Lambert von Hersfeld (* vor 1028 vermutlich in Franken; † vor 1085 vermutlich in Hersfeld) war ein Geschichtsschreiber und Abt.
Leben
Die Biographie des Lambert ist nur aus Andeutungen bekannt, die er selber in seinem Werk angibt.
Lambert von Hersfeld wurde vor 1028 vermutlich in Franken als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. Andere Quellen nennen als Geburtsland Thüringen.
Seine Ausbildung zum Mönch erhielt er wohl in Bamberg unter dem späteren Erzbischof Anno von Köln. Als Mönch trat er am 15. März 1058 in das Benediktinerkloster Hersfeld ein und erhielt im September 1058 in Aschaffenburg die Priesterweihe.
Im gleichen Jahr machte er eine Pilgerreise nach Jerusalem, die er ohne Erlaubnis seines Abtes antrat. Im September 1059 kam er von dort wieder zurück.
Danach erwarb er sich sowohl durch Abfassung historischer Werke als durch die Verbesserung der Disziplin seines Ordens hohen Verdienst. Er war überzeugter Anhänger der Benediktinerregel und war gegen jede Reform des Mönchtums.
Sein Hauptwerk, die Annales wurde um 1078 geschrieben und wurde 1525 das erste Mal gedruckt. Es behandelt in diesem Werk die Geschichte der Welt von den Anfängen bis 1077, jedoch ist nur die Zeit ab 1040 von Lambert eigenständig geschrieben. Ab 1069 erreicht die Darstellung eine geradezu epische Breite. Die Deutlichkeit, die Schreibart und die geschickte Anordnung zeichnen diesen Abschnitt aus und stellen einen Höhepunkt der Geschichtsschreibung des 11. Jahrhundert dar. Die Zuverlässigkeit leidet dennoch oft unter der Parteilichkeit, die er als Anhänger des Papstes, deutlich zur Sprache bringt. Im Investiturstreit tritt dies besonders zu Tage. Dazu heißt es im Meyers Konversationslexikon von 1888: seine Beurteilung Heinrichs IV. ist von den verleumderischen Berichten der Gegner des Kaisers bestimmt und daher ungerecht.
Er war ein überzeugter Gegner von Heinrich IV., was vermutlich der Grund seines Wechsels im Jahre 1077 von Hersfeld zum Stift Hasungen (heute bei Wolfhagen, Stadtteil Altenhasungen) war. Er wandelte das Stift 1081 zum Kloster um und wurde dessen erster Abt.
Vermutlich starb er kurze Zeit nach seiner Weihe zum Abt im Jahr 1182, spätestens aber 1085, auch der Ort ist nicht sicher. Vieles spricht für das Kloster Hersfeld, aber auch das Kloster Saalfeld kommt in Frage.
Werke
- Sein erstes Werk, ein Epos über die Geschichte seiner Zeit, ist verloren gegangen.
- Gedicht in Hexametern, das Libellus de institutione Herveldensis ecclesiae , eine Hersfelder Klostergeschichte, wohl um 1073 geschrieben wurde nur in geringen Bruchstücke erhalten.
- Oswald Holder-Egger (Hg.), Annalen, MGH SS rer.Germ. (38), Hannover 1894, 1-304
- Oswald Holder-Egger (Hg.), Vita Lulli archiepiscopi Mogontiacensis, MGH SS rer.Germ. (38), Hannover 1894, 305-340
- Oswald Holder-Egger (Hg.), Libellus de Institutione Herveldensis Ecclesia, MGH SS rer.Germ. (38), Hannover 1894, 341-354
- A. Pannenborg, Ergänzungen zu Lamberts Hersfelder Klostergeschichte, in: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1 (1896/97), 154-159
- auch zugeschrieben wird ihm das altdeutschen Annoliedes
Literatur
- Lambert von Hersfeld, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-89, Bd.8, S.427.
- Struve, Tilman: Lampert von Hersfeld. Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, o.O. (o.J.)
- Delbrück, H.: Über die Glaubwürdigkeit Lamberts von Hersfeld. Weber, Bonn (1873)
- Ausfeld, L. v. H.: und der Zehntstreit zwischen Mainz, Hersfeld u. Thüringen (Marb.188o).
- Lampert von Hersfeld: Das Leben des heiligen Lullus. Ott, Bad Hersfeld (1986)
- Frederik Berger: Canossa, Aus den geheimen Annalen des Lampert von Hersfeld. Rütten & Loening (2004), ISBN 3-352-00713-6 (noch nicht erschienen)