Das Bretonische (Brezhoneg) ist eine keltische Sprache. Sie gehört wie das Walisische und das Kornische zu den p-keltischen Sprachen (auch britannische Sprachen oder brythonische Sprachen). Sie wird in der Bretagne (Frankreich) gesprochen und ist damit die einzige moderne keltische Sprache, die auf dem europäischen Festland verbreitet ist. Hauptverbreitungsgebiet sind die Départements Finistère und der jeweils westliche Teil der Départements Côtes-d'Armor, Morbihan und Loire-Atlantique.
Geschichte
Beim Bretonischen handelt es sich nicht etwa um die Sprache der ursprünglich in der Gegend ansässigen keltischen Gallier, sondern um die Sprache britischer Flüchtlinge von den Britischen Inseln. Das Bretonische ist eng mit den britannischen Schwestersprachen Kornisch (Cornwall) und Walisisch (Wales) verwandt. Vor allem mit dem Kornischen teilt sie viele Gemeinsamkeiten. Gegenseitiges Verständnis ist jedoch nicht ohne weiteres möglich. In den östlichen Départements des Verbreitungsgebietes wurde das Bretonische im vergangenen Jahrhundert immer weiter zurück gedrängt, z.T. zugunsten des Gallo (einem britto-romanischen Dialekt des Französischen.
Die Sprachentwicklung des Bretonischen erfolgte in drei Perioden:
- Altbretonisch, vor dem Jahr 1000,
- Mittelbretonisch, bis ins 17. Jahrhundert
- Neubretonisch.
Politische Situation der Sprache
Das Bretonische wird noch von ca. 500 000 Menschen im täglichen Leben verwendet. Etwa 1 200 000 Menschen besitzen Kenntnisse, verwenden die Sprache aber nicht regelmäßig. In der östlichen Bretagne gibt es nur vereinzelt Sprecher, im Westen ist der Gebrauch allerdings verbreiteter. Die oben genannten Zahlen sind leider stark veraltet.
Die Sprache genießt keine offizielle Anerkennung von seiten des französischen Staates. Die Sprache wird von einer starken bretonischen nationalen Bewegung gefördert. Es gibt eine Reihe von brittophonen (bretonisch-sprachigen) Diwan-Schulen.
Tatsächliche Situation der Sprache
Das Bretonische wird heute (2004) wohl von weniger als 500 000 (eventuell auch nur noch 250 000) Menschen mit sehr verschiedener Sprachkompetenz gesprochen bzw. verstanden. Der überwiegende Teil derjenigen, die noch über eine muttersprachliche Kompetenz verfügen, sind über 50 Jahte alt. Um 1995 gab es nur noch etwa 2000 (!) Personen unter 30 Jahren mit bretonischer Muttersprache. Darüberhinaus gab es ca. 7000 Sprecher unter 30 Jahren, die in Sprachkursen Kenntnisse der Sprache erworben hatten, sowie etwa 14 000 Personen unter 30 Jahren, die Bretonisch zwar noch verstehen, aber nicht mehr sprechen konnten. Heute wird Bretonisch nur noch in wenigen Ausnahmefällen von Kindern als Muttersprache erlernt. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Da die letzten jüngeren Bretonisch-Sprecher relativ weit verstreut leben, ist mit dem völligen Aussterben der Sprache in den nächsten 50 Jahren fast sicher zu rechnen. Obwohl die extrem repressiven Gesetze zur Vernichtung des Bretonischen seit etwa zwei Jahrzehnten abgeschafft sind, ist die Sprache bereits derartig geschädigt, dass es keiner weiteren Maßnahmen mehr bedarf, sie endgültig zu vernichten. Zwar gibt es mehrere Zehntausend Sprecher, die bewußt zum Erhalt des Bretonischen die Sprache erlernt haben, doch verfügt kaum einer von ihnen über Kenntnisse, die denen eines Muttersprachlers gleichkommen.
Dialekte
Die Bretonische Sprache unterteilt sich in vier Dialekte: Léonais, Trégorrois, Vannetais und Cornouaillais.
- Cornouaillais (bret. Kerneveg) wird rund um die Stadt Quimper gesprochen und ist der größte bretonische Dialekt, mit einem Anteil von 41% an der Gesamtzahl der Sprecher.
- Léonais (bret. Leoneg) wird im Pays de Léon, das den nördlichen Teil des Departements Finistère umfasst, gesprochen und ist mit 24,5% der zweitstärkste bretonische Dialekt.
- Trégorrois (bret. Tregerieg) wird rund um die Stadt Tréguier von 18% der Bretonisch-Sprecher verwendet.
- Vannetais (bret. Gwenedeg) wird rund um die Stadt Vannes gesprochen und ist der am wenigsten verbreitete bretonische Dialekt, der nur von 16% aller Bretonen gesprochen wird.
Cornouaillais, Léonais und Trégorrois (die sog. KLT-Dialekte) stehen einander vergleichsweise nahe. Von diesen unterscheidet sich das Vannetais erheblich. Insbesondere dieser dialektale Unterschied hat die Entwicklung (und Akzeptanz) einer einheitlichen Schriftsprache sehr erschwert. Es bestehen mehrere Rechtschreibsysteme nebeneinander, eines der am weitest verbreiteten ist das der Orthographie Unifiée, auch Zedacheg genannt aufgrund der typischen Verwendung der Buchstabenkombination ZH (franz. Zed Ache), die in den KLT-Dialekten als [z] (stimmhaftes s), im Vannetais aber als [h] ausgesprochen wird. Ein weiterer bedeutender Unterschied liegt in der Wortbetonung, die in den KLT-Dialekten auf der zweitletzten, im Vannetais aber auf der letzten Silbe liegt (brezhoneg = KLT [bre-ZO-nek], Vannetais [breho-NEK]).
Aussprache
- ch wie dt. sch
- c'h wie dt. ch in Bach
- e wie ee in Beeren
- ê wie ä in Bären
- eu wie dt. ö
- g wie dt. g (nie wie in Regie)
- gn wie gn in Champagner
- ilh etwa wie ij
- j wie stimmhaftes sch (j in Journal)
- n wie n, ein vorausgehender Vokal wird jedoch nasaliert
- ñ wird selbst nicht ausgesprochen, nasaliert aber den vorausgehenden Vokal
- ou wie dt. u, bisweilen wie engl. w
- u wie dt. ü
- v wie dt. w, am Wortende wie dt. u
- w wie engl. w
- y wie dt. j
- z wie stimmhaftes dt. s in reisen
- zh in den KLT-Dialekten = <z>, im Vannetais = <h>
Am Wortende werden b, d, g, j, z, z stimmlos ausgesprochen (also wie p, t, k, ch, s), es sei denn, das folgende Wort beginnt mit einem Vokal.
Sonstiges
Der language code ist nach ISO 639-1 br und nach ISO 639-2 bre.
Weblinks
- http://www.bzh.com/identite-bretonne/langue/de-langue_bretonne.html
- http://www.kervarker.org/de/whatisbreton_02_noid.html - zur Sprachgeschichte
- http://www.univie.ac.at/keltologie/bretframe.html - "Der Linguizid am Bretonischen" (vielleicht nicht ganz ojektiv, aber dennoch sehr informativ)