Eschersheimer Landstraße

Straße in Frankfurt am Main
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Die Eschersheimer Landstraße in Frankfurt am Main ist eine der wichtigsten Ausfallstraßen der Stadt. Sie verläuft auf rund sechs Kilometer Länge vom Eschenheimer Tor in nördliche Richtung durch die Stadtteile Westend, Nordend und Dornbusch bis nach Eschersheim. Die Straße hat nicht nur verkehrliche Bedeutung, sondern war auch für die Stadtentwicklung wichtig: entlang der Eschersheimer Landstraße wuchs Frankfurt in Richtung Norden. Die Eschersheimer Landstraße wird fast auf ganzer Länge von den U-Bahn-Linien 1 bis 3 befahren, neun Stationen liegen in ihrem Verlauf.

Geschichte

Wie fast alle Frankfurter Landstraßen ist auch die Eschersheimer Teil eines historischen Verbindungswegs. Er führte vom Eschenheimer Tor, dem repräsentativsten Stadttor der Freien Reichsstadt, zunächst in das Dorf Eschersheim, querte dort die Nidda hinüber nach Heddernheim, und folgte dem Tal des Urselbachs über das Frankfurter Dorf Niederursel und Weißkirchen in die Stadt Oberursel. Die Straße führte weiterhin entlang des Bachs zur Hohemark, einem zu Frankfurt gehörenden Waldstück im Taunus und zum Taunusübergang am Sandplacken.

Verlauf

Eschenheimer Tor

 
Eschenheimer Turm

Die Eschersheimer Landstraße beginnt im Zentrum der Stadt, am Eschenheimer Tor in den Wallanlagen. Der dortige Eschenheimer Turm (1400-28) gehört zu den bekanntesten gotischen Bauwerken der Stadt. An diesem Platz stehen weitere markante Bauwerke, darunter das Volksbildungsheim, heute ein Großkino, oder das Bayer-Haus mit seinem überkragenden Flachdach. Das 2006 abgerissene Rundschau-Haus gehörte zu den wertvollsten Architekturzeugnissen der 50er Jahre in Frankfurt. Im Nachbargebäude des Volksbildungsheims befand sich das Theater am Turm (TAT), das einige Jahre vor seiner Schließung 2004 ins Bockenheimer Depot umzog. Das zum Theater gehörende TAT-Café war eine Institution im Frankfurter Nachtleben. Am Eschenheimer Tor zweigt die Bockenheimer Anlage nach Westen und die Eschenheimer Anlage nach Osten ab, beide sind Teil des Anlagenrings. Nach Nordosten führt der Oederweg, eine der Hauptstraßen des westlichen Nordend mit vielen Geschäften und Cafés.

Westend und Nordend

 
Eschersheimer Landstraße

Die südliche Eschersheimer Landstraße bildet die Grenze zwischen den Innenstadtbezirken Westend und Nordend. Die Straße ist hier, für eine Hauptverkehrsstraße etwas überraschend, relativ schmal und kurvenreich. Zahlreiche traditionelle Frankfurter Gründerzeithäuser sind hier erhalten, durchsetzt von Bürogebäuden der 60er bis 90er Jahre. Auf der westlichen Straßenseite steht die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, kruz darauf folgt die Abzweigung des Grüneburgwegs, der Hauptgeschäftsstraße des nördlichen Westend. An der Kreuzung mit der Fürstenberger Straße liegt rund 200 Meter östlich der Holzhausenpark mit dem erhaltenen Wasserschlösschen der alten Frankfurter Patrizierfamilie. Die Hammanstraße erinnert an ihren bekanntesten Vertreter, Hamman von Holzhausen.

Folgt man der Fürstenberger Straße statt dessen nach Westen, kommt man nach wenigen Minuten zum IG-Farben-Haus, dem neuen Sitz der Goethe-Universität, und zum Grüneburgpark.

Im weiteren verlauf der Eschersheimer Landstraße folgen zwei große Schulen, die Elisabethenschule auf der östlichen und die Holzhausenschule auf der westlichen Straßenseite.

Die nördliche Begrenzung der Innenstadt bildet der Alleenring, an einer großzügig ausgebauten Kreuzung stößt von Westen die Miquelallee, von Osten die Adickesallee auf die Eschersheimer Landstraße. An der Ecke zur Adickesallee steht das neue, monumentale Polizeipräsidium, eines der wichtigsten zeitgenössischen Bauwerke in Frankfurt.

Dornbusch

 
Dornbusch, Ecke Marbachweg

Jenseits des Alleenrings wird die Straße breiter. An der Kreuzung mit der Humser Straße wird die U-Bahn über eine Rampe an die Erdoberfläche geführt und verkehrt fortan ebenerdig in der Mitte der Straße, von den Fahrbahnen durch Metallzäune getrennt. Kreuzungsmöglichkeiten für Fußgänger bestehen nur an den Stationen. Bis in die 90er Jahre waren die U-Bahnstationen nur durch unterirdische Passagen zu erreichen, seitdem gibt es auch oberirdische Zugänge. Die Stadtteile Dornbusch und Eschersheim werde durch die U-Bahn-Trasse in zwei Teile getrennt. Diese „provisorische“ Streckenführung sollte nach ursprünglicher Planung längst durch eine unterirdische ersetzt worden sein, was aus Kostengründen jedoch bisher nicht geschah.

Der Mittelpunkt des Stadtteils Dornbusch liegt an der Kreuzung mit dem Marbachweg. Nicht weit davon entfernt liegt der Hessische Rundfunk und die Wöhlerschule. Das Haus Marbachweg 307 ist das Geburtshaus von Anne Frank, die jedoch bereits mit zwei Jahren in die nahe Ganghoferstraße 24 umzog, eine kleine Querstraße der Eschersheimer Landstraße.

In der Dornbuschsiedlung wird die gründerzeitliche Bebauung durch Zeilenbauten der 50er Jahre abgelöst, die mit der Giebelseite zur Straße stehen. Zwischen ihnen liegen eingeschossige Pavillons mit Geschäften. Zwischen Dornbusch- und Heinrich-von-Stephan-Siedlung liegt auf der östlichen Straßenseite der Sinaipark. Ab der Hügelstraße folgen wieder gründerzeitliche Blocks, überwiegend zweigeschossige Gebäude mit großen Zwerchhäusern.

Eschersheim

 
Eschersheim

Jenseits der Hügelstraße erreicht die Eschersheimer Landstraße des namengebenden Stadtteil. Das Wahrzeichen Eschersheims, nicht etwa eine Esche, sondern der mehrere Jahrhunderte alte Lindenbaum folgt nach kurzer Zeit auf der östlichen Straßenseite. Das zurückgesetzte Gebäuder der Ludwig-Richter-Schule bildet einen kleinen Platz, und der Lindenbaum hat hier sogar eine eigene U-Bahn-Station.

Das Stadtteilzentrum liegt an der folgenden Station „Weißer Stein“. Die Bebauung ist hier wieder recht städtisch geprägt. In einer Nebenstraße liegen die neuromanische Josephskirche und die Ziehenschule, eines der bekanntesten Gymnasien Frankfurts.

Der Straßenverkehr und die U-Bahn folgen ab hier der Straße Am weißen Stein zur Maybachbrücke über die Main-Weser-Bahn und die Nidda, während die nun viel schmalere Eschersheimer Landstraße in den Ortskerns Eschersheims führt. Die Straße endet an der Kreuzung mit der Nußzeil, die Fortsetzung heißt Zehnmorgenstraße.

Verkehr

 
U-Bahnhof Holzhausenstraße

Die Eschersheimer Landstraße ist seit ihrem Entstehen eine wichtige regionale Verkehrsachse. Von den nach Norden führenden Ausfallstraßen hatte und hat nur die Friedberger Landstraße größere, weil überregionale verkehrliche Bedeutung. Der über die Eschersheimer Landstraße erreichbare Taunusübergang unterhalb des Großen Feldbergs war ein wichtiger, wenn auch nicht der bedeutendste Pass über das Frankfurter Hausgebirge. Der Feldberg ist vom nördlichen Ende der Eschersheimer Landstraße bereits gut zu sehen.

Der heutige Straßenverkehr wird von der Eschersheimer Landstraße über die Maybachbrücke nach Heddernheim geführt, wo er auf die Rosa-Luxemburg-Straße trifft. Wie in früheren Zeiten dient die Strecke vor allem der Verbindung nach Oberursel und in den Hochtaunus.

Für den städtischen Schienenverkehr war die Eschersheimer Landstraße immer von größter Bedeutung. Seit fast 120 Jahren verkehren Bahnen in der Straße. Am 5. April 1888 eröffnete die Frankfurter Lokalbahn eine Pferdebahnstrecke vom Eschenheimer Tor bis zum Bahnhof der Main-Weser-Bahn in Eschersheim. Die Linie wurde noch im September desselben Jahres auf Dampfbetrieb umgestellt. Seit dem 2. November 1891 gab es am Eschenheimer Tor eine Verbindung zur städtischen Straßenbahn, die ab 21. Januar 1901 das (dafür elektrifizierte) Teilstück bis zur Holzhausenstraße mitbenutzte. Zum 7. August 1907 übernahm die Linie 23 der Städtischen Straßenbahn die gesamte Strecke bis nach Eschersheim, die 1909 bis nach Heddernheim verlängert wurde.

Im Mai 1910 kehrte die Lokalbahn in die Eschersheimer Landstraße zurück, die gemeinsam mit der Städtischen Straßenbahn betriebenen Linien 24 nach Oberursel und 25 nach Bad Homburg verkehrten durch die Straße. Die Frankfurter Lokalbahn wurde zum 1. Januar 1955 von der Städtischen Straßenbahn übernommen.

Ab dem 28. Juni 1963 wurde die Eschersheimer Landstraße zur Großbaustelle: Frankfurts erste U-Bahn-Linie wurde gebaut. Anders als heute üblich wurden U-Bahn-Tunnel damals in offener Baugrube gebaut, Straßenverkehr und Straßenbahnlinien mussten mehrere Jahre lang durch Parallelstraßen umgeleitet werden. Am 4. Oktober 1968 wurde die Strecke eröffnet, die Linie A1 fuhr von der Hauptwache durch die Eschersheimer Landstraße nach Heddernheim und weiter in die Nordweststadt. 1972 wurde die Linie 25 nach Bad Homburg, 1978 die 24 nach Oberursel auf U-Bahn-Betrieb umgestellt, die Linien erhielten später die heutigen Bezeichnungen U1 bis U3.