Tatort: Kollaps

Fernsehfilm der Krimireihe Tatort
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Oktober 2015 um 10:15 Uhr durch Josy24 (Diskussion | Beiträge) (Handlung: *K*). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Kollaps ist ein Fernsehfilm aus der Fernseh-Kriminalreihe Tatort der ARD, des ORF und des SF, der am 18. Oktober 2015 erstmals gesendet wurde. Es ist die 958. Folge der Tatort-Reihe und der siebte Fall der Ermittler Faber, Bönisch, Dalay und Kossik, verkörpert von Jörg Hartmann, Anna Schudt, Aylin Tezel und Stefan Konarske.

Folge 958 der Reihe Tatort
Episodenliste

Handlung

Die sechsjährige Emma findet im Sand eines Kinderspielplatzes in Dortmund eine Tüte mit Kokainpillen, die sie für Bonbons hält, und liegt kurz darauf leblos im Sand. Die schnell eintreffenden Rettungssanitäter Oliver Lahnstein und sein Kollege Pöhler, können nichts mehr tun. Vor allem Oliver Lahnstein macht sich schwere Vorwürfe, da er Emma kannte. Sein Vater ist ein Freund von Roland Siebert, Emmas Vater. Kurz bevor das kleine Mädchen starb, wurde eine junge, dunkelhäutige Frau von Emmas Mutter verjagt, die im Sandkasten nach etwas zu suchen schien.

Die Gerichtsmedizinerin Greta Leitner stellt fest, dass Emmas Tod auf einen Kreislaufkollaps mit Herzversagen zurückgeht. Die Kommissare Faber, Bönisch, Dalay und Kossik werden mit der Aufklärung des Falls betraut. Faber sucht und findet im Sandkasten weitere Drogen, was darauf hindeutet, dass jemand diesen als Versteck benutzt hat. Bönisch reagiert aus familiären Gründen besonders emotional auf die Aussage der Gerichtsmedizinerin, dass es immer schwer sei, ein Kind zu verlieren, egal in welchem Alter.

Die beiden Hauptkommissare suchen ihren alten Bekannten, den Drogendealer Tarim Abakay, auf. Er meint, dass es gestern im Park eine Razzia gegeben habe, da würden viele „das Zeug“ lieber wegwerfen, als damit erwischt zu werden. Auf einer Videoaufnahme können ein Mann und eine Frau als Drogendealer identifiziert werden, die offensichtlich zur fraglichen Zeit über den Platz geflüchtet sind. Auf einem später vorgelegten Foto wird die Frau von der Mutter des Mädchens auch wiedererkannt.

Als Bönisch einen Anruf bekommt, dass einer der beiden Drogendealer von Roland Siebert tot aufgefundenen worden sei, gerät außer diesem auch Dieter Lahnstein, der gegen Ausländer wettert und der Meinung ist, dass ein gesellschaftlicher Tsunani auf uns zurolle, den keiner aufhalten könne, in den Fokus der Ermittlungen. Bei dem Opfer handelt es sich um die 18-jährige Niara Gomez, die Frau, die von Emmas Mutter vom Spielplatz verjagt worden war. Das Opfer weist frische Brandwunden auf und wurde, wie die Ermittlungen ergeben, mit einem Totschläger erschlagen. Leitner stellt bei der späteren Obduktion fest, dass der Körper von Niara Gomez zahlreiche Verletzungen aufweist und sie auch mehrfach vergewaltigt worden war. Obwohl das Opfer bereits tot gewesen sei, wurde weiter auf es eingeschlagen. Die Gerichtsmedizinerin meint, „eine geschundene Seele bis zum Schluss“. Faber ist der Ansicht, der Täter müsse eine persönliche Rechnung offen gehabt haben. Kossik erhebt schwere Vorwürfe gegen Faber und erklärt, er sei schuld, weil er entsprechende Informationen an Abakay weitergegeben habe. Er droht seinem Vorgesetzten sogar mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde.

Neben Roland Siebert waren auch Dieter Lahnstein und sein Sohn Oliver am Tatort. Bei Dieter Lahnstein wurde ein Totschläger gefunden. In einer Befragung äußert Siebert, dass man nur solange Verständnis zeige, solange es einen nicht wirklich etwas angehe. Inzwischen hat man in Erfahrung gebracht, dass Niara zusammen mit ihrem älteren Bruder Jamal den Senegal verlassen und eine vierjährige Odyssee hinter sich hatte, bevor beide an ihr Ziel kamen. Faber, der Abakay gegenüber die Namen von Niara und Jamal Gomez ins Spiel gebracht hatte, sucht den Drogenboss wutenbrannt auf, weil er glaubt, dass dieser den Mord an der jungen Frau zu verantworten habe. Er warnt ihn eindringlich, Jamal etwas anzutun. Nur wenig später liefert ihm Abakay persönlich im Kofferraum seines Wagens versteckt den jungen Senegalesen, dem die Angst ins Gesicht geschrieben steht. Faber nimmt ihn mit zu Bönisch, die zur Zeit in einem Hotel wohnt. Jamal erzählt, dass seine Schwester die Drogen habe ausbuddeln wollen, jedoch von einer Frau verscheucht worden sei.

Als ein weiteres Opfer gefunden wird, fühlt Faber sich in seiner Vermutung bestätigt, dass der Mord an Niara etwas Persönliches gewesen sei im Gegensatz zu dem weiteren Mord. Die Kommissare sind sich einig, dass da wohl jemand aufräumen wolle. Faber erklärt Jamal daraufhin, dass er seine Hilfe brauche, da der Täter nicht aufhören werde, denn er wolle ihn, Jamal, tot sehen. Seine Wut treibe ihn an, der Täter sei ein Raubtier und um ein solches zu fangen, brauche man einen Köder. Das sei das einzige, was er noch für seine kleine Schwester tun könne. Über Nora lässt Faber sodann die Nachricht lancieren, dass Jamal wieder auf freiem Fuß sei.

Per Zufall kommt Kossik dahinter, dass Oliver Lahnstein etwas mit den Morden zu tun haben muss. Als er die Nachricht an seine Kollegen weitergibt, ist es fast schon zu spät, da Faber, Bönisch und Dalay Jamal aus den Augen verloren haben, als ein Rettungsfahrzeug die Sicht blockierte. Sie kommen gerade noch hinzu, als Oliver Lahnstein den Totschläger gegen Jamal erhebt. Obwohl alle drei ihre Waffe auf ihn richten, will er ausholen und zuschlagen, Dalay erschießt ihn, um das Leben von Jamal zu schützen, wie ihr Vorgesetzter Faber bekundet. Zu Bönischs Entsetzen, teilt man Faber mit, dass eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn vorliege. Alle Augen richten sich auf Daniel, der inzwischen eingetroffen ist, und Nora im Arm hält. Faber muss seine Waffe und seinen Dienstausweis abgeben.

Nur wenig später ist Jamal, der sich Unterlagen besorgt hatte, um sich besser eingliedern zu können, auf der Straße unterwegs, als er von zwei Männern blitzschnell in die Mitte genommen und erstochen wird.

Produktion und Hintergrund

Der Tatort Kollaps wurde vom 17. Februar 2015 bis zum 17. März 2015 in Köln, Dortmund und Umgebung gedreht. Produktionsfirma war die Bavaria Film. Der Arbeitstitel des Films lautete: Emma.[1]

Der Titel des Tatorts verweist einerseits auf den Tod des Mädchens auf dem Spielplatz, wodurch das Leben der Eltern praktisch kollabiert. Durch die vielen Asylbewerber befürchten einzelne Bürger einen staatlichen Kollaps. Auch Martina Bönischs Leben gerät aus den Fugen, kollabiert, nicht nur dadurch, dass ihre Ehe endgültig zerbricht, sondern vor allem durch den drohenden Verlust ihrer Kinder. Am Ende droht auch Faber durch die Dienstaufsichtsbeschwerde seines jungen Kollegen in den Strudel eines Kollapses hineingezogen zu werden.

Privates der Kommissare: Martina Bönisch lebt inzwischen in Scheidung und ist aufgebracht, als sie erfahren muss, dass ihr Mann das alleinige Sorgerecht für die beiden Söhne beantragt hat. Erregt meint sie zu ihrem Anwalt, ihr Mann liege seit Jahren nur faul auf der Couch rum. Die Betroffenheit steht ihr ins Gesicht geschrieben, als ihr Anwalt ihr mitteilt, dass die Söhne sich für einen Verbleib beim Vater ausgesprochen hätten, da sie nie dagewesen sei. Nur wenig später wird sie auch aus der ehelichen Wohnung ausgesperrt, da ihr Mann wohl das Schloss hat austauschen lassen.

Daniel hat damit zu kämpfen, dass Nora eine Beziehung mit einem Anwalt eingegangen ist, der in seinen Augen ein Sugar-Daddy ist. Wiederholt beobachtet er Nora heimlich aus der Ferne.

Rezeption

Einschaltquote

Die Erstausstrahlung von Kollaps am 18. Oktober 2015 wurde in Deutschland von 9,43 Millionen Zuschauern gesehen.

Kritik

„Rote Fäden in diesem Konfliktgefecht sind die Angst vor dem Verlust und Vater-Sohn-Beziehungen. Das zwingt Regisseur Dror Zahavi, viele Erzählstränge neben- und ineinanderlaufen zu lassen. Er teilt sie mit scharfen Schnitten, auf dass die Charaktere neu aufeinander losgehen können. Ihre Fehden sind Wortgefechte, ihr verbaler Schlagabtausch ist so dicht gespickt mit Anwürfen, Retourkutschen, Beleidigungen und erwiderten Schimpfworten, dass die Dialoge, auch wenn sie glänzend gespielt sind, aufgesagt wirken. Dazu trägt die Diktion permanenter Gereiztheit bei, in der Zahavi seine Darsteller sprechen lässt. Jörg Hartmann vermag als Einziger seine Figur mit unterschiedlichen Sprach-Temperaturen auszustatten, das gibt ihr die größte Fallhöhe.“

Ursula Scheer: Frankfurter Allgemeine Zeitung[2]

„So geben wir uns, um ein bisschen Spaß zu haben, in der mittelguten Dortmunder Folge 'Kollaps' (Regie: Dror Zahavi, Buch: Jürgen Werner) ganz und gar Faber (Jörg Hartmann) und Kollegin Bönisch (Anna Schudt) hin. Diesmal spannend: Während er immer mehr Kontrolle über sich zu gewinnen scheint, gerät jetzt ihr Leben immer mehr aus den Fugen. [...] Wie schon zuvor bei Dortmunder ‚Tatorten‘ ist man hin- und hergerissen. Einerseits ist man voll Bewunderung, wie hier nach amerikanischem Vorbild in der Horizontalen erzählt wird, also bereits aus anderen Folgen bekannte Figuren und Story-Elemente weiterentwickelt werden. Andererseits wirkt die Haupthandlung im Vergleich dazu gefährlich unterkomplex: Die aufgebrachten Nordstadt-Nachbarn wirken genauso holzkameradig wie das Geschwisterpaar aus dem Senegal, auf das Jagd gemacht wird. Da reichte das Interesse der Filmemacher offensichtlich nicht ganz aus.“

Christian Buß: Spiegel Online[3]

„‚Verständnis zeigt man nur, solange es einen nicht wirklich etwas angeht‘, sagt ein Mann in diesem aktuellen Tatort, in dem nicht rumgewitzelt wird wie in Münster oder routiniert gegrantelt wie in München oder an der Wurstbude alles in Leichtbier ertränkt wie in Köln. Es geht abwärts, bis zum bitteren Ende. Wem das zu düster vorkommt, der schaue bei Facebook nach oder betrachte die real existierenden sogenannten Bürger mit ihren Hassmasken und selbst gebastelten Galgen. Nicht nur in Dortmund ist nichts mehr in Ordnung.“

Rainer Tittelbach von tittelbach.tv führte aus, dass sich die „Flüchtlingsthematik und ihr sozialer Sprengstoff“ durch den siebten Tatort aus Dortmund ziehen würden. Weiter hieß es: „Autor Jürgen Werner verzichtet auf moralische Entrüstungsarien und politisch einseitige Statements. Ausgerechnet Jörg Hartmanns Faber darf Mensch sein und entwickelt die ‚richtige‘ Haltung zum Fall. Es kollabieren die Beziehungen und das Quartett ist nach wie vor psychophysisch stark!“ Weiter bezog sich Tittelbach auf die horizontale Erzählweise der Dortmunder Tatorte und befand dazu: „Wer dem Plot auf den Grund gehen will, kann dies tun und je besser er die sechs bisherigen Episoden vom ‚Tatort‘ Dortmund mit seiner vorbildlichen Art, horizontales Erzählen moderat zu etablieren, kennt – umso mehr dürfte er finden und umso mehr Vergnügen wird er am überaus Alleingänge-haltigen ‚Tatort‘ Nr. 7 haben, den Zahavi konzentriert, sachlich, aber auch nicht unelegant und angemessen in ‚Tatort‘-Dortmund-liker Schmuddel(wetter)optik inszeniert hat.“[5]

Thomas Röbke von der Programmzeitschrift Hörzu gab der Tatort-Folge für Anspruch und Spannung zwei von drei möglichen Punkten, für Humor einen und für Gefühl drei Punkte. Röbke bemerkte zu Faber: „Hauptkommissar Faber wird durch kauzigen Humor von Mal zu Mal komischer und zu einer Art modernem Schimanski: hart, aggressiv, unberechenbar. Eine Paraderolle für Jörg Hartmann, das Stasi-Ekel aus ‚Weissensee‘.“ Röbkes Fazit lautete: „Emontionaler als mit dem Tod eines Kindes kann ein Krimi nicht beginnen. Der Zuschauer ist sofort gefangen, weicht den Ermittlern nicht mehr von der Seite, obwohl die Geschichte düster bleibt. Ein ‚Tatort‘ ist halt kein Ponyhof. Erstaunlich, wie viel in 90 Minuten passt, wenn man es geschickt erzählt.“[6]

Einzelnachweise

  1. Tatort: Kollaps bei crew united
  2. Ursula Scheer: „Tatort“ aus Dortmund. Lassen die Kommissare alle Hoffnung fahren?, FAZ, 18. Oktober 2015, abgerufen am 19. Oktober 2015.
  3. Christian Buß: Drogen-"Tatort" aus Dortmund. Darauf ein paar Antidepressiva! Spiegel Online, 16. Oktober 2015, abgerufen am 17. Oktober 2015.
  4. Holger Gertz: Abwärts, bis zum bitteren Ende. In: Medien. Süddeutsche Zeitung, 16. Oktober 2015, abgerufen am 17. Oktober 2015.
  5. Rainer Rittelbach: Reihe „Tatort – Kollaps“. Hartmann, Schudt, Tezel, Konarske, Jürgen Werner, Zahavi. „Da räumt einer auf“ bei tittelbach.tv
  6. Thomas Röbke: Wie gut ist der neue „Tatort“? Tod auf dem Spielplatz. In Dortmund stirbt ein Kind im Sandkasten – an Drogen. Dann gibt es weitere Opfer. In: Hörzu, TV-Magazin Nr. 42 vom 9. Oktober 2015, S. 38, abgerufen am 19. Oktober 2015.

Vorlage:Navigationsleiste Tatort-Folgen mit den Kommissaren Faber, Bönisch, Dalay und Kossik