Romanische Sprachen

Nachfolgesprachen des Lateinischen; indogermanische Sprachfamilie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Oktober 2015 um 16:41 Uhr durch 2a01:5c0:14:801:e461:7f03:ef3d:a075 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

[[Datei:Map-Romance Language World.png|mini|hochkant=1.8|Die romanischen Weltsprachen: Dunkle Farbtöne stellen offiziellen Sprachstatus dar, hellere einen inoffiziellen Status mit weiter Verbreitung.

Romanische Sprachen
Sprecher ca. 700 Mio.
Linguistische
Klassifikation
ISO 639-5

roa

Spanisch Portugies. Französisch Italieni




Niklas stinkt




Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-54048-6, S. 2</ref> Es gibt etwa 15 romanische Sprachen mit rund 700 Mio. Muttersprachlern, 850 Mio. inklusive Zweitsprechern. Die sprecherreichsten romanischen Sprachen sind Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch und Rumänisch.[1]

[[Datei:Romance-lg-classification-en.png|mini|hochkant=1.8|Beziehungen und Verwandtschaften der romanischen Sprachen (Romania)]]

Geschichte der romanischen Sprachen

In den dunkel gefärbten Gebieten ist heute eine romanische Sprache Amtssprache und Mehrheitssprache. Hellblau: Verbreitung der lateinischen Sprache im Römischen Reich.
Das römische Imperium zur Zeit des Kaisers Aurelian (270–275 n. Chr.)

Im Gegensatz zu den meisten anderen Sprachgruppen ist die Ursprache des Romanischen gut bezeugt: Es handelt sich um das gesprochene Latein der Spätantike (Volkslatein oder Vulgärlatein). Das Lateinische selbst gilt nicht als romanische Sprache, sondern wird zusammen mit der oskisch-umbrischen Sprache zu den italischen Sprachen gerechnet, von denen mit den romanischen Sprachen nur das Lateinische heute noch „Nachkommen“ hat.

Die Romanisierung begann als Ausbreitung der lateinischen Sprache in den durch das Römische Reich verwalteten Gebieten. Diese räumliche Ausweitung erreichte um 200 n. Chr. einen Höhepunkt.

Gebiete, in denen nur noch Relikte des Lateinischen vorhanden sind, nennt man verlorene (untergetauchte) Romania, Romania submersa. Man denke etwa an lateinische Reliktwörter im Altbairischen oder die Formulierung Mi bringt mi koana aus’n Heisl (dt. „Mich bringt (mich) keiner aus dem Häuschen“), die hinsichtlich der Satzstellung und der Verwendung des Personalpronomens etwa direkt in das spanische Te lo diré a ti[2] oder das französische Moi je le dirai à toi übertragen werden könnte (klitische Dopplungsstrukturen).[3] Hingegen wird als gedachte Fortsetzung einer alten Romania von einer Romania continua gesprochen. Von einer neuen Romania, Romania nova, wird gesprochen, wenn durch Kolonisation romanische Sprachen verbreitet worden sind.[4]

Waren die sich aus der indogermanischen Ursprache entwickelnden altindogermanischen Sprachen, so das Sanskrit und dann in abnehmendem Grade das Griechische sowie das Latein, von einem synthetischen Sprachbau, kam es über die Entwicklung vulgärlateinischer Dialekte und Sprachen verstärkt zu einem analytischen Sprachbau. Diese Veränderung hatte weitreichende Folgen. Während bei mehr oder weniger reinen synthetischen Sprachen die Wortstellung frei ist und dadurch einen flexiblen Ausdruck gewährleistet, müssen in den analytischen Sprachen die Beziehungen durch Wortstellungen ausgedrückt werden. Hierzu schufen die Sprecher im Zuge dieser Hinwendung zum analytischen Sprachaufbau der romanischen Sprachen nunmehr Artikel vor den Substantiven, Personalpronomina vor den Verben, führten Hilfsverben in die Konjugation ein, ließen Präpositionen die Kasus ersetzen und führten Adverbien zur Komparation der Adjektive ein und vieles andere mehr.

Morphologisch sind die romanischen Verben zumeist von analytischer Form.[5] In der Morphologie der Nomen aber war die Entwicklung eine andere, es kam zu einem weitreichenden Verlust der Kasus – eine Entwicklung, die schon im Vulgärlatein nachweisbar ist, wo lateinische Kasusendungen regelmäßig durch Präpositionen ersetzt wurden.

Diese Entwicklung hin zu den romanischen Sprachen ergab eine völlig andere Syntax. Obgleich die Verbformen noch stark markiert sind, das Prädikat also seine kompakte Stellung behielt, wurden die syntaktischen Beziehungen zwischen den Satzgliedern nicht mehr durch die Kasus, sondern durch Präpositionen und die starrere Wortstellung ausgedrückt. Für den Sprecher wurden dadurch die Satzstellungsregeln einfacher, denn syntaktisch zusammengehörende Einheiten verbleiben nebeneinander stehen.

Heutige Standardsprachen

Die heutigen romanischen Standardsprachen sind:

Sprache Muttersprachler Verbreitung
Spanisch (castellano, español) 388.000.000 Spanien, Nord-, Mittel- und Südamerika (außer Brasilien, Guyana, Surinam, Französisch-Guayana, Belize), Äquatorialguinea, Westsahara und Teile der Vereinigten Staaten und der Philippinen.
Portugiesisch (português) 216.000.000 Portugal, Brasilien, Angola, Äquatorialguinea, Mosambik, Osttimor, Kap Verde, Guinea-Bissau, São Tomé und Príncipe, Macau
Französisch (français) 110.000.000 Frankreich, Belgien (Wallonien), westliche Kantone (Romandie) der Schweiz, Antillen, Kanada (vor allem Québec, Teile von Ontario und New Brunswick), Vereinigte Staaten von Amerika im Bundesstaat Louisiana, in ehemaligen französischen und belgischen Kolonien Afrikas (vor allem Elfenbeinküste und DR Kongo)
Italienisch (italiano) 070.000.000 Italien, Schweiz (Tessin und südliches Graubünden), San Marino, Vatikanstadt, Kroatien (Gespanschaft Istrien), Slowenien (Koper, Piran, Izola)
Rumänisch (română) 028.000.000 Rumänien, Moldawien, Serbien (Vojvodina und Timočka Krajina) und andere Länder in Osteuropa und Westasien (unter anderem Ukraine und Israel)[6]
Katalanisch (català) 008.200.000 Katalonien einschließlich des Roussillon (Südfrankreich), Andorra, Balearen, Valencia, Franja de Aragón und auf Sardinien in der Stadt L’Alguer/Alghero
Venetisch (vèneto) 005.000.000 Venetien (Italien), Friaul-Julisch Venetien, Trentino, Istrien und in Rio Grande do Sul (Brasilien)
Galicisch (galego) 003.000.000 Galicien (Spanien)
Okzitanisch (occitan) 002.800.000 südliches Drittel Frankreichs, Randgebiete Italiens (piemontesische Alpen) und Spaniens (Val d’Aran in Katalonien )
Sardisch (sardu) 001.200.000 Sardinien (Italien)
Furlanisch (furlan) 000350.000 Friaul (Italien)
Asturisch (asturianu) 000100.000 Asturien (Spanien)
Bündnerromanisch (Rätoromanisch; rumantsch/romontsch) 000060.000 Schweizer Kanton Graubünden
Ladinisch (ladin) 000040.000 Italien (Südtirol, Trentino, Venetien)
Aragonesisch (aragonés) 000012.000 Aragonien (Spanien)
Status als Standard umstritten

Romanische Sprachen nach Untergruppen

Das romanische Sprachareal in Europa und dessen Hauptgruppen

Die romanischen Sprachen lassen sich nach teilweise systemlinguistischen, teilweise geographischen Kriterien in mehrere Untergruppen einteilen. Bei der folgenden Liste der romanischen Sprachen ist zu beachten, dass bei vielen romanischen Idiomen die Aufzählung schwierig ist, da sie je nach Quelle mal als eigenständige Sprachen, mal als Dialekte geführt werden. Das hängt damit zusammen, dass sie nicht über eine einheitliche Standardsprache verfügen, sondern überwiegend neben einer anderen Standardsprache vor allem in informellen Kontexten verwendet werden (Diglossie).

Mit Ausnahme des Sephardischen und des Anglonormannischen handelt es sich bei den hier aufgezählten um Sprachformen, die sich direkt und in ungebrochener zeitlicher Kontinuität aus dem gesprochenen Latein entwickelt haben. Sie bilden in Europa mit Ausnahme des Rumänischen auch ein räumliches Kontinuum. Man spricht aufgrund der zeitlichen und räumlichen Kontinuität auch von Romania continua.

Die wichtigste Unterscheidung unter den romanischen Sprachen auf dem Gebiet der historischen Lautlehre und Morphologie ist die zwischen ost- und westromanischen Sprachen. Zum Westromanischen werden das gesamte Iberoromanische und Galloromanische sowie die norditalienischen Varietäten und die rätoromanischen Sprachen (Bündnerromanisch, Ladinisch und Furlanisch) gerechnet; zum Ostromanischen das Italienische (mit Ausnahme der norditalienischen Varietäten) und das Balkanromanische. Das Sardische wird meist ganz von dieser Unterscheidung ausgenommen, da es keiner der beiden Gruppen klar zugeordnet werden kann.

Die heutige Ausbreitung romanischer Sprachen in Europa

Iberoromanische Sprachen

Zum Iberoromanischen gehören die spanische, die portugiesische und die galicische Standardsprache (letztere werden manchmal zu einem Diasystem zusammengefasst). Die Stellung des im Nordosten der Iberischen Halbinsel gesprochenen Katalanischen (einschließlich des Valencianischen) ist umstritten, es nimmt eine Übergangsstellung zwischen dem Iberoromanischen und dem Galloromanischen ein. Außerdem gehören zu den iberoromanischen Sprachen:

Galloromanische Sprachen

Auf fast dem gesamten Gebiet der galloromanischen Sprachen wird heute die französische Standardsprache verwendet. Nach systemlinguistischen Kriterien kann man die galloromanischen Sprachen in drei Gruppen unterteilen:

  • Franko-Provenzalisch. Unter diesem Begriff werden von Linguisten die Dialekte des mittleren Rhônetales, des größten Teiles der französischsprachigen Schweiz (Romandie), Savoyens und des Aostatales zusammengefasst. Eine Standardsprache oder ein eigenständiges Sprachbewusstsein existiert jedoch nicht, als Schriftsprache wird hier von Alters her das Französische verwendet.

Die Abgrenzung des Galloromanischen zum Iberoromanischen und zum Italoromanischen innerhalb des romanischen Dialektkontinuums ist nicht eindeutig. Das Katalanische nimmt eine Übergangsstellung zwischen Galloromanisch und Iberoromanisch ein, die galloitalienischen Varietäten haben rein systemlinguistisch betrachtet mehr mit dem Galloromanischen gemeinsam als mit dem übrigen Italoromanischen, zu dem sie aus geographischen und kulturgeschichtlichen Gründen meist gezählt werden. Die enge Verzahnung mit dem Romanischen des heutigen Frankreichs wird aber beispielsweise in den gallischen/keltischen Reliktwörtern des Galloitalienischen deutlich, die zum größten Teil auch im keltischen Reliktwortschatz der Transalpina zu finden sind.[7]

Rätoromanische Sprachen

Unter der Bezeichnung alpenromanische oder rätoromanische Sprachen werden manchmal das Furlanische, das Bündnerromanische und das Ladinische zusammengefasst. Sie sind von den galloitalienischen Idiomen gleichsam abgesondert worden, nachdem diese bzw. ihre Sprecher sich mehr südlich an den zentralitalienischen Mundarten orientierten.

Italoromanische Sprachen

Die einzige italoromanische Standardsprache ist das Italienische. Die übrigen italoromanischen Sprachen gehören mit Ausnahme des Korsischen und des Monegassischen alle zum Geltungsbereich der italienischen Standardsprache und werden deshalb oft auch als italienische Dialekte klassifiziert. Sie lassen sich in drei Untergruppen einteilen, zwischen denen große Unterschiede bestehen:

  • Mittelitalienische Varietäten werden in den Regionen Toskana und Umbrien und im größten Teil von Latium und Marken gesprochen. Die Grenze zu den norditalienischen Varietäten folgt ungefähr der Linie La SpeziaRimini, die Grenze zu den süditalienischen Varietäten der Linie RomAncona. Sie bilden die Grundlage der italienischen Standardsprache. Das Korsisch auf Korsika, das dort neben dem Französischen auch in begrenztem Maße offizielle Anerkennung erlangt hat, gehört systemlinguistisch betrachtet auch zu den mittelitalienischen Varietäten, hat jedoch aus geographischen und kulturgeschichtlichen Gründen eine Sonderstellung.
  • Das Istriotische wird im Südwesten Istriens gesprochen und mitunter auch als eigenständige Sprache bezeichnet.

Sardisch

Das Sardische auf Sardinien lässt sich keiner der Untergruppen zuordnen. Es besitzt derzeit keine einheitliche Standardsprache, muss jedoch aufgrund seines Systemabstandes zu den übrigen romanischen Sprachen auf alle Fälle als eigenständige Sprache klassifiziert werden.

Balkanromanische Sprachen

Zur balkanromanischen Sprachgruppe gehört als einzige Standardsprache das Rumänische (die von der rumänischen Schriftsprache überdachten Dialekte werden auch als Dakorumänisch zusammengefasst). Auch in Moldawien wird, nach einer Änderung des Artikels 13 der Verfassung, wieder Rumänisch an Stelle von Moldauisch gesprochen.

Zur Gruppe der Balkanromania gehören zudem mehrere in Südosteuropa gesprochene Kleinsprachen:

Ausgestorbene romanische Sprachen

Heute ausgestorbene romanische Sprachen (Romania submersa, untergegangene Romania) sind:

Kreolsprachen auf romanischer Grundlage

Manche Linguisten rechnen auch die romanisch-basierten Pidgins und Kreolsprachen zu den romanischen Sprachen. Diese „neuromanischen Sprachen“ (Romania nova) lassen sich einteilen in:

  • Lingua franca (Pidgin)
  • französisch-basierte Kreolsprachen
  • spanisch-portugiesisch-basierte Kreolsprachen

Siehe auch: Liste der Kreolsprachen

Sprachvergleich

Grammatische und Wortähnlichkeiten innerhalb der romanischen Sprachen bzw. zwischen diesen und dem Latein zeigen die folgenden Beispielsätze:

Klassisches Latein (Ea) semper antequam cenat fenestram claudit.
Klassisches Latein claudit semper fenestram antequam cenat.
Vulgärlatein (Illa) semper fenestram claudit ante quam cenet.
Latein in „romanischerem Satzbau“ (Illa) claudit semper fenestram ante quam cenet (oder: ante cenam = vor dem Mahl).
Aragonesisch (Ella) zarra siempre a finestra antes de cenar.
Aromunisch (Ea/Nâsa) încljidi/nkidi totna firida ninti di tsinâ.
Asturisch (Ella) pieslla siempres la ventana enantes de cenar.
Ayisyen Li toujou ap fèmen nan dat fennèt la devan manje.
Bergamasque (östliches Lombardisch) (Lé) la sèra sèmper sö la finèstra prima de senà.
Bolognese (Dialekt des Emilianischen) (Lî) la sèra sänper la fnèstra prémma ed dsnèr.
Bourbonnais (Dialekt) Alle farme terjou la croisée devant de souper.
Borgogne-Morvanisch All farme tôjor lai fenétre aivan de dîgnai.
Emilianisch (Lē) la sèra sèmpar sù la fnèstra prima ad snàr.
Extremadurisch (Ella) afecha siempri la ventana antis de cenal.
Frainc-Comtou Lèe çhioûe toûedge lai f’nétre d’vaïnt loù dénaie.
Frankoprovenzalisch (Le) sarre tojors la fenètra devant de goutar/dinar/sopar.
Walliser Frankoprovenzalisch (Ye) hlou totin a fenetre deant que de cena.
Französisch Elle ferme toujours la fenêtre avant de dîner/souper.
Furlanisch (Jê) e siere simpri il barcon prin di cenâ.
Galizisch (Ela) pecha/fecha sempre a fiestra/xanela antes de cear.
Gallo Ol barre terjou la couésée avant qhe de hamer.
Idiom Neutral Ila sempre klos fenestr ante ke ila dine.
Italienisch (Ella/Lei) chiude sempre la finestra prima di cenare.
Interlingua Illa claude sempre le fenestra ante (de) soupar.
Juden-Spanisch Eya serra syempre la ventana antes de senar.
Katalanisch (Ella) sempre tanca la finestra abans de sopar.
Korsisch (Ella/Edda) chjode sempre u purtellu nanzu di cenà.
Ladinisch (Ëra) stlüj dagnora la finestra impröma de cenè. (badiot) (Ëila) stluj for l viere dan maië da cëina (gherdëina)
Latino sine flexione Illa claude semper fenestra antequam illa cena.
Leonesisch (Eilla) pecha siempre la ventana primeiru de cenare.
Ligurisch (Le) a saera sempre u barcun primma de cenà.
Lingua Franca Nova El sempre clui la fenetra ante cuando el come.
Lombardisch (Westen) (Lee) la sara sù semper la finestra primma de disnà/scenà.
Magoua-Dialekt (Elle) à fàrm toujour là fnèt àvan k'à manj.
Mailänder Dialekt (Lee) la sara semper su la finestra primma de disnà.
Morisyen Li touzur pou ferm lafnet avan (li) manze.
Milanisch (Dialekt des Lombardischen) (Le) la sara semper sü la finestra prima de disnà.
Mirandesisch (Eilha) cerra siempre la bentana/jinela atrás de jantar.
Mozarabisch Ella cloudet sempre la fainestra abante da cenare. (rekonstruiert)
Neapolitanisch Essa nzerra sempe 'a fenesta primma 'e magnà.
Normannisch Ol barre tréjous la crouésie devaunt de daîner.
Occidental Ella sempre clude li fenestre ante de supar.
Okzitanisch (Ela) barra sempre/totjorn la fenèstra abans de sopar.
Picardische Sprache Ale frunme tojours l’ creusèe édvint éd souper.
Piemontesisch Chila a sara sèmper la fnestra dnans ëd fé sin-a/dnans ëd siné.
Portugiesisch Ela fecha sempre a janela antes de jantar/cear.
Römisch (Stadtdialekt Roms) (Quella) chiude sempre ’a finestra prima de magnà.
Rumänisch Ea închide întotdeauna fereastra înainte de a lua cina.
Rätoromanisch Ella clauda/serra adina la fanestra avant ch’ella tschainia.
Sardisch Issa sèrrat sémper/sémpri sa bentàna innantis de chenàre/cenài.
Sassaresisch Edda sarra sempri lu balchoni primma di zinà.
Sizilianisch Idda chiui sempri la finestra prima di pistiari/manciari.
Spanisch (Ella) siempre cierra la ventana antes de cenar.
Umbrisch Essa chjude sempre la finestra prima de cena'.
Venezianisch Eła ła sara/sera sempre ła fenestra vanti de xenàr/disnar.
Wallonisch Ele sere todi li finiesse divant di soper.
Übersetzung Sie schließt immer das Fenster, bevor sie zu Abend isst.
Übersetzung mit verändertem Satzbau
(im Deutschen falsch)
Immer bevor sie zu Abend isst, sie schließt das Fenster.

Auch die folgende Übersicht macht Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede im Wortschatz anhand einiger Beispielwörter deutlich.

Latein (Substantiv im Nominativ und Akkusativ) Französisch Italienisch Spanisch Okzitanisch Katalanisch Portugiesisch Rumänisch Sardisch Korsisch Frankoprovenzalisch Galizisch Rätoromanisch Ladinisch Furlanisch Deutsche Übersetzung
clavis/clavem clé chiave llave clau clau chave cheie crae chjave/chjavi clâ clave clev Schlüssel
nox/noctem nuit notte noche nuèch (nuèit) nit noite noapte notte notte/notti nuet noite not Nacht
cantare chanter cantare cantar cantar (chantar) cantar cantar cânta(re) cantare cantà chantar cantar chanter singen
capra/capram chèvre capra cabra cabra (chabra, craba) cabra cabra capră cabra capra cabra / chiévra cabra chevra cioura Ziege
lingua/linguam langue lingua lengua lenga llengua língua limbă limba lingua lenga lingua lingua Sprache
platea/plateam place piazza plaza plaça plaça praça piaţă pratza, pratha piazza place place plazza Platz
pons/pontem pont ponte puente pont (pònt) pont ponte punte (nur Holzbrücke) ponte ponte/ponti pont ponte punt punt Brücke
ecclesia/ecclesiam église chiesa iglesia glèisa (glèia) església igreja biserică (lat. basilica) creia, cresia ghjesgia églésé igrexa baselgia Kirche
hospitale hôpital ospedale hospital espital (espitau) hospital hospital spital ispidale spedale/uspidali hèpetâl hospital ospidel Hospital
caseus/caseum
Vulgärlateinisch formaticum
fromage formaggio / cacio queso formatge (hormatge) formatge queijo caş (Käse) / brânză (salziger Käse) casu casgiu tôma / fromâjo queixo chaschöl Käse

Die aktuelle Situation der romanischen Sprachen in Europa

Romanische Sprachen und ihre Dialekte im Jahre 2014 in Europa

Plansprachen auf teilweise romanischer Grundlage

Die allermeisten Plansprachen sind eine reformierte romanische Sprache oder eine Synthese aus mehreren romanischen Sprachen. Unter der sogenannten naturalistischen Richtung versteht man eben solche Plansprachen. Das bekannteste und wichtigste Beispiel ist die Latino sine flexione von 1903 oder die spätere Interlingua von 1951. Aber auch das Esperanto der sogenannten autonomen Richtung hat seinen Wortschatz zu mehr als drei Vierteln aus dem Lateinischen und romanischen Sprachen, vor allem dem Französischen.

Siehe auch

Literatur

Umfassende wissenschaftliche Werke

  • Georg Bossong: Die romanischen Sprachen. Eine vergleichende Einführung. Buske, Hamburg 2008.
  • Martin Harris, Nigel Vincent (Hrsg.): The Romance Languages. Oxford University Press, London 1988.
  • Harri Meier: Die Entstehung der romanischen Sprachen und Nationen. Klostermann, Frankfurt am Main 1941. (Reprint: University of Michigan, Ann Arbor 1984)
  • Günter Holtus, Michael Metzeltin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik. 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005.
  • Rebecca Posner: The Romance Languages. Cambridge University Press, Cambridge 1996.
  • Lorenzo Renzi: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft. Narr, Tübingen 1981.
    Italienische Auflage: Nuova introduzione alla Filologia romanza. Il Mulino, Bologna 1994.
  • Carlo Tagliavini: Einführung in die romanische Philologie. 1972. Neuauflage: Francke, Bern 1998.

Kürzere Einführungen

  • Alwin Kuhn: Die romanischen Sprachen. Francke, Bern 1951.
  • Petrea Lindenbauer, Michael Metzeltin, Margit Thir: Die romanischen Sprachen. Eine einführende Übersicht. Egert, Wilhelmsfeld 1995.
  • Michael Metzeltin: Las lenguas románicas estándar. Historia de su formación y de su uso. Academia de la Llingua Asturiana, Uviéu 2004. (Google books).
  • Michael Metzeltin: Erklärende Grammatik der romanischen Sprachen, Satzkonstruktion und Satzinterpretation. Praesens, Wien 2010.
  • Rainer Schlösser: Die romanischen Sprachen. Beck, München 2001.
  • Carl Vossen: Mutter Latein und ihre Töchter. Fischer, Frankfurt 1968.

Einzelnachweise

  1. Saint Ignatius High School, Cleveland, USA: vergleichende Zusammenstellung verschiedener Quellen zur Verbreitung der Weltsprachen (englisch)
  2. Elisabeth Assmann: Klitische Dopplung im Spanischen und Katalanischen. Magisterarbeit, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen. Johann Wolfgang Goethe-Universität. Frankfurt am Main, 12. Oktober 2012
  3. Elisabeth Hamel: Die Räter und die Bayern. Spuren des Lateinischen im Bairischen. In: Bernhard Schäfer (Hrsg.): Land um den Ebersberger Forst. Beiträge zur Geschichte und Kultur. 6 (2003), Historischer Verein für den Landkreis Ebersberg e.V, ISBN 3-926163-33-X, S. 8–14
  4. Wolfgang Dahmen: Die romanischen Sprachen in Europa. In Uwe Hinrichs (Hrsg.): Handbuch der Eurolinguistik. Bd. 20 Slavistische Studienbücher, Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 3-447-05928-1, S. 209 f
  5. Martin Haase: Das Spanische aus typologischer und historisch-vergleichender Sicht. Bamberg, S. 1–16
  6. Ethnologue Information zur rumänischen Sprache.
  7. Vgl. dazu Joachim Grzega: Romania Gallica Cisalpina: Etymologisch-geolinguistische Studien zu den oberitalienisch-rätoromanischen Keltizismen. (= Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie. 311). Niemeyer, Tübingen 2001.