Porzellan

durch Brennen hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis
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Porzellan, auch Weißes Gold genannt, besteht aus drei Bestandteilen

  1. Tonsubstanz (im Volksmund auch Kaolin genannt),
  2. Feldspat und
  3. Quarz.
Porzellanbrunnen in der Fußgängerzone von Selb

Es gibt Hartporzellan und Weichporzellan, die Anteile der genannten Inhaltsstoffe verhalten sich etwa im Verhältnis 50/25/25 (Hartporzellan) und 40/30/30 (Weichporzellan).

Das herausragende Merkmal von Porzellan gegenüber anderen Keramik-Produkten ist die hohe Brenntemperatur (Hartporzellan 1410°, Weichporzellan 1300°), und dass bei reduzierender Atmosphäre gebrannt wird.

Es wird zweimal gebrannt: Dem Schrühbrand (Glühbrand/Biskuitbrand) bei ca. 850° - 950° folgt der Glattbrand (Glasurbrand/Endbrand) bei oben angegebenen Temperaturen.

Die Veredelung des Porzellans bedarf eines dritten Brandes:

  • Aufglasurdekore bei ca. 780° - 900°
  • Inglasurdekore bei ca. 1200° - 1300° (Spülmaschinenfest)
  • Unterglasurdekore werden auf den verglühten Scherben aufgebracht, glasiert und bei den jeweiligen Temperaturen (Weichporzellan 1300° - Hartporzellan 1410°) gebrannt. Somit ist sie die beste, aber auch die teuerste Dekorationsart. Sie wird fast nur für hochwertige Kobaltdekore (wie Zwiebelmuster von Meissen und Hutschenreuther) verwendet.

Kennzeichen des Porzellans: Es hat einen dichten Scherben, muscheligen Bruch und große Härte. Es ist säure- und laugenbeständig, nur Fluss-Säure kann es angreifen. Es ist bis zu einer gewissen Scherbenstärke mehr oder weniger transparent (durchscheinend) und hat einen hellen Klang. Porzellan besitzt gute Isolierfähigkeit gegen Elektrizität und ist ein schlechter Wärmeleiter.

Die neueste Technologie der Porzellanherstellung für Flachgeschirr ist der Monobrand, d.h. Einbrandverfahren einschließlich der Dekoration.

Bone China und Hartporzellan sind die edelsten Produkte der keramischen Erzeugnisse. Bone China bezeichnet ein in England entwickeltes Rezept, bei dem man Knochenasche benutzt (bone - Knochen). näheres siehe auf der englischen Seite.

Geschichte

Der Herstellungsprozess von Porzellan wurde zunächst im Kaiserreich China im Jahre 620 entwickelt, die Herstellungsmaterialien und -methoden wurden lange Zeit geheimgehalten. Chinesisches Porzellan hat Kaolin (eine spezielle Tonart ohne Eisen) sowie "Petuntse" als Grundmaterialien, sowie feinen Quarz. Beim Brennprozess verbinden diese sich zu einem weißen, harten und glatten Material.

In Europa wurde das Wissen um die Porzellanherstellung durch Ehrenfried Walther von Tschirnhaus Anfang Oktober 1708 ein zweites Mal entdeckt und nach Tschirnhaus' Tod von Johann Friedrich Böttger weiterentwickelt. Am 28. März 1709 vermeldete er die Erfindung des europäischen Porzellans. 1710 entstand in Meißen auf der Albrechtsburg die erste europäische Porzellanproduktionsstätte, die Weltgeltung erreichte. Fast ein halbes Jahrhundert lang konnte Meissen das Geheimnis der Porzellanherstellung für sich bewahren. Das Meissener Porzellan aus der Meissener Porzellan-Manufaktur ist noch heute berühmt, alle Porzellane aus dieser Produktion tragen bereits seit 1722 das Markenzeichen für Meissener Porzellan , die "Gekreuzten Schwerter". Durch die kontinuierliche Fertigung bis zum heutigen Tag werden die "Gekreuzten Schwerter" häufig zu recht als die älteste in Gebrauch befindliche Marke bezeichnet.

Viele der Manufakturen mussten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ihre Produktion wieder einstellen. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Neugründungen, die aufgrund von Kaolinvorkommen rings um Selb (in Nordbayern) entstanden. In diesem Zentrum zwischen Selb und Weiden in der (Oberpfalz), vor allem in Selb, Weiden und Arzberg (Oberfranken) wurde zeitweise bis zu 90% des deutschen Porzellans produziert.

Heute, im Jahr 2005, ist es mit der bayerischen Porzellanindustrie jedoch nicht zum besten gestellt. Der einst so blühende Industriezweig befindet sich schon seit 1970 in einer schwierigen Krise und Umstrukturierung. Zahlreiche Porzellanfabriken mussten schon ihre Tore schließen und tausende von Arbeitsplätze gingen seitdem in der Porzellanindustrie verloren. In den drei Städten des Stiftlandes: Tirschenreuth, Waldsassen und Mitterteich ist von sechs Porzellanfabriken – in denen einst Tausende Porzelliner beschäftigt waren – ein einziger Betrieb in Mitterteich übrig geblieben, der sich am Markt behaupten konnte. So sterben auch viele Berufe in der Porzellanindustrie dieser Gegend, wie z.B. der des Porzellanmalers (Kerammaler) langsam aus.

Etymologie

Im Italien des 15. Jahrhunderts nannte man die aus China bekannte feine, weiße Keramik “Porcellan", weil man glaubte, sie werde aus der zermahlenen Substanz einer weißglänzenden Muschelschale namens “Porcellana” hergestellt. Dieser Begriff seinerseits ist von lat. “Porcella”, das bedeutet “kleine Sau”, abgeleitet, weil die klaffenden Muschelschalen mit dem Geschlechtsteil eines weiblichen Schweines verglichen wurden.

Produktion

Je nachdem, ob in Drehautomaten Teller oder im Gießverfahren Kannen, Dosen usw. hergestellt werden sollen, wird die nach einem bestimmten Mischungsverhältnis vorbereitete Porzellanmasse kompakt und schmiegsam oder flüssig verarbeitet.

Bei der Verarbeitung der flüssigen Masse wird diese in Formen gegossen, die die Außenform des Werkstückes bestimmen, aber keinen Kern haben – sie sind hohl. Dieses Verfahren wird Schlickerguss genannt. Die Formen können aus vielen Einzelteilen bestehen und dem entsprechend viele Teilungsebenen haben, um komplizierte Stücke zu gestalten. Üblich sind jedoch (z.B. für Tassen, Vasen und andere achssymetrische hohle Teile) zweiteilige Formen mit einer Teilungsebene. Die Formen bestehen aus Gips, der die Eigenschaft hat, Wasser einziehen zu können. Damit wird der eingefüllten Porzellanmasse im Randbereich das Wasser entzogen und die festen Bestandteile der Masse lagern sich an den Formwänden ab. Je länger die Masse in der Form verbleibt, um so dicker wird die verbleibende Randschicht. Ist die vorgesehene Dicke erreicht, wird die restliche flüssige Masse aus der Form ausgegossen. Nach gewisser Ruhezeit kann dann die Form geöffnet und die Teile zur endgültigen Trocknung herausgenommen werden. Danach werden sie noch vor dem ersten Brennen entgratet und ggf. sonst ausgebessert, Henkel können mit dicker Porzellanmasse angeklebt werden.

Mit neuentwickelten Technologien wird jetzt mit isostatischen Trockenpressen Flachgeschirr aus Porzellanpulver trockengepresst. Im so genannten Spritzgießverfahren wird – ähnlich wie bei der plastischen Kunststoffverformung – flüssige Porzellanmasse in Kunststoffformen eingespritzt, unter sehr hohem Druck verdichtet und dabei Wasser entzogen.

Nach dem Trocknen erhalten die Gegenstände den so genannten Glühbrand bei ca. 900 Grad, der in etwa 18 bis 20 Stunden vor sich geht. Nach dem Verglühen erhält das Geschirr die Glasur, die dem Porzellan die zarte, glänzende Schönheit verleiht. Die Glasurflüssigkeit besteht aus den gleichen Bestandteilen wie die Porzellanmasse, nur ist sie viel flüssiger. Daraufhin folgt der Glattbrand bei etwa 1400 Grad. Dabei werden die Geschirrteile wiederum kontinuierlich in etwa 30 Stunden durch einen 80 Meter langen Tunnelofen gefahren.

Anschließend kann das fertige Porzellan dekoriert werden. Dies geschieht entweder mit Buntdruck – das sind bunte Abziehbilder – oder durch Handmalerei. Danach muss es allerdings noch einmal bei 800 Grad in einem Dekorbrandofen gebrannt werden. Hierbei verbinden sich die Farben oder die Silber- und Goldpräparate mit der Glasur. Soll das Porzellan spülmaschinenfeste Dekore erhalten, werden diese bei 1400 Grad gebrannt, so dass diese speziellen Farben in die noch einmal weich gewordene Glasur eindringen.

Hersteller

Europäische Porzellanmanufakturen des 17. und 18.Jahrhunderts

mit Gründungsjahr

Weitere historische Hersteller

Heutige Porzellanhersteller in Deutschland

(Stand: 2005)

Viele der hier aufgelisteten Porzellanproduktionsstätten liegen an der „Bayerischen Porzellanstraße“. Kleinere Manufakturen wurden nicht mit in die Liste aufgenommen.

Wirtschaft, Aktuell

Nur wegen Export erstmals seit neun Jahren leichtes Wachstum, so nach Österreich und in die Schweiz, traditionelle Käufer wie in Italien und England, auch Nordamerika rückläufig, Frankreich unverändert.

Museen

Neben den Porzellan-Abteilungen der großen Kunstgewerbemuseen sind eigenständige Porzellan-Museen selten und mehr oder weniger mit Firmen verbunden wie in Meißen und in Selb in Bayern. Dabei bietet das Museum der Porzellan-Manufaktur eine der größten Sammlungen Meissener Porzellans weltweit.Gleichzeitig kann der Besucher hier die Entstehung des Meissener Porzellans in den wichtigsten Fertigungsstufen hautnah miterleben.Das Museeum der Manufaktur ist an 360 Tagen im Jahr geöffnet. Die Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung in Darmstadt zeigt neben der höfischen Porzellan- und Fayencekunst die Bestände der Kelsterbacher Manufaktur auch in einem Online-Katalog. Im Schloss-Museum Wolfshagen befindet sich mit der Sammlung Bernhard von Barsewisch die größte Porzellansammlung mitteleuropäischer Blaumalerei. Momentan ist auch im Erkenbert-Museum in Frankenthal (Pfalz) die Ausstellung "Die Kunst Porcelain zu machen" zu sehen, die im Rahmen des Porzellanjahres 2005 konzipiert wurde.

Siehe auch: Porzellanmarke, Chinesisches Auftragsporzellan, Porzellangeld, Porzellanschnecke, Aalporzellan

Literatur

Vom Jugendstil zum Art Deco - Oberfränkische Porzellanmanufakturen