwissenschaftler Carsten Frerk untersuchte 2001 das Vermögen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland.[1] Nach seinen Berechnungen summierten sich Ende 2002 die Werte von Grundbesitz, Immobilien, Geldanlagen und Beteiligungen der katholischen Kirche und der zu ihr gehörenden Institutionen auf ein Vermögen von 270 Milliarden Euro.[2] Die römisch-katholische Kirche sei mit 8250 km² Grundeigentum größter privater Grundbesitzer in Deutschland.[3][4] Frerk führte im Jahr 2013 neue Berechnungen durch, nach denen sich das Vermögen der katholischen Kirche 2013 auf bis zu 200 Milliarden Euro belief. Haupteinnahmequellen der Kirche seien die Kirchensteuer, Vermögenserträge und Staatsleistungen.[5]
Die Verlagsgruppe Weltbild mit einem Umsatz von etwa 822 Millionen Euro (2011/2012) gehört 27 katholischen Bistümern. Im Herbst 2013 hatte die katholische Kirche dem Medienkonzern 65 Millionen Euro zusätzliche Mittel zugesagt. Im Januar 2014 meldete die Weltbild-Verlagsgruppe jedoch Insolvenz an, weil die katholische Kirche die weitere Finanzierung verweigert hatte.[6]
Das Vermögen des Bistums Paderborn beträgt 4 Milliarden Euro; das Erzbistum Köln verfügt über 3,35 Milliarden Euro, das Bistum Limburg über 1,001 Milliarden Euro.[7]
Einnahmen und Ausgaben
Seit 1919 besteht die Maßgabe, eine Ablösung der Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften durch die Länder im Wege der Landesgesetzgebung vorzunehmen. Bereits 1924 wurde in der Reichskanzlei an einem entsprechenden Gesetzesentwurf gearbeitet. Artikel 138, Absatz 1 des Grundgesetzes von 1949 besagt „Die auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften werden durch die Landesgesetzgebung abgelöst. Die Grundsätze hierfür stellt das Reich auf.“ Er wurde jedoch bis heute nicht umgesetzt.[8]
Nach einer vom Religionssoziologen Horst Herrmann 1990 veröffentlichten Studie erhielt die Kirche jährlich über 13 Milliarden DM Kirchensteuern und Kirchgeld. Laut Herrmann werden etwa zwei Drittel der deutschen Kirchensteuereinnahmen auf die Bezahlung der Pfarrer ausgegeben mit Gehältern zwischen 5000 und 7000 DM im Monat bei freier Wohnung.[9]
Nach Herrmann trug der Staat die Gehälter der Bischöfe – im Jahre 1990 zwischen 12000 und 15000 DM monatlich – und die Gehälter der Domkapitulare. Ebenso kam der Staat für die gesamte Priester- und Theologenausbildung an den theologischen Fakultäten der Universitäten oder der kirchlichen Fachhochschulen auf, ferner maßgeblich auch für die Kosten der Priesterseminare.[9]
Vatikan und Italien
Die Verwaltung der Immobilien, Kapitalanlagen und Liquidität der Kurie obliegt seit 1967 der Administratio Patrimonii Sedis Apostolicae (APSA).[10] Das Istituto per le Opere di Religione (IOR) ist eine Bank im Besitz des Heiligen Stuhls.
Der Gesamtbesitz an Aktien und anderen Kapitalbeteiligungen des Vatikans wurde 1958 auf etwa 50 Milliarden DM geschätzt.[11][12] Nach der Recherche des Journalisten Paolo Ojetti im Jahre 1977 gehörte etwa ein Viertel der Grundstücke und Häuser Roms der Kirche bzw. ihren Gemeinschaften. [13]
2007 sprach man von einem Vermögen zwischen 1,2 und zwölf Milliarden Euro, zu dem Goldreserven in der Schweiz und in den USA, Immobilien, Schatzbriefe, Aktien und festverzinsliche Wertpapiere gehören. Das Vermögen der Vatikanbank IOR liegt Schätzungen des Nachrichtenmagazins L’Espresso zufolge bei rund sechs Milliarden Euro.[14]
Die römisch-katholische Kirche besitzt in Italien rund 10.000 Immobilien. Der Vatikan spart für seine Krankenhäuser, Schulen, Universitäten, Hotels und Altenheime jährlich etwa 400 Millionen Euro Grundsteuer. So genüge es für einen Steuervorteil, wenn ein Hotel eine Kapelle vorweisen könne.[14] Nach eigenen Angaben besitzt der Vatikan selbst 2400 Häuser auswärts, die einen Katasterwert von 450 Millionen Euro besäßen.[15]
Als Kirchensteuer bekam die römisch-katholische Kirche im Jahre 2006 insgesamt 991 Millionen Euro überwiesen, basierend auf einem Konkordat von 1984 zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl.[14]
Die Kirchensteuern fließen weltweit den Diözesen und Ordensgemeinschaften zu, die den Vatikan jedoch finanziell unterstützen.[16]
Österreich
Diözesen und Orden besitzen etwa 2500 km² an Grund und Boden.[17]
Vereinigte Staaten
In den USA besaß die römisch-katholische Kirche Anfang der 1970er Jahre über 1.100.000 ha Ackerland.[18] Im Zuge der Missbrauchsskandale meldeten folgende Bistümer Konkurs an, um die Ansprüche abzuschließen: das Bistum Davenport in Iowa, Bistum Fairbanks in Alaska, das Erzbistum Portland, das Bistum San Diego in Kalifornien, das Bistum Spokane in Washington, das Bistum Tucson in Arizona, das Bistum Wilmington in Delaware und das Erzbistum Milwaukee.[19][20]
Siehe auch
Literatur
- Monographien
- Klaus Martens: Wie reich ist die Kirche? Der Versuch einer Bestandsaufnahme in Deutschland. MVG Moderne Verlag, München, 1969
- Karlheinz Deschner: Und abermals krähte der Hahn. Verlag Reinbek, 1972
- Horst Herrmann: Die Kirche und unser Geld. Daten – Tatsachen – Hintergründe. Rasch und Röhring, Hamburg, 1990, ISBN 3-89136-301-X
- Emil-Heinz Schmitz: Die Kirche und das liebe Geld. Von der heiligen Armut zum heiligen Mammon. Münster, 1998, ISBN 3-451-21383-4
- Carsten Frerk: Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland. Alibri Verlag, Aschaffenburg, 2002, 435 Seiten, ISBN 3-932710-39-8
- Carsten Frerk: Violettbuch Kirchenfinanzen: wie der Staat die Kirchen finanziert. 1. Auflage, Alibri-Verlag, Aschaffenburg, 2010, ISBN 978-3-86569-039-5
- John F. Pollard: Money and the Rise of the Modern Papacy: Financing the Vatican, 1850-1950, Cambridge University Press, 2005, ISBN 0-521-81204-6
- Beiträge
- Paolo Ojetti: Vaticano S.p.A. In: L’Europeo, 7. Januar 1977
- Peter Wensierski: Kirche. Diskret wie Schweizer Banken. In: Der Spiegel, 3. Dezember 2001 (online)
- Britta Scholtys: Der Vatikan und seine Finanzen. Über Geld spricht man nicht. In: tagesschau.de, 26. August 2007 (online)
- Micaela Taroni: Der Vatikan setzt immer mehr auf Immobilien. In: Wirtschaftsblatt, 30. August 2007 (online)
- Luisa Brandl: Kirche und Geld: Die blühenden Finanzen des Vatikans. In: Stern, 6. September 2007 (online)
- Michael Kröger: Katholische Kirche. Der geheime Milliardenschatz des Klerus. In: Der Spiegel, 6. April 2010 (online)
- Michael Schmidt-Salomon: Gute Vorsätze zum Papstbesuch: Kirchenaustritt allein genügt nicht! 2004 (online)
- Kirchen: Teure Alimentierung. In: Der Spiegel, 8. November 2010 (online)
Weblinks
- Video: Vergelt's Gott. Der verborgene Reichtum der katholischen Kirche, Dokumentation, ARD, 18. Februar 2015
- Video: Heiliges Geld!, Dokumentation, arte, 18. März 2014
Einzelnachweise
- ↑ Peter Wensierski, 2001
- ↑ Michael Kröger: Katholische Kirche: Der geheime Milliardenschatz des Klerus. In: Spiegel Online. 6. April 2010, abgerufen am 17. Mai 2014.
- ↑ Carsten Frerk 2002, S. 34
- ↑ mli/dpa: Katholische Kirche besitzt Milliarden. In: n-tv. 4. Januar 2015, abgerufen am 4. Januar 2015.
- ↑ Marianna Deinyan: So wohlhabend ist der Konzern Kirche: Das irdische Milliardenreich der Gottesmänner. In: Focus Online, 17. Oktober 2013.
- ↑ Weltbild-Verlag: Bloß schnell raus. In: Zeit Online, 17. Januar 2014.
- ↑ http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erzbistum-paderborn-vermoegen-von-vier-milliarden-euro-a-1055141.html
- ↑ „Im Übrigen erinnert der LRH an die seit 1919 bestehende Pflicht des Landes, die Staatsleistungen abzulösen. Der Verfassungsauftrag an den Bund, die dafür erforderlichen Grundsätze zu erlassen, ist auch 60 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes nicht erfüllt.“ Landesrechnungshof Schleswig-Holstein, Ergebnisbericht 2011, Kapitel 7 (online; PDF; 43 kB)
- ↑ a b Horst Herrmann, 1990
- ↑ Britta Scholtys, 2007
- ↑ Horst Herrmann, 1990, S. 153
- ↑ Klaus Martens: Wie reich ist die Kirche ? Im Jahr vier Milliarden von den Gläubigen. In: Die Zeit. 1. August 1969, abgerufen am 17. Mai 2014.
- ↑ Paolo Ojetti, 1977, zitiert nach Das Weisse Pferd [1]
- ↑ a b c Luisa Brandl, 2007
- ↑ Micaela Taroni, 2007
- ↑ Micaela Taroni, 2007
- ↑ Wie der Staat die Kirche finanziert. In: Der Standard, 5. Februar 2012 (online)
- ↑ Karlheinz Deschner, Seite 429
- ↑ Hannes Stein: Offenbarungseid amerikanischer Katholiken. In: Die Welt, 31. Oktober 2009 (online).
- ↑ Spiegel Online: US-Erzdiözese ist pleite. 5. Januar 2010 (online)