Wilhelm Benjamin Gautzsch

schweizerisch-deutscher Pädagoge
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Emigration nach Bayern

Verlor diese Stelle bei Auflösung der Helvetischen Republik 3. 1803, zog erneut zu Johann Rudolf Meyer Sohn, ging im September nach Bayern, wo er Hieronymus Meyer bei Verwaltung des Gutsbetriebs in Geisenfeld unterstützte, 13. 12. 1803 (mit • Hieronymus • Meyer von Geisenfeld kommend) und 16. 11. 1804 in München bezeugt, schlug vor, Geisenfeld und Wolnzach zu verkaufen und Polling, Rottenbuch und Steingaden zu kaufen, nahm wegen Letzterer 3. 1804 als Bevollmächtigter der Brüder Meyer Verhandlungen mit Landesdirektion von Bayern auf, • 28. 3. mit Utzschneider in Rottenbuch •,

Laut Zschokke wäre Gruner unter günstigeren politischen Verhältnissen in die Reihe der vorzüglichsten Wohlthäter seines verarmten Vaterlandes getreten.[1] Doch 1803 verwandelte Bonaparte als selbsternannter Mediator die Schweiz aus einem demokratischen Einheitsstaat in einen aristokratischen Staatenbund zurück. Dadurch verlor Gruner seine Stellung. Er zog erneut zu Johann Rudolf Meyer Sohn. Dessen Familie wurde wegen ihrer Beteiligung an der Helvetischen Revolution verfolgt. Deshalb transferierte sie ihre Fabrik und ihr Vermögen ab 1802 nach Bayern, wo sie 1803 die aufgelösten Klöster Geisenfeld und Wolnzach kaufte. Gruner kümmerte sich auf ihren Wunsch um diese Güter und veranlasste, dass die Familie sie 1804 gegen die Klostergüter Polling, Rottenbuch und Steingaden tauschte. 1805 gab er dem verwitweten Johann Rudolf Meyer Sohn seine (uneheliche) Tochter Marie zur Frau, von der weiter nichts bekannt ist.[2] Gleichzeitig kaufte er ihm die Schwaigen Gossenhofen, Haarsee und Rothsee des Klosters Polling sowie die Schildschwaig des Klosters Rottenbuch ab und verpachtete ihm diese. Doch 1807 entzog Meyers Vater dem Sohn die Verwaltung der bayerischen Güter, worauf dieser nach Aarau zurückkehrte. Zuvor muss seine junge Frau gestorben und seine langjährige Freundschaft mit Gruner zerbrochen sein. Weil er die Zahlung der vereinbarten Pacht einstellte, strengte Gruner 1808 einen Prozess gegen ihn an,[3] der zwar nach acht Jahren mit einem Vergleich endete, aber das Ansehen der Familie Meyer in Bayern nachhaltig schädigte.

Seine Tochter Marie heiratete 1805 Johann Rudolf Meyer Sohn, kaufte – nach Auseinandersetzung mit Johann Rudolf Meyer Sohn über Preis – für 17 648 fl. Schwaigen Gossenhofen, Haarsee, Rothsee (Kloster Polling) und Schildschwaig (Kloster Rottenbuch), verpachtete diese 21. 10. an Johann Rudolf Meyer Sohn für 2200 fl. jährlich, unternahm Reise nach Tirol, erhielt 23. 5. 1807 Konzession zum Abbau von Pechkohle am Peißenberg (Tobiasstollen), konnte davon aber keinen Gebrauch machen, Maries Ehe nur von kurzer Dauer, begann wegen rückständiger Pachtzahlung und anderer Vertragsverletzungen 1808 Prozess gegen Meyer, 1809 an Gründung des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern beteiligt, 3. 3. Urteil des Appellationsgerichts des Isar- und Salzachkreises, 25. 9. des Landgerichts Weilheim im Prozess gegen Meyer, veröffentlichte 1810 mit Hilfe seines Rechtsbeistands Karl Joseph Anton Mittermaier »Rechtliche Darstellung der wahren Streitverhältnisse des J. S. [sic] Samuel Gruner, schweiz. Oberberghauptmanns, als Kläger contra Rudolph Meyer aus Aarau«, 17. 3. Urteil des Appellationsgerichts des Isar- und Salzachkreises, 8. 1. 1811 Urteil des Oberappellationsgerichts, 28. 4. des Landgerichts Weilheim, 30./31. 12. Urteil des Appellationsgerichts des Isarkreises.

Im Januar 1812 zirkulierte das falsche Gerücht, Vater Meyer habe dasselbe Schicksal ereilt. Darauf offerierte Gruner seinem ehemaligen Wohltäter, der durch seinen ehrwürdigen Lebenswandel seinen Mitbürgern und seinem Vaterlande die gröste Hochachtung eingeflöst hat, der seiner Nation zur Ehre gereicht, gratis auf seinen Schwaigen zu wohnen.379 Obwohl diese noch immer weiterverpachtet waren, meinte Gruner sein Angebot zweifellos ernst. Frau Meyer gegenüber betonte er, dass er einen himmelweiten Unterschied zwischen [dem] Vater und seinen Söhnen mache.380 Verpachtete Schwildschwaig 1815 (?) an Fohlenhofadministration Schwaiganger.

Verkaufte Schwaigen 1816 an Fohlenhofsadministration Schwaiganger, was aber nicht rechtskräftig wurde.

Vermittlung von Fraunhofers Schweizer Lehrer

Gruners Bruder Franz Daniel (1764–1842) war Glaser.

Beeinflusste Kartograph Alois Coulon und Reliefbauer Friedrich Weiss im Sinn der »Meyerschen Schule«, ermöglichte Utzschneider Aufbau einer optischen Industrie in Bayern, indem er ihn auf Guinand aufmerksam machte,

In Bayern sah Gruner seine Aufgabe darin, Wissen zu vermitteln. Offenbar brachte er ein Exemplar des Meyerschen Reliefs des Berner Oberlands mit nach Bayern. Damit und mit dem Atlas suisse, der alle bisherigen Gebirgskarten als manierierte Zerrbilder erscheinen ließ, beeinflusste er nach seinen eigenen Angaben die Geometer und späteren Hauptleute Alois von Coulon (1779–1855) und Joseph Friedrich Weiß (1784–1825).509 In einer Eingabe an die bayerischen Behörden515 schrieb Gruner 1821: Das Etablissement von Utzschneider, Reichenbach und Liebherr ist mein Kind. Diese Menschen kannten sich nicht, – die einten hatten kein Geld, aber sie besaßen die Kunst.516 Ich entwarf den Plan, der Geld mit der Kunst vereinigte, und zur Ausführung gedieh. Selbst aus der Schweiz verschrieb ich ihnen Künstler,517 die sie brauchten, und reiste, um sie anzuwerben, eigends mit Utzschneider in die Schweiz, – die Leute haben ihre Dienste gethan.518 Allerdings nahm auch der Astronom Ulrich Schiegg in Anspruch, das erwähnte Etablissement veranlasst und den ersten Impuls dazu gegeben zu haben.519 Sicher ist indessen, dass Gruner Utzschneider (vgl. Kap. 1.2) mit dem Optiker Pierre- Louis Guinand (1748–1824) aus dem heutigen Schweizer Kanton Neuenburg520 bekannt machte. Wie die Gebrüder Meyer leistete dieser Wichtiges für Bayern, wurde hier aber dessen ungeachtet als Versager, ja als Betrüger hingestellt. – 1729 hatte der Engländer Chester Moor Hall entdeckt, dass die Kombination einer Sammellinse aus Kronglas mit einer Zerstreuungslinse aus Flintglas die unterschiedliche Brechung der Farben beim Übergang von einem Medium in das andere ausgleicht. In der Folge hatte Hall die ersten Teleskope mit achromatischen (farbkorrigierten) Objektiven gebaut. Für die Herstellung von Linsen geeignete homogene Stücke zu beschaffen, war aber beim bleihaltigen Flintglas schwierig. Man fand sie bisweilen – doch nur bis zu einem Durchmesser von 10 cm – in den Hütten, die in England und später auch in Frankreich Bleikristall für Schmuck, Trinkgläser, Leuchter usw. herstellten. Letzteres berichtete der Glasfabrikant Aimé-Gabriel d’Artigues 1809 in einer Sitzung der naturwissenschaftlich-mathematischen Klasse des Institut de France.521 Guinand (vgl. Abb. 22) war ein erfolgreicher Zulieferer der Schweizer Uhrenindustrie gewesen. Nun stellte er eigenhändig Teleskope her, die den englischen ebenbürtig waren, und zwar vom Entwerfen, maschinellen Schleifen und Polieren der Linsen über das Gießen und Drehen der Messingteile sowie die Bearbeitung des Holzes bis zur Zube-reitung des Lacks.522 Vor allem aber produzierte er – was weder d’Artigues noch später Utzschneider erwähnten – in einem selbstgebauten Schmelzofen schon 1798 Stücke von hochwertigem Flintglas, die deutlich mehr als die erwähnten 10 cm Durchmesser aufwiesen und in Paris den Beifall des Astronomen Joseph-Jérôme Lalande fanden.523 Zentral für das Verständnis der Beziehungen zwischen Guinand, Utzschneider und Fraunhofer ist die Chronologie der Ereignisse, die in vielen Darstellungen durcheinandergebracht wird. Durch Gruners Vermittlung sandte Guinand Anfang 1804 Glasproben und im Juni eine Denkschrift an Utzschneider, die dieser der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vorlegen sollte. Darin gab Guinand die Bereitschaft zu erkennen, seine Fabrikationsgeheimnisse an die Akademie zu verkaufen und nach Bayern überzusiedeln. Möglicherweise behielt aber Utzschneider die erwähnte Schrift für sich, jedenfalls ist von einer Behandlung durch die Akademie nichts bekannt.524 Im August gründete Utzschneider mit Georg Reichenbach und Joseph Liebherr, die seit 1802 miteinander assoziiert waren, in München das Mathematisch-mechanische Institut. Dieses sollte u. a. Vermessungsinstrumente für das Bureau topographique herstellen, doch exportierten damals weder England noch Frankreich das für die Herstellung von Objektiven erforderliche Flintglas. Offenbar versuchte Utzschneider zuerst, anhand von Guinands Denkschrift selber solches Glas herzustellen, und zwar in der Glashütte des ehemaligen Klosters Ettal in Grafenaschau, in die seine Schwester eingeheiratet hatte.525 Als diese Versuche scheiterten, fuhr er zu Guinand in die Schweiz. Die erste Begegnung der beiden wurde von Gruner und Zschokke526 vermittelt und fand am 28. Januar 1805 in Aarau statt527 – vermutlich im Hause Meyer. Utzschneider ließ Guinand auf seine Kosten Probeschmelzen durchführen.528 Im Mai bot er 55 000 fl. für das ehemalige Kloster Benediktbeuern.529 Im Juni forderte Utzschneider Guinand erfolglos auf, nach München zu kommen.530 Im Juli erhielt er die Gebäude in Benediktbeuern.531 Im August/September besuchte er Guinand abermals, diesmal an dessen Wohn- und Arbeitsort Les Brenets.532 Er zahlte ihm einen Vorschuss von 100 Louisdor533 und verpflichtete ihn dadurch, nach Benediktbeuern zu übersiedeln.534 Dies hinderte Utzschneider später nicht daran zu behaupten, der Schweizer sei ihm ohne Auftrag nachgereist.535 Im Oktober traf Guinand an seinem Bestimmungsort ein.536 Mit seiner 22-jährigen Assistentin Rosalie Bouverot verwandelte er das ehemalige Waschhaus des Klosters in eine damals in der Welt einzig dastehende Hütte für optisches Glas.537 Er richtete wohl auch die viel größere Hütte für Gebrauchsglas ein, für deren Bau Utzschneider die Pfarrkirche von Benediktbeuern abbrechen ließ.538 Im Mai 1806 erhielt Guinand einen Zehnjahresvertrag als Leiter beider Hütten sowie einer Anstalt zur Herstellung von Teleskopen. Er wurde am Gewinn beteiligt und durfte einen seiner Söhne zum Nachfolger ausbilden.539 Es besteht daher kein Grund zur Annahme, dass er seine Versprechungen nicht gehalten habe. Doch genau dies war der Vorwand,540 unter dem Utzschneider Guinand zurückzusetzen begann, sobald er dessen Fabrikationsgeheimnisse kannte. Im Februar 1807 entzog er ihm die Gewinnbeteiligung und das Recht, seinen Nachfolger zu bestimmen. Auch stufte er Benediktbeuern zum Zulieferer des Mathematisch-mechanischen Instituts zurück.541 Im August 1809 wies Utzschneider Guinand an, seinen Schützling Joseph Fraunhofer (1787–1826) in die Herstellung des optischen Glases einzuweihen. Bei dieser Gelegenheit erscheint Therese Gräfin von Seinsheim, eine der beiden Kammerdamen der verwitweten Kurfürstin Maria Leopoldine,542 als Utzschneiders Bevollmächtigte.543 Dies deutet darauf hin, dass das enfant terrible des Königshauses544 auch an dieser industriellen Unternehmung seines Finanzberaters maßgeblich beteiligt war. 1811 entstand erneut ein Optisches Institut, aber diesmal unter Fraunhofers Leitung. Zwei Jahre später musste der 65-jährige Guinand seinem 26-jährigen Schüler auch die Leitung der Hütte für optisches Glas abtreten. Von da behandelte ihn Fraunhofer – laut Antonin von Schlichtegroll einer der edelsten und reinsten Geister, die je gelebt haben,545 in Wirklichkeit aber eher ein genialer Autist – wie einen einfachen Arbeiter.546 Gedemütigt kehrte Guinand 1814 in die Heimat zurück. Es war dies der Zeitpunkt, zu dem Fraunhofer – zwölf Jahre nach dem Engländer William Hyde Wollaston – die Spektrallinien entdeckte. Dass Benediktbeuern Guinand 800 fl. Pension zahlte, nur damit er sich nicht mehr auf dem Gebiet der Optik betätigte,547 beweist gemäß Wolf hinlänglich, wie sehr es dessen Konkurrenz fürchtete und wie kleinlich es später von Utzschneider war, dessen Verdienste herabzusetzen.548 Im Februar 1816 bat Guinand unter Verweis auf neue Entdeckungen, wieder in die frühere Position eingesetzt zu werden. Möglicherweise bezog er sich dabei auf seine Methode, gute Glasstücke durch Erweichen (ramollissage) in Linsenform zu bringen und damit ohne Beeinträchtigung der Qualität besser zu nutzen.549 Als ihn Utzschneider keiner Antwort würdigte, verzichtete Guinand auf die erwähnte Pension. Nach Auffassung des Jenaer Optikers Moritz von Rohr hätte Utzschneider das oben genannte Angebot annehmen und versuchen sollen, Guinand und Fraunhofer miteinander auszusöhnen.550 Doch man hatte Guinand und Bouverot – mittlerweile dessen vierte Ehefrau – in Benediktbeuern ganz gewaltig unterschätzt.551 Denn während Fraunhofer nur für den Eigenbedarf optisches Glas produzierte, begann Guinand 1818 Paris zu beliefern. Mit Glas von ihm bauten Noël-Jean Lerebours und Robert-Aglaé Cauchoix weit mehr Teleskope als Fraunhofer. Später beherrschten Guinands Angehörige und Nachfolger lange Zeit den Weltmarkt für optisches Glas.552 Utzschneider übertrieb den Anteil, den er selber am Erfolg der Glashütte von Benediktbeuern gehabt hatte. Er behauptete sogar, Guinand habe ihm nur gezeigt, welche Fehler man beim Glasmachen vermeiden müsse, und ihm dann das Produktionsgeheimnis gestohlen.553 Vom ersten Biografen Utzschneiders wurde Guinand zum unsicheren Praktiker abgestempelt.554 Guinand und Fraunhofer waren beide Autodidakten, doch stammte der eine aus einem einsamen Bergdorf,555 während der andere in der Residenzstadt München großzügige Förderung erfahren hatte. Fraunhofers Ruhm gründet in erster Linie auf seinen Leistungen als Wissenschaftler. Auch bei der Herstellung von Objektiven und Teleskopen erreichte er ein höheres Niveau als der Schweizer. Doch war er, wie Guinands Sohn Aimé betonte, nicht der einzige Optiker seiner Zeit, der aus gutem Glas gute Objektive herstellen konnte.556 Hinzu kommt, dass Fraunhofer ohne die Vorarbeit Guinands, dem der Durchbruch bei der Herstellung von optisch reinem Flintglas gelungen war, sein Genie nicht hätte entfalten können. Der Schweizer erfand das Verfahren, welches in der Fachsprache Guinandage heißt. Es besteht darin, die Glasschmelze durch mechanisches Rühren zu homogenisieren. Der dabei verwendete Keramikkolben trägt den Namen seines Erfinders: Guinand. Fraunhofer prüfte den Schlierengehalt des Glases noch 1825 nach einer Methode, die Guinand 1798 aus Paris mitgebracht hatte.557 Und wie Guinand produzierte auch er zeitlebens mehr Ausschuss als gelungene Schmelzen.558 – Das von Fraunhofer herstellte Glas war keineswegs weitaus besser als das von Guinand, wie ein bayerischer Autor behauptete.559 Als Glasmacher blieb der fast 40 Jahre ältere und finanziell weniger gut gestellte Lehrer nicht hinter seinem Schüler zurück: Ein Komitee der Astronomical Society of London, dem der Astronom John Herschel angehörte, fand die Leistung eines Objektivs von 17,3 cm Öffnung, das Charles Tulley 1823 aus Flintglas von Guinand anfertigte, in the highest degree satisfactory.560 Und das Objektiv, welches Cauchoix aus demselben Material 1831 für den Refraktor561 von Markree (Irland) schuf, war mit 33,8 cm Öffnung wenn nicht das beste, so doch für etliche Jahre das größte der Welt.562 1818 erreichte die verwitwete Kurfürstin, dass der König Benediktbeuern zurückkaufte.563 Utzschneider erhielt dafür 250 000 fl., die er wohl teilweise Maria Leopoldine schuldete. In der optischen Industrie gab es auch noch später Beziehungen zwischen Aarau und Bayern: Ein Mündel Johann Rudolf Meyers I., Jakob Kern, der um 1810 bei Reichenbach gearbeitet hatte, errichtete 1819 in Aarau die Instrumentenbaufirma Kern & Co.,564 die bis 1991 Bestand hatte. Und der letzte Besitzer des optischen Instituts, das 1819 von Benediktbeuern nach München verlegt wurde, war Zschokkes Enkel Paul (1853–1932).565

Mitbegründer des Landwirtschaftlichen Vereins

19. 2. 1810 Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung der Statuten des Landwirtschaftlichen Vereins, 19. 11. Mitglied des Generalkomitees (21. 11. der Redaktion des Wochenblatts) des Landwirtschaftlichen Vereins, September 1811 durch Losentscheid aus Generalkomitee ausgeschieden, 1812 Mitglied der Deputation für das landwirtschaftliche Bauwesen, übersetzte 1813 Aufsatz von Loys über Kartoffeln als Viehfutter und schrieb über Bienenzucht. Veröffentlichte 18. 1. 1814 »Einige Bemerkungen über die kleinen Wiesen-Wässerungen durch Wässer-Weiher« und 18. 5. »Auszüge aus Bemerkungen über die rheinländischen Oehlpressen« (verfasst 29. 11. 1813), übergab Landwirtschaftlichem Verein Modell zur Selbstregulierung von Wässerungsweihern, untersuchte Einfluss von Torf und Tuff auf Fruchtbarkeit des Bodens. Schenkte Landwirtschaftlichem Verein 1817 Aktie der Mutterbienengesellschaft in München, veröffentlichte 17. 6. (verfasst 1. 5.) »Erfindung eines Gyps-Streu-Karrens«, der von Alois Ramis aus Steingaden ausgeführt wurde (1818 in Sammlung des Landwirtschaftlichen Vereins). Veröffentlichte 19. 12. 1820 »Einige Bemerkungen über großes, besonders Schweitzer-Vieh« (verfasst 27. 11.). Schlug im Dezember 1820 vor, Deputation für das landwirtschaftliche Bauwesen zu reaktivieren, Mitglied der vom Landwirtschaftlichen und von Polytechnischen Verein gemeinsam geschaffenen »Deputation für die Verbesserung des Landbauwesens und die zweckmäßige Verschönerung des baierischen Landes«, die ab 27. 1. 1821 Monatsblatt (Auflage 3500 Stück) herausgab, veröffentlichte 20. 2. »Ueber die Bereitung des warmen Futters in der Schweiz« (verfasst 11. 12. 1820), 10. 4. »Kartoffelbau, mit Berücksichtigung des schnellen Umsatzes des Dung-Kapitals« (verfasst 20. 3.), 28. 4. »Einige Worte über den Kalk-Mörtel« (verfasst 26. 1.), 8. 5. »Ueber das Stecken des Saat-Getreides« (verfasst 28. 3.), übergab Landwirtschaftlichem Verein zwei Modelle und acht Pläne eines Stall- und Stadelgebäudes für – am häufigsten am Zürichsee anzutreffende – Güllenbereitung nach Schweizer Art (1828 veröffentlicht), von begutachtender Kommission erfolglos dem König zu Ehrung empfohlen. Sammelte 1823 mit Oberleutnant Sanson 900 fl. für Anbau von Maulbeerbäumen, Mitglied einer Kommission zur Begutachtung der landwirtschaftlichen Schule in Schleißheim, schenkte Landwirtschaftlichem Verein Modell einer Seilmaschine von Vera.

Schweizer Wurzeln des Bayerischen Wörterbuchs

4. 12. 1813 Bewerbung um Aufnahme in bayerische Armee, 8. 1. 1814 Hauptmann 2. Klasse in freiwilligem Jägerbataillon des Illerkreises (Reserveeinheit) in Kempten, das er 1. 3.–• … • interimistisch kommandierte, Bekanntschaft mit Oberleutnant Andreas Schmeller, duellierte sich 23. 6. wegen Streits um Sessel mit Hauptmann Bernhard Morell von Bern. 29. 3. 1815 in freiwilligem Jägerbataillon des Oberdonaukreises (in Augsburg), dem späteren 1. Jägerbataillon, 23. 6. Hauptmann 1. Klasse, von diesem Tag an bis 21. 11. in Frankreich, 21.–27. 8. und 2.–27. 10. in Paris, dort laut Wolf von seinem Studienkollegen Alexander von Humboldt mit wissenschaftlichen Berühmheiten bekannt gemacht, zeigte 4. 9. Morell wegen Insubordination an, laut Wolf nach Rückkehr aus Frankreich dekoriert. 1817 Schneller einer der beiden Trauzeugen Gruners, Gruner Vormund von Schmellers unehelicher Tochter Emma Auer. Bis 1822 in 1. Jägerbataillon.

Begründer der Militärgeologie

Verfasste 20. 3. 1817 »Ueber den Einfluss der Geognosie auf Landcarten und Reliefs« (1826 posthum veröffentlicht). 1818 Mitglied des Polytechnischen Vereins. Veröffentlichte 6./9. 12. 1820 »Einige Bemerkungen über den polytechnischen Verein« (verfasst 15. 11.). Verfasste 1820 (?) im Auftrag von Generalstabschef Raglovich Aufsatz »Verhältnis der Geognosie zur Kriegs-Wissenschaft« (1826 posthum veröffentlicht). 1821 (?) Mitglied einer Kommission zur Begutachtung einer Dampfmaschine.

Studienreise in die Niederlande

1816 verkehrte Gruner bei Mittermaiers Schwägerin Klara Regina geborener von Walther (1780–1821) aus dem elsässischen Weissenburg – laut Schmeller "ein herrliches mir sehr theures Weib (…) in jedem nur nicht im pfäffischen Sinne eine Heilige"[4] – und deren wesentlich älterem Mann, dem bayerischen Reichsarchivar Vinzenz von Pallhausen (1759–1817). Ein Jahr nach Pallhausens Tod heiratete er Clara. Sie bewohnten ein Landhaus mit Garten in der Vorstadt Schönfeld (Königinstraße 62), das er gekauft hatte. 1819 besuchte das Paar Paris und Bern. 1821 starb Clara starb nach kurzer Krankheit. Einen Monat darauf erhielt Gruner vom Ministerium des Innern Geld für eine landwirtschaftliche Studienreise zugesprochen. Über ein Jahr lang bereiste er im Auftrag des Landwirtschaftlichen Vereins Brabant und Holland. Seine Aufzeichnungen von dieser Reise wurden posthum von Karl Wilhelm Wimmer veröffentlicht.[5]

Verunfallt oder ermordet?

Gruner war kein Freund der in Bayern von Kronprinzen Ludwig angeführten politischen Reaktion. 1820 freute er sich mit Schmeller über die Erfolge der Liberalen in Spanien, Neapel, Portugal und Haiti. 1821 wollte er Bayern verlassen und mit seinem Schwager Prof. Philipp Franz von Walther nach Bonn gehen. 1823/24 fuhr er im Auftrag seines aus Zürich stammenden Freundes Oberbuchhalter Hans Kaspar Brunner nach Paris, um Land in Kentucky zu kaufen. Er dachte daran, selber dorthin auszuwandern, doch fand man ihn kurz nach seiner Rückkehr aus Frankreich bei Mittaghausen (Ortsteil Traubing, Gemeinde Tutzing), an Straße, die von München zu seinen Gütern führt, tot in umgestürzter Chaise eines betrunkenen Müllers, gerichtliche Untersuchung klärte Todesursache nicht, 5. 2. begab sich Kommission wegen Verpachtung seiner Schwaigen nach Weilheim, auf Veranlassung Schmellers in Starnberg exhumiert und 8. 2. an Claras Seite in München begraben, Arzt Franz Xaver Reiner »von der Möglichkeit einer geschehenen Erdrosselung überzeugt«, Schmeller wegen wissenschaftlichen Nachlasses 4. 5. mit Moll bei Brunner, traf dort 7. 6. Gruners Neffen Rudolf, 9.–16. 6. Haus zum Verkauf ausgeschrieben, Juli Bibliothek und ab 26. 11. Landkartensammlung versteigert (gedruckte Kataloge), 1. 7. 1826 warf Leserbriefschreiber »D…« Erben vor, ihm immer noch kein Grabdenkmal errichtet zu haben, • Franz Daniel verkaufte 1830 seine Schwaigen (auch Schildschwaig?) für 30 000 fl. an Pächter Braun •

  1. Heinrich Zschokke: Die Alpenwälder. Tübingen 1804, S. III (Widmung an Gruner).
  2. Marie kann nur wenig älter gewesen sein als Meyers Söhne Johann Rudolf (1791–1833) und Johann Gottlieb (1793–1829).
  3. Vergleiche (Carl Joseph Anton Mittermaier:) Rechtliche Darstellung der wahren Streitverhältnisse des J. S. Samuel Gruner, schweiz. Oberberghauptmanns, als Kläger contra Rudolph Meyer aus Aarau. (München) 1810. Joseph von Speckner: Darstellung der am königlichen Oberappellationsgerichte von Baiern zwischen dem Hause Maier zu Aarau, und dem Titel Samuel Gruner über die Schwaigen Gossenhofen, Haar- und Rottsee, dann Schilt anhängigen Rechtssache. München 1812.