Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Konfessionsgruppe der Mormonen
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Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, LDS, im folgenden Die Kirche), oft auch als Mormonen bezeichnet, ist eine Religion mit christlichen Wurzeln. Sie entstand im 19. Jahrhundert in den USA und hat ihren Hauptsitz in Salt Lake City im Bundesstaat Utah. Die Lehre und Praxis der Kirche haben sich in vielen Punkten von denen der traditionellen christlichen Zweige (orthodoxe, römisch-katholische und evangelische Kirche) getrennt.

Teile des Textes (in der aktuellen Fassung siehe [1]) stammen von [2] und sind freundlicherweise vom Portal Mormonismus-Online (info at mormonismus-online punkt de) zur Verfügung gestellt worden.


Der Name der Kirche

Der offizielle Name der Kirche ist "The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints", zu deutsch "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage". Die Bezeichnung "Mormonen" wurde der Gruppierung schon früh von ihren Gegenern gegeben. Sie kommt ursprünglich von dem für die Kirche grundlegenden Buch Mormon, schließt aber heute meist auch Mitglieder anderer, von der Hauptkirche abgespaltener Gruppen, mit ein.

Innerhalb der Kirche werden die Mitglieder als "Heilige" und die gesamte Mitgliedschaft als "Die Heiligen" bezeichnet.

Theologie

In der Lehre der Gemeinschaft fließen nach Ansicht Außenstehender Lehren aus Altem und Neuem Testament, aus dem Gedankengut Joseph Smiths und seiner Mitstreiter sowie anderer Gruppen zusammen. Die Gemeinschaft ist daher als synkretistische Neureligion zu verstehen.

Die Lehre der Kirche unterscheidet in der einen "Gottheit" (engl. Godhead) drei "Personifizierungen" (engl. personages), die ewig und gleich in ihrer Göttlichkeit sind, aber unterschiedliche Aufgaben haben. "Gottheit" wird dabei ähnlich wie "Menschheit" als ein Sammelbegriff verstanden. Während der Heilige Geist noch keinen physischen Körper besitzt sind sowohl Gott der Vater als auch Jesus in eigene Körper gekleidet, die aus "geistiger Materie" bestehen. Alle drei sind jedoch geistlich in ihren Zielen geeint; Sie kooperieren auf vollkommene Art und Weise.

Die Eigenschaften dieser drei Personifizierungen sind im wesentlichen Allmacht, Allwissenheit, Güte, Unveränderlichkeit und Unsterblichkeit. Darin gleichen sie nach der Auffassung vieler Mitglieder denen der christlichen Dreieinigkeit.

Es gibt auch bedeutenden Unterschiede: Gott gilt als 'Ordner', nicht aber als Schöpfer der Materie; Letztere habe schon immer existiert und werde auch ewig weiter bestehen. Auch intelligence (schwer übersetzbar, am ehesten: Wahrnehmungskraft) sei ungeschaffen und könne auch nicht geschaffen werden. Gott gilt als Gott dieser Welt aber nicht notwendigerweise als Gott aller Welten. Viele Mormonen glauben auch, dass Gott selbst einst ein Mensch war und auf einer Erde wie dieser eine Prüfungszeit durchlaufen musste, bevor er selbst ein Gott werden konnte (umstritten). Daher haben auch alle Menschen die Möglichkeit - wenn sie den mormonischen Glauben leben - einst ein Gott zu werden (nicht umstritten) und Welten zu erschaffen, die dann wiederum von einem eigenen Christus erlöst werden müssen (umstritten; siehe auch "Plan Gottes" weiter unten). Man bezeichnet diese Lehre auch als den "Mormonischen Polytheismus".

Viele Mormonen glauben auch an die Existenz einer göttliche Mutter, die die Frau Gottes sei. Mit ihr habe er Geistkinder gezeugt die dann als Menschen auf diese Erde kämen. Allerdings wird zu ihr nicht gebetet; Einige feministisch gesinnte weibliche Mitglieder wurden exkommuniziert nachdem sie öffentlich Gebete zur göttlichen Mutter forderten.


Heilige Schriften

Die Lehre von der fortlaufenden Offenbarung bedingt, dass der Kanon der heiligen Schriften nicht abgeschlossen ist. Derzeit stellen die Bibel mit Altem und Neuem Testament), das Buch Mormon, "Lehre und Bündnisse" und "Die Köstliche Perle" den Kanon dar. In der Praxis ist nur das Buch "Lehre und Bündnisse" nach 1900 noch ca. drei- bis viermal verändert worden.

Die Bibel

Die Bibel der Kirche ist das im ganzen Christentum anerkannte Buch gleichen Namens (ohne Apokryphen). Das "Buch Mormon" wird allerdings als "das richtigste Buch auf Erden" angesehen und erhält damit einen höheren Stellenwert als die Bibel. Dies begründet sich dadurch, dass die Gemeinschaft die Bibel als unvollständig und an vielen Stellen als falsch überliefert oder übersetzt ansieht; Viele Lehren der frühchristlichen Zeit seien später herausgenommen worden. Historisch ist dies nicht haltbar, denn alle erhaltenen Handschriften und Fragmente der Bibel, auch die ältesten aus dem 2. und 3. Jahrhundert, stimmen inhaltlich beinahe vollständig überein.

Es gibt eine seherische "Übersetzung" der Bibel durch Joseph Smith, deren Manuskript allerdings nach dem Tode Smiths bei einer Splittergruppe verblieb, die sich auch das Copyright daran sicherte. Daher, und weil sie angeblich nie ganz fertiggestellt wurde, wird diese "Übersetzung" in der Salt Lake City-basierten Hauptkirche nicht verwendet. Viele ihrer Veränderungen erscheinen aber inzwischen, nach Ablauf des Copyrights, als Fußnoten in den mormonischen Bibelausgaben, auch in der Hauptkirche. Zwei längere Auszüge finden sich im Buch "Die Köstliche Perle" (siehe unten).

Das "Buch Mormon"

Mit der Herausgabe des Buches Mormon begann Joseph Smith im Jahre 1830 seine öffentliche Wirksamkeit. Das Buch Mormon ist in Stil und Aufbau mit der Bibel oberflächlich vergleichbar. Es berichtet über Gottes Wirken im alten Amerika, und wurde nach eigenem Anspruch von verschiedenen Propheten aufgezeichnet. Das Buch ist nach Mormon benannt, welcher laut dem Bericht des Buches einer der letzten vor dem Niedergang tätigen Propheten war. Ein Höhepunkt des Buches Mormon ist der Bericht von der Arbeit, die Jesus Christus nach seiner Auferstehung in Amerika vollbracht habe. Außer seiner Geschichtsdarstellung enthält das Buch kaum Lehren, die von den protestantischen Kirchen nicht ebenfalls anerkannt werden; Beispielsweise wird die Polygamie in diesem Buch explizit abgelehnt.

Weiter handelt das Buch von den Ureinwohnern Amerikas, die um 600 v. Chr. von Jerusalem aus in die Neue Welt kamen, sich in zwei Stämme spalteten, von denen einer gottlos wurde, und die dort eine gemischte Religionsform aus Altem und Neuem Testament lebten. Am Ende degeneriert der gottesfürchtige Stamm und wird von dem anderen ausgerottet. Mormon und sein Sohn Moroni, die um 420 n. Chr. zu den letzten Überlebenden zählen, sammeln einige Aufzeichnungen aus der Geschichte des Vorgängervolkes, das zur Zeit des Turmbaus von Babel nach Amerika gekommen war, und aus der Frühzeit ihres eigenen Volkes, fassen dessen weitere Geschichte in eigenen Worten auf dünnen Goldplatten zusammen und vergraben die Aufzeichnungen im Gebiet des heutigen Bundesstaates New York, um sie für die Zukunft zu bewahren. Ab dem Jahre 1823 erscheint Moroni, nun ein "auferstandenes Wesen", mehrmals dem nahe dieser Stelle lebenden Joseph Smith, und beauftragt ihn, die Platten auszugraben und mit Hilfe der dabeiliegenden Urim und Thummim, einer Art "Sehersteinen", zu übersetzen. Smith übersetzt die Platten, wobei es sehr widersprüchliche Berichte über die genauen Details des Übersetzungsvorgangs gibt, zeigt sie insgesamt elf Zeugen aus dem Bereich seiner Familie und nächsten Nachbarn, und gibt sie dann an Moroni zurück, der mit ihnen entschwindet. Nach den erwähnten Zeugen hat sie niemand mehr zu Gesicht bekommen. Drei der Zeugen beschrieben die Schau der Platten als eine Art Vision, die anderen acht dagegen eher nüchtern-sachlich. Diese "Zeugnisse" sind bis heute in jedem Buch Mormon abgedruckt, obwohl die Mehrheit der Zeugen die Mormonenkirche später wieder verließ, wobei sie allerdings, soweit bekannt, ihre Zeugnisse nie öffentlich zurücknamen.

Die Entstehung des Buchs Mormon sowie sein Anspruch wird von Außenstehenden ganz anders gesehen als es innerhalb der Kirche der Fall ist. Die darin enthaltene Darstellung der altamerikanischen Geschichte wird von der nicht-mormonischen Geschichtswissenschaft als unhaltbar betrachtet. Als Autor gilt der Geschichts- und Religionswissenschaft entweder Smith selbst, einer seiner engen Freunde und Mitarbeiter, genannt werden hier vor allem Oliver Cowdery und Sidney Rigdon, oder ein erfolgloser Romanschreiber namens Solomon Spaulding, dem Smith nach Ansicht einiger Forscher ein unveröffentlichtes Manuskript entwendet und dieses umgearbeitet haben soll.

Während des längsten Teils der Geschichte der Mormonen war es hauptsächlich die Existenz des Buches, die für die Mormonen wichtig war, belegte sie doch ihrer Meinung nach das Prophetentum Joseph Smiths. Der eigentliche Inhalt galt als weniger bedeutsam als die unten genannten weiteren Bücher.

Heute wird jedoch das Buch Mormon auch inhaltlich wieder stark betont, was als Teil der langsamen Abwendung von den bizarreren Lehren der Kirche gedeutet werden kann, und es gibt Ansätze, daraus eine etwas näher am christlichen Mainstream liegende systematische Theologie zu entwickeln.


"Die köstliche Perle"

"Die Köstliche Perle" enthält Auszüge aus der seherischen "Übersetzung" des 1. Buch Mose von Joseph Smith (genannt "Das Buch Mose"), eine von Ägyptologen nicht akzeptierte Übersetzung eines ägyptischen Papyrus, den Joseph Smith nach eigenen Angaben 1835 erwarb und der von Abraham verfasst sein soll (genannt "Das Buch Abraham"), einen Auszug aus der "Übersetzung" des Matthäusevangeliums, eine kurze Autobiographie von Smith's Jugend bis zur Herausgabe des Buch Mormon sowie einen Teil eines seiner Briefe, der die 13 Glaubensartikel enthält. Dieses Buch, das 1851, also nach dem Tode Smiths, von Missionaren in England zusammengestellt wurde, wird von vielen anderen "mormonischen" Kirchen nicht als heilige Schrift anerkannt.

Inhaltlich ist in dieser Zusammenstellung hauptsächlich das "Buch Abraham" von Interesse; Einerseits findet sich nur hier eine entscheidende mormonische Lehre, nämlich die "Mehrzahl der Götter" (engl. plurality of gods); andererseits sind die Papyri erhalten geblieben. Zu Smiths Zeiten waren die Hieroglyphen noch nicht entziffert; Heute sind sie es, und die Papyri können somit von heutigen Ägyptologen gelesen werden. Dabei stellt sich heraus, dass sie aus spätägyptisch-hellenistischer Zeit, lange nach Abraham, stammen, und dass es sich um Teile des Buch des Atems handelt, welches eine Kurzfassung des ägyptischen Totenbuchs darstellt, die während dieser Eporche Mumien oft mit ins Grab gelegt wurde, und von der daher relativ viele Kopien erhalten geblieben sind. Der wahre Inhalt hat somit keinerlei Beziehung zum angeblichen Inhalt. Versuche einiger mormonischer Apologeten, eine solche Beziehung zu konstruieren, erscheinen nicht sehr glaubwürdig.

Die drei Bücher "Buch Mormon", "Lehre und Bündnisse" und "Köstliche Perle" werden für Mitglieder der Kirche heute meist in einem Band herausgegeben.

Kernlehre

Die wichtigsten öffentlichen Glaubensgrundsätze hat die Kirche in 13 Artikeln aufgestellt. Die Lehren des Tempels, die außerhalb des Tempels nicht durch Aussprechen entweiht werden sollen, sind hierin aber nicht enthalten.

Eine bedeutende Rolle nimmt dabei der vierte Artikel ein, der den Glauben an Jesus Christus, die Umkehr vom falschen Leben und Glauben, die Taufe durch Untertauchen zur Vergebung der Sünden sowie das Auflegen der Hände zur Gabe des Heiligen Geistes betont.

Plan Gottes

Im Weltbild der Mormonen nimmt der sogenannte "Plan der Erlösung" eine zentrale Stellung ein. Diese Lehre besagt, dass der Mensch einst vor seiner Geburt in der Gegenwart Gottes als Geistkind lebte und zu Prüfungszwecken zur Erde kam, um später wie Gott werden zu können. Linientreue bis fundamentalistische Mormonen, das sind in Deutschland und anderen Diasporaländern fast alle, in den USA immer noch ein ziemlich großer Teil, sehen das "Gott Werden" buchstäblich in Erfüllung treten, während liberalere Mitglieder diese Lehre eher symbolisch verstehen. Vom Gründer Joseph Smith an, der dies selbst noch eher vage formulierte, über die Zeit Brigham Youngs, der sehr deutlich wurde, bis zu den heutigen Führern der Gemeinschaft wurde und wird diese Lehre in unterschiedlicher Betonung gepredigt. Daher löste es unter den Mitgliedern einen milden Schock aus, als der jetzige (2004) Vorsitzende und "Prophet" Gordon B. Hinckley als Gast einer Fernseh-Talkshow zu dieser Lehre sagte: "Ich weiß nicht, dass wir dies lehren".

Die Voraussetzungen für dieses "Gott Werden" sind die Mitgliedschaft bei den Mormonen durch die einzig bevollmächtigte Taufe, strikter Gehorsam, das Tragen des einzig wahren mormonischen Priestertums für die Männer, die "ewige Ehe", die nur in einem Mormonentempel geschlossen werden kann, und das Einhalten der Tempelbündnisse.

Errettung und Verdammung

Die Kirche glaubt, dass durch das Sühneopfer Christi jeder Mensch vor leiblichem und geistlichem Tod (d.h. Sünde) gerettet werden kann, wenn er den "Gesetzen der Evangelien" folgt. Durch Jesu Kreuzestod und nachfolgende Auferstehung erlangt jeder Mensch Unsterblichkeit und kann dadurch erwarten, gemeinsam mit Gott in Ewigkeit zu leben. Obwohl das ewige Leben allen Menschen geschenkt ist, werden nur die ausgewählten, d. h. die im Tempel verheirateten Mitglieder der Kirche, in das höchste Königreich Gottes aufgenommen. Allerdings soll es auch nach dem Tode noch möglich sein, sich zum mormonischen Glauben zu bekennen, und somit Eingang ins Königreich Gottes zu finden. Aus diesem Grund verzichten die Mormonen auch, im Gegensatz zu einigen anderen Kirchen, auf eine Mission in Ländern in denen Mission verboten ist.

Die frommen Mitglieder der Kirche, die zudem im Tempel geheiratet haben, werden im Celestialen", d.h. himmlischen, "Königreich derart belohnt, dass ihr Status letztendlich gottgleich wird. Die Meinungen darüber, was unter "gottgleich" letztlich zu verstehen sei, reichen vom Herrschen als Gott über neue Welten bis zu mehr traditionellen Himmelsvorstellungen.

Alle guten Menschen, die dieser Lehre nicht folgen, also auch Nichtmormonen, werden sich im Terrestrialen", d.h. irdischen, "Königreich wiederfinden; Auch hier finden sie ein ewiges, glorreiches Leben, müssen aber auf die Gegenwart Gottes des Vaters verzichten. Christus jedoch ist auch hier gegenwärtig.

Schlechte Menschen sind in ein drittes Reich, das Telestiale Königreich, verbannt. Der Ursprung dieses Namens ist unklar, außerhalb des Mormonentums existiert der Begriff "telestial" nicht. Auch hier ist das ewige Leben angenehm und ohne Sorgen, jedoch sind weder Gott der Vater noch Christus, sondern nur der Heilige Geist anwesend.

Eine geringe Anzahl ganz übler Menschen, die sich trotz besseren Wissens von der wahren Lehre abwenden, nachdem sie zuvor Gläubige Mormonen waren, werden in die "Äußere Dunkelheit" verbannt.

Umkehr

Die Kirche vertritt die Lehre von der Umkehr, welche ein ernsthaftes Bedauern sowie eine Wiedergutmachung, soweit möglich, und eine Änderung des eigenen Verhaltens darstellt. Bedeutende Sünden sollen dem Bischof, der in etwa dem Pfarrer anderer Kirchen entspricht, gebeichtet werden. Dieser soll aber auch für alltägliche Probleme bereitstehen.

Ein Schlüssel zur Umkehr ist das persönliche Bekenntnis im Gebet vor Gott, worin um Vergebung gebeten wird sowie darum, den Fehler nicht zu wiederholen.

Kritik

Insgesamt hat die große Bandbreite der mormonischen Theologie es einzelnen Kritiker schwer gemacht: Zu beinahe jedem Kritikpunkt gibt es gläubige Mormonen, die diesen Glauben gar nicht teilen. Befürworter der Kirche sehen in dieser großen Bandbreite der Lehren ein Zeichen von Toleranz.

Die Lehre der Gemeinschaft wurde über die Jahre immer wieder leicht verändert und der jeweiligen Zeitgeist angepasst, das betrifft z.B. Polygamie, Schwarze im Priestertum, Wortlaut der Tempelrituale.

Auch nach Ansicht von Kritikern versucht die Kirche, sich langsam von den vielen fragwürdigen Lehren der Vergangenheit zu distanzieren. Es werde nur noch wenig Betonung auf abweichende Lehren gelegt, vielmehr würden die Familie und Jesus Christus in den Vordergrund gestellt. Vor allem die Lehren des zweiten Propheten, Brigham Young, würden in den Hintergrund gestellt und verändert. Die Mitglieder gingen weitgehend unkritisch mit der Vergangenheit und der Veränderlichkeit der Lehren der Mormonenkirche um.

Ökumene

Gemäß der "Ersten Vision" von Joseph Smith gelten alle anderen Kirchen als ein "Gräuel in seinen [Gottes] Augen", und ihre "Bekenner sind alle verderbt". Deshalb lehnen die Mormonen die Ökumene und ihre Institutionen, wie den Weltkirchenrat, ab.

Ritus der Kirche

Gabe des Heiligen Geistes

Die Gabe des Heiligen Geistes wird frischgetauften Kirchenmitgliedern durch Auflegen der Hände vermittelt. Dazu sind einer oder mehrere der "melchisedekischen" Priester erforderlich.

Gemeindehäuser und Tempel

Der Gottesdienst findet jeden Sonntag im Gemeindehaus statt und umfasst Gesang, Gebet, Abendmahl und Predigt. Das Abendmahl, im Englischen einfach the sacrament genannt, findet wie im Katholizismus jede Woche statt. Anstelle von Oblaten und Wein aus einem großen Kelch wird normales Weißbrot und Wasser aus kleinen Bechern verwendet. Laut einer Offenbarung darf nur von Mormonen angebauter Wein verwendet werden. Da solcher Wein aber wegen des strikten Alkoholverbots heutzutage nicht mehr existiert wich man stattdessen auf Wasser aus.

Es ist nicht vorgeschrieben, aber erwünscht, dass Männer in Anzug oder Kombination mit Krawatte und Frauen in Rock oder Kleid teilnehmen; Es muss kein besonders teurer Anzug sein, aber legere Kleidung gilt als unangemessen. Da kleine Gemeinden, in denen man sich persönlich kennt, erwünscht sind, teilen sich oft mehrere Gemeinden ein Gemeindehaus und feiern ihre Gottesdienste dort nacheinander.

Einmal monatlich findet anstelle einer Predigt eine allgemeine Aussprache statt, wobei jeder der möchte sein "persönliches Zeugnis" vom Buch Mormon und der Kirche ansprechen kann. Der Begriff des Zeugnisses spielt eine wichtige Rolle bei den Mormonen, die glauben, dass jeder Mensch von Gott direkt angesprochen wird, wenn er im Gebet darum bittet. Gegner der Kirche sehen darin jedoch einen "des Kaisers neue Kleider"-Effekt, viele also ein erfundenes "Zeugnis" vortragen um nicht als Ungläubige dazustehen.

Tempel dienen nicht dem normalen sonntäglichen Gottesdienst; In ihnen finden verschiedene spezielle Zeremonien statt, deren gemeinsamer Nenner und Hauptunterschied zu den anderen mormonischen Ritualen darin besteht, dass sie einen direkten Bezug zum Jenseits und Leben nach dem Tod haben. Nach dem Bau haben die Tempel einige Tage der Offenen Tür, aber ab der Einweihung ist der Zutritt nur erwachsenen Kirchenmitgliedern mit Empfehlungsschreiben ihres Bischofs, des Gemeindeleiters, gestattet. Um das Empfehlungsschreiben zu erhalten muss man einige zentral vorgegebene Fragen zur eigenen Lebensführung, z.B. Zahlung der 10%, Einhaltung des Alkoholverbots, zufriedenstellend beantworten, wobei der Wahrheitsgehalt der Antworten aber nicht kontrolliert wird.

Während des größten Teils der Kirchengeschichte gab es weltweit nur wenige Tempel, aber seit etwa 1990 wird deren Bau stark forciert, sodass nun etwas mehr als 100 existieren.

Endowment

Das "Endowment" (deutsch etwa: Ausstattung) ist diejenige Zeremonie, an der der Gläubige bei seinem ersten Besuch im Tempel teilnimmt. Die folgenden Informationen stammen von ehemaligen Kirchenmitgliedern, die die Geheimhaltung nach ihrem Austritt brachen.

Nach Ansicht von Kritikern ist das Endownment ein bis ins Detail von den Freimaurern abgeschautes Ritual. Joseph Smith wurde kurz bevor er das Ritual mehr oder weniger in die heutige Form brachte Freimaurer. Das älteste mormonische Endowment von vor 1840 unterschied sich grundlegend von der heutigen Form. Die Mormonen selbst glauben, dass die Freimaurer eine verderbte Form eines altchristlichen Rituals bewahrt hatten, ein Glaube der in ähnlicher Form auch von den damaligen Freimaurern und den meisten Zeitgenossen geteilt wurde. Heute weiß man, dass das Freimaurertum dünne Wurzeln im Mittelalter hat, aber im wesentlichen ein Produkt der frühen Neuzeit ist.

Das Endowment verpflichtet das Mitglied zur Loyalität und Hingabe zur Gemeinschaft und soll es mit den nötigen geistigen Dingen ausrüsten, die ein Leben in der Gegenwart Gottes ermöglichen. Dabei sollen diejenigen Teile des Glaubens, die wegen ihrer heiligkeit nicht öffentlich ausgesprochen werden, erlernt und praktisch erfahren werden. Man kann nur einmal im eigenen Namen teilnehmen, jedoch danach auch noch für Verstorbene.

Im Rahmen der Zeremonie werden Namen, Zeichen und Kennzeichen bekannt gegeben, die nach mormonischem Glauben für den "Durchgang durch den Vorhang", also für den Übergang aus diesem Leben ins Jenseits, entscheidend wichtig sind. Diese Kennzeichen dürfen die Mitglieder nicht nach außen tragen. Bis 1990 wurde diesem Verbot mit der symbolischen Androhung der Todesstrafe während der Zeremonie Nachdruck verliehen (auch dieser Brauch stammt von den Freimaurern).

Beim Endowment wird, wie bei allen Tempelzeremonien, spezielle "Tempelkleidung" getragen. Nach Erhalt des Endowments sollen die Mitglieder keine einfache Unterwäsche mehr tragen; Sie erhalten sogenannte "Garments", eine Art mit Symbolen des Glaubens besticktes Unterhemden, die sie Zeit ihres Lebens als Erinnerung an ihre Bündnisse tragen sollen, bzw. nach Ansicht der Mitglieder tragen dürfen.

Eheschließung

Die Ehe kann auch außerhalb des Tempels geschlossen werden, ist dann aber nur bis zum Tod gültig. Eine im Tempel mit seinem Jenseitsbezug geschlossene oder nachträglich bestätigte Ehe bleibt dagegen nach dem Glauben der Kirche über den Tod hinaus bestehen und ist Voraussetzung für den Eintritt ins Himmlische Königreich. Dabei müssen beide Partner Kirchenmitglieder sein. Auch als Gäste sind nur Kirchenmitglieder zugelassen, was der Kirche schon oft heftige Kritik nichtgläubiger Familienmitglieder eingetragen hat.

Bereits verheiratete Paare können die Ehe auch stellvertretend für verstorbene Paare schließen.

Siegelung

Die Siegelung ist eine Zeremonie, die wegen des Jenseitsbezugs nur im Tempel stattfindet. Alle Mitglieder einer Familie, Eltern und erwachsene Kinder, werden darin nach dem mormonischen Glauben derart aneinandergebunden, dass sie auch im Jenseits noch eine Einheit bilden.

Die Siegelung kann auch Stellvertretend für Verstorbene durchgeführt werden, oder zwischen Lebenden und Verstorbenen.

Zweite Salbung

Diese Zeremonie wird nur ganz wenigen verdienten Amtsträgern im Tempel gespendet, wobei wie üblich außerhalb des Tempels nicht darüber gesprochen werden soll. Da unter solchen hohen Amtsträgern Austritte mit nachfolgender Veröffentlichung viel seltener sind als unter den normalen Mitgliedern, ist über diese Zeremonie wenig Sicheres bekannt. Einem unbestätigten Gerücht zufolge werden die Empfänger dabei bereits zu Lebzeiten zu "Göttern" gesalbt; die Quelle dieses Gerüchts ist unklar.

Gesundheit

Die Mitglieder leben entsprechend dem "Wort der Weisheit" abstinent. Es wird Wert auf eine gesunde Ernährung gelegt. Dies umfasst den völligen Verzicht auf Tabak, Alkohol, Kaffee, Schwarztee und je nach Auslegung auch auf koffeinhaltige Limonaden. Fleisch soll laut dem Wortlaut des "Wortes der Weisheit" nur in geringen Mengen und nur bei Krankheit, im Winter oder in Hungerzeiten verzehrt werden; Diese Forderung wird heute jedoch nicht mehr erhoben. Das "Wort der Weisheit" findet sich im Buch "Lehre und Bündnisse", Abschnitt 89, wird dort aber entgegen der heutigen Praxis als "kein Gebot oder Befehl", sondern als ein weiser Ratschlag bezeichnet. Die heutige strikte Auslegung entstand erst zur Zeit der Prohibition.

Kleidung

Die Kleidung sollte bescheiden aber gepflegt sein.

Ehe

Sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe wird vorgeschrieben aber natürlich nicht immer eingehalten; Die Ehe selbst, sowie eine möglichst kinderreiche Ehe, gelten als erstrebenswert und heilsnotwendig. Homosexuelle Beziehungen werden strikt abgelehnt und gelten als Sünde. In den Anfängen der Gemeinschaft konnten die Männer mehrere Frauen heiraten (Vielehe, Polygamie). Joseph Smith, Brigham Young und einigen andere frühe Kirchenleiter praktizierten dies zunächst im geheimen. Ab etwa 1850 wurde es auch öffentlich und von normalen Mitgliedern ausgeübt und wurde bald zum entscheidenden Kennzeichen der Gemeinschaft.

Diese von der Mormonenkirche als "ewiges Gesetz" angesehene Lehre wurde im Jahre 1891 aufgrund von äußerem Druck in der Praxis abgeschafft. Sie wird theologisch noch gelehrt aber nicht mehr als praktische Lebensweise vertreten und ist heute vielmehr ein Ausschlussgrund. Jedoch glauben manche Mitglieder, dass die Polygamie im Reich Gottes fortbestehen wird, und so können in den Tempeln der Gemeinschaft weiterhin mehrere Frauen an einen Mann gesiegelt werden, allerdings nur dann, wenn die frühere Ehefrau verstorben ist. Verwitwete Frauen können dagegen nicht an einen neuen Ehemann gesiegelt werden.

Splittergruppen der Mormonen in den USA praktizieren auch heute noch Polygamie. Andere Abspaltungen der Kirche, welche den Zug nach Utah nicht mitmachten, lehnen die Polygamie dagegen strikt ab und lehren, erst Brigham Young, ein ihrer Ansicht nach falscher Prophet, habe sie eingeführt. Historisch gilt heute jedoch als erwiesen, dass tatsächlich Smith der Urheber der Polygamie war.

Die Mormonenkirche glaubt, dass Familien ewigen Bestand haben und wirbt heute primär mit dieser Botschaft. Wer nicht im Tempel heiratet kann einst nicht wie Gott werden und wird eine dienende Funktion im Himmel einnehmen.

Freizeit

Kirchenmitglieder treffen einander während der Woche zu gegenseitiger Ermutigung und zum gemeinsamen Gebet und Studium. Jedes erwachsene Kirchenmitglied hat gewöhnlich eine "Berufung" genannte spezielle Aufgabe, wie z.B. Leitung von Kindergruppen, Buchhaltung, Instandhaltung der Gebäude und Anlagen, Besuche bei Kranken Mitgliedern oder andere Sozialdienste.

Einmal in der Woche halten die Mitglieder einen "Familienabend" ab, an dem alle zu Hause bleiben sollen. Die Familien werden monatlich zu Hause von so genannten "Heimlehrern", das sind (Männer meist ab dem 14. Lebensjahr, und "Besuchslehrerinnen", Frauen ab dem 18. Lebensjahr, besucht. Diese berichten dann in ihren entsprechenden Gremien oder dem Bischof über den Stand der Familien. Bei den Mitgliedern werden so einerseits entstehende persönliche Probleme schon früh erkannt, sodass geholfen werden kann, andererseits stehen sie somit unter ständiger sozialer Kontrolle. Die daraus resultierende Sozialisation der Jugend stellt einen der Grundpfeiler für das Wachstum der Gemeinschaft dar.

Zehnt

Die Kirche wird mit 10% des Einkommens bedacht und folgt damit dem Zehnt des Alten Testaments. Dies erfolgt nicht in Form von Kirchensteuer sondern durch Spenden.

Ehrenamtliche Aufgaben

Die Mitarbeit in der Kirche ist ehrenamtlich; Nur wenige auf Lebenszeit dienende Funktionäre erhalten einen finanziellen Ausgleich. Auch die Jugendarbeit spielt eine große Rolle, seit dem 20. Jahrhundert besonders das Pfadfinderwesen; Pfadfinder zu sein ist in den USA für junge Mormonen beinahe Pflicht.

Missionsarbeit

Junge Männer übernehmen meist mit 19 Jahren eine zweijährige Missionsarbeit, deren Kosten von der Familie getragen werden. Voraussetzung ist dabei die Weihe zum Ältesten und das Endowment. Die Kirche erwartet, dass jeder junge Mann, dessen Familie es irgendwie finanzieren kann, eine solche Mission leistet. Wer sich dem widersetzt hat es oft schwer eine mormonische Ehefrau zu finden. Junge Frauen werden weniger stark gedrängt, können aber, wenn sie es wünschen, ab dem 21. Lebensjahr 18 Monate lang in der Mission arbeiten. Ehepaare im Ruhestand arbeiten ebenfalls oft missionarisch.

Derzeit (2002) sind etwa 60.000 Missionare tätig. Die Gemeinschaft hat einen Zuwachs von ca. 300.000 neugetauften Mitgliedern jährlich, wobei die Zahl der Austritte und Inaktiven Mitglieder entsprechend hoch sind.

Priesterschaft und Führung der Kirche

Weihen und Priestertum

Das Priestertum der Mormonenkirche ist eine Mischform aus den Strukturen des Alten und Neuen Testamentes. Es besteht aus einem "Aaronischen" und "Melchisedekischen" Priestertum, das erstere hat dabei eher weltliche, das letztere mehr geistliche Aufgaben.

Das Priestertum und die von ihm verwalteten sogenannten "Schlüssel" spielen im Mormonischen Glauben eine zentrale Rolle; Gemeint ist damit, dass alle Zeremonien nur von Priestern administriert werden dürfen und auch viele alltägliche Angelegenheiten wie die Rolle des Familienvaters oder Landbesitzers werden als spezielle Ausprägungen des Priestertums verstanden. Jeder Priester hat nach mormonischem Glauben das Recht, von Gott private Offenbarungen über seinen Aufgabenbereich zu empfangen, wenn er dafür betet.

In den unteren Ebenen arbeiten ausschließlich unbezahlte Laienpriester, die diese Arbeit neben ihrer normalen Beschäftigung verrichten. In höchster Ebene arbeiten die Führer in Vollzeit und werden dafür auch bezahlt.

Jugendliche männliche Mitglieder erhalten die Weihe zum Aaronischen Priestertum ab 12 Jahren. Das Melchisedekische Priestertum wird ab 18 Jahren übertragen. Alle männlichen Mitglieder werden somit gewöhnlich während der Teenagerzeit bzw. einige Jahre nach ihrem Beitritt nacheinander zu Lehrern, Diakonen, Priestern und Ältesten geweiht, außer wenn sie das nicht wünschen. Diese Weihe von Jugendlichen ist seit der Zeit Birgham Youngs, des zweiten Propheten, üblich, wobei die Altersgrenzen später mehrmals abgesenkt wurden.

Von der Zeit Brigham Youngs bis zu einer Offenbarung 1978 waren schwarze Mitglieder von der Weihe ausgeschlossen. Schwarze sind auch heute noch eine sehr kleine Minderheit in den ganz überwiegend weißen Mormonenkirchen. In einigen der kleineren Splittergruppen spielen dagegen Indianer eine relativ große Rolle, und in der frühen Kirchengeschichte gab es viele, allerdings nicht sehr erfolgreiche, Missionen bei Indianern, die als Nachfahren eines auserwählten Volkes galten.

Höhere Weihen, die nicht jedem Mann gespendet werden, sind Hohepriester, Patriarch, Siebziger und Apostel.

Strukturen

Die Kirche ist durch ihr Priestertum und dessen Führungsämter in Gemeinden, Pfähle und Gebiete organisiert. In den Gemeinden und Pfählen stehen Älteste, Bischöfe und Pfahlpräsidenten den Mitgliedern vor.

Den Kopf bilden die so genannte "Erste Präsidentschaft" mit dem "Propheten" und zwei "Ratgebern", das Kollegium der "Zwölf Apostel" und das Kollegium der "Siebziger". Alle diese Gremien bestehen nur aus Männern.

Die Kirche wird also durch einen Vorsitzenden geleitet, den die Mitglieder als Propheten ansehen. Zur Zeit (2002) hat Gordon B. Hinckley dieses Amt inne. Nach der Lehre der Kirche kann er Offenbarungen von Gott erhalten, und dadurch die Kirche führen; Allerdings werden solche Offenbarungen nur sehr selten empfangen, zuletzt 1978 im Falle des Priestetums für Schwarze, davor zuletzt 1918. Nach seinem Tod übernimmt der dienstälteste Apostel sein Amt; Dies ist der Grund, dass die Propheten nach Brigham Young meist sehr alte Männer waren.

Die Apostel sind heutzutage meist verdiente Geschäftsleute innerhalb der mormonischen Gemeinschaft und haben oft keine tieferen Kenntnisse der mormonischen Theologie. Dies wird von manchen als Vorteil, von anderen als Nachteil angesehen.

Gehorsam und das Anerkennen der vorgesetzten Führer ist ein wichtiger Glaubensbestandteil. Öffentliche Kritik an Führern wird nicht geduldet und kann zum Ausschluss aus der Kirche führen.

Andere allgemeine und lokale Würdenträger sind Apostel, die "Siebziger", und Bischöfe. Letztere leiten die Ortsgemeinden und entsprechen in etwa den Pfarrern anderer Kirchen.

Die Frauen tragen kein Priestertum, haben aber in der sogenannten "Frauenhilfsvereinigung", oft als "FHV" abgekürzt (engl. Relief Society), auch Führungsämter inne. Diese Organisation wurde von Smiths erster Ehefrau Emma gegründet; Alle erwachsenen mormonischen Frauen, und nur diese, gehören ihr heute automatisch an. Ihre Aufgabe ist vor allem Unterricht für die Jugendlichen sowie die praktische Hilfe "von Frau zu Frau" in sozialen Problemfällen.

Geschichte

Gründung

Die Kirche wurde formal am 6. April 1830 von Joseph Smith und fünf seiner Familienmitglieder und Nachbarn in Fayette im Staat New York als Religionsgemeinschaft angemeldet. Joseph Smith wird als Prophet angesehen.

Smith erklärte, im Jahre 1820 nach einem Gebet über die Frage, welche Kirche die wahre sei, eine Vision gehabt zu haben, in der ihm Gott Vater und Jesus Christus erschienen. Diese sollen ihm mitgeteilt haben, dass alle derzeit bestehenden Kirchen im Irrtum seien und er sich keiner anschließen dürfe.

In den Jahren von 1823 bis 1827 habe er weitere Erscheinungen gehabt, diesmal von einem Engel namens Moroni, der ihm letztendlich den Auftrag gegeben haben soll, das "Buch Mormon" von goldenen Platten, die seit Jahrhunderten in einem von Moroni "Cumorah" genannten nahen Hügel lagerten, zu übersetzen. "Cumorah" ist übrigens der damalige Name der Komoren, und "Moroni" heißt die Hauptstadt der Komoren. Joseph Smith übersetzte dann das Buch mit Hilfe der ebenfalls gefundenen "Sehersteine" "Urim und Tummim". Danach habe er die Platten elf Zeugen aus Familie und Nachbarschaft gezeigt, worauf Moroni sie wieder an sich genommen habe. Das Buch wurde 1830, kurz vor der Gründung der Kirche, erstmals veröffentlicht.

Die Mormonenkirche breitete sich aus und musste in den folgenden Jahren häufig ihren Standort wechseln: Von Fayette (New York) nach Kirtland (Ohio) und Far West (Missouri). Von dort nach Nauvoo (Illinois) und schließlich nach Smiths Tod hinaus aus den zunehmend feindlich empfundenen USA nach Westen über die Rocky Mountains in ein Gebiet das damals noch zu Mexiko gehörte. Dort gründeten die Mormonen ihre noch heute bestehende Metropole Salt Lake City (Utah). Zur Gründerzeit von Salt Lake City (1847) und danach folgten Tausende von Gläubigen dem Ruf der Gemeinschaft und nahmen den beschwerlichen Weg, den "Mormon Trail", von 1300 km durch die Prärie und über die Berge auf sich, um sich im Zentrum der Mormonen zu sammeln. Diese Sammlung aller Gläubigen an einem Ort war damals Kirchenlehre, erst später hatten frisch getaufte auch die Wahl, in ihrer alten Heimat zu verbleiben. Die Pioniere der Mormonenkirche trugen so ihren Teil zur weißen Erschließung des amerikanischen Westens bei.

Im Zuge der Besiedlung und der Gründung des Staates Utah befanden sich die Mormonen für kurze Zeit mit den USA im Krieg. Zu dieser Zeit wurde auch das drittgrößte Massaker in der amerikanischen Geschichte von verbündeten Mormonen und Indianern an einem friedlichen Siedlertreck verübt: Das Mountain Meadow Massaker.

Die Anfeindungen erfolgten hauptsächlich wegen der von etwa 1850 bis 1890 bei den Mormonen offiziell erlaubten Polygamie sowie wegen des Auftetens der Kirche als geschlossene, gemeinsam lebende und einheitlich handelnde Gruppe, die somit auch politische Mehrheiten zu ihren Gunsten zu verändern drohte. Lange Zeit unterstützten die Mormonen vor allem die Demokratische Partei, heute sind sie ganz überwiegend den Republikanern zugeneigt.

Ein möglicher Grund warum Smith überhaupt Erfolg mit seinen theologischen Auslegungen und Gedanken hatte liegt darin, dass er ein grundlegendes amerikanisches Bedürfnis befriedigte: Er holte das "Heilige Land" nach Amerika. Selbst der Garten Eden befand sich laut Smith in Missouri. Demnach wird Christus auch bei seinem zweiten Kommen in Amerika erscheinen, und das Neue Jerusalem ebenfalls in Missouri errichtet werden, im Gebiet der heutigen Stadt Independence (Missouri) bei Kansas City. Der dort schon seit frühester Zeit geplante Haupttempel der Mormonen konnte bis heute nicht gebaut werden, da sich das durch Smith "offenbarte" Grundstück im Besitz einer Splittergruppe befindet die selbst zu wenig Geld für einen Tempelbau hat. Smith legte viele Schriftstellen des Alten und Neuen Testamentes auf diese Gedanken hin aus und entsprach so dem patriotisch-religiösen Eifer der Menschen, den wir auch heute noch vielfach in den USA finden: "God's own country". Manche Mormonen haben in neuerer Zeit gar überlegt, die Verfassung der USA als heilige Schrift anzuerkennen.

Weitere Entwicklung

Seit ihrer Gründung bis heute ist die Kirche zu einer Religion mit weltweit mehr als 12 Millionen Mitgliedern angewachsen und stellt die fünftgrößte Religionsgemeinschaft in den USA dar. In vielen westlichen Bundesstaaten der USA ist sie heute die größte Einzelkirche. Außerhalb der USA war ihre Mission vor allem in westlichen Kanada, in Lateinamerika, auf den Philippinen und auf einem Teil der Pazifikinseln erfolgreich, manche Pazifikinseln sind heute mehrheitlich mormonisch. In Europa gibt es dagegen nur sehr wenige Mitglieder und die Mitgliederzahlen sinken weiter ab. Lediglich in Großbritannien sind es etwas mehr.

Abspaltungen

Die Kirche in Utah ist die größte einer langen Reihe von Religionsgemeinschaften, die sich als legitime Nachfolgeorganisationen der von Joseph Smith gegründeten Kirche verstehen.

Die größte der vielen Splittergruppen ist mit etwa 250.000 Mitgliedern die Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, heute "Gemeinschaft Christi" genannt, welche 1860 von Smiths Witwe und seinem Sohn begründet wurde. Diese steht den anderen christlichen Kirchen sehr viel näher, arbeitet in der Ökumene mit und lehnt die meisten mormonischen Sonderlehren ab. In den USA gilt sie als Rechtsnachfolger der ursprünglichen Mormonenkirche, da ihre Mitglieder innerhalb der USA verblieben und deren Gesetze einhielten.