Lanz Bulldog

historisches Traktormodell
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Bulldog ist heute nur mehr eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen Traktor oder Ackerschlepper. Geprägt wurde dieser Ausdruck jedoch durch die legendären Lanz Bulldog Ackerschlepper, die Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts unter der Typenbezeichnung "Bulldog" von der Firma Lanz (Heinrich Lanz Aktiengesellschaft, Mannheim), heute John Deere, hergestellt wurden.

Lanz Bulldog (1955)
Lanz Bulldog Bj. 1928 (techn. Daten in Bildbeschreibung)
Lanz Bulldog
Datei:Lanz im Muttental.jpg
Lanz Bulldog D4016
Lanz Bulldog
Lanz Bulldog
Lanz Bulldog
Datei:Lanz3.JPG
Lanz Bulldog
Lanz GK (1939)
Lanz Bulldog (1949)

Der Name wurde vom Aussehen der ersten Bulldog-Motoren abgeleitet, da diese Ähnlichkeit mit dem Gesicht einer Bulldogge hatten.

Das Herzstück eines jeden Bulldog war über die gesamte Fertigungszeit in über 250.000 Einheiten der einzylindrige Bulldog-Motor, der nach dem Glühkopf-Prinzip (Glühkopfmotor) arbeitete.

Der Erfolg des Bulldog war seine Einfachheit und Robustheit, in vielen anderen Disziplinen, wie Zugleistung, Technologie oder Verbrauch waren die Bulldogs zumal ab dem Einsatz der ersten Dieselschlepper meist unterlegen, was ihrem Erfolg jedoch keinen Abtrag tat. Darüberhinaus fuhr der zuverlässige Bulldog bereits, als es dieselgetriebene Traktoren noch gar nicht gab und die benzingetriebenen Schlepper waren im rauhen Betrieb der Landwirtschaft sehr unzuverlässig. Ein weiterer Vorteil des Bulldog war der billige Treibstoff, die Unempfindlichkeit und die Tatsache, dass diese Treibstoffe nicht explodierten, wie das bei benzingetriebenen Traktoren häufig der Fall war.

Bulldog-Motor

Der Bulldogmotor wurde ab etwa 1918 entwickelt von dem Ingenieur Dr. Fritz Huber (* 8. März 1881; † 14. April 1942). Von ihm stammt der legendär gewordene Satz: Ein Schlepper kann nicht einzylindrig genug sein. Der Glühkopfmotor ist ein ventil- und vergaserloser Zweitakt-Diesel mit Kurbelgehäuse-Aufladung. Zum Starten muss die Glühnase, welche sich im Zylinderkopf befindet, erhitzt werden.

Stationäre Motoren

Bulldog hieß zuerst eigentlich nur der Motor, den man in ortsfester Bauweise als Ortbulldog, und in ortsbeweglicher Bauweise als Gespannbulldog (nicht selbstfahrend, sondern von Pferden gezogen) als preiswerte Lokomobile erwerben konnte.

Somit begann der Siegeszug des Bulldog im Wettbewerb gegen die betriebskosten- und arbeitsintensiven Dampfmaschinen und sein Ruf war bereits gefestigt, als Wettbewerber begannen, preiswerte und brauchbare Traktoren mit Benzin- oder Dieselmotoren zu bauen. Es gab den Bulldog sogar in Feldbahnen (Typ FM) und Lokomotiven (Schienenbulldog).

Als man erkannte, dass der Bulldog nicht nur Sägen, Mühlen, Steinbrecher und Dreschmaschinen antreiben konnte, sondern auch sich selbst zusammen mit Ackergeräten, entstanden etwa um 1921 die Lanz-Ackerschlepper mit dem robusten Glühkopfmotor, die ab 1923 in Serie gingen.

Ackerschlepper

Die ersten Ackerschlepper-Typen, der HL-Bulldog, sowie der bereits mit Allrad und Knicklenkung versehene HP-Bulldog besaßen noch den ersten Motor mit einer Bohrung von 190 mm und einem Hub von 220 mm und 12 PS bei 320 1/min, später 420 1/min. Der HP war bereits mit Verdampfungskühlung ausgestattet.

Getriebe

Zu dieser Zeit hatten die Bulldogs entweder gar kein Getriebe oder nur ein Zweiganggetriebe ohne Rückwärtsgang. Zum Rückwärtsfahren musste die Drehrichtung des Motors umgesteuert werden - ein Vorgang, der Übung erforderte.

Varianten - Modelle

Es gab noch in geringer Stückzahl eine 8 PS-Variante (ca. 3 Liter Hubraum) mit dem Namen Mops, sowie eine vom Lanz Feldmotor, einem Benzintraktor in Rahmenbauweise, abgeleitete Glühkopf-Variante mit einem stehenden 2-zyl. Glühkopfmotor mit 12,4 Liter Hubraum, den sog. Felddank (38 PS).

Als geeignete Brennstoffe nannte Lanz in seinen Prospekten: "Braunkohlenteer-Gasöl, mineralisches Gasöl, vegetabile und animalische Öle, Petroleum". Der Bulldog-Motor war also ein echter Vielstoffmotor.

Der HP, sowie der Felddank waren jedoch angesichts der Inflation und der Weltwirtschaftskrise zu aufwändig und teuer. Die Verkaufserfolge blieben aus (Felddank ca. 800 Stück, HP ca. 720 Stück Gesamtproduktion). Eine einfachere preisgünstigere Variante musste her.

So entstand der erste "Großbulldog", der Typ HR (beginnend mit der Typenbezeichnung HR2, später hochnumeriert bis HR8) mit 22/28 PS und Verdampferkühlung. Er hatte bereits das typische Bulldog-Aussehen, das bis zur Einstellung der Fertigung prägend blieb. Verändert wurde dieses nur noch durch die einige Jahre später eingeführte, wesentlich effektivere Thermosyphonkühlung. Ab dieser Zeit hießen die Bulldogs "Kühlerbulldog".

Die HR-Baureihe hatte auch schon den bis zur Umstellung auf Halbdiesel- und Volldieseltechnik verbauten Motor mit ca. 10,3 Litern Hubraum, resultierend aus einem Bohrung/Hub-Verhältnis von 225 mm/260 mm. Der Prototyp des HR war sogar noch mit Allradantrieb und Differenzialsperren ausgestattet.

Dem Zwang zur Einsparung wurde jedoch Allradantrieb, ja sogar die Differenzialsperre geopfert und ab dieser Zeit gab es nur mehr einzylindrige hinterradangetriebene Bulldogs bis zum Ende der Fertigung.

Durch Änderung der Enddrehzahl von zuerst 500 1/min mit 22/28 PS, später 35 PS bis zu 750 1/min mit 45/55 PS konnte dieser Motor bis in die 1950-er Jahre mit dem Wettbewerb mithalten. Der hohe Verbrauch der Glühkopftechnik erforderte jedoch ein Umdenken und so wurde in den 1950-er Jahren zuerst auf Halbdiesel, später auf Volldiesel umgestellt.

Kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde ein weiterer kleinerer Bulldog mit 15 PS vorgestellt, der sog. Bauernbulldog. Er hatte bereits ein mechanisches Hubwerk für Anbaugeräte. Auch eine mittlere Baureihe (Typ HN) mit ca. 4,7 Liter Hubraum wurde gebaut.

Während der Bulldog-Ära gab es verschiedene Baureihen mit heute z. T. seltsam anmutenden Namen vom einfachen "Ackerluft-Bulldog" über "Verkehrsbulldog" bis hin zum Schnelläufer "Eilbulldog", den es mit festem Führerhaus und Schnellgang gab. Diese Begriffe, zu denen noch der "Gummibulldog", der "Doppelbulldog", der "Teerölbulldog" und etliche weitere gehören, bezeichneten eigentlich Ausstattungsmerkmale.

Der Gummibulldog war die Straßenausführung des HL mit Elastikbereifung (eine Vollgummibereifung bevor die Luftreifen eingesetzt wurden), der Doppelbulldog hatte - im Gegensatz zum normalen HL ein 2-Gang-Getriebe. Der Teerölbulldog war speziell für den Einsatz dieses Treibstoffs mit einem geänderten Zündsack im Glühkopf ausgerüstet.

Da die Bulldogs, der Lanz'schen Tradition folgend, in höchstmöglicher Qualität gefertigt wurden und aufgrund der Motorentechnologie quasi von jedem Dorfschmied gewartet werden konnte, wurde das Wort Bulldog verdient zum Synonym für Robustheit und Leistung.

Bildergalerie

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