Göttingen

Großstadt in Niedersachsen, Deutschland
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Göttingen ist eine traditionsreiche Universitätsstadt im Südosten des Bundeslandes Niedersachsen. Sie ist nach Hannover, Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg (Oldb) die fünftgrößte Stadt und eines der Oberzentren des Landes. Göttingen ist Kreisstadt und größte Stadt des gleichnamigen Landkreises und war bis 1964 eine kreisfreie Stadt. Damals wurde sie durch das vom Landtag in Niedersachsen verabschiedete so genannte "Göttingen-Gesetz" in den Landkreis Göttingen integriert, wird jedoch weiterhin den kreisfreien Städten gleichgesetzt, sofern "dieses Gesetz nichts anderes bestimmt". Größere Städte in der Nähe sind Kassel, ca. 38 km südwestlich, Braunschweig, ca. 92 km nordöstlich und Hannover, ca. 105 km nördlich von Göttingen. Die Einwohnerzahl der Stadt Göttingen überschritt 1965 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde.

Wappen Karte
Göttinger Stadtwappen
Göttingens Lage in Deutschland
Göttingens Lage in Deutschland
Basisdaten
Staat: Deutschland
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Göttingen
Gliederung des
Stadtgebiets:
18 Stadtbezirke
und 9 Ortschaften
Fläche: 117,20 km²
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 138-426 m ü. NN
Einwohner: 121.471 (30. September 2005)
Bevölkerungsdichte: 1.036 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37001-37085
(alte PLZ 3400)
Vorwahl: 0551
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 03 1 52 012
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hiroshimaplatz 1-4
37070 Göttingen
Website: www.goettingen.de
E-Mail-Adresse: stadt@goettingen.de
Politik
Oberbürgermeister: Jürgen Danielowski (CDU)

Die Stadt Göttingen ist Teil der geplanten Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen.

Geografie

 
Wahrzeichen der Stadt: Das Gänseliesel
 
Jüdenstraße mit Museum

Göttingen liegt an der Grenze der Leine-Ilme-Senke gegen den Göttingen-Northeimer Wald, im Tal der Leine am Fuße des Hainberges im Osten und des Egelsbergs beziehungsweise Kleinen Hagens im Westen. In der Nähe liegt der Solling.

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Göttingens ist in 18 Stadtbezirke beziehungsweise Stadtteile eingeteilt. Einige der Stadtteile sind allein oder mit benachbarten Stadtteilen zusammen Ortschaften im Sinne der Niedersächsischen Gemeindeordnung (NGO). Sie haben einen vom Volk gewählten Ortsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen 9 und 13 Mitglieder hat. Vorsitzender des Ortsrat ist ein Ortsbürgermeister. Die Ortsräte sind zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültige Entscheidung über eine Maßnahme obliegt jedoch dem Rat der Stadt Göttingen. Trotz der Zusammenlegung von ehemals eigenständigen Gemeinden zu Ortschaften sind die Dörfer eigenständig geblieben.

Siehe auch:

Nachbargemeinden

Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Göttingen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören alle zum Landkreis Göttingen: Flecken Bovenden, Waake (Samtgemeinde Radolfshausen), Gleichen, Friedland, Rosdorf, Stadt Dransfeld (Samtgemeinde Dransfeld) und Flecken Adelebsen

Geschichte

Dorf Gutingi

Göttingen geht auf ein Dorf zurück, dass sich archäologisch bis ins 7. Jahrhundert nachweisen lässt. Dieses Dorf wurde 953 unter dem Namen "Gutingi" erstmals in einer Urkunde Kaiser Ottos I. erwähnt und lag am Ostrand des Leinetalgrabens im Umkreis der heutigen St. Albanikirche. Diese Kirche wurde spätestens zu Beginn des 11. Jahrhunderts dem Heiligen Albanus geweiht und ist damit die älteste Kirche Göttingens, auch wenn das heutige Gebäude erst aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammt. Neuere archäologische Funde im Bereich des alten Dorfes weisen auf ein ausgebildetes Handwerk hin und lassen auf weitreichende Handelsbeziehungen schließen. Durch das Dorf floss ein kleiner Bach, die Gote, von der das Dorf vermutlich seinen Namen bezog.

Pfalz Grone

Während abgesehen von den archäologischen Funden über das Schicksal des Dorfes Gutingi im frühen Mittelalter nicht viel bekannt ist, tritt mit der Pfalz Grone in unmittelbarer Nähe des Dorfes ein Ort deutlicher aus der Geschichte hervor. Diese nordwestlich des Dorfes, auf dem südlichen Sporn des Hagenbergs auf dem gegenüberliegenden Ufer der Leine gelegene Pfalz gilt mit seinen insgesamt 18 bezeugten Königs- und Kaiseraufenthalten zwischen 941 und 1025 als spezifisch ottonische Pfalz mittleren Ranges. Insbesondere für Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde war Grone ein beliebter Aufenthaltsort. Hierher zog sich Heinrich II, schwer erkrankt, im Sommer 1024 zurück, wo er dann am 13. Juli desselben Jahres verstarb. Die Burg verlor jedoch später ihre Funktion als Pfalz und wurde im 14. Jahrhundert, nachdem die Burg an das Adelsgeschlecht der Herren von Grone gefallen war, von den Bürgern der Stadt Göttingen zerstört.

Stadtgründung

An der zur Furt über die Leine führenden Straße, westlich des Dorfes, entstand im Laufe der Zeit ein Wik (eine kaufmännische Siedlung), die den Ortsnamen weiterführte und später das Stadtrecht erhielt.

Das nunmehr so genannte "Alte Dorf", das der Stadt den Namen gab, war allerdings nicht die eigentliche Keimzelle der neuen Stadt, sondern war noch lange Zeit als gesonderter Bereich um die Albanikirche und die heutige Lange-Geismar-Straße erkennbar. Unter welchen Umständen die eigentliche Stadt Göttingen entstand, ist nicht exakt zu bestimmen. Es wird davon ausgegangen, dass Heinrich der Löwe die Stadtgründung initiierte, die wohl in der Zeit zwischen 1150 und 1180/1200 erfolgte. In der Zeit zwischen den Jahren 1201 bis 1208 wird Pfalzgraf Heinrich, der Bruder Ottos IV., als Stadtherr angegeben. In dieser Zeit wurden bereits von Göttingen aus welfische Besitz- und Herrschaftsrechte wahrgenommen. Auch wurden zu dieser Zeit erstmals Göttinger Bürger (burgenses) erwähnt, was darauf schließen lässt, dass Göttingen bereits auf spezifisch städtische Weise organisiert war. Göttingen war jedoch keine Reichsstadt, sondern den welfischen Herzögen von Braunschweig-Lünerburg unterworfen. Die landesherrlichen Statthalter hatten ihre Residenz in der Burg, die in der nordöstlichen Ecke der ältesten, vor 1250 errichteten Stadtbefestigung lag, und an die noch heute der Name Burgstraße erinnert. Gleichwohl mussten die Herzöge auch der Stadt gewisse Freiheiten zubilligen und Kompromisse schließen. Göttingen wurde in der Frühzeit seiner Geschichte als Stadt in Konflikte der Welfen mit ihren Widersachern im südlichen Niedersachsen hineingezogen. Die Auseinandersetzungen in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts waren den politischen Interessen der Göttinger Bürger förderlich, und diese konnten die politisch-militärische Situation geschickt ausnutzen und sich umwerben lassen. In einer Urkunde aus dem Jahre 1232 bestätigte Herzog Otto das Kind den Göttingern die Rechte, die sie zur Zeit seiner Onkel – also Otto IV. und Pfalzgraf Heinrich – besessen hätten. Dabei wird es sich um solche Privilegien gehandelt haben, die den Handel erleichterten, am Ort wohnende Kaufleute schützten und Befugnisse der Göttinger Selbstverwaltung absteckten. Auch stellte er in Aussicht, dass die Stadt nicht in fremde Hände gelangen sollte. Es ist davon auszugehen, dass spätestens zu dieser Zeit ein von den Bürgern gestellter Stadtrat und damit ein praktikables Instrument der Selbstverwaltung existierte. Namen von Ratsherren werden erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1247 genannt.

Ausbau und Erweiterung

Der von der alten Stadtbefestigung zunächst geschützte Bereich umfasste den Markt, das heutige alte Rathaus, die beiden Hauptkirchen St. Johannis und St. Jacobi, die kleinere St. Nikolai-Kirche, sowie die wichtigsten Verkehrswege Weender, Groner und Rote Straße. Außerhalb dieser Befestigung, vor dem inneren Geismarer Tor, lag noch das alte Dorf, das danach auch „Geimarer altes Dorf“ genannt wurde, mit der Kirche St. Albani. Das Dorf gehörte im Hochmittelalter nur zu Teilen zum welfischen Herrschaftsbereich und konnte deswegen nicht an den städtischen Privilegien und am Schutz durch die Stadtmauer teilhaben.

Geschützt wurde die Stadt zunächst durch Wälle, spätestens Ende des 13. Jahrhunderts dann auch durch Mauern auf den Wällen. Von dieser alten Stadtbefestigung ist heute nur in der Turmstraße der Mauerturm sowie ein Teil der Mauer erhalten. Das damals befestigte Areal umfasste maximal 600 mal 600 m, etwa 25 Hektar, und war damit zwar kleiner als Hannover, jedoch übertraf es die benachbarten welfischen Städte Northeim, Duderstadt und Münden.

Der südlich der Mauern fließende Bach Gote wurde um diese Zeit durch einen Kanal mit der Leine verbunden. Der danach „Leinekanal“ genannte Wasserlauf führte nunmehr wesentlich mehr Wasser an der Stadt entlang.

Nach dem Tode Otto des Kindes im Jahre 1252 regierten zunächst sein Söhne Johann und Albrecht der Große das Erbe gemeinsam bis 1267. Danach wurde das Erbe geteilt und Albrecht erhielt den Süden mit Göttingen. Nach dessen Tod 1279 regierte zunächst dessen Sohn Heinrich das Fürstentum gemeinsam, ehe es 1286 erneut dreigeteilt wurde.

Der nunmehr über Südniedersachsen herrschende Herzog Albrecht der Feiste wählte Göttingen zu seinem Herrschaftssitz und zog in die in der nördlichen Altstadt befindliche Burg, das Ballerhus (auch Bahrhus) ein. Von diesem wurde außerhalb der Mauern im Westen auf der gegenüberliegenden Seite des Leinekanals eine Neustadt, ein beidseitig bebauter Straßenzug von nur ca. 80 m Länge, noch vor 1300 angelegt. Albrecht beabsichtigte mit der Neugründung ein Gegengewicht zur wirtschaftlich und politisch schnell wachsenden Stadt zu schaffen, um von diesem Stützpunkt aus seine Macht neu zu festigen. Der Herzog konnte das aufstrebenden Göttingen jedoch nicht daran hindern, sich nach Westen weiter auszudehnen, da es dem Göttinger Rat gelang, der Neustadt alle Entwicklungsmöglichkeiten zu verbauen. Nachdem sich das Projekt schlecht entwickelte, kaufte der Rat der Stadt Göttingen diese unangenehme Konkurrenzgründung im Jahre 1319 für nur 300 Mark auf. Im Süden an die Neustadt wurde zunächst als Pfarrkirche der Neustadt die St. Marien-Kirche errichtet, die im Jahre 1318 mitsamt den angrenzenden Höfen dem Deutschen Ritterorden übertragen wurde.

Am Rande der Altstadt wurden zudem im späten 13. Jahrhundert zwei Klöster gegründet. Im östlichen Teil der Altstadt, auf dem Gelände des heutigen Wilhelmsplatzes wurde zunächst, Franziskanerkloster errichtet. Nach Angaben des späteren Stadtchronisten Franciscus Lubecus sollen sich die Franziskaner bereits seit 1268 dort angesiedelt haben. Da die Franziskaner als Ausdruck ihrer Armut und Demut keine Schuhe trugen, wurde ihr Orden im Volksmund „Barfüßer“ genannt; daher erhielt die zum Kloster führende Straße auch ihren heutigen Namen „Barfüßerstraße“. Im Jahre 1294 gestattete Albrecht der Feiste den Dominikanern im Papendiek, am Leinekanal gegenüber der Neustadt, ein Kloster zu gründen, als dessen Klosterkirche die 1331 geweihte Paulinerkirche diente.

Auch Juden wurden im späten 13. Jahrhundert in der Stadt angesiedelt. Unter dem Datum des 1. März 1289 erteilten die Braunschweiger Herzöge dem Göttinger Rat die Erlaubnis, den Juden Moses in der Stadt aufzunehmen. Die Juden wohnten hauptsächlich in der Nähe der St. Jacobi-Kirche in der heutigen Jüdenstraße. Auch in Göttingen war die Geschichte der Juden schon im Mittelalter von großem Leid geprägt. Nachdem im Jahre 1369/70 Herzog Otto III. der Stadt das Recht der Gerichtsbarkeit über die Juden abgetreten hat, kam es auch hier immer wieder zu blutigen Pogromen und Vertreibungen. Von 1460 bis 1599 wohnten über 100 Jahre überhaupt keine Juden.

Das 14. und 15 Jahrhundert bildeten für Göttingen eine Blütezeit wirtschaftlicher Machtentfaltung, die auch in den Werken der Baukunst Zeugnis ablegte. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann der Neubau der St. Johannis-Kirche als gotische Hallenkirche. Ab 1330 ersetze ein gotischer Bau auch die kleinere St. Nikolai-Kirche. Nach dem Abschluss der Arbeiten an der St. Johannis-Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch mit dem Neubau der St. Jacobi-Kirche begonnen. In den Jahren nach 1366 entstanden auch wesentliche Teile des jetzigen (alten) Rathauses. Die Gestalt des Gebäudes, die man heute noch antreffen kann, erhielt das Gebäude jedoch in Grundzügen erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts.

In den Jahren um 1360 wurde zudem der Befestigungsring um die Stadt neu abgesteckt und umfasste nunmehr auch die Neustadt und das Alte Dorf. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden die vier Stadttore weiter nach außen verlegt und das Gebiet der Stadt wuchs auf ein Areal von etwa 75 ha.

Wachstum und Selbständigkeit

Nach dem Tode Albrecht des Feisten 1318 kam Göttingen über Otto den Milden († 1344) an Herzog Ernst I. († 1367). Seit dieser Zeit wird von einem eigenständigen Herzogtum Braunschweig-Göttingen gesprochen. Dieses war allerdings das wirtschaftlich ärmste der welfischen Fürstentümer. Unter Ernsts Nachfolger, Otto III. († 1394), gelingt es Göttingen, seinen Status als autonome Stadt weiter zu vollziehen. Otto III., auch der „Quade“ (der Bösewicht) genannt, wird als markanter Vertreter des damaligen Rittertums beschrieben, dessen Hass den Städten galt und deren aufblühende Macht ihm ein Dorn im Auge war. Dementsprechend stand seine Herrschaft ununterbrochen im Zeichen von Fehden und außenpolitischen Konflikten. Seine Herrschaft sollte allerdings letztendlich arm an positiven Ergebnissen für die Landesherrschaft im Fürstentum Göttingen bleiben, wovon die Selbständigkeit Göttingens, obwohl es anfangs stark von diesem bedrängt wurde, profitierte. Auch das vor den Toren der Stadt gelegene herzogliche Landgericht am Leineberg geriet nun unter Göttinger Einfluss und wurde 1375 von Otto an die Stadt verpfändet. Auch gelang es der Stadt neben der Erlangung der gerichtsherrschaftlichen Rechte auch grundherrschaftliche Rechte von Otto zu erwerben. Im April 1387 erreichten allerdings die Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und Otto ihren Höhepunkt: die Göttinger erstürmten die herzogliche Burg innerhalb der Stadtmauern; im Gegenzug verwüstet Otto Dörfer und Ländereien in der Umgebung. Die Bürger konnten jedoch im Juli in einer offenen Feldschlacht unter dem Stadthauptmann Moritz von Uslar zwischen Rosdorf und Grone einen Sieg über die fürstliche Stretmacht erringen, Otto musste danach im August 1387 die Freiheit der Göttinger Güter in der Umgebung anerkennen. Insofern markiert das Jahr 1387 einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte der Stadt. Nach Ottos Tod baut unter dessen Nachfolger Otto Cocles (der Einäugige) Göttingen seine Autonomie weiter aus. Nicht zuletzt, da mit Otto Cocles das Haus Braunschweig-Göttingen ausstirbt und die ausstehende Erbfrage, sowie dessen vorzeitige Abdankung 1435, zu einer weiteren Destabilisierung der landesherrschaftlichen Macht führte.

Das Verhältnis zur welfischen Landesherrschaft wird in der Folgezeit bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch eine ständige und erfolgreiche Zurückdrängung des landesherrlichen Einflusses auf die Stadt gekennzeichnet sein. Auch wenn Göttingen offiziell keine Freie Reichsstadt war, sondern stets den Braunschweiger Herzögen untertan blieb, so konnte sie sich doch eine bedeutende Selbständigkeit erkämpfen und wurde teilweise in Urkunden unter den Reichsstädten geführt und wurde zu besonders wichtigen Reichstagen geladen.

Nach diversen weiteren dynastischen Teilungen und Herrschaftswechseln, die mit dem Tode Otto Cocles’ (1463) einsetzten, gelang es Herzog Wilhelm II. bis 1491 das gesamte Gebiet der Teilfürstentümer Calenberg, Braunschweig-Göttingen und Braunschweig-Wolfenbüttel wieder zu vereinigen. Dessen Sohn Erich wählte bei der von Wilhelm 1495 veranlassten Erbteilung Calenberg und Göttingen für sich. Die Stadt verweigerte zunächst dem neuen Herrscher die Huldigung, woraufhin Erich 1504 bei König Maximilian eine Reichsacht gegen Göttingen erwirkte. Die andauernden Spannungen führten zu einer wirtschaftlichen Schwäche der Stadt, so dass die Stadt letztendlich 1512 die Huldigung leistete. Schon bald darauf zeichnete sich das Verhältnis zwischen Erich und der Stadt jedoch wieder durch eine eigenartige Friedfertigkeit aus, die darauf zurückgeführt wird, dass Erich finanziell auf die Stadt angewiesen war.

Grundlage für den politischen und auch allgemeinen Aufschwung Göttingens im Spätmittelalter war die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der Stadt. Diese beruhte vor allem auf der verkehrsgünstigen Lage im Leinetal an einem alten und wichtigen Nord-Süd-Handelsweg. Dieser begünstigte den heimischen Wirtschaftszweig, die Textilproduktion. Neben den Leinenwebern, die zwar zum inneren Kreis der Göttinger Gilden gehörten, allerdings im sozialen Ansehen sich am unteren Ende befanden, siedelte sich in der Neustadt die Wollenweber an. Die dort verarbeitete Wolle kam hauptsächlich aus der Umgebung der Stadt; teilweise standen hier bis zu 3000 Schafe und 1500 Lämmer. Die Wolltücher wurden erfolgreich bis nach Holland und über Lübeck exportiert. Ab 1475 wurde mit der Anwerbung neuer Fachkräfte die heimische Tuchproduktion ausgebaut. Diese sog. neuen Wollenweber brachten neue, bisher nicht angewandte Techniken mit nach Göttingen und festigten die Stellung der Stadt als exportorientierte Tuchmacherstadt für drei Generationen. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als mit den billigen englischen Tüchern kaum noch konkurriert werden konnte, kam es zum Niedergang der Göttinger Tuchindustrie.

Von der guten Verkehrslage Lage zwischen den bedeutenden Handelsstädten Lübeck und Frankfurt am Main profitierten auch die Göttinger Kaufleute. Der Göttinger Markt erreichte überregionale Bedeutung. Viermal im Jahr kamen zum Jahrmarkt fremde Händler in größer Zahl nach Göttingen. Die Kaufleute, die den Fernhandel als Zulieferer für den Göttinger Markt und als Transithändler im überregionalen Geschäft betrieben, bildeten auch in Göttingen die großen Vermögen. Auch der Hanse trat Göttingen bei. Erstmals 1351 wurde die Stadt zum Hansetag geladen. Das Verhältnis zur Hanse blieb jedoch weitgehend distanziert. Als Binnenstadt nutzte Göttingen zwar gerne das funktionierende Wirtschaftsnetz der Hanse, wollte sich aber nicht in die Politik des Gesamtverbandes verwickeln lassen. Zahlendes Mitglied wurde Göttingen erst 1426 und 1572 folgte bereits der endgültige Austritt aus der Hanse.

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

 
Ansicht der Stadt von Westen. Holzschnitt aus dem Jahr 1585

Das 16. Jahrhundert begann in Göttingen mit wirtschaftlichen Problemen, die schließlich zu Spannungen führten. Zum offenen Konflikt zwischen Handwerksgilden und Rat, der im wesentlichen von der Schicht der Kaufleute gestellt wurde, kam es 1514, als der Rat zur Haushaltssanierung neue Steuern erlassen wollte. Im 6. März 1514 stürmten die Gilden das Rathaus, setzten den Rat kurzerhand gefangen und jagten ihn anschließend aus der Verantwortung. Der Rat konnte zwar mit Hilfe von Herzog Erich I. seine alte Stellung wieder zurückgewinnen, der Konflikt schwellte jedoch weiter und bildete damit den Nährboden für die Einführung der Reformation in Göttingen.

Die Reformation, die infolge von Martin Luthers Thesenanschlag 1517 und dem Reichtag zu Worms im Jahre 1521 nach und nach weite Teile Deutschlands und insbesondere die großen Städte ergriffen hatte, schien jedoch zunächst an Göttingen vorbeizugehen. Selbst als der Bauerkrieg 1524/25 durch Deutschland tobte, blieb es in Göttingen ruhig. Erst 1529, also 12 Jahre nach Luthers Thesenanschlag, kam in Göttingen die Reformation auf. Anlass dafür war zunächst eine Szene ganz mittelalterliche Prägung: eine Bartholomäus-Prozession. Derartige Prozessionen waren in den großen Städten Deutschlands in diesen Zeiten selten geworden. Das alte Kirchenwesen war in Göttingen bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unbestritten. Der Umbruch wurde von den „neuen Wollenwebern“ eingeleitet, jenem Personenkreis also, der erst ab 1475 in Göttingen angesiedelt war, und insofern dem neuen Gedankengut offener gegenüberstand als die Alteingesessenen, also gewissermaßen das progressive Element in der Stadt bildete. Diese „neuen Wollenweber“ hatten eine Gegendemonstration zu der Bartholomäus-Prozession formiert und die Prozession auf der Groner Straße mit Luthers Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ empfangen sowie den Zug mit weiteren christlichen Psalmen und Spottliedern begleitet. Über den religiösen Aspekt hinaus stellten damit die „neuen Wollenweber“ zugleich das in der Stadt bestehende Herrschaftssystem in Frage.

Nunmehr drängten sich die Ereignisse, der vorherigen Verspätung folgte eine überraschende Beschleunigung des Umbruchs: Mit dem ehemaligen Rostocker Dominikaner Mönch Friedrich Hüventhal war jetzt auch ein evangelischer Prediger in der Stadt. Dieser gewann zunehmend an Einfluss, hielt eine öffentliche Predigt auf dem Marktplatz und konnte schließlich nach kontroversen Verhandlungen mit dem Rat gegen den Willen der Paulinermönche in der Paulinerkirche am 24. Oktober 1529 den ersten regulären evangelischen Gottesdienst in Göttingen feiern. Dieser Ort musste gewählt werden, da der Rat der Stadt Göttingen anfangs noch keine Verfügungsgewalt über die Pfarrkirchen in der Stadt hatte. Diese unterstanden der Verfügungsgewalt des Herzogs Erich I. Dieser hing noch dem alten Glauben an und wollte evangelische Predigten in den ihm unterstellten Pfarrkirchen nicht zulassen. Erich I. war bereits 1525 dem Dessauer Bund, einem antiprotestantischen Bündnis norddeutscher Staaten, beigetreten, und sah durch die Einführung der Reformation in der größten Stadt in seinem Fürstentum Calenberg-Göttingen das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem Landesherrn empfindlich gestört. Nachdem die Göttinger mit einem abschließenden Rezeß am 18. November 1529 die Kirchenreform und politische Neuerungen zusammenfassten, reagierte Erich prompt und schroff. Er wandte sich an die Stadt in der harten Form eines Fehdebriefes. Hüventhal, der auch in der reformatorischen Bewegung der Stadt nicht mehr unumstritten war, musste daraufhin die Stadt verlassen. Dies bedeute denn auch nicht das Ende der Reformation in Göttingen, die Göttinger holten den gemäßigteren Prediger Heinrich Winkel aus Braunschweig in die Stadt. Um diese Zeit wurde auch Johann Bruns einer der bestimmenden Köpfe der der Göttinger Kirchenpolitik. Schon vorher hatte er als Pfarrer von Grone als einer der ersten in der Region lutherisch gepredigt; später sollte er auch Syndicus der Stadt werden. Nachdem der Rat der Stadt die Pfarrkirchen, in denen nicht lutherisch gepredigt werden durfte, hatte schließen lassen, wurde am Psalmsonntag des Jahres 1530 die neu ausgearbeitete Kirchordnung Göttingens, die der Göttinger Reformation den Abschluss gab, verlesen. Die Kirchenordnung wurde sogar Martin Luther zur Korrektur und Absegnung vorgelegt und erschien 1531 in einer Wittenberger Druckerei mit einem zustimmenden Vorwort des Reformators.

 
Erich I. mit seiner zweiten Frau Elisabeth ca. 1530

Nach dem Abschluss der Reformation durch die neue Kirchenordnung spitzte sich die Situation nochmals zu. Herzog Erich I. erlangte auf dem Landtag zu Moringen die Unterstützung der Stände für die Forderung an die Stadt, zur alten Kirche zurückzukehren. Göttingen seinerseits tat nun einen Schritt in die Reichspolitik hinein und entschloss sich am 31. Mai 1531, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten, einem Zusammenschluss der protestantischen Reichsstände zur Verteidigung ihres Glaubens.

Im April 1533 gelang es der Stadt dann sich mit dem Herzog ins Benehmen zu setzen und in einem Vertrag die Kontroverse auszuräumen. Daran nicht unbeteiligt war Erichs Frau Elisabeth von Brandenburg, die selbst 1538 öffentlich zum evangelischen Glauben übertrat. Nach Erichs Tod im Jahre 1540 übernahm sie die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn Erich II. und begann, im Fürstentum Calenberg-Göttingen die Reformation durchzusetzen. Elisabeth machte den Pfarrer Anton Corvinus aus dem hessischen Witzenhausen zum Superintendenten für das Fürstentum und ließ sich von diesem die Calenberger Kirchenordnung ausarbeiten, die 1542 in Druck ging.

Nachdem Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1548 mussten diese das Augsburger Interim hinnehmen. Wie in vielen Teilen des Reiches fiel dies auch den Göttingern schwer und sie weigerten sich, dieses durchzusetzen. Herzog Erich II. kehrte nach längerer Abwesenheit wieder in sein Fürstentum zurück, trat 1549 zum katholischen Glauben über und begann – sehr zum Leidwesen seiner Mutter – das Interim durchzusetzen. In Göttingen führte dies dazu, dass die Stadt ihren Superintendenten Mörlin, der sich zu harsch gegen das Interim und gegen den Herzog gewandt hatte, entlassen musste. In dieser Entlassung kann ein erster Schritt zur Beseitigung der städtischen Autonomie im Kirchenwesen und in anderen Bereichen der Selbstverwaltung im späten 16. und im 17. Jahrhundert gesehen werden.

Nachdem im Augsburger Reichs- und Religionsfrieden 1555 den Reichsständen das Recht zugesprochen wurde, das Bekenntnis ihrer Untertanen zu bestimmen, versprach Erich II., obwohl er dem katholischen Glauben treu blieb, das Fürstentum bei der Kirchenordnung von 1542 und bei der evangelischen Lehre zu belassen.

Nach dem Tode Erichs II. 1584, der keinen männlichen Nachfolger hinterlassen sollte, fiel das Fürstentum an Herzog Julius von Wolfenbüttel, wodurch das Fürstentum Calenberg-Göttingen wieder an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gelangte. Göttingen, das schon 1582 durch den Verlust der umgebenden Leinedörfer an die Herzöge an Einfluss verloren hat, musste neben dem wirtschaftlichen Niedergang, der nunmehr einsetzte, auch 1597, 1611 und zuletzt 1626 mehrere Pestausbrüche verkraften.

Im Jahre 1623 wurde Göttingen erstmals in den seit 1618 ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieg einbezogen. Göttingen war von den kämpfenden Heeren umgeben und musste auf Drängen des Landesherren Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel vorübergehend eine Garnison aufnehmen. Dessen Bruder Christian, genannt „der tolle Halberstädter“, hatte den niedersächsischen Reichskreis, zu dem auch Göttingen gehörte, mit in den Krieg gezogen. 1625 begann Göttingen mit Genehmigung des Landesherren, die Befestigungsanlagen auszubauen. Diese sollte die Stadt auch brauchen, denn schon im Herbst 1625 belagerte der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein die Stadt und stellte Proviant und Quartierwünsche. Wallenstein zog allerdings dann weiter und gab sich damit zufrieden, die gesamte Göttinger Kuhherde von ca. 1000 Stück Vieh als Beute davonzuführen. Göttingen strengte nunmehr seine Verteidigungsvorbereitungen an, doch schon kurz darauf stand Tilly, der Feldherr der katholischen Liga, im Sommer 1626 vor der Stadt, nachdem er kurz zuvor im benachbarten Münden ein Blutbad angerichtet hatte. Tilly ließ Göttingen angeblich fünf Wochen lang beschießen und die Leine durch Harzer Bergleute umleiten, so dass die Stadt Tilly am 3. August 1626 die Tore öffnen musste. Nach dem Siege Tillys in der Schlacht bei Lutter am Barenberge über die dänischen Truppen konnte dieser seine Position in Niedersachsen sichern und Göttingen blieb von kaiserlich-katholischen Truppen besetzt. Göttingen litt sehr unter der Besatzung und den für die Stadt unerträglichen Kontributionslasten, woraufhin ein großer Teil der Bevölkerung die Stadt verließ und bis zu 400 Häuser leer standen. Erst sechs Jahre später sollten sich die Machtverhältnisse ändern und nach dem Sieg der Schweden über Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld 1631 wurde auch Göttingen von schwedischen und weimarischen Truppen unter Wilhelm von Weimar für die evangelische Seite zurückerobert. Göttingen wurde im Herbst des Jahres 1632 zwar nochmals von Pappenheimer Truppen bedroht, anschließend war Göttingen aber fest in der Hand protestantischer Truppen. Dies bedeutete für die Stadt jedoch zunächst keine Besserung der Verhältnisse, die Besatzung lastete weiterhin schwer auf der Zivilbevölkerung

1634 erlosch mit dem Tode Friedrich Ulrichs das Mittlere Haus Braunschweig. Göttingen fiel nach der abermaligen welfischen Erbteilung an Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg, der Hannover zu seiner Residenz wählte. Nach dessen Tod 1641 musste Göttingen unter Herzog Christian Ludwig, die letzte große Belagerung durch Piccolomini ertragen. Anschließend war der Krieg für Göttingen zwar zu Ende, die Stadt hatte aber noch lange Jahre die Last der Garnison und der Kriegskosten zu tragen.

Wiederaufstieg als Universitätsstadt

 
Ansicht der Stadt von Südosten. Das Schriftband des 1735 entstandenen Kupferstichs betont die neue Bedeutung der Stadt durch die Universitätsgründung.

Nach dem im Dreißigjährigen Krieg setzte sich der wirtschaftliche Niedergang der Stadt weiter fort. Der Export von Tuchen und Leinwand war fast völlig zusammengebrochen. Die Einwohnerzahl, die im Jahre 1400 noch 6000 Personen betrug, sank um 1680 auf unter 3000. Dem wirtschaftlichen Niedergang folgte der politische. Die Vorherrschaft der Gilden in Rat und Bürgerschaft wurde abgelöst durch die Herrschaft des Landesherren. Herzog Ernst August erreichte es 1690, dass durch den sog. Stadtrezeß der Rat faktisch in ein fürstliches Verwaltungsorgan umgestaltet wurde. Auch außenpolitisch änderte sich die Situation. Das Fürstentum Braunschweig-Calenberg, zu dem Göttingen seit 1634 gehörte, wurde unter Herzog Ernst August im Jahre 1692 von Kaiser Leopold I. zum Kurfürstentum ernannt. Die nunmehr sog. Kurfürsten von Hannover waren ab 1714 zugleich in Personalunion König von Großbritannien. Ernst Augusts Sohn, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, sollte als Georg I. den englischen Thron besteigen.

Das Kurfürstentum Hannover, das sich zu einer territorialen Macht in der Mitte Deutschlands zu entwickeln begann, verfügte bis dahin über keine eigene Universität. Es wurde daher beschlossen, eine Universität neu zu gründen, die der Ausbildung der im Land benötigten Theologen, Juristen und Ärzte dienen sollte. Die hannoversche Landesregierung entschied, diese in Göttingen anzulegen. Für Göttingen sprach auch, dass sich in der Stadt bereits seit einiger Zeit ein Gymnasium, das Pädagogium, befand, das als Keimzelle der neuen Universität fungieren konnte. Während der Regierungszeit Georgs II. August von England, der der Universität ihren Namen gab, konnte 1734 der Lehrbetrieb der Georg-August-Universität eröffnet werden. Im Jahre 1737 folgte dann die feierliche Einweihung. Der schnelle Erfolg, den die Neugründung haben sollte, ist nicht zuletzt auf das Engagement des ersten Kurator der Universität, Gerlach Adolph von Münchhausen zurückzuführen. Die Universität brachte neuen Aufschwung in die Stadt und beförderte das Bevölkerungswachstum. Auch durch intensive Bautätigkeit veränderte sich rasch das Gesicht der Stadt. Neue Wohnungen, Gaststätten und Speiselokale wurden eröffnet. Um das kulturelle Angebot der Professoren und Studenten zu verbessern, wurde ein Universitätsreitstall errichtet. Göttingen sollte in der Folgezeit in ganz Europa und in Übersee einen Ruf als Ort der Wissenschaft erhalten, viele berühmte Gelehrte kamen nach Göttingen und wirkten dort. Das hohe Ansehen der Universität beruhte nicht zuletzt auch auf der klugen Anschaffungspolitik der neugegründeten Universitätsbibliothek. Zudem wurde 1751 die "Königliche Societät der Wissenschaften in Göttingen", die spätere Akademie der Wissenschaften zu Göttingen gegründet, die auch die Göttingischen Anzeigen von Gelehrten Sachen herausgab, eine schnell international bekannt gewordene Zeitschrift für Informationen über wissenschaftliche Neuerungen.

Der Siebenjährige Krieg sollte für Göttingen zwischen 1757 und 1762 neue Besatzungen bedeuten. Die französische Armee quartierte sich in Göttingen ein, die Universität stellte jedoch ihren Lehrbetrieb nicht ein. Nach dem Krieg wurde in Göttingen die Stadtwälle geschleift, aus dem Stadtwall wurde eine Promenade. Die insofern entmilitarisierte Universitätsstadt konnte sich wieder voll dem Universitätsbetrieb widmen und trat nunmehr in ihre Blütezeit ein.

Von der Napoléon bis 1866

In den von Napoléon Bonaparte geführten Kriegen wurde das Kurfürstentum Hannover 1803 kampflos von französischen Truppen besetzt. Göttingen selbst blieb aber von Besatzungen und anderen Belastungen verschont. Dies mag auch mit dem hohen Ansehen des Universität zu tun haben. Kurzfristig wurde Hannover 1805 Preußen zugesprochen. Göttingen wurde daraufhin von preußischen Truppen besetzt. Nach dem Frieden von Tilsit im Jahre 1807 verschwand das Kurfürstentum Hannover von der Landkarte. Göttingen wurde Teil des Königreichs Westphalen mit der Residenzstadt Kassel unter Napoléons Bruder Jérôme Bonaparte. Im Königreich Westphalen sollte Göttingen Hauptstadt des Leine-Departements werden, dass sich zeitweise bis nach Rinteln erstreckte. Göttingen wurde dadurch Sitz mehrerer Behörden und Gerichte mit Zentralfunktion. Die Fremdherrschaft wurde mit der Zeit nicht als bedrückend angesehen. Die Studentenzahlen stabilisierten sich nach einem anfänglichen Rückgang und Göttingen passte sich der französischen Herrschaft an, die bis 1813 dauern sollte. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft in Deutschland sollte das Kurfürstentum Hannover zum Königreich erhoben werden. Göttingen gehörte ab 1823 zur Landdrostei Hildesheim, der neu gebildeten Zwischenbehörde.

Die nunmehr in Deutschland aufkommende Nationalbewegung ging einher mit Forderungen nach politischer Liberalisierung und Demokratisierung. Als im Jahre 1830 die Pariser Julirevolution auch auf Deutschland übergriff, erlebte Göttingen im Januar 1831 die sog. „Göttinger Revolution“. Während das Land Hannover weitgehend ruhig blieb, kam es in Göttingen durch eine Verkettung verschiedener Ursachen zu einem gewaltsamen Ausbruch, in deren Folge unter der Führung einiger Privatdozenten und Anwälte das Rathaus besetzt wurde. Die Forderungen der Aufrührer bezogen sich vor allem auf eine größere politische Mitsprache. Die Regierung zeigte sich unnachgiebig und sandte Truppen in größerem Ausmaß auf die Stadt zu. Am 16. Januar mussten die Aufrührer kapitulieren. Die Truppen zogen in die Stadt ein und quartierten sich dort ein. Die Anführer des Aufstandes wurden, soweit sie nicht ins Ausland geflohen waren, zu drakonischen Strafen verurteilt. Erst gegen Anfang März 1831 kehrte in Göttingen wieder Ruhe ein. Die Universität, die von der Regierung am 18. Januar geschlossen wurde, konnte Mitte April wiedereröffnet werden. Als Folge des Aufstandes nahm die Regierung tiefgreifende Veränderungen an der Stadtverfassung vor und ersetzte die alte Stadtverfassung von 1690 durch eine neue. Die jahrhundertealte politische Rolle der Gilden endete und an ihre Stelle traten nunmehr Repräsentanten einer bürgerlichen Honoratiorenschicht.

 
Zum 100jährigen Bestehen der Universität wurde in Göttingen 1837 eine neue Universitätsaula errichtet.

1837 – 100 Jahre nach Eröffnung der Universität – konnte als Repräsentations- und Verwaltungsgebäude der Universität die Aula eingeweiht werden. Auf dem Platz davor, dem heutigen Wilhelmsplatz, wurde dem damaligen Landesherrn und Stifter, Wilhelm IV., ein Denkmal errichtet. Unter dessen Nachfolger allerdings, König Ernst August I., mit dem die 23jährige Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover beendet wurde, kam es noch im gleichen Jahr zum Konflikt. Bei seinem Amtsantritt hob dieser die relativ freiheitliche Verfassung, die sein Vorgänger 1833 erlassen hatte, wieder auf, woraufhin sieben Göttingen Professoren Protest einlegten. Am 12. Dezember 1837 entließ Ernst August I. die Professoren und verwies sogar drei von ihnen des Landes. Dieses Ereignis hatte eine enorme Wirkung – nicht nur im Königreich Hannover sondern in ganz Deutschland. Die Göttinger Sieben, wie sie von nun an genannt wurden, galten bald als Märtyrer eines politisch aufmerksamer werdenden Bürgertums. Durch die Protestation wurde die Opposition im Königreich aufgerüttelt. Der Widerstand des Bürgertums sollte teilweise Erfolg haben. Mit dem Landesverfassungsgesetz vom 6. August 1840 erhielt Hannover wieder eine konstitutionelle Verfassung, in der jedoch die Rechte der Stände zugunsten des Monarchen stark beschnitten waren. In Göttingen kehrte zwar bald wieder Ruhe ein, die Universität, die ohnehin schon seit den 1820er Jahren an zurückgehenden Studentenzahlen zu leiden hatte, verlor jedoch nunmehr zusehends an Ansehen.

Nach den Verfassungskämpfen gab es jedoch wenig Entspannung bei den politischen Freiheiten. Versammlungen mussten genehmigt werden, Leihbibliotheken wurden kontrolliert und auch die drei ausgewiesenen Professoren durften bis 1848 nicht zurück nach Göttingen kommen. Die Universitätsangehörigen waren der Ansicht, dass das strenge Polizeiregiment, das in Göttingen herrschte, für die Universität verderblich sei.

 
Blick auf Göttingen aus der Vogelschau nach Nordwesten. Lithographie von Friedrich Besemann (um 1850).

Die Märzrevolution von 1848, bei der es in vielen Teilen Deutschlands zu Tumulten und Aufständen kam, blieb in Göttingen ohne größeres Blutvergießen. Es kam nur in der Nacht vom 11. zum 12. März zu einer kleineren Auseinandersetzung zwischen der Polizei und einigen Korpsstudenten. In deren Folge verließen allerdings die Studenten aus Protest geschlossen die Stadt. Da sich das Semester aber ohnehin dem Ende neigte, war dieser Auszug wenig überzeugend. In Göttingen wurden als revolutionäre Institutionen eine Bürgerversammlung und eine Bergerwehr gegründet. Erstere löste sich jedoch schon zum Jahresende auf, da sie mit und an ihrer Politisierung gescheitert war.

Die Zeit nach den Märzunruhen war für Göttingen eine eher ruhige Zeit. Die politischen Bewegungen verhielten sich ruhiger als früher und auch sonst werden die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts als Zeit behäbiger Behaglichkeit beschrieben. Ein Datum von überragender Bedeutung für die Stadtentwicklung war der 31. Juli 1854. An diesem Tage wurde die Eisenbahnstrecke von Alfeld nach Göttingen eröffnet und der Göttinger Bahnhof mit einem prächtigen Fest eingeweiht. Nunmehr machte auch Göttingen einen großen Schritt in die Moderne, die Einwohnerzahlen stiegen an, Wirtschaftsbetriebe siedelten sich in Göttingen an und auch außerhalb des mittelalterlichen Walles entstanden nun neue Wohnviertel.

Das Verhältnis der Stadt zu ihrem Monarchen, nunmehr seit 1851 Georg V., war aber weiterhin ein angespanntes. Königsbesuche in der Stadt waren selten und wenn, dann galten sie der Universität, auf die er allerdings stolz war. Georg misstraute dem Göttinger Bürgertum, das er als Opposition kritisch beobachtete. Zwar wurde in Göttingen keine Revolution gegen den wenig überzeugenden Monarchen geplant, aber als am 22. Juni 1866 preußische Truppen in Göttingen einrückten, und wenig später nach der Schlacht bei Langensalza Hannover an Preußen fiel, gab es in Göttingen keine wesentliche Opposition gegen das Preußischwerden.

1866 bis 1933

Unter preußischer Herrschaft passten sich die Göttinger relativ rasch den neuen Verhältnissen an. Insbesondere entwickelte sich in Göttingen eine Begeisterung für Otto von Bismarck, der von 1832 bis 1833 an der Georgia Augusta immatrikuliert war. Im Göttinger Stadtgebiet wurde neben einem Bismarckturm, wie es ihn in vielen Städten Deutschlands geben sollte, auch ein Bismarckstein errichtet. In der Stadt Göttingen erzielte die preußischfreundliche Nationalliberale Partei starken Zulauf, während die Welfen-Partei eher im Göttinger Landkreis Erfolge erzielte.

Die Industrialisierung setzte in Göttingen relativ spät ein. Erst ab der Jahrhundertwende kann man von einem Vordringen der industriellen Produktionsweise in Göttingen sprechen. Bedingt durch die Nähe zur Universität, die inzwischen zu einer weltweit geachteten Hochburg der Naturwissenschaften aufgestiegen ist, entwickelte sich in Göttingen nunmehr die feinmechanische, optische und elektrotechnische Industrie, die jetzt die Textilwirtschaft als wichtigsten Göttinger Wirtschaftszweig ablöste.

Die Stadtbevölkerung Göttingen begann seit den 1870er Jahren stark zu wachsen. 1875 zählte Göttingen 17.000 Einwohner, 1900 waren es bereits 30.000. Der Großteil der Bevölkerung lebte damals noch in der Altstadt; lediglich die Angehörigen der Mittel- und Oberklasse, insbesondere die Professoren, setzten sich östlich der Stadt auf den Anhöhen des Hainbergs nieder. Erst um 1895 herum begann die Bevölkerungsentwicklung in den Gebieten außerhalb der Altstadt stärker anzuwachsen. In der Zeit des Kaiserreiches wurde unter den Göttinger Bürgermeistern Merkel und Calsow auch damit begonnen, die unterentwickelten öffentlichen Versorgungseinrichtungen auszubauen und die Stadt zu modernisieren.

Auch in Göttingen wurde der erste Weltkrieg überwiegend enthusiastisch begrüßt. Selbst zahlreiche Professoren haben sich von der nationalen Hysterie mitreißen lassen. Schon bald traten aber such hier Ernüchterungen auf. Die Gewerbebetriebe mussten sich auf die Kriegswirtschaft einstellen und die Lebensmittelversorgung wurde zum Problem. Der Krieg kam Göttingen insofern nahe, als schon ab August 1914 im Ebertal unterhalb des Lohberges ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet wurde, in dem zeitweise bis zu 10.000 Kriegsgefangene untergebracht waren. Als 1918 der Niederlage im ersten Weltkrieg die Novemberrevolution folgte, wurde auch in Göttingen ein Soldaten- und Volksrat gewählt und eine Resolution verabschiedet. Am 10. November wurde sogar durch den Arbeiter Willi Kretschmer auf dem Rathaus die rote Fahne gehisst. Faktisch änderte sich in Göttingen jedoch trotz der Tumulte nicht allzu viel; die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Georg Calsow konnte nahezu ungestört weiterarbeiten.

Die innere Instabilität der Weimarer Republik schlug sich auch in Göttingen nieder. Während des Kapp-Putsches im Frühjahr 1920 wurde auch in Göttingen der Generalstreik beschlossen. Das Militär demonstrierte daraufhin seine Macht und marschierte am 15. März in der Innenstadt auf und sperrte die Straßen ab. In den folgenden unruhigen Jahren der Weimarer Republik sollte die NSDAP in Göttingen schnell Fuß fassen können. Bereits 1922 wurde die NSDAP-Ortsgruppe Göttingen gebildet und noch in der ersten Hälfte der 1920er Jahre galt Göttingen als Hochburg der Nationalsozialisten, die in Göttingen überdurchschnittlich hohe Wahlerfolge verbuchen konnten. Die NSDAP und allen voran die SA zeigten regelmäßig bei Massenausmärschen Präsenz auf der Straße, wobei Zusammenstöße mit den politischen Gegnern bewusst provoziert wurden. Bereits im März 1930 kam es dabei zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen SA dem kommunistischen Rotfrontkämpferbund. Schlägereien zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten sollten in der Folge auch in Göttingen an der Tagesordnung bleiben.

Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 zeigte ebenfalls in Göttingen ihre Folgen. Große Betreibe mussten schließen, die Arbeitslosigkeit stieg an und in Göttingen steigerte sich die Not. Die NSDAP sollte ebenso dadurch weiteren Zulauf erhalten. Am 21. Juli 1932 bildete ein Auftritt Hitlers den Höhepunkt im Göttinger Reichstagswahlkampf. 20.000 bis 30.000 Zuhörer fanden sich trotz strömendem Regen zu der Veranstaltung im Kaiser-Wilhelm-Park ein. Bei der anschließenden Wahl am 31. Juli wählten 51 % der Göttinger, also die absolute Mehrheit, die Nationalsozialisten.

Nationalsozialismus und Nachkriegszeit

In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich in der Nähe von Göttingen das Jugendkonzentrationslager Moringen, das 1945 befreit wurde. Aus der Landdrostei Hildesheim ging der neue Regierungsbezirk Hildesheim hervor, zu dem Stadt- und Landkreis Göttingen fortan gehörten. Diese Verwaltungszugehörigkeit veränderte sich für die Stadt Göttingen erst im Jahre 1964, als sie durch das so genannte Göttingen-Gesetz wieder dem Landkreis Göttingen eingegliedert wurde. Im Rahmen der Kreisreform wurde 1973 der Landkreis Göttingen um die aufgelösten Landkreise Duderstadt und Hannoversch Münden vergrößert.

Anfang der 1990er Jahre geriet Göttingen wegen der so genannten "Scherbendemos" der Autonomen Antifa in die Schlagzeilen. Zwischen 1990 und 2000 gab es aus dieser linksradikalen Bewegung zahlreiche Aktionen, welche ein bundesweites Medienecho auf sich zogen.

Eingemeindungen

Folgende Gemeinden wurden nach Göttingen eingegliedert:

  • 1963: Herberhausen
  • 1964: Geismar, Grone, Nikolausberg und Weende
  • 1973: Deppoldshausen, Elliehausen, Esebeck, Groß Ellershausen, Hetjershausen, Holtensen, Knutbühren und Roringen

Einwohnerentwicklung

 
Bevölkerungsentwicklung in Göttingen

Die Einwohnerentwicklung weist seit dem Mittelalter ein Wachstum auf, das sich mit Beginn der frühen Neuzeit stark beschleunigt hat. 1985 wurden mit 132.100 Einwohnern ein vorläufiger Höchststand erreicht. Ende September 2005 hatte Göttingen 121.500 Einwohner.

Studentenzahlen der Uni Göttingen 2004: Sommersemester: 23.446, Wintersemester: 24.398 Studentenzahlen der Uni Göttingen 2005: Sommersemester: 23.649, Wintersemester: 24.400 Quelle: Studierendenstatistik der Universität Göttingen, Stabsstelle DV der Zentralverwaltung, Stand: 21.10.2005).

Siehe auch: Daten zur Einwohnerentwicklung in Göttingen.

Religionen

Das Gebiet der Stadt Göttingen gehörte anfangs zum Erzbistum Mainz beziehungsweise zu dessen Archidiakonat Nörten. Nach der Reformation war Göttingen über viele Jahrhunderte eine fast ausschließlich lutherische Stadt. 1530 erhielt die Stadt eine neue Kirchenordnung mit einem Stadtsuperintendenten, welcher dem Landessuperintendenten in Grubenhagen unterstand. Alle Kirchengemeinden der Stadt bildeten einen Gesamtverband. Im späteren Königreich Hannover wurde Göttingen Sitz eines Sprengels, zu dem mehrere Kirchenkreise, darunter auch der Kirchenkreis Göttingen gehört. Alle protestantischen Kirchengemeinden der Stadt Göttingen gehören heute - sofern es sich nicht um Freikirchen handelt - zum Kirchenkreis Göttingen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers.

Ab 1713 wurden in Göttingen auch reformierte Hausgottesdienste gehalten, 1736 gab es französisch-reformierte Gottesdienste. Dies alles führte 1748 zur Gründung einer reformierten Gemeinde, die 1752 in die Konföderation reformierter Kirchen in Niedersachsen aufgenommen wurde. 1928 war die reformierte Gemeinde Göttingens Gründungsmitglied des Bundes Evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands, dem sie heute noch angehört.

Ab 1746 wurden für die Studenten in Göttingen auch wieder katholische Gottesdienste erlaubt, ein Jahr später auch für alle Einwohner der Stadt, doch konnte erst 1787 die erste katholische Kirche (St. Michael) nach der Reformation gebaut werden. 1825 entstand eine selbständige Pfarrgemeinde, die zum Bistum Hildesheim gehörte. 1929 wurde eine zweite katholische Kirche gebaut, die Pauluskirche. Später wurde Göttingen Sitz eines Dekanats des Bistums Hildesheim, zu dem heute alle Pfarrgemeinden der Stadt gehören.

Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten, gegründet 1894), eine Mennoniten-Gemeinde (gegründet 1946), die Evangelische Freikirche Ecclesia, eine Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten, eine Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und die Orth Harald Kirche, eine Freie Evangelische Gemeinde (FeG).

In Göttingen gibt es auch eine seit dem 16. Jahrhundert nachweisbare jüdische Gemeinde, deren Synagoge in der Reichspogromnacht 1938 niedergebrannt wurde. Der jüdische Friedhof neben dem Stadtfriedhof hat die Zeit des Nationalsozialismus erstaunlich gut überstanden. Mittlerweile gibt es wieder ein reges jüdisches Gemeindeleben. Zum Jahresbeginn 2004 konnte in der Angerstraße ein neues Gemeindezentrum eingeweiht werden. Am 06. Februar 2004 konnte der erste Erew-Shabbat-Gottesdienst im neuen Gotteshaus gefeiert werden.

Ebenso gibt es mehrere muslimische Gemeinden. Im Königsstieg steht seit 2005 eine repräsentative Moschee.

Darüber hinaus ist auch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die Neuapostolische Kirche in Göttingen vertreten.

Politik

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Neues Rathaus

An der Spitze der Stadt stand schon seit dem 12. Jahrhundert der Rat mit 24 Ratsherren. Ab 1319 unterstand auch die Neustadt dem Rat. Die Wahl des Rates erfolgte am Montag nach dem Michaelistag. Ab 1611 wurden die 24 Ratsherren von der gesamten Bürgerschaft gewählt. Der Rat wählte aus seiner Mitte den Bürgermeister. Ab 1669 gab es nur noch 16 Ratsherren, später nur noch 12. Ab 1690 wurde das Stadtregiment völlig neu geordnet. Danach gab es den Rat, der aus dem Gerichtsschulze, 2 Bürgermeistern, dem Syndikus, dem Stadtsekretär und 8 Ratsherren, die von der Regierung zu wählen waren, bestand. Während der Zugehörigkeit der Stadt zum Königreich Westfalen leitete ein Maire die Stadtverwaltung. Ihm stand ein Munizipalrat zur Seite. 1831 wurde ein neues Verfassungs- und Verwaltungsreglement erlassen. Danach gab es einen Bürgermeister beziehungsweise ab 1844 einen Oberbürgermeister. Mit der neuen Städteordnung von 1852 gab es wieder einen Bürgermeister, der ab 1885 erneut den Titel Oberbürgermeister trug. Während des Dritten Reichs wurde das Stadtoberhaupt von der Partei eingesetzt.

1946 führte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen vom Volk gewählten Rat. Dieser wählte aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, welcher ehrenamtlich tätig war. Daneben gab es ab 1946 einen ebenfalls vom Rat gewählten hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. 2000 wurde in Göttingen die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seither gibt es nur noch den hauptamtlichen Oberbürgermeister. Dieser ist Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt. Er wird seit 1999 direkt vom Volk gewählt. Es gibt jedoch weiterhin einen eigenen Vorsitzenden des Rates, der nach jeder Kommunalwahl bei der konstituierenden Sitzung des Rates aus dessen Mitte gewählt wird.

Wappen

Das Wappen von Göttingen geht zurück auf das älteste, erhaltene Siegel der Stadt aus dem Jahr 1278. Es zeigt unten in rotem Feld einen nach heraldisch links (vom Betrachter aus gesehen: rechts) schreitenden, goldenen/gelben Löwen, das Wappenbild der welfischen Herzöge. Der Löwe weist darauf hin, dass Göttingen zum welfischen Territorium, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, gehörte. Darüber befindet sich auf blauem Feld ein die Stadtmauer symbolisierender, silberner/weißer Bogen mit drei ebenfalls silbernen/weißen Türmen, die rote, spitze Dächer tragen. Der mittlere Turm trägt einen goldenen/gelben Knauf, die beiden äußeren goldene/gelbe Kreuze. Türme und Mauer zeigen an, dass Göttingen im Besitz der Stadtrechte war. Der Raum zwischen den Türmen wird durch vier Kugeln unterbrochen. Die Stadtflagge ist schwarz-gold.

Das Wappen wurde in seiner heutigen Form zuletzt 1961 in der Hauptsatzung der Stadt festgelegt. Zeitweise verwendete die Stadt auch ein einfacheres Wappen, das in Schwarz den golden gekrönten, goldenen Großbuchstaben G zeigte.

Städtepartnerschaften

Göttingen unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

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Fahrradstadt Göttingen: Der Bahnhofsvorplatz

Durch das westliche Stadtgebiet von Göttingen führt von Nord nach Süd die Bundesautobahn 7 Hannover - Kassel - Würzburg. Südlich von Göttingen entsteht mit dem Dreieck "Drammetal" der Anschluss an die Bundesautobahn 38 nach Halle (Saale) und Leipzig. Ferner führen die Bundesstraßen 3 und 27 durch Göttingen.

Der Bahnhof Göttingen liegt an der Neubaustrecke Hannover-Würzburg und ist damit eine Haltestelle des ICE. Ferner verkehren von hier direkte ICE über Braunschweig nach Berlin. Im alten Streckennetz liegt Göttingen an der Nord-Süd-Hauptstrecke von Hamburg über Hannover aus Norden und nach Fulda bzw. Frankfurt (Main) im Süden. Nahe Göttingen zweigt eine Nebenstrecke in den Solling ab, in Richtung Bodenfelde und Altenbeken.

Die nächsten Flughäfen sind in Hannover, Kassel und Paderborn.

Den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen die 16 Buslinien (Linien 1 bis 14 sowie Nachtbuslinien 28 und 29) der Göttinger Verkehrsbetriebe (GöVB).

Vielfach bevorzugtes Verkehrsmittel in der Studentenstadt ist allerdings das Fahrrad. Durch seine weitgehend hügellose Lage ist der Stadtkern mit seinen vielen Fahrradwegen sehr einladend. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten werden rund um die Uhr Kontrollen durchgeführt. Einzig und allein für diesen Zweck hat die Polizei Göttingen mittlerweile drei Beamte abgestellt.

Medien

Printmedien: In Göttingen erscheint als einzige lokale Tageszeitung das Göttinger Tageblatt, das vom Madsack-Verlag herausgegeben wird. Wöchentlich erscheinen die kostenlosen Anzeigenblätter blick (ebenfalls Madsack) und EXTRA TIP. Seit Februar 2006 gibt es die unabhängige und genossenschaftlich organisierte Göttinger Wochenzeitung. Alle 1-2 Wochen erscheint die als linksradikal wahrgenommene Göttinger Drucksache. Monatlich erscheint das Straßenmagazin tagessatz und die Stadtmagazine 37°, diggla, pony, publiker, und trends&fun sowie vierteljährlich das Regionaljournal für Südniedersachsen regjo.

Radiosender: Zwar ist in Südniedersachsen der Hessische Rundfunk mit seinen Programmen schon gut zu empfangen, stärkster überregionaler Radiosender ist aber der NDR, der in Göttingen mit einem eigenen TV- und Hörfunkstudio vertreten ist. Darüber hinaus gibt es die Privatsender Antenne, ffn, die in Göttingen ebenfalls kleine Studios eingerichtet haben, sowie Radio 21 und seit 1997 das nichtkommerzielle Lokalradio Stadtradio Göttingen.

Internetportale: Wichtige lokale Internetadressen sind zum Beispiel das Portal der Göttinger Stadtverwaltung, der Marktplatz-Südniedersachsen , das Internetportal goettingeneins, goloci und das linksalternative Internetmagazin goest.

Filmstadt Göttingen

1945 - 1960 war Göttingen Produktionsstätte von über 90 Spielfilmen, u. a.

Produktionsfirma war die "Göttinger Filmaufbau-Gesellschaft", die von Hans Abich und Rolf Thiele 1946 gegründet wurde. Die Gesellschaft steht für den problemorientierten Kinofilm der 50er-Jahre sowie die Produktion zahlreicher Komödien mit Heinz Erhardt. 1960 siedelte die Gesellschaft nach München um.

Die Curt-Goetz-Filme wurden von der Domnick-Filmproduktion GmbH produziert.

Öffentliche Einrichtungen

Göttingen ist Sitz folgender Einrichtungen beziehungsweise Institutionen:

Bildung und Forschung

 
Historische Sternwarte der Universität

Außerdem hat Göttingen das komplette Angebot an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

 
Deutsches Theater
 
Junges Theater

Musik

Die jährlich im Frühsommer veranstalteten Internationalen Händel-Festspiele gehen zurück auf die ersten Wiederaufführungen von Händel-Opern in nachbarocker Zeit, die in den 1920er Jahren von Musikwissenschaftlern in Göttingen initiiert wurden. Im späten 20. Jahrhundert wurden die Festepiele unter der Leitung von John Eliot Gardiner und später Nicholas McGegan zu einem Zentrum der musikalischen und szenischen historischen Aufführungspraxis der Werke Händels. Die Festspiele ziehen ein internationales Publikum an, insbesondere auch aus Händels Wahlheimat Großbritannien.

1964 machte das Chanson Göttingen der französischen Sängerin Barbara die Stadt auch im Ausland bekannt. Heute sind es vorwiegend Einrichtungen wie das Göttinger Symphonieorchester, das Jugend-Sinfonieorchester, der Göttinger Flowmarkt oder die Guano Apes und Ganz Schön Feist, die über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Auch Solisten der Chorakademie Göttingen werden an Musiktheatern der Region regelmäßig engagiert.

Literatur

Museen

Bauwerke

 
Gänselieselbrunnen vor dem Alten Rathaus
 
Dorfkirche im Stadtteil Nikolausberg

In der Innenstadt innerhalb des Walles liegen sieben Kirchen:

  • St. Albani im Osten der Innenstadt, leicht erhöht gelegen im Gebiet des ursprünglichen Gutingi, der Keimzelle der heutigen Stadt.
  • St. Jacobi, weithin sichtbares Wahrzeichen und höchste Kirche der Stadt.
  • St. Johannis, zweitürmige Marktkirche. Am 23. Januar 2005 brannte der Nordturm der Kirche nach einer Brandstiftung aus.
  • St. Marien ist die Kirche der ehemaligen Deutschordenskommende.
  • St. Michaelis, die einzige katholische Kirche in der Innenstadt, ist wie ein Bürgerhaus in die Straße eingereiht; die kirchliche Fassade wurde erst um 1900(?) ausgeführt.
  • St. Nikolai, die heutige Universitätskirche, ist von der Baugestalt her unscheinbar. Jedoch wurden bei archäologischen Untersuchungen romanische Fundamente (12.Jh.?) angetroffen.
  • Paulinerkirche, heute umfunktioniert als alte Universitätsbibliothek, ist eine ehemalige Dominikanerkirche.

Davon sind die 5 ältesten Stadtpfarrkirchen: Albani, Jacobi, Johannis, Nikolai und Pauliner - Marien kam wahrscheinlich erst nach einer Stadterweiterung hinzu. Von einem markierten Punkt am Marktplatz, dem Vierkirchenblick, ist in jeder Himmelsrichtung eine Kirche zu sehen (N: Jacobi, O: Albani, S: Michaelis, W: Johannis).

Auch das Alte Rathaus ist im Kern gotisch. Auf dem davorgelegenen Marktplatz befindet sich der berühmte Gänselieselbrunnen, das Wahrzeichen der Stadt. Außerdem finden sich zahlreiche mitunter stark restaurierte Fachwerkhäuser (13. bis 19. Jahrhundert) wie zum Beispiel die Junkernschänke (1547), das Bornemannsche Haus, das Schrödersche Haus und das Lichtenberghaus, mit dem sich die Stadt Göttingen im "ZEIT"-Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" bewirbt. Die Innenstadt ist noch heute fast vollständig umgeben vom im 18. Jahrhundert zu einem Spazierweg umgebildeten Wall.

Zu den universitären Sehenswürdigkeiten zählen die Aula mit dem Karzer (in dem auch der Reichskanzler v. Bismarck als Student einsaß - und sich an der Wand verewigte), die neben anderen Göttinger Bauten auch auf dem 10-DM-Schein zu sehen war, das Alte Auditorium und der Alte Botanische Garten. Die ehemalige Sternwarte beim Geismarer Tor ist ein klassizistischer Bau mit Anklängen an die so genannte Revolutionsarchitektur (um 1800).

Am Geismarer Tor befindet sich das ehem. Acchouchierhaus (Entbindungsanstalt der späten Aufklärungszeit), das heute als Universitätsinstitut genutzt wird.

An die Studienzeit Bismarcks erinnert neben dem Karzer das Bismarck-Häuschen am Wall unmittelbar vor den Toren der Stadt. Auf dem Hainberg gibt es einen der um 1900 beliebten Bismarcktürme.

Im Stadtteil Nikolausberg findet man in exponierter Lage eine malerische Dorfkirche, deren romanischen Bauteile stilistisch mit der so genannten Bauschule von Königslutter in Verbindung zu stehen scheinen. Ursprünglich als Klosterkirche gegründet, siedelte der Konvent schon früh in das nahe im Tal gelegene Weende (heute auch Stadtteil von Göttingen) über.

Nördlich von Göttingen, oberhalb von Bovenden, befindet sich die Ruine der mittelalterlichen Burg Plesse.

 
Konzert der Händel-Festspiele in der Alten Aula am Wilhelmsplatz

Regelmäßige Veranstaltungen

  • April/Mai: Kinothek-Filmfest
  • Juli: Göttinger Nacht der Kultur
  • Juni: Internationale Händel-Festspiele
  • September: Gänseliesel-Fest
  • Oktober: Göttinger Literaturherbst
  • November: Göttinger Jazzfestival

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Siehe: Liste der Ehrenbürger von Göttingen

Söhne und Töchter der Stadt

Die folgenden Personen wurden in Göttingen geboren. Für die Nennung hier ist es unerheblich, ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Göttingen hatten oder nicht. Viele sind andernorts bekannt geworden. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.

Weitere Persönlichkeiten mit Bezug zu Göttingen

Hier werden bekannte Persönlichkeiten aufgeführt, die in Göttingen einen Teil ihres Lebens verbracht haben oder in Göttingen gestorben sind. Die Liste ist zeitlich geordnet. (Siehe auch die Liste von Angehörigen der Universität Göttingen, die nach Fachbereichen und alphabetisch geordnet ist.)

Literatur

  • "Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte" Band III Nordwestdeutschland, 1. Teilband Niedersachsen/Bremen - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1952
  • Ludwig Börne: Die Göttinger Unruhen (1818). Sämtliche Schriften. Band I, Düsseldorf 1964.
  • Albrecht Saathoff: Geschichte der Universitätsstadt Göttingen, 1937.
  • Dietrich Denecke/Helga-Maria Kühn (Hrsg.): Göttingen. Geschichte einer Universitätsstadt, 3 Bde., Göttingen 1987-2002: Bd.1 (1987); Bd.2 (2002); Bd.3 (1999), ISBN 3-525-36196-3
  • Gustav Meier: Filmstadt Göttingen: Bilder für eine neue Welt? Zur Geschichte der Göttinger Spielfilmproduktion 1945 bis 1961. Filmaufbau GmbH; Geschichte 1946-1960, 1996, ISBN 3-930459-14-0
Commons: Göttingen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Göttingen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen