Vorname

Teil des Namens, der individuell identifiziert
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Der Vorname einer Person ist der Teil des Namens, der nicht die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt, sondern individuell identifiziert.

Die Vornamen eines Menschen werden nach seiner Geburt von seinen Eltern bestimmt. In manchen Ländern, so in den deutschsprachigen Ländern, gibt es Reglementierungen, die die Freiheit der Wahl des Vornamens einschränken.

Im Deutschen und in den meisten anderen europäischen Sprachen stehen die Vornamen (als individuelle Namen) vor dem Familiennamen (von regionalen Ausnahmen abgesehen), während beispielsweise im Ungarischen, Vietnamesischen, Chinesischen, Japanischen oder Koreanischen der von den Eltern bestimmte individuelle Name hinter dem Familiennamen steht. In Deutschland bezeichnet man als Rufnamen den- oder diejenigen Vornamen, unter denen eine Person angesprochen wird.

Im anglo-amerikanischen Sprachraum sind Zwischennamen gebräuchlich, die auch Mittelnamen (middle names) genannt und meistens mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden (middle initials). Auch im Ostfriesischen gibt es Zwischennamen. Im Russischen steht der Vatersname zwischen dem Vor- und dem Familiennamen.

Funktion

In westlichen Kulturen dient der Vorname innerhalb einer Familie zur Unterscheidung zwischen den Familienmitgliedern (im Unterschied zum Familiennamen, der die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt).

Die Namensgebung spielte im deutschen Sprachraum lange auch eine politische Rolle: Zum einen wurden von den Kirchen christliche und hebräische Namen gefördert (so ließ Johannes Calvin zur Taufe nur biblische Namen zu), zum anderen nahm die Zahl der gebräuchlichen unterschiedlichen Vornamen mit der Zeit ab.

Funktion (erster Teil eines zusammengesetzten Namens) und Bedeutung (Unterscheidungsname zwischen Familienmitgliedern) fallen in westlichen Kulturen zusammen. In vielen asiatischen und afrikanischen Kulturen wird allerdings erst der Familienname und danach der Familienmitgliedsname genannt. Das ist auch im Ungarischen der Fall. Im süddeutschen Sprachraum ist es gängige Praxis in der Umgangssprache. Beispiel: „der Köhlers Werner“ oder auch „der Köhler Werner“. Obwohl der Familienmitgliedsname in diesen Fällen nicht mehr vor dem Familiennamen steht, wird er trotzdem von Mitgliedern westlicher Kulturen Vorname genannt.

In einigen Ländern gibt es zwischen Vornamen und Familiennamen noch den Vatersnamen, wie zum Beispiel in Russland. Als Rufnamen dienen dann oft Vor- und Vatersnamen gemeinsam, zum Beispiel Iwan Wassiljewitsch. Der Vatersname ist dabei vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Aus einigen Vornamen haben sich im Lauf der Zeit auch Familiennamen entwickelt. Andererseits leiten sich auch viele heute als Vorname gebräuchliche Namen von Familiennamen ab. Die wissenschaftliche Disziplin der Namenforschung beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen.

Soziologisch gesehen gibt es einen Ablauf der Namensgebung, der sich in Wellenform immer wiederholt: Die soziale Oberschicht gibt ihren Kindern Vornamen, die besonders erwählt sind und sie vom einfachen Volk unterscheiden sollen. In den folgenden Jahrzehnten gibt die Unterschicht ihren Kindern auch diese Namen. Dadurch werden diese Namen „gewöhnlich“, und die Oberschicht sieht sich veranlasst, neue Vornamen zu geben oder auf sehr alte und ungebräuchlich gewordene Namen zurückzugreifen oder Doppelnamen zu bilden. Um 1600 begann auf diese Weise die Bildung von Doppel-Vornamen. Als schließlich alle Kinder mehrere Vornamen hatten, begann die Oberschicht wieder, nur einen einzigen Vornamen zu vergeben. So folgt seit Jahrhunderten Modewelle auf Modewelle.

Motivation zur Namensgebung

Die Wahl des Vornamens hängt natürlich vorerst vom Kulturkreis und vielerorts vom Geschlecht des Kindes ab. Es gibt jedoch eine Anzahl weiterer Einflussfaktoren.

Bewusste Faktoren:

  • Hinweis auf ein physisches oder charakteristisches Merkmal: z. B. Melanie für ein schwarzhaariges Mädchen, da Vorlage:ELSalt melanos „schwarz“ bedeutet. (Dies war eher zu altgriechisch-römischen Zeiten Brauch.)
  • Segnung und Wünsche für das Leben dieses Kindes, z. B. Linde: der (Linden)Baum als Symbol[1] ehelicher Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und Bescheidenheit oder z. B. Mandy als Kurzform von Amanda, die Liebenswerte, die zu liebende (→ lateinisch amare „lieben“)
  • Hinweis auf die Abstammung/Tradition: Benennung nach Vorfahren, dem Taufpaten, Heiligen, oder biblischen Figuren etc. − Diese Motivation gibt es heute eher selten, war aber früher oft gebräuchlich. – Heute geschieht auch das Gegenteil: Kinder von Ausländern können einen Namen erhalten, der in der deutschen Sprache geläufig ist, auch wenn die Familie einen aus ihrer Sprache bevorzugen würde. Das Motiv liegt im Wunsch, einer Ausgrenzung aufgrund der Ungewöhnlichkeit des Namens vorzubeugen.
  • Euphonie (Wohlklang): Man sucht einen „schönen“ Namen. Manchmal werden Namen mit vielen Vokalen (besonders /a/ und /i/) bevorzugt. Stimmhafte Gleitlaute (/m/ und /l/) am Wortbeginn gelten als besonders schön. Auch kurze, wenn nicht sogar einsilbige Namen sind beliebt (wie z. B. Tim oder Paul). Außerdem soll oft der Vorname mit dem Familiennamen harmonieren.
  • Individualität: Das Kind soll einen individuellen, besonderen Namen haben. Nicht zuletzt deshalb bekommen in vielen Ländern Kinder (häufiger als früher) fremdsprachige Namen.
  • Motivation durch Bewunderung eines/r Prominenten: Eltern benennen ihr Kind nach einem ihrer Sport-, Musik- oder anderer Idole. (Heute eher selten; aber auch politische Einflüsse sind − auch umgekehrt als Vermeidung − möglich: So wurde der Name Adolf nach der Zeit des Nationalsozialismus bedeutend weniger oft zur Benennung herangezogen.)

Unbewusste Faktoren:

  • Erfahrungen mit Namensträgern − positiv oder negativ: Angenommen man sympathisiert überhaupt nicht mit einer Person namens „Karin“, wird man seinem Kind auch nicht jenen Namen geben, da man Schlechtes damit assoziiert.
  • Erfahrungen mit dem eigenen Namen.

Vornamen nach Regionen

Deutscher Sprachraum

Historische Entwicklung der Namen

Vorname/Rufname

Vornamen sind schon seit früheren Zeiten in Verwendung. Der Begriff „Vorname“ mag aber zur Verwirrung führen, da ein Mensch mehrere Vornamen besitzen kann und der VOR-Name einen NACH-Namen voraussetzt. Die Bezeichnung „Rufname“ ist also vielleicht für die Zeit der Einnamigkeit geeigneter, da bis ins Mittelalter im deutschen Sprachraum nur ein einziger Name üblich war. Allenfalls gab es einen individuellen Beinamen zur Unterscheidung, woraus zusammen mit den Übernamen die heutigen vererbten Familiennamen entwickelten, die aber noch längere Zeit durch Veränderungen in der Realität wechseln konnten.

Bildung von Rufnamen (historische Entwicklung)

Die germanischen Rufnamen waren bis zum 4. Jahrhundert nach dem Prinzip aufgebaut, zwei Namenglieder sinnvoll zu verbinden; z. B.: Gud-run, Sieg-run (run = Zauber, Geheimnis), Ger-hart (ger = Speer, hart = hart/streng). Viele Namensteile waren nur einseitig verwendbar, das heißt, sie waren entweder nur als Erstglied (z. B. man) oder nur als Zweitglied (z. B. run) in Gebrauch. Viele von ihnen konnten sowohl als Vorder- wie als Hinterglied des zusammengesetzten Namens fungieren (z. B. her und bert wie in Walt-her, Her-bert, Bert-hold). Außerdem hatten manche Namenglieder nur ein Geschlecht inne, wohingegen manche sowohl für weibliche als auch für männliche Namen verwendet werden konnten (z. B. Sieg in Sieglinde und Siegfried). Die anfänglich inhaltliche Wichtigkeit hielt sich aber nicht, mit der Zeit wurde der Rufname mit mehr Augenmerk auf Wohlklang und Abstammung gewählt.

Nicht-germanische Namen waren, nach der Römerzeit des Südens, erst ab dem 7./8. Jahrhundert wirklich präsent; man findet in dieser Zeit vorwiegend der Bibel entlehnte Namen; z. B. Christian, Elisabeth oder Daniel etc.

Im 12. Jahrhundert (dem „christlichen“ Mittelalter) waren Namen aus dem Neuen Testament verbreitet, die dem Deutschen oft angepasst oder verkürzt wurden, z. B.:

Auch Heiligennamen breiteten sich zu dieser Zeit vom Westen und Süden nach Norddeutschland aus, wobei diese von den Verehrungsgebieten abhingen, da je nach Region bestimmten Heiligen mehr Wichtigkeit beigemessen wurde; z. B.: Benedikt, Andreas, Elisabeth, Florian, Anton(ius).[2]

Mit der Renaissance unter dem Einfluss des Humanismus fanden griechische und lateinische Namen aus der Antike Eingang in die deutsche Namenwelt wie Hektor, Agrippa, Claudius, Julius, Augustus. Hohenzollernfürsten hießen zu dieser Zeit Albrecht Achilles, Albrecht Alcibiades, Johann Cicero. Vornamen wie Nachnamen von Gebildeten wurden gewöhnlich latinisiert wie beispielsweise Henricus, Martinus, Joachimus. Humanisten waren auch am germanischen Altertum interessiert und verbreiteten somit Namen wie Hildebrand, Hartmann, Reinhold.[3]

Die Reformation führte zu einem allgemeinen Rückgang im Gebrauch von Heiligennamen und es wurden bis in das 18. Jahrhundert alttestamentliche Namen wie Benjamin, Jonas, Daniel, David, Rebekka, Martha bevorzugt. Auf katholischer Seite bestimmte dagegen der 1566 erstmals herausgegebene Catechismus Romanus,[4] dass man (weiterhin) Namen von Heiligen wählen sollte. Eine ebensolche Empfehlung findet sich im 1614 erschienen Rituale Romanum. Bestimmte Namen entwickelten sich dadurch zu ausgesprochen katholischen Vornamen wie Ignaz / Ignatius, Vincenz, Xaver, Franz, Josef, Maria.[3] Maria entwickelte sich auch zu einem beliebten zweiten Vornamen bei Männern.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden dann auch französische (z. B. Charlotte, Babette) und englische (z. B. Alfred, Edith) Vornamen vergeben, die aber erst im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum noch gängiger wurden.

Die calvinistische Vorliebe für alttestamentliche Namen überdauerte das 18. Jahrhundert nicht und während dieses Jahrhunderts entwickelte sich dort eine Vorliebe für deutsche Namensbildungen mit moralischem Anklang wie beispielsweise Gottfried, Gotthold, Gotthelf, Fürchtegott, Liebfried. „Im großen und ganzen bereitete der Protestantismus eine Rückkehr zu germanischen Namen vor.“[3]

Ende des 19. Jahrhunderts nahmen die Doppelnamen (auch „Bindestrichnamen“ genannt) an der Zahl zu. Diese erfreuten sich besonders in den 1930ern und 1950ern großer Beliebtheit; z. B. Hans-Peter, Eva-Maria, Klaus-Dieter. Früher oder später existieren einige dieser Doppelnamen auch in zusammengeschriebener Form (Hanspeter 1810er, Evamaria 1880er, Klausdieter 1930er).

Die Welt der Vornamen wurde im 20. Jahrhundert immer internationaler. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die germanischen Namen eher unter (auch als Reaktion auf den Nationalsozialismus zu interpretieren), die hebräischen, griechischen und lateinischen nahmen ihren Platz ein; in weiterer Folge herrschte ein starker anglo-amerikanischer Einfluss. Vor allem durch internationale Medien wie Fernsehen und Rundfunk oder Literatur kam man mit vielen fremdsprachigen Namen in Kontakt und übernahm sie ins Deutsche. Heute ist auch die Entlehnung aus allen europäischen Ländern − von Skandinavien bis zum Balkan − gängig.

Als Kontrast zur internationalen Namenvielfalt entwickelt sich teilweise eine Gegenströmung zur Bewahrung der alten germanischen Namen.

Seit den 1950er-Jahren gewannen anglophone und romanische Vornamen wie Jennifer, Mike oder aber Natalie und Marco an Bedeutung. Obwohl in beiden Teilen Deutschlands verschiedene Namen die größte Beliebtheit hatten (Peggy, Mandy und Ronny sind oft zitierte Beispiele für die DDR[5]), war die Tendenz in beiden Staaten gleich.

Vor allem folgende Faktoren sind für diese Änderungen verantwortlich:

  • das Aufgeben familieninterner Traditionen (zum Beispiel: Benennung des ältesten Sohnes nach dem Vater oder Großvater, Erbnamen; Benennung nach den Taufpaten);
  • das Streben nach Individualität: die Einzigartigkeit der Kinder soll sich auch in einzigartigen Namen widerspiegeln;
  • das Vermeiden von Namen, die für die Eltern- und Großelterngeneration typisch sind;
  • der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens in der Gesellschaft (somit auch unbewusste Verwendung von Namen mit christlichem Hintergrund);
  • der nach Holocaust und Zweitem Weltkrieg als problematisch empfundene Rückgriff auf nationale deutsche Traditionen;
  • das hohe Prestige der westeuropäischen und nordamerikanischen Länder in beiden Teilen Deutschlands;
  • erhöhter Konsum der Massenmedien, in denen Produktionen aus den USA, Großbritannien und Frankreich dominieren;
  • verstärkte Internationalisierung der Kultur;
  • Verstärkte Berücksichtigung phonetischer Kriterien (möglichst vokalreiche Namen für beide Geschlechter, weibliche Vornamen auf -a, Zurückhaltung gegenüber den Phonemen /p/, /t/ und /k/).[6].

Einflussfaktoren, die ausgeschlossen werden können:

  • Immigration in die deutschsprachigen Länder – Typische Vornamen der Immigrantengruppen blieben auf diese beschränkt.
  • Internationaler Tourismus – Zunahme westlicher Vornamen, obwohl die Reiseziele verschieden waren.

Bei der Übernahme fremder Namen war von jeher eine lautliche Anpassung zu beobachten. Zuerst wurden Namen adaptiert, die an traditionelle phonetische Gewohnheiten anschlussfähig waren. So wurde im Mittelalter aus Johannes Hans, aus Christian Christen und aus Marcus zunächst Marx. Manche Namen wurden auch in ihrer geschriebenen Form übernommen, obwohl die Aussprache in den Herkunftsgebieten eine andere war: So wurde span. Xavier als Xaver übernommen und nicht als Schabier und norweg. Harald als Harald und nicht als Harall.

Deutschland

Österreich

Rechtliche Situation

In Österreich darf eine Person mehrere Vornamen tragen. Für die Namenswahl gelten diese Einschränkungen:[7]

  • Nicht als Vorname gebräuchliche Bezeichnungen dürfen nicht verwendet werden.
  • Bezeichnungen, die dem Wohl des Kindes abträglich sind, sind ebenfalls verboten.
  • Zumindest der erste Vorname muss dem Geschlecht des Kindes entsprechen (§ 13 Personenstandsgesetz 2013).[8]

Zur Wahl des Vornamens eines Kindes sind die Eltern berechtigt, bei unehelicher Geburt ist es das Recht der Mutter. Beim zuständigen Standesamt muss dafür schriftlich die Erklärung des Vornamens eingereicht werden; sie ist Voraussetzung für die Ausstellung der Geburtsurkunde. Wird die Erklärung nicht gleich bei der Anzeige der Geburt abgegeben, muss sie spätestens innerhalb eines Monats nach der Geburt beim Standesamt erfolgen. Können sich die Eltern eines ehelich geborenen Kindes nicht auf den oder die Vornamen einigen, oder geben sie keinen oder unzulässige Vornamen an, wird das Pflegschaftsgericht verständigt.

Häufigkeit

Im Jahr 2010 wurden Neugeborene unter den österreichischen Staatsbürgern mit den Vornamen Anna und Lukas als häufigste benannt. Lukas ist dabei bereits seit 1996 der häufigste Name.[9]

Deutschschweiz

Häufigkeit

Wie in anderen Teilen des deutschen Sprachraums, so sind auch in der Deutschschweiz einige Vornamen üblich, die im übrigen deutschen Sprachraum so gut wie nicht vorkommen. Dazu gehören Beat, Reto, Urs und Regula.

Rechtliche Situation

Nach Schweizer Namensrecht gibt es Vornamen wie Andrea, die das Geschlecht nicht eindeutig bestimmen. Solche Vornamen müssen mit einem anderen eindeutig männlichen oder weiblichen Vornamen kombiniert werden (z. B. Andrea Luigi, Andrea Franziska), oder man muss ausweichen auf eine eindeutig das Geschlecht bezeichnende Namensvariante (z. B. Andreas, Andre, André für Knaben bzw. Andrée, Andreina, Andrina, Andrietta für Mädchen). Weitere Beispiele solcher Namen sind Dominique, Gabriele, Sascha und Simone.

Griechenland

In Griechenland werden zumeist christliche, seltener antike Vornamen vergeben. Traditionell wurde bei der ersten Tochter immer der Vorname der Großmutter väterlicherseits und beim ersten Sohn der Vorname des Großvaters väterlicherseits vergeben. Entsprechend bei den zweiten Kindern die Namen der Großeltern mütterlicherseits. Modenamen sind eher selten und ein Phänomen der letzten Jahre (auch hier oft antike Namen wie Iason oder Danae, aber kaum je solche z.B. aus dem angelsächsischen Raum).

Während mehrere Vornamen unüblich sind, wird der Vorname des Vaters (in der Genitivform) als Mittelname geführt und auch in Identitätspapieren angegeben.

Italien

Die zehn beliebtesten Namen für Neugeborene in Italien im Jahr 2007 waren bei Mädchen Giulia, Sofia, Martina, Sara, Chiara, Aurora, Giorgia, Alessia, Francesca, Alice, und bei Jungen Alessandro, Andrea, Matteo, Lorenzo, Gabriele, Mattia, Luca, Davide und Riccardo.[10]

Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils von Katholiken sind viele Vornamen an den Namen von Heiligen und der Jungfrau Maria orientiert.

In einigen italienischen Regionen ist es Tradition, den ersten Sohn nach dem Großvater väterlicherseits, den zweiten Sohn nach dem Großvater mütterlicherseits, die erste Tochter nach der Großmutter väterlicherseits und die zweite Tochter nach der Großmutter mütterlicherseits zu benennen. Dies führt zu einer starken Verbreitung von traditionellen Vornamen.

Siehe auch: Italienische Personennamen germanischer Wurzel.

Polen

In Polen werden die einem neugeborenen Kind vergebenen Vornamen gemäß dem Gesetz über Standesakten (pln. Prawo o aktach stanu cywilnego)[11] gesetzlich wie folgt eingeschränkt:

  • Es dürfen nicht mehr als zwei Vornamen vergeben werden.
  • Der Vorname oder die Vornamen dürfen nicht grotesk oder derb sein.
  • Kurz- und Koseformen sind keine zulässigen Vornamen.
  • Der Vorname oder die Vornamen müssen eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können.

Bis sechs Monate nach der Geburt des Kindes darf der Vorname bzw. die Vornamen durch die Eltern auf standesrechtlichem Weg nachträglich geändert werden. Sollte kein Elternteil innerhalb der Frist von 14 Tagen nach der Geburt den oder die Vornamen für das Kind bestimmt haben, hat der Standesbeamte über den Vornamen zu entscheiden und einen in Polen üblichen Vornamen seiner Wahl einzutragen.

Grundsätzlich muss jeder einzutragende Vorname gemäß der Verordnung über die Einzelheiten der Standesamtakten der in Polen üblichen Rechtschreibnorm entsprechen.[12] Dies bedeutet insbesondere, dass Vornamen mit den im polnischen Alphabet traditionell nicht vorhandenen Buchstaben Q, V und X nicht eingetragen, bzw. in der Rechtschreibung entsprechend polonisiert werden. So wird aus Kevin der Vorname Kewin und aus Roxana der Vorname Roksana. Auch sonstige vom Polnischen abweichende Schreibweisen werden entsprechend der Aussprache angeglichen. Aus Jessica wird Dżesika und aus Brian wird Brajan. Eine gesetzlich verankerte Liste der eintragungsfähigen Vornamen besteht nicht, allerdings wird von den Standesämtern in Zweifelsfällen üblicherweise die Liste des Rates der Polnischen Sprache als Referenz verwendet.[13]

Da die gesetzlichen Bestimmungen nur die Eintragung, jedoch nicht die Führung der Vornamen betreffen, kann es vorkommen, dass polnische Bürger Namen tragen, die nicht den obigen Regelungen entsprechen. Dies kann sich beispielsweise durch die Geburt im Ausland oder eine Einbürgerung ergeben. Ferner besteht die Einschränkung auf höchstens zwei Vornamen erst seit 1952 und die davor geborenen Personen können weiterhin auch drei oder mehr Vornamen tragen.

Ostasien (China, Korea, Vietnam)

In China, Korea, Vietnam und anderen ostasiatischen Staaten haben Vornamen eine andere Funktion. Sie identifizieren ihren Träger mehr als in Europa, was notwendig ist, da in diesen Ländern die Bevölkerung sich nur wenige Familiennamen teilt. Der Vorname kann beliebig aus einem oder zwei Morphemen der Sprache gebildet werden, die klassisch jeweils als chinesische Schriftzeichen geschrieben werden. Es besteht also eine fast unbeschränkte Anzahl an zulässigen Eigennamen. In vielen Familien wird ein Morphem des Vornamens identisch an alle Nachkommen derselben Generation vergeben (Generationenname).

Anders als bei europäischen Vornamen gibt es keine festgelegte Zuordnung von Eigennamen zum Geschlecht des Trägers (bis auf Modewellen, die gewisse Eigennamen gehäuft auftreten lassen und manchmal ein bestimmtes Geschlecht des Trägers vermuten lassen). Die Bezeichnung „Vorname“ für die ostasiatischen Eigennamen ist irreführend, da sie in Ostasien durchweg hinter den Familiennamen gestellt werden. Auch die Bezeichnung „Rufname“ ist unpassend, da der Eigenname in Ostasien außer im engsten Familienkreis fast nie zur Anrede verwendet wird. Zur formalen Anrede wird entweder der vollständige Name gebraucht oder der Familienname, ggf. ergänzt durch eine Funktionsbezeichnung (zum Beispiel „Kollege“). Im Freundeskreis werden meistens der Familienname mit dem Zusatz „ehrwürdiger/junger“ oder Spitznamen zur Anrede verwendet, und unter Verwandten ist die Anrede mit dem Verwandtschaftsgrad üblich, wofür es sprachlich differenziertere Begriffe als in Europa gibt (zum Beispiel chinesisch 妹妹 mèimèi = ‚jüngere Schwester‘, 大伯 dàbó = ‚älterer Bruder des Vaters‘ etc.).

Siehe auch

Literatur

Namenkunde allgemein
  • Andrea Brendler / Silvio Brendler: Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch von Abasisch bis Zentralladinisch, Hamburg: Baar 2007, ISBN 978-3-935536-65-3.
  • Jürgen Gerhards: Die Moderne und ihre Vornamen. Eine Einladung in die Kultursoziologie. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-13887-1.
  • Jürgen Gerhards: Globalisierung der Alltagskultur zwischen Verwestlichung und Kreolisierung: Das Beispiel Vornamen. In: Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis. Jg. 54, Heft 2, Bonn 2003.
  • Michael Mitterauer: Traditionen der Namengebung, Verlag Böhlau Wien Köln Weimar 2011 ISBN 978-3205786450.
Deutsch, allgemein
  • Michael Mitterauer: Ahnen und Heilige. München 1993, ISBN 3-406-37643-6.
  • Dieter Geuenich, Ingo Runde (Hrsg.): Name und Gesellschaft im Frühmittelalter. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger. (= Deutsche Namenforschung auf sprachgeschichtlicher Grundlage 2), Hildesheim / Zürich / New York 2006, ISBN 3-487-13106-4.
  • Dieter Geuenich [u.a.] (Hrsg.): Nomen et gens. Zur historischen Aussagekraft frühmittelalterlicher Personennamen. Berlin u. New York 1997, ISBN 3-11-015809-4.
  • Jürgen Eichhoff, Wilfried Seibicke, Michael Wolffsohn, Duden-Redaktion, Gesellschaft für deutsche Sprache (Hrsg.) Thema Deutsch, Band 2, Name und Gesellschaft: Soziale und historische Aspekte der Namengebung und Namenentwicklung. Bibliographisches Institut, Mannheim 2001, ISBN 3-411-70581-7.
Vornamenlexika, deutsch
  • Duden. Das große Vornamenlexikon. Bearbeitet von Rosa und Volker Kohlheim. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-06083-2.
  • Margit Eberhard-Wabnitz, Horst Leisering: Knaurs Vornamen-Buch. Herkunft und Bedeutung. Lexikographisches Institut, München 1984.
Vornamenlexika, deutsch regional
  • Reinhold Trautmann: Die altpreußischen Personennamen. 1925.
Commons: Vornamen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Vorname – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:International/Männliche_Vornamen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:International/Weibliche_Vornamen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:International/Vornamen_mit_mehrdeutiger_Geschlechtszugehörigkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. http://zauber-pflanzen.de/tilia.htm
  2. Beispiel der regionalen Namensgebung im 15. Jahrhundert in Süddeutschland: Sara L. Uckelman: 15th Century Bavarian Names. In: ellipsis.cx/~liana/names/. 22. November 2005, abgerufen am 1. April 2014 (englisch).
  3. a b c Rudolf E. Keller, Karl-Heinz Mulagk (Hrsg.): Die deutsche Sprache und ihre historische Entwicklung. 2. Auflage. Buske Verlag, 1995, ISBN 3-87548-104-6, S. 450 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 1. April 2014]).
  4. Pars. II, Caput II., dann unterschiedliche Zählung, Textstelle beginnend mit "Nomen ab aliquo sumendum est, ..."
  5. Die DDR und der Westen: Transnationale Beziehungen 1949–1989 Ulrich Pfeil, Ch. Links Verlag, 2001, ISBN 3861532441, S. 18, hier S. 18
  6. http://www.uni-leipzig.de/~kuwi/forsch_C_02.html
  7. Namensrecht auf help.gv.at (abgerufen am 26. Mai 2008)
  8. Volltext
  9. Häufigste Vornamen bei Neugeborenen mit österreichischer Staatsbürgerschaft auf der Seite de Statistik Austria abgerufen am 30. Dezember 2011
  10. Vornamen 2007, ISTAT 2009
  11. Ustawa Prawo o aktach stanu cywilnego auf sejm.gov.pl (abgerufen am 14. August 2012)
  12. Ustawa Rozporządzenie Ministra Spraw Wewnętrznych i Administracji (...) zmieniające rozporządzenie w sprawie szczegółowych zasad sporządzania aktów stanu cywilnego... auf sejm.gov.pl (abgerufen am 14. August 2012)
  13. Die Empfehlungen des Rates der Polnischen Sprache für die Standesbeamten, Die Liste der in Polen benutzten Vornamen sowie Die Erweiterung der Liste der in Polen benutzten Vornamen (unten die Liste der ausdrücklich nichteintragungsfähigen Vornamen) auf rjp.pan.pl (abgerufen am 14, August 2012)