Nims-Sauertalbahn

weitgehend stillgelegte und abgenaute Nebenbahn von Bitburg-Erdorf (an der Eifelstrecke Trier–Köln) nach Igel im Moseltal.
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Die Nims-Sauertalbahn war eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn von Bitburg-Erdorf (an der Eifelstrecke Trier–Köln) nach Igel im Moseltal. Sie führte aus dem Kylltal über Bitburg, Irrel, durch das Nimstal sowie das Sauertal. Die Strecke ist ab dem Stadtbahnhof Bitburg in Richtung Igel stillgelegt und zurückgebaut. Das Teilstück zwischen Bitburg und Bitburg-Erdorf ist noch befahrbar, ein planmäßiger, regelmäßiger Verkehr findet nicht mehr statt.

Nims-Sauertalbahn
Bitburg-Erdorf–Igel
Strecke der Nims-Sauertalbahn
Streckennummer:3104
Kursbuchstrecke (DB):zuletzt 263 h (1968)
Streckenlänge:44,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C4[1]
Strecke
von Köln
Bahnhof
0,0 Bitburg-Erdorf
Abzweig nach links
nach Trier
Kyll
Kopfbahnhof Strecke ab hier außer Betrieb
6,2 Bitburg (Stadtbahnhof)
Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
Zum Flugplatz Bitburg (Awanst)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
8,1 Masholder
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
10,5 Messerich
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof (Strecke außer Betrieb)
Freiladegleis RWE UA Niederstedem
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
14,3 Wolsfeld
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
17,5 Niederweis
Nims
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
21,0 Irreler Tunnel (400 m)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
22,2 Irrel
Irreler Viadukt
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
23,8 Menningen
Menninger Viadukt
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
26,0 Minden (Sauer)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
27,2 Edingen (Bez Trier)
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
29,0 Ralinger Tunnel (336 m)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
29,9 Ralingen
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
34,8 Wintersdorf
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
39,6 Metzdorf
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
42,6 Mesenich
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
43,3 Mesenicher Tunnel (827 m)
Abzweig nach links und ehemals geradeaus
von Luxemburg
Bahnhof
47,0 Igel
Strecke
nach Trier

Streckenverlauf/Geschichte

Die Strecke wurde in mehreren Abschnitten ab dem Jahr 1910 von Erdorf nach Bitburg und weiter bis Igel an der Mosel gebaut. Der Lückenschluss im letzten Streckenbauabschnitt erfolgte 1915. Die Verlängerung der Bahn über die Trierer Weststrecke ermöglichte via Bahnhof Trier-West den Anschluss der Südeifel an das Oberzentrum. Ob strategische Gründe für den Bau der Grenzbahn ausschlaggebend waren, kann vermutet werden, ist aber nicht belegt. Im Zuge des Bahnbaues wurden einige Brücken, Viadukte und Durchlässe sowie insgesamt drei Tunnel (von Norden: Irreler Tunnel, Ralinger Tunnel, Mesenicher Tunnel) gebaut. Der Irreler Tunnel wies als Besonderheit die „Russische Blockbauweise“ im Oberbau auf. Des Weiteren existiert dort eine Verbindung zum genau darüber gelegenen Panzerwerk Katzenkopf, welche bis heute zu Spekulationen Anlass gibt.

Am Grenzfluss Sauer verlief die Bahn parallel zur Prinz-Heinrich-Bahn (Ligné de la Sure) auf luxemburgischer Seite, welche bereits Jahrzehnte zuvor erbaut wurde, und zu welcher während des Zweiten Weltkriegs ab Edingen (Bez Trier) ein Anschlussgleis über die Sauer gebaut wurde. Der Anschluss der im Nims- und Sauertal gelegenen Dörfer an die Bahn brachte für diese in den 1920er Jahren einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich. Ende der 1930er Jahre nahm das Verkehrsaufkommen durch den Westwallbau stark zu. Dennoch hatte die Nebenstrecke immer nur regionale Bedeutung, da der Durchgangsverkehr über die Eifelbahn Köln–Trier geführt wurde. Die Bahnanlagen – insbesondere Brücken und Tunnel – wurden in den letzten Kriegsjahren 1944/1945 erheblich zerstört, sodass erst Jahre später die Wiedereröffnung erfolgte. In den 1950er Jahren erfuhr die Bahn wieder einen Aufschwung; dazu hat sicherlich auch der verstärkte Einsatz der damals neuen Dieseltriebwagen (der sogenannte Schienenbus) beigetragen.

In den 1960er Jahren wuchs jedoch der Individualverkehr zum Nachteil der Eisenbahn wie vielerorts auch an Kyll, Nims und Sauer stark an. Infolgedessen wurde der Personenverkehr am 29. September 1969 eingestellt und auf Bahnbusse verlagert; im gleichen Jahr wurde der Gesamtverkehr, also auch der Gütertransport per Bahn, auf dem südlichen Teil der Strecke zwischen Edingen (Bez Trier) und Igel eingestellt. Die Schieneninfrastruktur wurde kurz darauf zurückgebaut. Der restliche Güterverkehr bis Irrel (einschließlich Anschlussstelle Edingen (Bez Trier)) wurde 20 Jahre später, am 24. September 1988, beendet und auch diese Gleise in den folgenden Jahren demontiert. Seit diesem Zeitpunkt wurde bei Bedarf nur noch Wolsfeld angefahren. Trotz einer grundlegenden Oberbausanierung Anfang der 1990er Jahre und der Vorhaltung eines NATO-Tanklagers am Bahnhof Wolsfeld wurde auch der Abschnitt Bitburg – Wolsfeld zurückgebaut, nachdem der Güterverkehr am 31. August 1995 von der DB eingestellt worden war.

Lediglich auf dem circa 6 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Bitburg-Erdorf und Bitburg (Stadt) ist die Eisenbahninfrastruktur betriebsfähig erhalten.

Im Bereich Bitburg – Igel (circa 40 Kilometer) wurde die entwidmete Trasse zum großen Teil in einen befestigten Radweg umgewandelt (Nimstal-Radweg/Sauertal-Radweg), im südlichen Bereich tangiert die ehemalige Bahntrasse teilweise auch die nachfolgend erbaute B 418. Auf einigen Kilometern ist die Trasse auch in einen Dornröschenschlaf verfallen; die Natur erobert sich hier zurück. Ein ganz kleiner Teil der Grundstücksfläche wurde privat verkauft und teilweise überbaut.

 
Südportal des Ralinger Tunnels

Am 16. April 2002 haben die Stadtwerke Bitburg die 6,2 Kilometer lange Bahnstrecke Bitburg-Stadt – Bitburg-Erdorf von der DB angekauft und als Eisenbahninfrastrukturunternehmen des öffentlichen Verkehrs hatten sie seit dem 26. Juli des gleichen Jahres die Genehmigung zum Betrieb der Bahnstrecke.[2] An dem Kaufpreis von einer Million Euro, haben sich die RWE mit 40 Prozent beteiligt und damit eine Garantie erhalten, dass 30 Jahre lang Trafotransporte für das Umspannwerk Niederstedem darüber abgewickelt werden können.[3] Seit Anfang 2008 kreuzt eine Verbindungsstraße die Gleise in Höhe des Bitburger Bahnhofsgeländes in Verlängerung der Güterstraße mit einem niveaugleichen Bahnübergang. Dort, wo bis vor Jahren Ladegleise im Bahnhof Bitburg-Stadt verlegt waren, verläuft heute parallel zum verbliebenen Gleis ein Radweg. Seit 2013 steht hier zudem ein Seniorenheim. Anfang August 2014 wurde wegen des defizitären Betriebs und anstehender Streckeninvestitionen das Stilllegungsverfahren gemäß § 11 AEG eingeleitet und Mitte Oktober beschloss die Stadt Bitburg die Strecke zu verkaufen. Wegen der Anbindung des Umspannwerkes Niederstedem hat der Stromnetzbetreiber Amprion, ein RWE-Beteiligungsunternehmen, 2015 die Bahnstrecke gekauft und seit Herbst 2015 wird die Strecke grundlegend im Auftrag des neuen Eigentümers saniert, da wegen der Erweiterung der Umspannanlage Niederstedem auch künftig mit Trafo-Transporten per Schiene bis Bitburg-Stadt gerechnet wird.

Die Anschlussbahn vom Bf Bitburg-Stadt zur ehemaligen US-Air Base Bitburg, heute ein Gewerbegebiet, ist nicht mehr befahrbar, da der Oberbau nach Auflassung durch die USAF 1994 nach und nach abgebaut oder verwildert ist und sich in einem schlechten Zustand befindet. In den vergangenen 20 Jahren hatte keine der dort ansässigen Firmen Bedarf an einem Gleisanschluss angemeldet und zeichnet sich auch nicht für die Zukunft ab, sodass eine Reaktivierung unwahrscheinlich ist.

Mit der Aufarbeitung der Geschichte dieser ehemaligen Nebenbahn befasst sich seit dem Jahre 2000 die AG Eisenbahngeschichte Nims-Sauertal-Bahn im Geschichtlichen Arbeitskreis Bitburger Land, Bitburg.

Heutiger Verkehr

Planmäßiger Eisenbahnverkehr findet auf der Strecke zurzeit nicht statt.

Personenverkehr: Nach der Einstellung des SPNV auf der Nims-Sauertalbahn 1969/1970 wurden die Leistungen jeweils von den Linienbussen der Deutschen Bundesbahn bzw. der Kraftpost übernommen. Zurzeit wird der ÖPNV von der RMV durchgeführt.

Güterverkehr: Die Güterzugverkehre von und zu dem letzten verbliebenen Bahnkunden, der Bitburger Brauerei, wurden zum 31. Dezember 2005 eingestellt und seitdem auf LKW verfrachtet. Seit Januar 2006 findet im Abschnitt Erdorf–Bitburg kein regelmäßiger Eisenbahngüterverkehr statt. 2010 wurde der Bahnhof zum Abstellen vorübergehend nicht benötigter Güterwagen der CFL benutzt. Bei Bedarf, das heißt mit jahrelangen Unterbrechungen, werden Trafotransporte nach Bitburg-Stadt durchgeführt, die dann weiter als Straßen-Schwertransport zum Umspannwerk Niederstedem gebracht werden (zuletzt: 12/2013 und 09/2015).

Sonderfahrten: Im Oktober 1980 befuhr eine Schienenbusgarnitur die Strecke bis Edingen (Bez Trier), veranstaltet von der DGEG. In den Jahren 1986, 1987 und 1988 wurden noch weitere, insgesamt vier, lokbespannte Sonderzüge bis Irrel (und z. T. bis zur Anschlussstelle Edingen (Bezirk Trier)) geführt. Seit den 1990er Jahren wurden bis Bitburg (Stadt) vereinzelt Sonderfahrten durchgeführt, zum Teil Nostalgiefahrten von Vereinen oder gecharterte Tanzzüge, zuletzt ist jährlich von 2009 bis 2014 im Rahmen des Raderlebnistages „Kylltal aktiv“ (jeweils an einem Sonntag im Juli) ein Pendelverkehr mit der Möglichkeit der Fahrradmitnahme zwischen Bitburg-Erdorf und Bitburg-Stadt von DB Regio Südwest mit einem Silberling-Wendezug bzw. Dieseltriebwagen (628) durchgeführt worden. 2015 wurde der Pendelverkehr nach Bitburg-Stadt nicht mehr weitergeführt, vermutlich da die 628er seit dem vorangegangenen Fahrplanwechsel nicht mehr eingesetzt werden.

Bauwerke und Denkmalschutz

In folgenden Ortschaften wurden feste Bahnhofsgebäude erbaut: Erdorf (im Rahmen der Eifelstrecke Trier - Köln), Bitburg, Messerich, Wolsfeld, Niederweis, Irrel, Edingen (Bez Trier), Ralingen, Wintersdorf, Metzdorf, Mesenich, Igel. Neben zahlreichen kleineren Brückenbauwerken, Über- und Unterführungen sowie Durchlässen sind folgende sonstige Bauwerke erwähnenswert: Kyllbrücke* bei Erdorf, Nimsbrücke zwischen Niederweis und Irrel, Irreler Tunnel (400 m),[4] Prümbrücke bei der Irreler Mühle, Menninger Viadukt*, Ralinger Tunnel (336 m),[5] Mesenicher Tunnel (827 m).[6] Als Kulturdenkmäler geschützt sind u. a. die mit *) gekennzeichneten Kunstbauten.[7]

Literatur

  • Die Nims-Sauertalbahn. Band 1: Von Erdorf nach Menningen. Bildband, zusammengefasst von Markus Schiffer und Jörg Husinger. Herausgeber ist der Geschichtliche Arbeitskreis Bitburger Land (GAK).
  • Sonderband 68/69 der Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes, gak-bitburg.de
Commons: Nims-Sauertalstrecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Besondere Schienennetz-Benutzungsbedingungen (SNB-BT) für die Strecke Bitburg-Erdorf – Bitburg-Stadt, gültig ab 12. Dezember 2010. (PDF) Stadtwerke Bitburg, 1. Oktober 2009, abgerufen am 3. Januar 2015.
  2. Eisenbahninfrastrukturunternehmen. Stadtwerke Bitburg, 20. November 2012, abgerufen am 3. Januar 2015.
  3. Strecke Bitburg-Erdorf – Bitburg. In: Bahn-Report. Band 33, 193, S. 54, 1. Januar 2015, ISSN 0178-4528, S. 59 (bahn-report.de [abgerufen am 3. Januar 2015]).
  4. eisenbahntunnel-portal.de
  5. eisenbahntunnel-portal.de
  6. eisenbahntunnel-portal.de
  7. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Eifelkreis Bitburg-Prüm. (PDF; 1,3 MB) Koblenz 2010.

Artikel im "Trierischen Volksfreund", Bitburger Zeitung, vom 07.10.2015 "Die letzten sechs Kilometer sind gerettet - Netzbetreiber investiert vier Millionen Euro in Bahnstrecke bei Erdorf"