Evangelische Stadtkirche Monschau

Kirchengebäude in Monschau
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Die Evangelische Stadtkirche Monschau ist eine Kirche in Monschau.

Die Stadtkirche mit dem Schlösser'schen Tuchmacherhaus (ehemaliges Pastorat; evangelisches Gemeindehaus) und Rotem Haus

Name

Ihren Namen Evangelische Stadtkirche Monschau erhielt die Kirche im Gottesdienst zur Wiedereröffnung am 23. August 2014.[1] Mit dem Namen wird auf die besondere Rolle der Kirche als „Kirche für die Stadt“ hingewiesen.[2] Trägerin der Kirche ist die Evangelische Kirchengemeinde Monschauer Land.[3]

Baugeschichte

 
Turmspitze mit Schwan

Vorgängergebäude 1609 und 1683

 
Evangelisch-Lutherische Kirche Menzerath (1683-1831); Zeichnung von 1810.

Der heutigen Kirche gehen zwei Vorgängergebäude an anderem Ort voraus. Zum einen fanden in der Zeit der gemeinsamen Regentschaft über das Herzogtum Jülich durch das Fürstentum Pfalz-Neuburg und das Kurfürstentum Brandenburg ab 1609 zunächst lutherische, ab 1617 reformierte Gottesdienste in der Kapelle der Burg Monschau statt.[4] Mit der Eroberung von Burg und Stadt Monschau durch die Spanier 1622[5] wurde öffentliche protestantische Religionsausübung wieder unmöglich. Lutheraner und Reformierte wurden in den Folgejahren hart unterdrückt.[6]

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges und nach Abschluss des Westfälischen Friedens von 1648 dauerte es noch bis zum Religionsvergleich vom 26. April 1672[7], bis den Lutheranern erneut das Recht auf öffentliche Religionsausübung gewährt wurde.[8] 1683 konnte die lutherische Gemeinde, die noch mit Gemünd verbunden war, eine erste eigene Kirche im ungefähr 1,5 Kilometer nordöstlich von Monschau gelegenen Weiler Menzerath bauen und am 15. August 1683 mit einem Gottesdienst feierlich eröffnen.[9] Die Menzerather Kirche wurde 1824 wegen Baufälligkeit geschlossen und schließlich 1831 abgerissen.[10]

Versuche, das für Menzerath errungene "exercitium religionis publicum", d.h. das Recht am Ort öffentlich Gottesdienste zu feiern, auch auf die Stadt Monschau auszudehnen, blieben zunächst erfolglos.[11]

Neubau 1787-1789

Der Neubau der evangelischen Kirche in Monjoie geht insbesondere auf die Initiative der Monschauer Theologen- und Tuchfabrikantenfamilie Scheibler zurück. Bereits 1751 stiftete Johann Heinrich Scheibler (1705-1765) einen Fonds in Höhe von 400 Talern zum Bau, bald folgten weitere Spenden in Höhe von rund 720 Talern.[12] Aber erst in Folge des Toleranzpatents Josephs II. von 1781 wurde schließlich am 4. Januar 1787 durch den Kurfürsten Karl Theodor die Baugenehmigung erteilt. Mit der Baugenehmigung verbunden war die Aufteilung der Gemeinde Menzerath in zwei selbständige Gemeinden Menzerath und Monschau.[13]

Der Kirchbau wurde durch die Verfolgungs- und Unterdrückungserfahrungen der Gegenreformation, der Konfessionalisierung politischer Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert und durch die Ideen der Aufklärungstheologie geprägt. In einem Aufruf der Ältesten und Deputierten der Gemeinde zur Sammlung von Spenden und Kollekten vom 28. Januar 1787 hielten sie fest:

"Dem gegenwärtigen Zeitpunkt, der von der allweisen Vorsicht selbst ausersehen zu seyn scheint, um die Menschen, und besonders die Christen, unter die eigentliche und wahre Gottesverehrung näher zu vereinigen; dem Zeitpunkt, da der unselige Fanatismus, durch das hellstrahlende Licht der Aufklärung verscheucht, in den Abgrund zurückflieht, aus dem er zur Qual der Menschheit heraufgestiegen war; dem Zeitpunkt, da die, so auf den Thronen sizzen, von Menschenliebe und Duldungsgeist selbst beseelt, diese Gesinnungen auch auf die Völker verbreiten: diesem Zeitpunkt war es aufbehalten, auch uns eine Wohltat wieder zu gewähren, die unsere Gemeinde ehemals genoßen und durch Verfolgung verloren hatte."[14]

Nachdem bereits am 25. Juli 1787 der Grundstein zum Bau gelegt worden war, wurde am 20. Dezember 1787 der Bauvertrag mit dem Mülheimer Baumeister Wilhelm Hellwig abgeschlossen. Mit einem festlichen Gottesdienst am 16. August 1789 wurde die Kirche eröffnet.[15]

Erster Pfarrer

 
Pfarrer Maximilian Friedrich Scheibler (1759-1840).

Erster Pfarrer der neuen Kirche war Maximilian Friedrich Scheibler (1759–1840). Von 1778 bis 1780 hatte er an der Georg-August-Universität Göttingen Theologie studiert. Die sich an das Studium anschließenden Kandidatenjahre verbrachte er in Neukirchen, Stolberg und Remscheid. 1786 wurde er zum Pfarrer der Gemeinde Düren gewählt, wo ihn schon am 20. Juli 1788 ein Ruf auf die Pfarrstelle nach Menzerath ereilte. Am 11. Juni 1789 beriefen ihn dann schließlich die Ältesten und Vorsteher der im Zuge des Kirchenneubaus neugebildeten Gemeinde Monjoie auf ihre Pfarrstelle.

Er und der Tuchfabrikant Johann Heinrich Scheibler waren beide Nachkommen des evangelischen Theologen, Philosophen, klassischen Philologen und Physikers Christoph Scheibler (1589-1653), Professor in Gießen und später Superintendent in Dortmund sowie seines Sohnes Johannes IV. Scheibler (1628–1689), Pfarrer in Remscheid-Lennep, Generalsuperintendent sowie Generalinspekteur der lutherischen Kirche im Herzogtum Jülich-Berg.[16]

Fertigstellung 1810

Die Fertigstellung der Kirche durch den Einbau der Emporen und der Orgel konnte schließlich am 9. Dezember 1810 (2. Advent) begangen werden.[17]

Beschreibung

Baukörper

Die Kirche ist ein unverputzter, rechteckiger Bruchstein-Saalbau mit Blausteineinfassungen und abgeschrägten Chorecken im Südwesten. In die nordöstliche Schmalseite ist der viergeschossige Turm mehr als halb eingebaut, so dass er oben aus dem Walmdach herauswächst.[18]

Die Bruchsteinwände erheben sich ohne Sockel glatt bis zu dem unauffälligen, unter der Dachrinne fast verborgenen Traufgesims. Einzige Gliederungselemente sind die eingesetzten hohen Rundbogenfenster in Werksteinrahmung mit ausgestellten Fensterbänken auf je zwei Konsolenstützen (siehe: Konsole (Bauwesen)). An den Längsseiten liegen je drei, vorn je eines zu beiden Seiten des Turms. Die Südwestseite, einschließlich der abgeschrägten Ecken, ist bis auf zwei kleine Türen, von denen die rechte vermauert wurde, geschlossen. Der Maurermeister hieß Michael Mathar.[19]

Die Dachflächen werden an den Längsseiten durch je drei kleine Giebelgauben mit strahlenförmigen Sprossenfenstern (siehe: Ochsenauge (Architektur)) aufgelockert. An der südwestlichen Schmalseite fallen die zwei großen Gauben mit zweiflügligen Holztüren auf, die auf eine ehemalige Nutzung des Dachraumes als Speicher hinweisen.

Fassade

 
Gliederung der Schaufassade des viergeschossigen Turmes

Die der Rur zugewandte Seite ist eindeutig als Schaufassade des Baus konzipiert. Die einfache Brücke mit schmiedeeisernem Geländer, auch "Evangelische Brücke" genannt, führt direkt auf das rundbogige Turmportal in Blausteinrahmung zu. Es besteht aus einer zweiflügeligen Eichentür, darüber einem rechteckigen geschlossenen Zwischenstück und einem rundbogigen Oberlicht mit strahlenförmigem Sprossenfenster. Die pilasterartige Steinrahmung trägt über dem Türbogen ein Gesims mit einem Segmentgiebel, der schon Stilelemente des Klassizismus zeigt. Das gesamte Steinhauwerk wurde an die auswärtigen Steinhauer Joes Coberg und Franz Bertram Coberg vergeben.[20]

Über dem Portal ist ein steingerahmtes Rundfenster mit Girlandenschmuck an der Unterseite eingefügt. Darüber trennt ein umlaufendes Gesims auf Traufhöhe des Schiffs den Turmschaft in zwei Hälften. Die obere Hälfte wird von rechteckigen Schallluken mit Lamellenfüllung an den drei freistehenden Seiten bestimmt. An der Frontseite ist zwischen Gesims und Schallluke außerdem eine girlandengeschmückte Steinplatte eingelassen, die seit 2014 die Inschrift aus Psalm 46,2 trägt: DEUS REFUGIUM NOSTRUM ("Gott ist unsere Zuflucht").

 
DEUS REFUGIUM NOSTRUM, Psalm 46,2 "Gott ist unsere Zuflucht."

Turmhaube

Als Abschluss des Turmes erhebt sich über einem weit ausgreifenden profilierten Gesims, das an allen vier Seiten die obere Hälfte der runden Zifferblätter der 2006 wiederhergestellten Einzeigeruhr umfängt, die hohe achteckige Welsche Haube mit offener Holzlaterne und einem Kugelaufsatz mit Pflanzenmotiv und Schwan als Bekrönung.

Die Turmhaube stammt aus dem Jahr 1684 und war ursprünglich Teil der lutherischen Kirche aus Mülheim am Rhein. Diese Kirche wurde im Februar 1784 durch ein Hochwasser zerstört. Nur der Turm blieb stehen.

Auf Vermittlung des aus Mülheim stammenden Baumeisters Wilhelm Hellwig kaufte die Monschauer Gemeinde das Balkenwerk der Turmhaube mit "Stange, Knopf und Schwan" der lutherischen Gemeinde in Mülheim ab.[21] Nachdem zunächst die Lieferung für die Wochen nach Pfingsten vertraglich vereinbart gewesen war, erfolgten die Anlieferung und der Aufbau schließlich einige Wochen nach Eröffnung der Kirche im Oktober 1789.[22] Die Haube mit dem Schwan ist also rund 100 Jahre älter als das übrige Bauwerk.

Innenraum

 
Beispiel der Stuckaturen im Stil des "Louis-seize"; Tuchfeston

Der reich ausgeführte Innenraum bildet einen deutlichen Kontrast zu dem schlichten Außenbau. Ausgerichtet ist der etwa 17 x 11 m große Saal auf den um zwei flache Stufen erhöhten Chorraum im Südwesten, der durch zwei schrankartige Einbauten zu beiden Seiten der Kanzel eine ganz besondere Prägung erhält. Er ist an der Spiegeldecke und an den Wänden mit kostbaren Stuckaturen im Stil des Louis-seize ausgestattet.

Nach mehrfacher Überarbeitung der Farbfassung im Laufe der Jahrhunderte - von ursprünglich weiß (1789) über eine erste Veränderung vermutlich schon 1810[23], graugrün mit Goldauflage der Stuckaturen (1903)[24] und leicht gelblich (1931)[25] bis hin zu graubeige und noch reicherer Goldauflage (1981) - präsentiert sich der Innenraum seit 2014 wieder in der rein weißen, ursprünglichen Fassung des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

Weiterhin gibt es an der Ostseite zwei Holzemporen und an der Westseite einen zweiteiligen, kunstvoll geschnitzten Kanzelaltar.

 
Kanzel, Altar, Logen und Kanzelaufgang

An der Süd- und Nordseite findet sich die bauzeitliche Lambris mit dem zweireihigen Seitengestühl. Die Lambris wurde 1789 durch Meister Johann Wilhelm Jansen gefertigt.[26]

Kanzel

Die sechseckige, ganz aus Holz gefertigte und in der Wand verankerte Kanzel mit Rückwand, kronenartigem Schalldeckel und gerader, einläufiger Treppe mit schmiedeeisernem Stabgeländer von links, ist in allen Teilen reich im Stil des Louis-seize mit geschnitzten Rosetten, Girlanden, Falten- und Blattgehängen verziert. Die kreideweiße Fassung mit dezenten Vergoldungen wurde 1791 durch den Anstreicher Jacob Heymann erstellt[27] und 2014 wiederhergestellt.

In das eiserne Geländer sind die Initialen "J W N" für Johann Wilhelm Nickel (1737-1792)[28], Kunstschmied aus Monschau, und die Jahreszahl "1789" eingearbeitet. Der Fuß der Kanzeltreppe liegt in der linken schrankartigen Loge. Die Treppenloge und die als Windfang dienende Loge auf der rechten Seite der Kanzel sind identisch gestaltet. Es sind rechteckige Holzeinbauten mit schmaler zweiflügeliger Mitteltür, pilasterartig gestalteten Ecken und einem Schnitzaufsatz mit stehenden Ovalmedallion, welches der Liedanzeige in den Gottesdiensten diente.

Altar

Vor der Kanzel steht der 1977 abgebaute und bis 2014 auf dem Speicher in Teilen eingelagerte bauzeitliche Louis-seize Altar von 1789. Auf Beschluss des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land vom 3. Juli 2014 wurde er nach im Archiv der Kirchengemeinde vorhandenen Photographien und Beschreibungen restauriert und am 23. August 2014 wieder aufgestellt. Er stellt mit Kanzel und Logen eine in dieser Form einzigartige Interpretation des lutherischen Kanzelaltars dar.

Auf dem Altar stehen ein Kruzifix und zwei Leuchter aus Eisenguss der Sayner Hütte.[19] Sie sind ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich-Wilhelm III. vom Februar 1821 anlässlich der Annahme der Union) im Jahre 1819.[29]

 
Detail am 2014 restaurierten Altar von 1789; Rosette und Festons

Taufstein

Das älteste Ausstattungsstück ist der auf romanischem Fuß gelagerte Taufstein der ersten Monschauer lutherischen Kirche in Menzerath von 1683. Die Inschrift zeigt in Gravur eine Hausmarke mit den Initialen P und O sowie drei Namen: Petter Off=erman Johās Stegelle und Nel=les Saũrbir. Es sind wahrscheinlich die Namen der Stifter des Taufsteins.[30]

Cornelius Sauerbier schenkte am 3. Januar 1683 der Gemeinde das Grundstück für die Einrichtung des Friedhofs und den Bau der Kirche in Menzerath.[31] Petter Offermann und Cornelius Sauerbier waren damals Mitglieder der lutherischen Gemeinde Menzerath-Monjoie und unterzeichneten zudem am 7. März 1709 zusammen mit anderen Gemeindegliedern und Vorstehern ein Protokoll, welches der bis dahin mit der lutherischen Gemeinde Gemünd pfarramtlich verbundenen Gemeinde Menzerath-Monjoie zu einem eigenen Pfarrer und damit zur Selbständigkeit verhelfen sollte.[32] Der Grabstein eines Johann Stegler (+10. August 1697), Drahtziehermeister aus Vicht, befindet sich auf dem Evangelischen Friedhof in Zweifall.[33]

Nach Schließung der Menzerather Kirche wegen Baufälligkeit 1824[34] stand der Taufstein zunächst bis 1925 in der schließlich 1935 abgebrochenen Evangelischen Kirche in Imgenbroich. 1925 kam er in die Monschauer Kirche. Am 16. August 2014 wurde er an zentraler Stelle unter der Empore im Eingangsbereich des Kirchsaals aufgestellt.

 
Taufstein von 1683 mit silberner Taufschale und Kanne von 1792

Emporen

Gut 21 Jahre nach dem ersten Gottesdienst wurde schließlich die Fertigstellung der Kirche durch den Einbau der beiden Emporen und der Orgel am 9. Dezember 1810 in einem Gottesdienst gefeiert.

Die geraden kassettierten Brüstungen der Emporen sowie der Kasten der Orgel zeigen in den Applikationen bereits Stilelemente des Empire. Die untere Empore ruht auf vier hölzernen Säulen mit ionischen Kapitellen, wo hingegen die schmalere obere Empore ohne sichtbare Stützen eingezogen ist. Der Orgelkasten ist in die obere Emporenbrüstung integriert und reicht bis dicht unter die flache Spiegeldecke. Mit der Ausführung der Arbeiten war am 18. April 1810 der Schreinermeister Hubert Joseph Jansen betraut worden.[35]

Der Anstrich der Kirche wurde im Zuge der nun fälligen Arbeiten abermals beauftragt. Dadurch wurde vermutlich erstmals die ursprüngliche Farbfassung verändert. Den Anstrich besorgte ein gewisser Peter Krabler.[36] Im Frühjahr 2015 wurden die Applikationen an Brüstungen und Orgelkasten wieder im Grün-Ton der Originalfassung von 1810 aufbereitet.

Orgel

 
Weimbs-Orgel

Offenbar stand seit 1789 in der Kirche anfangs eine kleine Orgel "von wenig Wert".[37] 1810 wurde eine neue Orgel des Krefelder Orgelbauers Peter Heinrich Kamper eingebaut. Sie bestand aus 18 Registern.[38]

Die dritte Orgel war eine Vergrößerung dieser Orgel und stammte aus den Werkstätten der Firma Walcker.[39] Sie wurde 1903 installiert und hatte zwei Manuale und Pedal mit anfangs 16 Registern. Ein Subbass wurde 1906 zugefügt. Zudem erhielt das Werk ein Organola, das die Firma Walcker ab 1904 als Patent entwickelt hatte. So konnte die Orgel auch genutzt werden, wenn kein Organist zur Verfügung stand. Das Organola war ein Abschiedsgeschenk Hermann Ludwig August Aulers (1837–1914), der von 1867-1907 Pfarrer der Kirchengemeinde Monschau gewesen war.[40]

Diese Orgel wurde zuletzt 1981 so gründlich durch den Orgelbauer Heinz Wilbrand in Übach-Palenberg überholt[41], dass sich heute kaum noch Bauteile der ursprünglichen Walcker-Orgel finden lassen. Die erneute Restaurierung steht noch aus. Zurzeit ist die Orgel ausgebaut und eingelagert.

Bis dahin steht im Chorraum ein kleineres Werk der Firma Weimbs Orgelbau, das zuvor in der Aula des Städtischen St. Michael-Gymnasiums Monschau stand und 2014 aufbereitet wurde.[42]

Disposition der Wilbrand-Orgel
  • Schwellwerk: Gedeckt 8′, Quintade 8′, Rohrflöte 4', Prinzipal 2', Carillon 2-3', Zimbel 3f 1/2', Dulzian 8', Tremulant
  • Hauptwerk: Prinzipal 8′, Gemshorn 8', Oktave 4', Nachthorn 4', Querflöte 2', Mixtur 4f 1/3', Trompete 8', Tremulant
  • Pedal: Subbass 16′, Offenbass 8', Choralflöte 4'+2', Fagott 16'

Gedenktafeln

An den Wandflächen rechts und links vom Altar wurden 1921 zwei Gedenktafeln an die Gefallenen der Evangelischen Kirchengemeinde Monschau angebracht. Sie nennen einen Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges (1870-71) und acht Gefallene des Ersten Weltkrieges (1914-18). Das biblische Motto ist dem 1. Johannesbrief 3,16 entnommen: "Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen."[43]

Eine in den 1950er Jahren auf einem Feld an der rechten Stirnwand angebrachte Liste von Gefallenen des Zweiten Weltkrieges (1939–45) wurde 2014 nicht wieder angebracht.

Glocken

Das Geläut stammt vom wallonischen Glockengießer Pierre-Joseph Legos aus Malmedy, der mit seinem Vater Jean-Martin Legros in Malmedy eine Glockengießerei betrieb. Die Stimmung des Geläuts ist: Ut=Do, Mi, Sol (siehe: Solmisation). Die drei Glocken wurden am 28. Juli 1789 angeliefert[44] und sind heute noch im 2006 erneuerten Glockenstuhl aus Eiche vollständig erhalten.

Uhrwerk

Im Turm befindet sich ein Uhrwerk des Uhrmachers J.H. Schmidt aus Olef. Es wurde am 3. Januar 1799 in Auftrag gegeben und damals aus Spendengeldern finanziert.[45] Seit 1972 ist das Uhrwerk außer Funktion gesetzt.[46]

Instandsetzungsarbeiten 1977–2015

Kirchturmhaube und Dachtragwerk

Im Oktober 2005 musste wegen umfangreicher Schäden am Tragwerk die 17 Meter hohe Kirchturmhaube entfernt und vor dem benachbarten Gemeindehaus abgestellt werden. Die Standsicherheit des Tragwerks der Kirchturmhaube war durch massiven Befall durch Hausschwämme und andere Holzschädlinge nicht mehr gewährleistet.[47] Innerhalb eines Jahres konnte sie instandgesetzt und wieder aufgesetzt werden.[48] Das WDR-Fernsehen hatte 2006 über mehrere Monate über den Fortschritt der Sanierungsarbeiten an der Kirchturmhaube berichtet.[49]

Wegen der sich anschließenden Instandsetzungsarbeiten am Dachtragwerk, an der Fassade und im Innenraum war die Kirche von 2010 teilweise und 2011 bis 2014 vollständig geschlossen.

In den Jahren 1977 bis 1981 war die Kirche bereits schon einmal umfangreich instand gesetzt worden. Die damalige Ausführung der Maßnahme stellte sich jedoch für die Instandsetzung von 2005 bis 2015 durch die Entscheidungen, die damals getroffen wurden, als größter Kostenfaktor heraus.

Dem Kenntnisstand der damaligen Zeit entsprechend wurde das stark geschädigte Holz der Tragwerkskonstruktion 1981 massiv durch chemische Holzschutzmittel (Xylamon) behandelt. Zudem wurden stählerne Hilfskonstruktionen zur statischen Ertüchtigung von zu gering dimensionierten Hölzern eingebaut. Durch die so nicht wirksam gestoppte, sogar noch fortschreitende Zerstörung des Holzes war eine kraftschlüssige Verbindung schon gut drei Jahrzehnte später nicht mehr gegeben. Die Balkenköpfe der Deckenbalken, Stuhlsäulenfüße und Auflagerschwelen waren partiell zerstört, so dass Lasten ungleichmäßig abgeleitet und Bauteile überlastet wurden.

Bei der Instandsetzung ab 2005 war die weitestmögliche Bestandswahrung sowie - unter unerlässlichem Austausch von zerstörtem Holz - die materialgerechte Ergänzung der denkmalgerechte Weg, die statische Sicherung der Konstruktion zu erreichen.[50]

Dekontamination

Fast alle Holzbauteile in Dach, Kirchturmhaube und im Kircheninnenraum wurden 1981 mit etwa 1,2 Tonnen Holzschutzmittel getränkt (Xylamon), welches heute aufgrund der Toxizität in der EU nicht mehr eingesetzt werden darf. Allgemein anerkannte Grenzwerte wurden 2011, also noch 30 Jahre nach Einbringung, teilweise um das bis zu 200fache überschritten.

Die Arbeiten am ebenfalls stark geschädigten Dachtragwerk ab 2011 konnten so nur unter strengen arbeitsschutzrechtlichen Auflagen durchgeführt werden. Die Arbeitsabläufe mussten streng nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip organisiert werden. Um den Kircheninnenraum vor dem Eindringen kontaminierter Luft aus dem Dachbereich zu schützen, wurden neben weiteren begleitenden konstruktiven Maßnahmen ein hochabsorbierendes Kohlenstoff-Vlies zwischen Dachboden und Decke eingebracht sowie eine Entlüftungsanlage eingebaut.[51] Die Instandsetzung des Dachtragwerkes verteuerte sich allein dadurch um ca. 250.000 Euro.[52]

Auch sämtliche hölzernen Inneneinbauten (z.B. Prinzipalien, Gestühl, Lambris, Treppe, Emporenbrüstungen, Orgelgehäuse) waren 1981 kontaminiert worden. Im Zuge der Instandsetzungsarbeiten 2014/15 konnten diese Bauteile dekontaminiert und aufbereitet werden.

Innenraum

Zudem war der Kircheninnenraum seit 1903 wiederholt mit Dispersionsfarbe gestrichen worden, die im Zuge der Instandsetzung mit Glutinleim im Strappo-Verfahren entfernt und durch einen Anstrich auf der Grundlage von Sumpfkalk ersetzt wurde. Dieser reinweiße Kalkanstrich entspricht dem Anstrich, auch schon 1789 freskal aufgetragen worden war.

Fenster

Beim Abzug der deutschen Wehrmacht aus Monschau am 14. September 1944 sprengte sie alle Brücken über die Rur. Dabei wurde fast alles Fensterglas der Kirche, welches bis dahin noch aus der Bauzeit erhalten gewesen war, zerstört. Die leeren Fensterhöhlen wurden zunächst notdürftig mit Brettern geschlossen. Erst nach der Währungsreform vom 20. Juni 1948 konnte genügend Kathedralglas aufgetrieben werden, um die Kirche zu verglasen.

Dieses Kathedralglas konnte im Zuge der Instandsetzung 2013/14 durch ein transparentes, mundgeblasenes, leicht grünlich getöntes Waldglas ersetzt werden, welches dem ursprünglichen Glas von 1789 sehr nahe kommt und den Raum im Zusammenspiel mit dem hellen Kalkanstrich und der Rekonstruktion der kreideweißen und zurückhaltend vergoldeten Prinzipalwand wieder deutlich heller erscheinen lässt. Das Glas wurde in der Glashütte Lamberts in Waldsassen hergestellt.[53]

Heizung

Die Kirche erhielt im Februar 2015 eine auf die besonderen mikroklimatischen Bedingungen am Standort abgestimmte Strahlungsheizung.

Portal und Eingangsbereich

Am 1. Oktober 2015 konnte im Eingangsbereich zum Kircheninnenraum hin der bauzeitliche Windfang in der ursprünglichen weißen Farbfassung wieder eingebaut werden.

Unterstützung und Förderung

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa) unterstützte die Instandhaltungsarbeiten 2005–2014 bisher mit 20.000 Euro. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land Nordrhein-Westfalen, die Bundesrepublik Deutschland, die Evangelische Kirche im Rheinland und der Evangelische Kirchenkreis Aachen haben über Förderungen und Beihilfen die Maßnahmen unterstützt. Ungefähr 250.000 Euro brachten Spenden und Kollekten für die Instandsetzung ein. Die Gesamtkosten der Instandsetzung betrugen ca. zwei Millionen Euro.[54]

Fazit

Maßgeblich bei allen seit 2005 durchgeführten Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen war nach dem Willen der Bauherrenseite ein möglichst hohes Maß an Verwendung von originalen Materialien und Farben unter Anwendung hergebrachter Handwerkstechniken.[55]

"Mit der Rückgewinnung des authentischen Raumeindrucks von 1789 finden die Sanierungsarbeiten der letzten zehn Jahre einen würdigen und herausragenden Abschluss."[56]

Auszeichnungen

Die sehr seltene Ausstattung einer evangelischen Kirche im Stil Louis-seize[57] und ihre Relevanz als Zeugnis der Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt hatten dazu geführt, dass die Kirche 2012 durch den Deutschen Bundestag zu einem "Bauwerk von nationaler Bedeutung" ernannt wurde.[58]

Im Januar 2013 belegte die Kirche nach einer bundesweiten Abstimmung zur "Kirche des Jahres" der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa) den zweiten Platz und wurde am 15. Juni 2013 als "Stadtkirche des Jahres 2012" in Schwerin ausgezeichnet.[59]

Die Evangelische Stadtkirche Monschau ist einer der Kulturkirchen im Bereich der EKD.[60]

Einzelnachweise

  1. Bericht Kirchenkreis Aachen: 26.August 2014 "Wiedereröffnung Kirche Monschau"
  2. Bericht Kirchenkreis Aachen: 8. August 2014 "Wiedereröffnung mit neuem Namen: 'Evangelische Stadtkirche Monschau'".
  3. Evangelische Kirchengemeinde Monschauer Land.
  4. Walter Scheibler, Geschichte der Evangelischen Gemeinde Monschau, Aachen 1939, S. 44–50.
  5. http://www.gv-mon.de/html/monschau.html
  6. Elisabeth Schattenberg, Die geschichtliche Entwicklung der Kirchengemeinde Monschau. In: Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Monschau (Hg.): Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Monschau 1939-1997, Monschau/Lammersdorf 1997, S. 6-55, hier S. 8.
  7. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/789019
  8. Scheibler, Geschichte, S. 60.
  9. Scheibler, Geschichte, S. 63–67.
  10. Scheibler, Geschichte, 194-203.
  11. Scheibler, Geschichte, S. 92f..
  12. Scheibler, Geschichte, S. 84.
  13. Scheibler, Geschichte, S. 86.
  14. Zitiert nach Scheibler, Geschichte, S. 93.
  15. Scheibler, Geschichte, S. 101f.
  16. Scheibler, Geschichte, S. 248-283.
  17. Scheibler, Geschichte, S. 142f.
  18. Wera Groß, Protestantische Kirchenneubauten des 16. bis 18. Jahrhunderts am Niederrhein und im Bergischen Land, Düsseldorf 1999, Band 2, S. 295–300 ISBN 3-930250-34-9
  19. a b Ludwig Mathar: Die Kirchen des Kreises Monschau. In: Der Eremit am hohen Venn. 25. Jahrgang, 1, Jan/Feb. Monschau 1953, S. 21 (Digitale Sammlungen der Universität zu Köln [abgerufen am 8. August 2015]).
  20. Scheibler, Geschichte, S. 107.
  21. Scheibler, Geschichte, S. 104f.
  22. Scheibler, Geschichte, S. 105.
  23. Scheibler, Geschichte, S. 142.
  24. Scheibler, Geschichte, S. 166.
  25. Scheibler, Geschichte, S. 184.
  26. Scheibler, Geschichte, S. 101.
  27. Scheibler, Geschichte, S. 117.
  28. Vgl. Bernd Nickel, Neue Erkenntnisse und Berichtigungen zur Geschichte Monschauer Familien. In: Das Monschauer Land Jahrbuch 2005, S. 53-61; hier S. 53f.
  29. Scheibler, Geschichte, S. 152f.
  30. Nickel, Neue Erkenntnisse, S. 59f.
  31. Scheibler, Geschichte, S. 64.
  32. Scheibler, Geschichte, S. 66f.
  33. Heinrich Koch, Zweifall. Wald- und Grenzdorf im Vichttal, Monschau 1968, S. 306f. (Mit Abbildung des Grabkreuzes).
  34. Scheibler, Geschichte, S. 196.
  35. Scheibler, Geschichte, S. 140.
  36. Scheibler, Geschichte, S. 142.
  37. Scheibler, Geschichte, S. 142.
  38. Scheibler, Geschichte, S. 142.
  39. Scheibler, Geschichte, S. 294.
  40. Scheibler, Geschichte, S. 294.
  41. Monschau nach Kirchengeschichte (Memento vom 18. Februar 2005 im Internet Archive)
  42. Weimbs-Orgel bei Facebook
  43. Scheibler, Geschichte, S. 180.
  44. Scheibler, Geschichte, S. 107.
  45. Scheibler, Geschichte, S. 119.
  46. Manfred Handke, Das Baugeschehen in der Kirchengemeinde 1972-1997. In: Presbyterium (Hg.), Geschichte 1939-1997; S.78-96, hier S. 87.
  47. Aachener Nachrichten: "Kirche ist seit Donnerstag ohne Turmhaube", 20. Oktober 2005
  48. Kölnische Rundschau: "Der Schwan strahlt wieder in Gold", 1. November 2006
  49. ekir.de: "Monschauer Kirchturm bei "NRW packt's an", 1. September 2006
  50. Aachener Nachrichten: "Evangelische Stadtkirche: Lob für beispielhafte Sanierung, 7. Oktober 2015
  51. Aachener Zeitung: "Stadtkirche lässt das Herz von Bauhistorikern höher schlagen", 27. Februar 2013
  52. Aachener Nachrichten: "Kirche will am Platz in der Mitte festhalten", 6. Oktober 2011
  53. http://www.lamberts.de/referenzen/details/article/evangelische-stadtkirche-monschau.html
  54. Meldung epd: "Stiftung KiBa unterstützt Renovierung", 1. August 2012
  55. Monika Herzog, "Deus Refugium Nostrum" - Zur Instandsetzung der Evangelischen Stadtkirche Monschau. In: Andrea Pufke (Hg.): Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege, Band 45, Worms 2015, S. 243-251.
  56. Herzog, "Deus Refugium Nostrum", S. 243.
  57. Die evangelische Kirche in Monschau Zahn, W.; Quelle: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege, 1985 ISBN 3-7927-0825-6 Standort in der IRB-Bibliothek: DERhAD 16Jahrb
  58. Aachener Zeitung: "Monschauer Gotteshaus von 'nationaler Bedeutung'", 25. Mai 2012
  59. Aachener Zeitung: "'Kirche des Jahres': Anerkennung für Monschauer Gotteshaus", 24. Januar 2013
  60. http://www.kulturkirchen.org
Commons: Evangelische Kirche Monschau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 33′ 16,4″ N, 6° 14′ 27,6″ O