Vogelgrippe ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Viruserkrankung der Vögel, hervorgerufen durch Influenzaviren. Der Begriff Vogelgrippe ist unscharf. Damit wird einerseits der in der veterinärmedizinischen Literatur und in der Tierseuchengesetzgebung verwendete Begriff Geflügelpest oder in der englischsprachigen Fachliteratur HPAI (high pathogen avian influenza = hochpathogene aviäre Influenza) gemeint. Daran sterben Vögel. Damit kann aber auch LPAI (low pathogen avian Influenza = niedrigpathogene aviäre Influzena) gemeint sein, ein grippaler Infekt von Vögeln. In jüngerer Zeit wird der Begriff „Vogelgrippe“, allerdings meist im populärwissenschaftlichen Gebrauch, zunehmend nur für jene Unterform dieser Erkrankung verwendet, die durch den Virus-Subtyp Influenza A/H5N1 verursacht wird.
Wie alle anderen durch Influenzaviren verursachten Geflügelkrankheiten ist die Vogelgrippe eine anzeigepflichtige Tierseuche. In Einzelfällen sind die Viren in den vergangenen Jahren auch auf Säugetiere und auf Menschen übertragen worden, die Erkrankung ist also eine Zoonose.


Aufbau des Virus
Das Virus Influenza A/H5N1 besitzt 12 Proteine. Der Durchmesser des Virus liegt bei etwa 100 Nanometer. Insgesamt besteht es aus 14.000 genetischen Bausteinen. Zum Vergleich: Der Mensch verfügt über 3,2 Milliarden genetische Bausteine.
Überlebensdauer der Viren in der Umwelt
Der Erhalt der Infektionsfähigkeit des Erregers ist in der Außenwelt nicht sehr hoch, jedoch kann das Virus, geschützt durch organisches Material wie Körpersekrete, Kot und Ähnliches, insbesondere bei niedrigen Temperaturen, einige Monate überstehen. Infektiös bleiben die Viren im Allgemeinen 105 Tage in Flüssigmist, 30 bis 35 Tage in Kot und Geflügelfleisch oder bei 4°C gelagerten Eiern, sowie sieben Tage lang bei 20°C. Nach bisherigen Erkenntnissen ist eine Übertragung über durchgegarte Geflügel- und andere Fleischprodukte ausgeschlossen.
Übertragung von Tier zu Tier
Grundsätzlich beobachtet man die gleichen Infektionswege wie bei anderen Influenzaviren: die Viren verbreiten sich über Kotpartikel sowie beim Schlachten über Blut, daneben auch über Kleidung und Arbeitsgeräte.
Vögel
Wild lebende Wasservögel
A/H5N1 fiel in Asien zunächst dadurch auf, dass durch dieses Virus auch viele von anderen Influenza A-Viren weniger stark gefährdete Zugvögel getötet wurden. Influenza A-Viren sind unter wild lebenden Enten und anderen Wasservögeln weit verbreitet; diese Tiere werden daher als „natürliches Reservoir für das Virus“ bezeichnet. Charakteristisch für solche Reservoirwirte ist häufig, dass sie selbst gar nicht oder zumindest nicht schwer erkranken. Evolutionsbiologen deuten derartige Formen einer Koexistenz dahingehend, dass sich auf längere Sicht vor allem jene Virus-Varianten in der Population ihrer Reservoirwirte verbreiten, die ihre Wirte nicht töten. Wird nämlich der Wirt - zumal sehr rasch - getötet, stirbt mit ihm auch die im Wirt ansässige Viren-Population ab; größere Vermehrungschancen haben daher jene Varianten eines Virustyps, die ihn langfristig zur Vermehrung und Verbreitung nutzen (attenuierte Viren).
Wanderwasservögel, See- und Küstenvögel gelten als weniger anfällig für die Erkrankung. Aber auch sie können Vektoren sein, und ihr Wanderverhalten (Vogelzug) kann zur weiten geografischen Verbreitung beitragen.
Hausgeflügel
Eine Infektion mit A/H5N1 oder mit anderen Influenza A-Viren kann besonders bei Hühnern und Puten, aber auch bei Fasanen, Wachteln und Perlhühnern zu schwerwiegenden Krankheitszuständen bis hin zum raschen Tod führen. Wegen des hierdurch möglichen, erheblichen wirtschaftlichen Schadens wurden auf der Grundlage des Tierseuchengesetzes durch diverse Verordnungen, in Deutschland zum Beispiel durch die Geflügelpest-Verordnung, Vorkehrungen getroffen, welche Schutzmaßnahmen nach dem Auftreten von Influenza-Infektionen zu treffen sind.
Von welchen Wirtstieren A/H5N1 auf Zuchtgeflügel überging, ist bisher nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass dieser Erreger bereits vor seinem ersten Hervortreten unter Hühnervögeln (im Jahr 1997 in Hongkong) unter südchinesischen Enten und Gänsen verbreitet war. Aufgrund der raschen Reaktion der Behörden von Hongkong, die den gesamten Zuchtgeflügelbestand töten ließen, habe man offenbar alle für Hühnervögel gefährlichen Virusvarianten ausrotten können. Bei den erneuten Ausbrüchen des Erregers Ende 2003 / Anfang 2004 in anderen Regionen Südostasiens wurde nicht mit ähnlich drakonischen Maßnahmen reagiert, mit der Folge, dass A/H5N1 sich von Jahr zu Jahr weiter ausbreiten konnte. Tauben sollen zwar selbst nicht sehr empfänglich für A/H5N1 sein, es wird aber befürchtet, dass sie die Erreger als mechanische Vektoren im Gefieder verbreiten.
Im Sommer 2005 haben Robert Webster vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis (USA) und seine Forscherkollegen aus Asien festgestellt, dass der Subtyp A/H5N1 die Hausenten in Asien inzwischen weniger stark erkranken lässt als noch vor Jahren. Damit bestehe die Gefahr, dass diese Hausenten als neue Reservoirwirte zu einem Sammelbecken für A/H5N1-Varianten werden und sie somit auch die Erreger auf andere Tierarten und den Menschen zunehmend übertragen können, denn sie scheiden die Viren ungewöhnlich lange über Kot und Atemwege aus.
Säugetiere
Säugetiere sind weniger empfänglich für das Virus, werden aber - wie zum Beispiel Hausschweine, aber auch Menschen - gelegentlich infiziert.
Am 26. Mai 2005 hatte beispielsweise die Fachzeitschrift Nature berichtet, dass offizielle Stellen in Indonesien A/H5N1 in Schweinen nachgewiesen hatten und befürchteten, das Virus könne in einigen Teilen des Landes die Hälfte aller Schweine infiziert haben, ohne bei ihnen Krankheitssymptome auszulösen. Zuvor hatte es bereits aus China Berichte über H5N1-Funde in Schweinen gegeben.
Hunde
In der Zeitschrift Nature vom 16. Februar 2006 wurde eine schon länger bekannte Studie des thailändischen Nationalen Instituts für Tiergesundheit referiert, der zufolge bei 160 von 629 getesteten, gesundheitlich unauffälligen Straßenhunden und bei 8 von 111 Hauskatzen Antikörper gegen H5N1 gefunden wurden. Dies wies auf eine bestehende oder zumindest zuvor existiert habende Infektion mit dem Virus hin. Es war bislang jedoch nicht möglich, Hunde im Experiment gezielt mit A/H5N1 zu infizieren. Auch wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass Hunde an den Viren erkranken oder Viren ausscheiden und so zu ihrer Verbreitung beitragen. Eine Gefährdung des Menschen durch Hunde wird daher derzeit von den Experten als äußerst unwahrscheinlich eingestuft.
Katzen
Aus Thailand wurde im Jahr 2004 berichtet, dass in zwei Zoos mehrere Tiger, Leoparden und Hauskatzen nach dem Verzehr von infiziertem Geflügel an A/H5N1 starben. Ende Juni 2005 starben in Vietnam, im 120 km südlich von Hanoi gelegenen Cuc Phuong National Park, drei Schleichkatzen (Hemigalus owstoni) an den Folgen einer H5N1-Infektion. Albert Osterhaus, Virologe an der Erasmus-Universität in Rotterdam, wurde in der Zeit vom 19. Januar 2006 zitiert, dass A/H5N1 Hunde, Pferde, Pumas, Tiger und Leoparden infiziert habe, im Tierversuch auch Mäuse, Frettchen, Affen und Hauskatzen. Der Virologe publizierte Anfang 2006 eine Studie, für die man Katzen mit A/H5N1 infiziert hatte. Nach deren Tod sei festgestellt worden, dass nahezu alle inneren Organe von den Viren befallen waren, so dass auch Leber und Nieren versagt hatten. Festgestellt wurde ferner, dass infizierte Katzen die Viren sowohl über die Atemwege als auch im Kot ausscheiden können.
Am 2. März 2006 wurde erstmals in Europa die Infektion einer Katze mit der hoch pathogenen Asia-Variante von A/H5N1 nachgewiesen. Das Tier war am 28. Februar tot auf der Insel Rügen in der Nähe der Wittower Fähre gefunden worden. Zwei weitere H5N1-Infektionen bei toten Katzen aus dem gleichen Gebiet wurden am 7. März bekannt. „Eine theoretisch nicht auszuschließende Ansteckung des Menschen kann vermutlich nur bei sehr innigem Kontakt mit infizierten Tieren erfolgen“, erklärte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI). Allerdings können sich Katzen untereinander infizieren. Das FLI empfiehlt daher Katzenbesitzern in den von H5N1-Infektionen betroffenen Gebieten, auf eine besondere Hygiene zu achten. Bei Anzeichen von schweren Erkältungen bei Katzen, die Freilauf in Gelände hatten, in denen H5N1 infizierte Vogelkadaver gefunden wurden, sollte der Tierarzt aufgesucht werden. Das FLI hat Empfehlungen für Tierärzte erstellt, die auf der Homepage des FLI abgerufen werden können.
Am 6. März 2006 gab der steirische Agrarlandesrat bekannt, dass der Speichel von drei Katzen in einem Grazer Tierheim wiederholt positiv im Labor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) befundet wurde. Dabei handelt es sich um jenes Tierheim, in welches der erste in Österreich infizierte Schwan gebracht und später der gesamte Federviehbestand getötet worden war. Laut Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat hatte man bei 40 Katzen aus einem Gehege, das an das Gehege der infizierten Vögel angrenzte, bei einem Routinetest Speichelproben entnommen. Nach wenigen Tagen sei das Virus aber bei keiner der 40, also auch bei keiner der drei zuvor infizierten Katzen, nachweisbar gewesen. Alle 170 Katzen des Tierheims sollen nun genau beobachtet werden, ob sie erkranken oder Virusträger sind. Die Viren seien wahrscheinlich durch Futter oder Exkremente übertragen worden, sagte der Direktor der steirischen Tierschutz-Behörde, Peter Wagner. Tests für die übrigen 130 Katzen stehen noch an. Unklar blieb zunächst, wie das Verschwinden der Viren zu erklären ist. Vermutet wurde, dass die Katzen entweder in der Lage waren, die Vermehrung der Viren zu stoppen oder dass die Tests falsch positiv waren.
Steinmarder
Am 9. März 2006 teilte das Friedrich-Loeffler-Institut mit, A/H5N1 sei auf ein weiteres Säugetier übergesprungen und habe einen Steinmarder infiziert. Das Tier war am 2. März auf der Insel Rügen nahe Wittower Fähre bei Schaprode mit klinischen Symptomen, aber noch lebend gefunden und eingefangen worden. Nach dem Feststellen der Infektion wurde es von einem Tierarzt eingeschläfert. Es war weltweit das erste Tier dieser Art, bei dem eine H5N1-Infektion nachgewiesen wurde.
Fische
Laut FLI besteht nach heutigem Stand der Wissenschaft kein Grund zur Besorgnis, dass Fische sich mit dem H5N1-Virus infizieren und dieses auf den Menschen übertragen können. Es sind bis heute keine Viren bei Vögeln und Säugern bekannt, die für Fische infektiös wären. Umgekehrt ist bisher auch keine Viruserkrankung bei Fischen nachgewiesen worden, die auf den Menschen oder auf Vögel übertragbar ist.
Symptome bei Vögeln
Die Krankheitssymptome der Vogelgrippe sind bei den erkrankten Tieren identisch mit denen der akuten Form der Geflügelpest mit anderen Virussubtypen. Besonders schwer ist der Krankheitsverlauf regelmäßig bei Hausgeflügel, insbesondere bei Hühnern und Truthühnern. Als Inkubationszeit werden von der OIE maximal 21 Tage ausgewiesen.
Neben Zeichen allgemeiner Schwäche (Apathie, Inappetenz, stumpfes, struppiges Federkleid) treten hohes Fieber, eine erschwerte Atmung mit geöffnetem Schnabel, Ödeme (d. h. Schwellungen aufgrund Flüssigkeitsaufstauung) an Kopf, Hals, Kamm, Kehllappen, Beinen und Füßen, Blauverfärbung von Haut und Schleimhäuten, wässerig-schleimiger und grünlicher Durchfall, neurologische Störungen (sonderbare Haltung des Kopfes, Störungen der Motorik) auf. Die Legeleistung sinkt, die Eier sind dünnwandig oder schalenlos. Die Mortalität in infizierten Hausgeflügelbeständen ist sehr hoch, der Tod tritt bei nahezu allen Tieren auf.
Mehr als 15 % einer Geflügelherde können sterben, ohne dass bei ihnen zuvor Symptome einer Influenza-Infektion erkennbar waren (perakuter Verlauf).
Ausbreitung bis Ende 2005
Bereits 1959 und 1991 war es in Großbritannien zu zwei lokal begrenzten Ausbrüchen einer schon zuvor bekannten, minder pathogenen Form von H5N1 in Geflügelhaltungen gekommen. Zunächst 1997 und danach zwischen Dezember 2003 und Sommer 2004 gab es, von Hongkong ausgehend, in mehreren Staaten in Südost- und Ostasien wiederholt größere Ausbrüche einer offenbar neu entstandenen, hoch pathogenen Variante von A/H5N1 unter Zuchtgeflügel. Betroffen waren die Volksrepublik China, Südkorea, Thailand, Vietnam, Indonesien, Kambodscha, Malaysia und Japan. Im Jahr 2005 wurden zudem mehrere größere Ausbrüche unter frei lebenden Vögeln beobachtet. Vogelzüge werden auch dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Seuche im Jahr 2005 immer weiträumiger ausbreiten konnte.
Im Sommer 2005 wurde A/H5N1 zunächst in Geflügelbeständen in Sibirien (Region Nowosibirsk) und in Kasachstan nachgewiesen, ferner in der Mongolei und schließlich im Ural. Ab Oktober 2005 gab es bestätigte H5N1-Infektionen unter Geflügel in Rumänien, in Kroatien und in der Türkei. Im November 2005 wurde A/H5N1 auch (bei einem einzigen Tier) in Kuwait nachgewiesen.
Weitere Details siehe unter: Influenza A/H5N1: Ausbreitung 1997-2005
Die Situation im Jahr 2006
Die Ausbreitung des Erregers A/H5N1 ist nach Ansicht des Vorsitzenden des Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Klaus Stöhr, fast nicht mehr zu stoppen. „Das haben wir zwar geglaubt, als das Virus bei den Wildvögeln noch nicht verbreitet war“, sagte Stöhr am 14. Februar 2006 im hr. Wegen der Übertragung durch Wildvögel seien nun aber die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Erregers - wie Gepäckkontrollen und das Verbot von Tiertransporten - ineffektiv geworden.
Die Fachzeitschrift New Scientist machte in ihrer Ausgabe vom 18. Februar 2006 darauf aufmerksam, dass alle Ausbrüche in Europa und Afrika "bisher in der Nähe der Überwinterungsplätze von Enten, die den Sommer in Sibirien verbringen", gelegen haben.
Südostasien
Sowohl aus Thailand als auch aus Vietnam wurden der OIE wiederholt neue Ausbrüche von A/H5N1 gemeldet.
- Am 1. Januar 2006 wurde aus dem Landkreis Guiyang der Provinz Guizhou (VR China) ein Ausbruch von A/H5N1 unter Wachteln entdeckt, dem nach amtlichen Angaben 16.000 Tiere zum Opfer fielen; weitere 42.000 Wachteln wurden vorsorglich getötet.
- Am 10. Januar wurde in Hongkong im Ort Tai Po eine wilde Dajaldrossel (Copsychus saularis) tot aufgefunden, bei der einige Tage später eine A/H5N1-Variante nachgewiesen werden konnte, die auch aus Südchina, Südkorea und Japan bekannt war.
- Am 2. Februar 2006 wurde erneut aus der VR China ein Ausbruch von A/H5N1 gemeldet, und zwar aus dem Ort Yijing nahe der Stadt Yangquan in der der Provinz Shanxi. Dort verendeten 15.000 Hühner, mehr als 60.000 Hühner des gleichen Bestands; 125.000 Tiere in der Nachbarschaft wurden vorsorglich getötet.
- Am 6. Februar 2006 wurden auch in Malaysia, im Teilstaat Wilayah Persekutuan, ein Ausbruch von A/H5N1 unter Hühnern bekannt, teilte das Landwirtschaftsministerium in Kuala Lumpur am 23. Februar der OIE mit.
- Am 18. Februar 2006 wurde vom Tierseuchen-Labor der indischen Stadt Bhopal mitgeteilt, in Navapur im westindischen Bundesstaat Maharashtra seien ab dem 27. Januar mindestens 50 000 Hühner verendet. Diesen Angaben zufolge soll als Erreger H5N1 festgestellt worden sein. Die Agentur Reuters meldete ergänzend, dass der Tod eines 27jährigen Geflügelfarmbesitzer mit dem Ausbruch der Seuche in Verbindung gebracht werde.
- Am 27. Februar wurden ein Ausbruch von H5-Viren in der Geflügelhaltung auch aus den Orten Abbottabad und Charsada in der Nordwestprovinz von Pakistan gemeldet. 3000 Tiere waren dort verendet, mehr als 20.000 weitere Tiere wurden vorsorglich getötet.
- Am 8. März 2006 wurde in Myanmar (Birma) in einer Geflügelzucht in Mandalayn A/H5N1 nachgewiesen. Am 13. März gab ein Sprecher der Vereinten Nationen in Kabul bekannt, dass auch in Afghanistan H5-Viren bei fünf Tieren nachgewiesen wurden.
Naher Osten, Türkei, Europa
- Anfang Januar 2006 wurde in der osttürkischen Provinz Van ein größerer Ausbruch von A/H5N1 unter Hausgeflügel bekannt, der von den Behörden offenbar nicht rechtzeitig erkannt worden war. Im Dorf Dogubeyazit trat der Erreger jedenfalls auf einige Bewohner über und verursachte mehrere Todesfälle. Bis Ende Januar 2006 wurden auch im Westen der Türkei sowie in diversen anderen Regionen des Landes Ausbrüche von H5N1 unter Hühnern und Truthühnern entdeckt. Amtlichen türkischen Angaben gegenüber der OIE wurden H5N1-Fälle u.a. in der Nähe von Adiyaman, Diyarbakir, Ankara, Elazig, Izmir, Mardin, Malatya, Tokat, Trabzon und Samsun entdeckt.
- Am 4. Januar 2006 wurden in Rumänien weitere sieben Infektionsherde von H5N1 bei Geflügel bekannt gegeben, nachdem das EU-Referenzlabor in Weybridge Proben untersucht hatte. Die betroffenen Dörfer liegen rund 150 km nordöstlich von Bukarest in der Nähe des Karpaten-Knies. Seit Ausbruch der A/H5N1-Viren im Donaudelta Anfang Oktober 2005 hat sich die Tierseuche damit ca. 200 km in Richtung Westen ausgebreitet. Bis Ende 2005 wurden nur vier von bis dahin nachweislich 23 rumänischen Infektionsherden für beseitigt erklärt. Auch in den folgenden Wochen immer wieder neue Ausbrüche aus Rumänien gemeldet.
- Am 29. Januar 2006 wurde von der EU-Kommission bekannt gegeben, dass im türkisch kontrollierten Nordzypern, in der Nähe der Hafenstadt Famagusta, bei Hühnern und Puten H5N1-Infektionen festgestellt und im EU-Referenzlabor Weybridge bestätigt wurden.
- Am 3. Februar 2006 wurde der World Organisation for Animal Health durch das irakische Landwirtschaftsministerium mitgeteilt, dass es seit dem 18. Januar 2006 im Nordirak wiederholt H5-Ausbrüche gegeben habe, denen mehrere hundert privat gehaltene Tiere zum Opfer fielen (Hühner, Gänse, Puten, Enten). Am 7. Februar wurde ein H5-Ausbruch unter Tauben durch ein Labor in Bagdad serologisch bestätigt.
- Am 10. Februar 2006 teilte das Gesundheitsministerium von Aserbaidschan mit, durch das EU-Referenzlabor im britischen Weybridge sei bestätigt worden, dass nach dem 29. Januar nahe der Halbinsel Apscheron am Kaspischen Meer (in der Nähe Baku) tot im Wasser treibende Zugvögel unterschiedlicher Arten mit A/H5N1 entdeckt wurden. Als Folge mehrerer H5N1-Ausbrüche in großen Geflügelbeständen wurden nach dem 22. Februar in den Regionen Khyzy und Biljasuvar laut offiziellen Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Baku 300.000 Zuchttiere getötet.
- Am 11. Februar 2006 meldete die Nachrichtenagentur Reuters, das italienische Gesundheitsamt sowie Behörden aus Griechenland hätten H5N1-Verdachtsfälle in Süditalien bzw. im nördlichen Griechenland bekannt gegeben. In Italien wurde das Virus bei einigen von insgesamt ca. 70 toten Höckerschwänen in Kalabrien und Apulien sowie auf Sizilien nachgewiesen (aufgefunden am 1. Februar), in Griechenland bei 3 Schwänen nahe der Hafenstadt Thessaloniki, die bereits am 30. Januar aufgefunden worden waren. Auch bei einer Rothalsgans (Branta ruficollis) wurde in der Region Sterea Hellas H5N1 nachgewiesen. Gleichzeitig gab es Berichte über neuerliche H5N1-Fälle in Rumänien nahe der bulgarischen Grenze sowie über den Fund eines H5N1-infizierten Höckerschwans nahe der rumänischen Grenze in Bulgarien. Dieser Schwan war bereits am 31. Januar an der Donau entdeckt worden, der Vorfall wurde jedoch erst am 12. Februar an die OIE gemeldet.
- Am 12. Februar 2006 wurde nach Angaben der EU-Kommission in Slowenien bei einem in der Nähe von Maribor verendeten Höckerschwan sowie bei einem Graureiher H5-Viren nachgewiesen. Ein Speziallabor in Padua bestätigte am 16. Februar, dass es sich beim Schwan um H5N1 gehandelt habe. Bereits am 15. Februar 2006 wurde das gesamte Staatsgebiet vom slowenischen Landwirtschaftsministerium zur Vogelgrippe-Risikozone erklärt.
- Am 14. Februar 2006 gab die iranische Veterinärbehörde die ersten Fälle einer H5N1-Infektion in diesem Land bekannt. In einer offiziellen Erklärung hieß es, Laborergebnisse aus dem Ausland hätten bestätigt, dass mehr als 150 ab dem 2. Februar tot aufgefundene Höckerschwäne an H5N1-Viren verendet seien. Die Schwäne stammten aus Feuchtgebieten an der nordiranischen Küste, aus der Nähe des Hafens Bandar-e Ansali am Kaspischen Meer, wo viele Zugvögel überwintern. Vorbeugend wurden mehr als 40.000 Stück Geflügel und Wildvögel in den beiden betroffenen Gebieten getötet.
- Am 15. Februar 2006 wurden aus Ungarn 11 tote Höckerschwäne gemeldet, bei denen einige Tage später eine H5N1-Infektion nachgewiesen wurde. Die Tiere waren 60 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Budapest auf der teilweise zugefrorenen Donau entdeckt worden. Zugleich wurden neue gesicherte Nachweise unter frei lebenden Vögeln aus dem rumänischen Donaudelta sowie aus einer Hühnerfarm in der russischen Teilrepublik Dagestan gemeldet,wo in Machachkala mehr als 500.000 Tiere notgeschlachtet wurden.. Am 16. Februar wurden auch aus Kroatien 30 sowie aus Bosnien-Herzegowina (Plivsko-See) zwei verendete Schwäne mit in Schnelltests nachgewiesenem H5-Influenzaviren-Befall gemeldet. In Albanien starben im Bezirk Vlora 60 Haushühner an H5N1. Die in Bosnien-Herzegowina aufgefundenen Tiere entstammten einem Trupp von ca. 15 Schwänen, der laut Angabe des Staatlichen Veterinäramtes neu zugewandert war. Am 23. Februar gab das slowakische Landwirtschaftsministerium bekannt, dass bei einem Falken und bei einem Lappentaucher unweit der Hauptstadt Bratislawa H5N1 nachgewiesen worden sei. Beide Tiere habe man am 21. Februar tot nahe bzw. in der Donau gefunden. Anfang März wurden auch in Polen mehrere tote Höckerschwäne positiv auf A/H5N1 getestet.
- Am 17. Februar 2006 wurde durch das französische Landwirtschaftsministerium bekannt gegeben, eine am 13. Februar im Zentrum des Landes (in der Ortschaft Joyeux im Departement Ain) zusammen mit 6 weiteren Entenvögeln tot aufgefundene Tafelente sei „sehr wahrscheinlich“ an H5N1 verendet. Genanalysen zeigten, dass die Viren zu 98,8 Prozent mit den aus Asien bekannten H5N1-Viren identisch seien. Um den Fundort wurde eine großräumige Beobachtungszone eingerichtet, innerhalb der auch der Ort Versailleux liegt, wo nach dem 23. Februar 10.500 junge (56 Tage alte) Puten getötet wurden, nachdem der Hofbesitzer zuvor 400 tote Tiere entdeckt hatte. Auch hier konnte später die bereits aus Qinghai bekannte H5N1-Variante nachgewiesen werden.
- Am 19. Februar wurden auf Sizilien und in Umbrien weitere Wildvögel entdeckt, bei denen die hochpathogene Form von H5N1 nachgewiesen werden konnte. Betroffen waren unter anderem erneut Höckerschwäne, aber auch Purpurhühner, Mäusebussarde und Stockenten.
Österreich
Am 14. Februar 2006 wurde von einem Vertreter der Behörde für Lebensmittelsicherheit in Wien der Nachweis einer H5-Infektion bei zwei Schwänen bekannt gegeben, die tot in der österreichischen Gemeinde Mellach (nahe der Marktgemeinde Wildon) im Süden der Landeshauptstadt Graz gefunden worden waren. Tags darauf gab die amtliche österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bekannt, bereits am 13. Februar (dem Tag des Fundes) das Erbgut von H5N1-Viren definitiv nachgewiesen zu haben. Die Diagnose wurde am 18. Februar vom EU-Referenzlabor im britischen Weybridge bestätigt.
Am 18. Februar 2006 wurde auch bei einem Schwan in Wien der Verdacht auf eine H5N1-Infektion bestätigt. Das Tier war bereits am 14. Februar an der Alten Donau im Bereich des so genannten Wasserparks tot aufgefunden worden. Ebenfalls am 18. Februar wurden die meisten Regionen in der Steiermark und große Gebiete in Kärnten und im Burgenland zur H5N1-Risikozone erklärt, sowie eine allgemeine Stallpflicht für ganz Österreich bis vorerst Ende April angeordnet. In der Steiermark wurde das Virus am vierten Schwan bestätigt. Alle vier Schwäne kamen aus der Gemeinde Mellach.
Am 21. Februar wurden in der Steiermark insgesamt fünf positive Befunde bestätigt. Weitere 100 tote Vögel wurden in das Labor der AGES nach Mödling geschickt. In Tirol wurden drei tote Enten, ein Kormoran und ein Schwan wegen Verdachts auf Vogelgrippe in das Labor der AGES geschickt.
Am 22. Februar wurde in Graz eine Schutzzone eingerichtet. Von 130 in der Steiermark zur Untersuchung geschickten toten Vögeln wurde die Infektion bereits in elf Fällen bestätigt. In 30 Fällen war der Befund negativ, die restlichen Ergebnisse stehen noch aus. Entwarnung gibt es aus Wien, Tirol und Kärnten. Bei zwölf untersuchten Tieren gab es einen negativen Befund. Ein Ergebnis aus Wien steht noch aus. Am 6. März gibt es in der Steiermark 28 bestätigte Fälle. Vorübergehend wurde bei drei Katzen H5N1 festgestellt (Details siehe oben).
Am 3. März wurde bei einer Wildente aus dem Stausee Pernegg in der Steiermark von der AGES eine Erkrankung mit H5N1-Viren diagnostiziert. Weiters wurde von der AGES bei fünf Wasservögeln aus dem Bezirk Bregenz das Virus festgestellt. In beiden Fällen wurde eine Schutzzone eingerichtet. Insgesamt sind bereits 34 Fälle von der AGES, von denen auch zwei vom EU-Referenzlabor in Weybridge bestätigt. Es gibt zwei weitere dringende Verdachtsfälle.
Deutschland
Am Abend des 14. Februar 2006 wurde bekannt, dass bei zwei nahe Wiek (Rügen) tot aufgefundenen Höckerschwänen aufgrund einer Genanalyse der Verdacht auf H5N1 bestehe; die Tiere waren bereits am 8. Februar gefunden worden. Dieser Verdacht wurde am darauf folgenden Morgen vom Leiter des Robert-Koch-Instituts offiziell bestätigt. Am frühen Nachmittag meldete die Agentur ddp unter Berufung auf das Landratsamt in Bergen den Fund von mehr als 100 frisch verendeten Schwänen nahe der Wittower Fähre auf Rügen. Zugleich wurde bekannt, dass H5N1 auch bei einem Habicht festgestellt wurde, der ebenfalls am 8. Februar von einem Jäger bei Dranske gefunden worden war. In den Wochen zuvor waren wiederholt tote Wildvögel untersucht worden, ohne dass H5N1 bei ihnen festgestellt wurde.
Am 15. Februar gab das Friedrich-Loeffler-Institut bekannt, die auf Rügen gefundenen Viren vom Typ H5N1/Asia seien eng mit Virusvarianten verwandt, die man im Jahr 2005 in der Mongolei und am westchinesischen Qinghai-See nachgewiesen hatte. Am Abend des 16. Februar gab das Bundeslandwirtschaftministerium zehn weitere H5N1-Funde auf Rügen bekannt, und zwar sechs Höckerschwäne, drei Singschwäne (die als Zugvögel gelten) und eine Kanadagans. Einer der Singschwäne war in Lettland beringt worden. An den folgenden Tagen erhöhten sich die nachgewiesenen H5N1-Infektionen auf mehr als 100, darunter auch Kormorane und ein Mäusebussard.
Entsprechend den Vorschriften der Geflügelpest-Verordnung wurden im Umkreis von Fundstellen Sperrbezirke eingerichtet und Stallpflicht sowie ein Transportverbot für Geflügel angeordnet; die gesamte Insel wurde zum Beobachtungsgebiet erklärt. Die bundesweite Stallpflicht für Nutzgeflügel trat aufgrund einer Eilverordnung des BMELV am 17. Februar 2006 in Kraft.
Am 19. Februar wurden auf Anweisung des zuständigen Ministers Till Backhaus erste Bestände in Betrieben gekeult, die in räumlicher Nähe zu Wildvogelkolonien liegen, obwohl, nach Aussage von Bundeskanzlerin Merkel noch keine Erkrankungen bei Nutztieren beobachtet wurden. Dies wird vom Deutschen Tierschutzbund als "Aktionismus" kritisiert, der aus politischen Gründen geschehe. Die Risikoabschätzung des Friedrich-Loeffler-Institutes ist noch nicht abgeschlossen. Wie viele der etwa 400.000 Hühner, Enten und Gänse auf Rügen getötet werden, ist deshalb noch nicht bekannt. Ferner wurden zwei H5N1-Nachweise bei einem Mäusebussard aus dem Landkreis Ostvorpommern und bei einer Silbermöwe aus dem Landkreis Nordvorpommern bekannt.
Wegen der Tierseuche hat der Landkreis Rügen am 19. Februar den Katastrophenfall ausgerufen. Dieser wurde tags darauf auch in den Kreisen Nordvorpommern und Ostvorpommern ausgerufen. Zur Bekämpfung der Seuche, speziell zum Einsammeln toter Tiere und zum Desinfizieren von Schuhen und Fahrzeugen, wurden daraufhin auch Soldaten der Bundeswehr eingesetzt.
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Desinfektions-Schleuse auf dem Dänholm
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Polizeikontrolle, PKW aus Rügen kommend
Am 23. Februar wurde eine tote Reiherente, die bereits am 17. Februar auf der etwa fünf Kilometer von der Stadt Wismar im Landkreis Nordwestmecklenburg entfernten Insel Walfisch gefunden worden war, positiv auf A/H5N1 getestet. Da es sich nicht um einen Fund auf dem Festland handelt und das Betreten der Insel aufgrund des dort ausgewiesenen Naturschutzgebietes verboten ist, wurde vom Landkreis zwar die vorgeschriebene Schutzzone ausgewiesen, bisher aber nicht der Katastrophenfall ausgerufen. Mit diesem Fund erhöhte sich die Zahl der betroffenen Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern auf vier, es handelt sich darüber hinaus um den bisher westlichsten H5N1-Nachweis.
Am 24. Februar wurden weitere H5N1-Fälle bekannt: bei Stockenten in Schleswig-Holstein im Kreis Ostholstein bei Neustadt und in Timmendorfer Strand sowie erstmals auch in Süddeutschland (Baden-Württemberg) bei einer Tafelente in Überlingen am Bodensee. Beim Fund aus Überlingen wurde später der Virus-Typ H5N1/Asia nachgewiesen. Am 26. Februar wurde vom zuständigen Landesminister bekannt gegeben, dass auch im Landkreis Konstanz in den Gemeinden Singen und Öhningen je eine Ente gefunden wurde, bei denen später der Verdacht auf H5N1/Asia bestätigt wurde. An den folgenden Tagen wurden in Schleswig-Holstein weitere H5N1-Infektionen bekannt, u.a. bei je einem verendeten Schwan auf der Insel Fehmarn (Kreis Ostholstein) und in der Nähe von Hohwacht (Kreis Plön) sowie eine Bergente aus der Nähe von Kollmar (Kreis Steinburg).
Am 25. Februar wurde bekannt gegeben, dass auch im Landkreis Uckermark in Brandenburg bei einem Höckerschwan und einer Wildente H5N1 nachgewiesen wurde. Am 3. März teilte das brandenburgische Landwirtschaftsministerium mit, auch bei einem auf einem Seegrundstück in Wandlitz gefundenen Blesshuhn sei A/H5N1 festgestellt worden.
Am 28. Februar wurde auf Rügen bei einer Katze A/H5N1 nachgewiesen (Details siehe oben). Am selben Tag wurde vom bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz bekannt gegeben, dass auch in Oberbayern A/H5N1 in zwei Wildvögeln nachgewiesen wurde. Sowohl der Höckerschwan aus der Gemeinde Schwabstadl im Landkreis Landsberg am Lech als auch die Stockente aus der Gemeinde Sachsenkam im Landkreis Bad Tölz waren bereits am 20. Februar tot aufgefunden worden. An den folgenden Tagen wurden auch in Bayern noch weitere H5N1-Infektion bei Wildtieren nachgewiesen, u.a. bei einem Höckerschwan aus dem schwäbischen Schmiechen, bei zwei Enten aus Lindau am Bodensee und bei einer im Innenhof des Gefängnisses von Straubing tot aufgefundenen Wildente.
Am 3. März wurde nach Angaben des baden-württembergischen Agrarministeriums in Mannheim bei einer toten Wildente H5N1 nachgewiesen. Unmittelbar danach wurde ein örtlicher Transportstopp für Vögel und Bruteier verordnet, der sich auch auf die hessische Gemeinde Viernheim und auf Teile von Lampertheim (beide Kreis Bergstraße) erstreckt.
Am Samstag, 25.Februar, fiel eine Graugans nach Aussage eines Zeugen "tot vom Himmel" und schlug auf einem Acker bei der Ortschaft Düshorn im Landkreis Soltau-Fallingbostel (Niedersachsen) auf. Eine Woche später, am Samstag, 4. März, wurde vom Landwirtschaftsministerium Niedersachsen bekanntgegeben, dass das aviäre Virus vom Typ H5N1 in dem toten Tier nachgewiesen wurde. Damit ist in Deutschland das sechste Bundesland betroffen. Niedersachsen hat mit 72 Millionen Stück Nutzgeflügel den höchsten Bestand in Deutschland. Der Landkreis richtet einen Sperrbezirk mit 3 Kilometer Radius und ein Beobachtungsgebiet mit 10 Kilometer Radius um den Fundort ein. Das Beobachtungsgebiet umfaßt somit u.a. die Orte Walsrode, Bad Fallingbostel und Bomlitz. Sowohl im Sperrbezirk als auch im Beobachtungsgebiet haben Hunde- und Katzenhalter sicherzustellen, dass ihre Tiere nicht frei umherlaufen.
Schweiz
Am 26. Februar 2006 wurde in der Schweiz im Rahmen des H5N1-Monitoringprogramms im Hafen von Genf ein Gänsesäger tot aufgefunden und einige Tage später vom EU-Referenzlabor in Weybridge positiv auf Viren vom Typ H5N1 getestet. Das Schutz- und Überwachungsgebiet der im Landkreis Konstanz gefunden H5N1-Fälle liegt teilweise auch auf Schweizer Territorium.
Am 1. März 2006 wurde bekannt, dass in Egnach am Bodenseeufer ein toter Schwan gefunden und positiv auf ein H5-Virus getestet wurde; ob es sich dabei um H5N1 handelt, wird derzeit noch erforscht. Am 6. März wurden neue Verdachtsfälle bei zwei Enten in Steckborn sowie bei einem Blässhuhn nahe Diessenhofen und einem weiteren Blässhuhn im zürcherischen Langwiesen gemeldet.
Afrika
Am 8. Februar 2006 teilte die World Organisation for Animal Health in Paris mit, dass es bereits seit dem 10. Januar 2006 in der nigerianischen Stadt Jaji im Bundesstaat Kaduna in einer Legehennen-Batterie zu einem Ausbruch von A/H5N1 gekommen sei. Ein Referenzlabor in Padua habe die Erreger zweifelsfrei nachgewiesen. Das nigerianische Landwirtschaftsministerium gab die Zahl der getöteten Tiere mit 40.000 an.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies umgehend darauf hin, dass der Erreger bereits auf weiteres, von Privatleuten gehaltenes Geflügel übergegangen sein könnte. Tatsächlich gab es bereits am 10. Februar 2006 Erklärungen von offiziellen nigerianischen Stellen, dass in zwei weiteren Regionen des Landes H5N1-Verdachtsfälle aufgetreten seien.
Der Direktor der Weltgesundheitsorganisation äußerte sich in einer auf der Webseite der WHO veröffentlichten Stellungnahme am 9. Februar 2006 außerordentlich besorgt darüber, dass Übergänge von A/H5N1 auf den Menschen in Nigeria und dessen Nachbarstaaten nicht oder zu spät erkannt und so womöglich auch ein gehäufter Übergang von Mensch zu Mensch zunächst unentdeckt bleiben könnte: "Die afrikanischen Gesundheitssysteme haben schon jetzt damit zu kämpfen, die Erkrankungen von Kindern und Erwachsenen an HIV / AIDS, Tuberkulose, Malaria, Atemwegserkrankungen und anderen Infektionen zu bewältigen. H5N1-Erkrankungen bei Menschen können daher möglicherweise nur schwer von anderen Krankheiten unterschieden werden. Wir wissen zudem nicht, welche Auswirkungen es haben wird, wenn viele Menschen, die ohnehin schon immungeschwächt und gesundheitlich anfällig sind, zusätzlich den Erregern der aviären Influenza ausgesetzt sind."
- Am 15. Februar 2006 meldete die Agentur epd unter Berufung auf den französischen Auslandsrundfunk RFI, dass der nigerianische Gesundheitsminister mehrere neue H5N1-Verdachtsfälle in seinem Land bestätigt habe, so dass inzwischen der gesamte Norden Nigerias von der Seuche betroffen sei. Ferner gebe es laut FAO einen ersten Verdachtsfall in Niger, was von dessen Regierung aber zunächst bestritten wurde. Tatsächlich wurde aber am 28. Februar aus Niger offiziell bestätigt, dass es ab dem 13. Februar in der Region Zinder zu einem H5N1-Ausbruch unter "traditionell gehaltenem Geflügel" gekommen war, von dem 20.000 Tiere betroffen waren.
- Am 18. Februar 2006 informierte das ägyptische Landwirtschaftsministerium die OIE, dass im Großraum Kairo sowie in den Regionen Giza, Menia, Quena und Qualiubia durch zwei nationale Forschungseinrichtungen bei privat gehaltenen Tieren H5N1 nachgewiesen worden sei.
- Am 12. März 2006 meldete das zuständige Ministerium des westafrikanischen Staates Kamerun an die OIE, dass A/H5N1 bereits am 21. Februar auch in diesem Staat aufgetreten war. Das Institut Pasteur in Paris habe das Virus in einer Gruppe von 50 Zuchtenten aus der Stadt Maroua (Nord-Kamerun) nachgewiesen.
Bekämpfung
Bei Ausbrüchen der Erkrankung in der Tierhaltung wird regelmäßig der gesamte Tierbestand der betroffenen Halter getötet. Die Kadaver werden verbrannt oder auf andere Weise unschädlich gemacht, um eine Übertragung auf andere Tierbestände zu verhindern. Daher ist die Anzahl der getöteten Tiere regelmäßig sehr viel größer als die Zahl der nachweislich infizierten Tiere. Dies wiederum hat zur Folge, dass keinerlei verlässliche Daten über die Anzahl erkrankter Tiere und auch nur grobe Schätzungen zur Zahl der getöteten Tiere existieren.
In jedem Fall werden aufgrund gesetzlicher Vorgaben (in Deutschland auf Basis des Tierseuchengesetzes und der Geflügelpestverordnung) Schutzzonen um den Fundort infizierter Tiere eingerichtet.
Es gibt ferner für Tiere seit langem eine Reihe wirksamer Totimpfstoffe gegen Vogelgrippeviren. Die WHO warnte jedoch vor Impfungen, da geimpfte Tiere nicht mehr von virentragenden Tieren unterschieden werden könnten. Überdies könnten geimpfte, infizierte Vögel zu Überträgern der Grippe werden, ohne Symptome zu zeigen. Dennoch gab es am 20. Oktober 2005 seitens der EU die Forderung an die Mitgliedsländer, Impfprogramme für Zootiere vorzubereiten. Am 15. November 2005 wurde der Generaldirektor der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) in Pressemeldungen zitiert, dass A/H5N1 in Vietnam und Indonesien nicht mehr eingedämmt werden könne, indem man dort nur Tiere schlachte. Er sprach sich daher für eine flächendeckende Impfung der Tiere aus. Am gleichen Tag kündigte die VR China eine Impfung ihres gesamten Geflügelbestandes an, der nach offiziellen Schätzungen 15 Milliarden Tiere umfassen soll. Nach Meldung der Tageszeitung China Daily vom 26. Dezember 2005 wurde in China nach vier Jahren Forschung der erste Lebendimpfstoff gegen Vogelgrippe bei Tieren zur Marktreife entwickelt, der auch gegen die Newcastle-Krankheit wirken soll. Obwohl das Verbraucherministerium und das Friedrich-Loeffler-Institut (Insel Riems) wiederholt behaupteten, dass der Impfstoff in der EU nicht zugelassen sei, wird er schon lange in Norditalien eingesetzt. Am 22. Februar sollen nach Auskunft von Minister Bussereau 900.000 Vögel in Frankreich geimpft werden.
In Deutschland erfolgt die Bekämpfung der Geflügelpest auf Rechtsgrundlage des Tierseuchengesetzes, der Geflügelpest-Verordnung, der Geflügelpestschutzverordnung, der Wildvogel-Geflügelpestschutzverordnung und der Verordnung zur Aufstallung des Geflügels zum Schutz vor der Klassischen Geflügelpest. Auf Basis dieser Rechtslage sind in Deutschland u. a. seit 30. Oktober 2005 Geflügelmärkte und Vogelbörsen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt; in einzelnen deutschen Bundesländern und in Österreich sind sie sogar ganz verboten. Bei einer Jagd dürfen keine Lockvögel mehr eingesetzt werden und Geflügelbestände dürfen nur noch mit Leitungswasser getränkt werden. Eine Entnahme von Trinkwasser aus freier Natur (Flüsse, Bäche, Seen, Tümpel usw.) ist zur Zeit untersagt. Besonders bei seltenen Arten dürfen die einzelnen Bundesländer das Impfen von Zootieren zulassen.
Die Einfuhr von Ziervögeln in die Europäische Union war zunächst bis Ende Januar 2006 verboten. Die Europäische Union und die Schweiz haben außerdem einen Importstopp für alles Geflügel sowie für Wildvögel, Geflügelfleisch, Eier und unbehandelte Federn aus den von H5N1-Ausbrüchen betroffenen Ländern verhängt. Ferner gilt seit Mitte Februar 2006 in Deutschland und Österreich erneut ein Verbot der Freilandhaltung von Geflügel.
Um einheimisches Geflügel vor einer möglichen Übertragung von Influenzaviren durch Wildvögel zu schützen, wird derzeit in Deutschland auch ein erweitertes Überwachungsprogramm durchgeführt, vorrangig bei wild lebenden Enten und Gänsen. Das Beprobungsprogramm stützt sich auf Beringungsstationen, Naturschutzbehörden und Jäger: Sie entnehmen Proben wie Rachen- und Kloakentupfer oder Kot. Die Proben werden in einem speziellen Transportgefäß an die zuständige Untersuchungseinrichtung geschickt und dort auf Influenzaviren getestet. Auffällige Proben werden dann im nationalen Referenzlabor, dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nachuntersucht und genauer charakterisiert.
Seit Anfang März werden in den Schutzzonen zudem verendet aufgefundene Fleischfresser wie Marder, Füchse und Dachse sowie Wildschweine auf einen möglichen Befall mit H5N1-Viren untersucht.
Übergänge von A/H5N1 auf Menschen
Die Vogelgrippe ist eine Zoonose, also eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Übergänge des A/H5N1 von Geflügel auf den Menschen sind derzeit sehr selten, enden aber im Falle einer Erkrankung häufig tödlich. Gefährdet durch A/H5N1 sind vor allem Personen mit intensivem Kontakt zu infizierten Tieren, zum Beispiel beim Schlachten (Umgang mit Blut und Kot). Alle in der Türkei an der Folgen einer H5N1-Infektion gestorbenen Kinder hatten nach Angaben der WHO zuvor unmittelbaren Kontakt zu erkranktem Geflügel.
Zwei Übergänge von Mensch zu Mensch sind möglicherweise vorgekommen, konnten aber nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden.
Laut Friedrich-Loeffler-Institut besteht bei Brauchwasser aus Regenwasser-Nutzungsanlagen und in Badeseen allenfalls ein geringes Risiko der Übertragung von Viren. Dies wird u.a. damit begründet, dass beides auch bei der Verbreitung von bakteriell verursachten Magen-Darm-Erkrankungen keine epidemiologische Rolle spielt, obwohl im Vogelkot ständig solche potentiell pathogenen Bakterien vorhanden sind.
Gesicherte Erkrankungs- und Todesfälle
Die einzig zuverlässige Statistik über H5N1-Erkrankungen bei Menschen ist die offizielle Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da die WHO aber Erkrankungsfälle erst dann ausweist, wenn sie von ihren eigenen Experten überprüft wurden, unterscheiden sich die WHO-Fallzahlen häufig von den Fallzahlen, die nationale Regierungen veröffentlichen. Dennoch sollte insbesondere die aus der WHO-Statistik hervorgehende, extrem hohe Todesrate sehr zurückhaltend interpretiert werden, da mutmaßlich nicht alle Erkrankungsfälle genau untersucht und daher auch nicht gemeldet werden. Vor allem die aus Kambodscha gemeldeten Daten geben Anlass zu Zweifeln an der Korrektheit der an die WHO gemeldeten Zahlen, da dort angeblich sämtliche Erkrankungsfälle tödlich endeten. Die Fachzeitschrift Science wies im Februar 2006 darauf hin, dass weder Kambodscha noch Laos über ein Labor zur Untersuchung von H5N1-Verdachtsfällen beim Menschen verfügen.
In der Türkei wurden am 4. Januar 2006 von den Behörden der osttürkischen Stadt Van mehrere später von der WHO bestätigte H5N1-Verdachtsfälle (zumeist Kinder und Jugendliche) gemeldet, alle Personen hatten zuvor intensiven Umgang mit erkranktem Geflügel. Drei Geschwisterkinder im Alter von 11, 14 und 15 Jahren aus dem Dorf Dogubayazit verstarben, der 14-jährige Junge bereits am 1. Januar 2006. Genetische Analysen ergaben, dass die Viren eine sehr große Ähnlichkeit zu den aus Qinghai bekannten Varianten aufweisen und auf Tamiflu sowie vermutlich sogar auch auf Amantadin ansprechen. Am 8. und 9. Januar 2006 meldeten die Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Behördenangaben, dass auch in Ankara und in den nordtürkischen Regionen Kastamonu, Corum und Samsun H5N1-Verdachtsfälle registriert wurden.
Einem Bericht des irakischen Gesundheitsministeriums zufolge starb am 17. Januar ein 15jähriges Mädchen aus dem Ort Raniya (Provinz Sulaimaniyya) an den Folgen einer H5N1-Infektion sowie 10 Tage später ihr Onkel, der das Mädchen gepflegt hatte.
Bei den wiederholten Ausbrüchen der Krankheit starben seit Dezember 2003 von 176 registrierten infizierten Menschen nachweislich 97 Personen (WHO, Stand: 10. März 2006). Im Einzelnen weist die Statistik auf der WHO-Webseite folgende bestätigte Erkrankungsfälle bei Menschen (confirmed human cases) aus:
- Kambodscha: 4 Erkrankungen, 4 Todesfälle
- VR China: 15 Erkrankungen, 10 Todesfälle
- Indonesien: 28 Erkrankungen, 21 Todesfälle
- Irak: 2 Erkrankungen, 2 Todesfälle
- Thailand: 22 Erkrankungen, 14 Todesfälle
- Türkei: 12 Erkrankungen, 4 Todesfälle
- Vietnam: 93 Erkrankungen, 42 Todesfälle
Weitere Details siehe unter: Influenza A/H5N1: Ausbreitung 1997-2005
Risikolage für Menschen im Jahr 2006
Das Risiko für Menschen, an einer H5N1-Infektion zu erkranken, ist zur Zeit weltweit äußerst gering. Insbesondere die Zahl der von der WHO registrierten Todesfälle muss im Verhältnis zum Risiko, an den Folgen einer "gewöhnlichen Humaninfluenza" (echten Virusgrippe) zu sterben, betrachtet werden. Laut amtlicher deutscher Todesursachenstatistik sterben pro Jahr allein im Bundesgebiet bis zu 20.000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit Humaninfluenza-Viren.
Seit geraumer Zeit hat die WHO dem Erreger A/H5N1 unverändert die Pandemie-Warnstufe 3 zugeordnet, das heißt den Beginn der Alarmphase, der dadurch definiert ist, dass die Viren in seltenen Einzelfällen von Tieren auf den Menschen übergegangen sind. Die Weltgesundheitsorganisation hat im Februar 2006 zum wiederholten Male darauf hingewiesen, dass es bisher keine Anzeichen gebe, dass das Virus leichter als zuvor von Mensch zu Mensch übergeben könne.
Viele Experten befürchten allerdings, das Vogelgrippevirus könne sich mit einem Erreger der Humangrippe kreuzen. Dies wäre prinzipiell möglich, wenn zum Beispiel Schweine oder Menschen gleichzeitig mit A/H5N1 und einem Erreger der Humangrippe (zumeist A/H1N1 oder A/H3N2) infiziert sind. Auf diese Weise könnte ein neuer Virussubtyp mit veränderten Eigenschaften entstehen. Denkbar wäre dann, dass dieser neue Virustyp leichter von Tier zu Mensch oder gar von Mensch zu Mensch übergehen könnte. In einem solchen, derzeit rein hypothetischen Fall, würde eine Pandemie drohen, wenn seine Ausbreitung nicht unterbunden werden kann. Da zum Beispiel auch in Enten der Subtyp Influenza A/H1N1 nachgewiesen wurde, u.a. A/Duck/Alberta/35/76 (H1N1), muss auch Geflügel als potentielle Quelle für einen Genaustausch von Vogelgrippe- und Humangrippeviren gelten.
Als grundsätzlich möglich gilt aber auch ein massiver unmittelbarer Übergang von Influenzaviren der Vögeln auf den Menschen, sofern es bei den Viren zuvor zu bestimmten Veränderungen in ihren Erbanlagen gekommen ist. Gestützt wird diese Befürchtung durch Ergebnisse US-amerikanischer Forscher, die im Herbst 2005 den Erreger der spanischen Grippe A/H1N1 rekonstruierten. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler legten nahe, dass das von ihnen rekonstruierte Virus H1N1 unmittelbar von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und die Fähigkeit entwickelte, den Menschen zu befallen. Die Spanische Grippe sprang diesen Forschern zufolge also nicht nach einer Reassortierung („Kreuzung“) mit Humangrippeviren über, sondern nach wenigen (ca. 10) Mutationen. Seitdem das bekannt wurde, wird das Risiko für eine neuerliche Grippe-Pandemie deutlich höher eingestuft. So erklärte beispielsweise Reinhard Kurth, der Präsident des Robert Koch-Instituts, am 18. August 2005 in der FAZ: „Die Gefahr einer Pandemie ist real und das Risiko derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr." Im Januar 2006 ergänzte Kurth: „Das Virus mutiert sehr schnell." Das Institut geht Kurth zufolge in seinen Planungen für den Pandemie-Fall davon aus, dass bei mittelschwerer Pathogenität des Erregers ca. 30 Prozent der Bevölkerung an der Virusgrippe erkranken.
Allgemeine Empfehlungen zum Infektionsschutz für Menschen
Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat auf seiner Internetseite Empfehlungen für Einsatzkräfte veröffentlicht, die mit der Beseitigung infizierter Tiere befasst sind.
Das Robert Koch-Institut (das auch eine telefonische Hotline für Fragen zur Vogelgrippe eingerichtet hat) hat ferner Empfehlungen herausgegeben, falls das Virus tatsächlich massiv auf den Menschen übertreten sollte. Sollte es hierzu kommen, sind Personen, die in engem Kontakt zu kranken Tieren stehen, gesetzlich dazu verpflichtet, bestimmte vorgeschriebene Schutzmaßnamen zu ergreifen; es gibt hierfür einen Bundesmaßnahmenkatalog. Als sinnvoll ausgewiesen werden geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe, Schutzbrille und insbesondere Mundschutz.
Das amerikanische CTNSP („Center for Technology and National Security Policy“) empfiehlt auf seiner Homepage:
- Mundschutz mit N 95 Masken
- regelmäßiges Händewaschen
- Wohnung sauber halten und reinigen
- Menschenmassen meiden
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem direkten Kontakt mit einem infizierten Tier oder dessen Ausscheidungen kommen, sollten einer Empfehlung des Robert-Koch-Instituts zufolge "die Hände gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden und verschmutzte Kleidungsstücke in der Waschmaschine gereinigt werden. Auch wenn das Risiko einer Vogelgrippeerkrankung extrem gering ist, sollte bei Grippesymptomen ein Arzt zu Rate gezogen werden."
Empfehlungen für die Nahrungszubereitung
- Eier bis in den Kern über 70° C erhitzen, Eiweiß und Eigelb müssen Fest sein (ca. 10 Min. kochen)
- Geflügelfleisch bis in den Kern auf 70 C erhitzen
Eine Empfehlung des deutschen Auswärtigen Amtes lautet: In Gebieten, in denen A/H5N1 verbreitet ist, sollten Geflügelfleisch und Eier vor dem Verzehr über 70°C erhitzt werden, weil dies eventuell vorhandene Viren verlässlich abtötet. In diesen Gebieten ist ein Kontakt mit Tieren, die potentiell erkrankt sein könnten, zu vermeiden. Insbesondere sollte auf den Besuch von Vogel- oder Geflügelmärkten verzichtet werden. Der Genuss von Fischen und Fischprodukten stellt für den Menschen laut FLI keine Gefährdung dar.
Keine Präventiveinnahme antiviraler Mittel
Eine präventive Bevorratung mit Tamiflu® wird vom Auswärtigen Amt ausdrücklich nicht empfohlen. Vor einer präventiven Einnahme antiviraler Mittel wird von Ärzten zudem gewarnt, da man über die biologischen Eigenschaften der Vogelgrippe noch zu wenig wisse und für die Wirksamkeit bestehender Arzneien gegen ein möglicherweise noch zu entdeckendes Pandemie-Virus kein Beweis erbracht werden kann. Außerdem könnte ein solches Verhalten das Entstehen von resistenten Virenstämmen begünstigen.
Impfungen
Eine Impfung gegen A/H5N1 wird seit geraumer Zeit in diversen Labors erforscht, sie steht jedoch noch nicht für Menschen zur Verfügung. Damit eine Impfung sicher gegen ein Virus zu wirken vermag, müssen insbesondere dessen Oberflächenproteine bekannt sein. Gegen die momentan zirkulierenden H5N1-Virusstämme kann daher zwar voraussichtlich innerhalb überschaubarer Zeitspannen eine wirksame Impfung entwickelt werden, nicht aber gegen heute noch völlig unbekannte, künftige Virusstämme. Sollte das Virus tatsächlich mutieren und deshalb in stärkerem Maße als heute von Mensch zu Mensch übergehen können, wäre zu erwarten, dass diese neue Eigenschaft gerade auf veränderte Oberflächenproteine zurückzuführen ist.
Im Februar 2006 wurde nach einer Konferenz der deutschen Gesundheitsminister von diesen bekannt gegeben, dass man mit der deutschen Arzneimittelindustrie Absprachen getroffen habe über die rasche Herstellung von 160 Millionen Impfstoff-Einheiten, d.h. über zwei Einheiten pro Bundesbürger, falls es zu einer Pandemie kommen sollte.
Obwohl ein verlässlicher Impfstoff gegen den Erreger einer Pandemie also erst hergestellt werden kann, wenn der Ernstfall schon eingetreten ist, versuchen diverse Forschergruppen bereits heute, so genannte Prototyp-Impfstoffe zu entwickeln und in klinischen Studien zu testen. Anhand von bekannten Varianten des H5N1-Erregers werden hierbei Impfstoffe hergestellt, von denen man sich erhofft, dass man sie im Fall einer Pandemie rasch so verändern kann, dass sie auch gegen den Pandemie-Erreger wirksam sind. Ob dies letztlich eine Erfolg versprechende Strategie sein wird, ist umstritten.
Eine herkömmliche Influenza-Schutzimpfung schützt nicht vor dem Virus A/H5N1, dennoch gibt es die Empfehlung vieler Experten, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man in H5N1-gefährdete Gebiete reist. Eine „normale“ Grippeimpfung kann in der Regel eine Vermehrung der bekannten menschlichen Grippeviren unterbinden. So kann eine gleichzeitige Infektion mit beiden Grippesubtypen verhindert werden und damit eine mögliche "Kreuzung" eines menschlichen Grippevirus mit H5N1. Eine solche Neukombination könnte das Risiko für Übergänge der Viren von Mensch zu Mensch stark erhöhen und zum Ausgangspunkt einer Pandemie werden.
Besonders für Kleinkinder und für Erwachsene jenseits der 65 kann ferner eine Impfung gegen Pneumokokken sinnvoll sein. Diese Bakterien sind häufig verantwortlich für die einer Virusinfektion unmittelbar folgende Lungenentzündung: Wer sich mit einem Influenza-Virus infiziert und in der Folge stirbt, stirbt normalerweise nicht unmittelbar durch die Viren, sondern an einer Sekundärinfektion; diese wird häufig durch Pneumokokken hervorgerufen.
Allerdings gibt es aus Asien Berichte, dass viele an A/H5N1 Erkrankte eine akute Entzündung der unteren Lungenlappen entwickelten, die unmittelbar vom Virus verursacht wurde. Zwei vietnamesische Kinder sollen überdies an einer Enzephalitis gestorben sein, ohne zuvor Anzeichen einer Erkrankung der Atemwege gezeigt zu haben.
Symptome beim Menschen
Die Inkubationszeit des Virus A/H5N1 scheint länger als die 2 bis 3 Tage zu sein, die bei der "normalen" Humangrippe zu beobachten sind. Von der WHO veröffentlichte Daten besagen, dass die Inkubationszeit zwischen 2 und 8 Tagen liegt; allerdings sind auch Fälle mit 17 Tagen Inkubationszeit beschrieben worden. Die WHO empfiehlt, im Rahmen von epidemiologischen Studien eine Inkubationszeit von 7 Tagen zu unterstellen. Alle Patienten mit einer H5N1 Infektion entwickelten schon in einem frühen Stadium eine Lungenentzündung.
Nach Krankheitsbeginn sind regelmäßig zunächst folgende grippeähnliche Anzeichen beobachtet worden (siehe Influenza):
- extrem hohes Fieber
- Husten
- Atemnot
- Halsschmerzen
Teils auch Durchfall, seltener Bauchschmerzen und Erbrechen.
Im weiteren Krankheitsverlauf sehr oft:
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Magenbeschwerden
- Darmbeschwerden
- Erhöhung der Leberwerte
- starke Verminderung der Leukozyten (Leukopenie)
- starke Verminderung der Erythrozyten (Anämie)
- starke Verminderung der Thrombozyten (Thrombozytopenie)
Gelegentlich entwickelten Patienten zusätzlich eine Nierenschwäche, die sich später bis hin zum kompletten Nierenversagen steigerte. Häufig jedoch stellte sich ein tödliches Lungenversagen ein, oder die Erkrankten verstarben an einem Multiorganversagen. Die relativ hohe Todesrate ist bei neuartigen Viruserkrankungen nicht ungewöhnlich und erklärt sich u. a. dadurch, dass dieses Virus einerseits noch nicht an den Menschen angepasst ist (und daher seinen Wirt rasch umbringt, statt ihn als „Werkzeug“ zur Weiterverbreitung zu nutzen) und andererseits der Mensch so gut wie keine Abwehrkräfte gegen diesen Virussubtyp besitzt.
Einer Hongkonger Forschergruppe zufolge setzen die Viren vor allem in der Lunge bestimmte entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine, speziell Interleukin 6) frei, die ganz allgemein die Immunantwort des Körpers gegen eingedrungene Erreger aktivieren. Von den H5N1-Viren werden allerdings drei- bis fünfmal so viele Cytokine freigesetzt wie von Humangrippeviren, was rasch zu einem schweren toxischen Schock und zu Multiorganversagen führen kann.
Behandlung beim Menschen
Bei erkrankten Menschen können im Frühstadium der Krankheit die antiviralen Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir (Handelsname Tamiflu®) zur Einnahme oder Zanamivir (Handelsname Relenza®) zur Inhalation helfen, sofern der Erreger gegen diese Medikamente nicht resistent ist. Nach Berichten von japanischen Medizinern in „Nature“ gibt es bereits gegen Oseltamivir resistente Virenstämme von A/H5N1.
Krisenpläne für den Fall einer Pandemie
Die WHO entsendet in die betroffenen Gebiete jeweils rasch Ermittler (Feld-Epidemiologen). Diese versuchen mit oft erheblichem Aufwand, die Übertragungswege und die Veränderungen der Erbanlagen des Virus nachzuvollziehen. In vielen Staaten wurden nationale Krisenpläne für den Fall eines massiven Übergangs von Vogelgrippeviren auf Menschen erarbeitet.
Einzelheiten hierzu siehe unter Pandemie.
Literatur
- S. Hecker: SARS und Vogelgrippe - Die Wissenslücken. Österreichische Ärztezeitung 4/2004, S. 30 - 31 (2004), ISSN 0029-8786
- W.A Geering, A.J. Forman and M.J. Nunn: Exotic diseases of Animals, a field guide for Australian veterinarians. Australian Government Publishing Service, Canberra, 1995.
- Mike Davis: Vogelgrippe. Zur gesellschaftlichen Produktion von Epidemien. Assoziation A, Berlin 2005, ISBN 3-935936-42-7 (deutsche Fassung von: The Monster at our Door. The Global Thread of Avain Flu. The New Press, New York, London 2005, ISBN 1-59558-011-5.
Siehe auch
- Commons: Vogelgrippe H5N1 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Spanische Grippe
- Nationaler Pandemieplan
- Pferdegrippe
- Stallpflicht
Weblinks
Vorsorgemaßnahmen
Wichtige amtliche Quellen
In Deutschland
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz: Empfehlungen für Einsatzkräfte
- H5N1 Info - Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- Robert Koch-Institut: Vogelgrippe
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Angaben zu Schutzmaßnahmen
- Berufsgenossenschaftliche Zentrale für Sicherheit und Gesundheitsschutz: Schutz von Beschäftigten vor der Vogelgrippe
In Österreich
- Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit + Servicetelefon
- Österreichischer Influenza Pandemieplan
In der Schweiz
- H5N1-Hotline des Bundes: ++41 (0)31 322 21 00 oder epi@bag.admin.ch
- Infoseite des Bundesamtes für Gesundheit
- Für Informationen und Anordnungen von lokaler Bedeutung siehe auch die Webseiten der kantonalen Gesundheitsbehörden: AG, AI, AR, BE, BL, BS, FR, GE, GL, GR, JU, LU, NE, NW, OW, SG, SH, SO, SZ, TG, TI, UR, VD, VS, ZG, ZH
Karten
- Flugrouten beringter Spießenten (pdf)
- Karte mit den wichtigsten Flugrouten der Zugvögel
- Interaktive Karte zur Ausbreitung der Vogelgrippe (auf deutsch): Ein WebGIS auf Basis des Mapbenders. Neue Funde können direkt hinzugefügt werden, und die Daten stehen unter der GNU GPL und können daher z. B. als Web Map Service in eigene Projekte eingebunden werden.
- WHO-Karte zur Ausbreitung der Vogelgrippe
Weitere herausragende Seiten
- Weltgesundheitsorganisation (WHO): Avian influenza (auf Englisch)
- AG Infektionsepidemiologie der Dt. Ges. für Epidemiologie Übersicht mit Weblinks zu Influenza, Vogelgrippe, Influenzapandemie 1918
- ZDF-Mediathek vom ZDF zusammengestellte interaktive Informationen
- Deutsche Zoologische Gesellschaft Hintergrundinformationen für Vogelkundler (pdf-Datei)
- European Scientific Working group on Influenza aktuelle, wissenschaftsorientierte Informationen (auf Englisch)
- www.oie.int Aktuelle Daten zur weltweiten Situation bezüglich der aviären Influenza (auf Englisch)
- Foreign animal diseases, the grey book. Interessante Studie des Committee on Foreign Animal Diseases of the U.S. Animal Health Association (auf Englisch)
- Artikel „Enzyklopädisches zum Ernstfall“ der FAZ
- Sozialpsychologische und ethische Hintergründe der Vogelgrippe: Angst und unser Verhältnis zu den Tieren Volltexte der Naturphilosophin Regine Kather und des Ethikers Eberhard Schockenhoff; Pressereaktionen
- Gebührenfinanzierte Panikmache - Spiegel Online, 8. März 2006
Materialien für die Schule
- learn-line.nrw.de Hintergründe, Aktuelles und Statistiken im Bildungsserver NRW
- lernarchiv.bildung.hessen.de Frei zugängliche Materialien auf dem Bildungsserver Hessen
- www.quarks.de von der WDR-Wissenschaftsredaktion zusammengestellte Information
- ZUM-Wiki: Vogelgrippe als Thema im Unterricht
- FIZ CHEMIE Berlin ein sehr ausführlicher, bebilderter Online-Lehrgang (Menüführung rechts oben)
Informationsangebote der Gesundheitsbehörden anderer Länder:
- Diese sind über die englischsprachige Wikipedia verfügbar.