Günther Krahe (* vor 1958) ist ein deutscher prähistorischer Archäologe und war als Landeskonservator erster Leiter der Außenstelle Augsburg des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Krahe verfaßte seine Dissertation bei Wolfgang Kimmig an der Universität Tübingen und wurde 1958 promoviert.[1] Seine Arbeit war die erste umfassende Darstellung der bis dahin bekannten vorgeschichtlichen Fundmaterialien zur oberschwäbischen Siedlungsarchäologie.[2] Im Jahr 1959 wurde Krahe Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Vladimir Milojčić, dem Direktor des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Heidelberg.[3] Nach langjährigen Vorarbeiten öffnete im Herbst 1960 in Augsburg die erste nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffene Außenstelle der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Bayerischen Landesdenkmalamtes. Krahe wurde ihr erster Leiter und hielt die Außenstelle zunächst im Einmannbetrieb aufrecht. Seine Hauptaufgabe als Oberkonservator während der Wirtschaftswunderjahre bestand hauptsächlich in Rettungsgrabungen, die anstehenden Baumaßnahmen zuvorkamen.[4] So leitete er von 1960 bis 1967 die Grabungen im römischen Cambodunum (Kempten).[5] Einem weiteren Publikum wurde Krahe als Ausgräber der Römersiedlung Tegelberg (1966–1968) bekannt. Die aus dem dortigen Kaltbad geborgenen Fresken gehören zu den Glanzlichtern der provinzialrömischen Abteilung in der Archäologischen Staatssammlung München. Von 1963 an war Krahe auch als Luftbildarchäologe tätig.[6] Seine Beförderung zum Landeskonservator erfolgte zum 1. Januar 1972.[7] Neben den Ausgrabungen beschäftigte sich Krahe unter anderem mit der Projektierung von Ausstellungen. 1990 ging er in den Ruhestand. Der seit 1977 als zweiter Wissenschaftler der Außenstelle tätige Wolfgang Czysz wurde sein Nachfolger.[8]
Krahe ist korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und seit 1977 Mitglied der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Ausgrabungen im frührömischen Gräberfeld von Cambodunum. In: Jahresbericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege, 3/1962 (1963), S. 78–91.
- Eine Grabhügelgruppe der mittleren Hallstattzeit bei Wehringen, Ldkr. Schwabmünchen, Schwaben. In: Germania 41, 1963, S. 100–101.
- Die Stadt Cambodunum im römischen Hinterland bei Kempten im Allgäu. In: Bayernland, Sonderausgabe Ausgrabungen in Bayern München 1967, S. 19–24.
- Eine römische Siedlung am Alpenrand bei Schwangau. In: Probleme der Zeit. Zeitschrift für Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur, Sonderheft Neue Ausgrabungen in Bayern, München 1970, S. 23–27.
- Vor- und Frühgeschichte des Rieses. In: Rieser Kulturtage 1, 1976 (1977), S. 56–62.
- Nördlingen-Holheim, Landkreis Donau-Ries. Ofnethöhlen – villa rustica; Gewinne und Verluste. In: Ausgrabungsnotizen aus Bayern 2, 1976, 8 Seiten.
- mit Hans Frei: Archäologische Wanderungen im Ries (= Führer zu archäologischen Dankmälern in Bayern, Schwaben 2), Theiss, Stuttgart – Aalen 1979, ISBN 3806202303.
- Römische Fernstraße im Fels bei Buchenberg. In: Das schöne Allgäu 41, 1978, S. 70–72.
- mit Wolfgang Czysz: Ausgrabungen und Funde in Bayerisch-Schwaben 1978. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 74, 1980, S. 7–87.
- Archäologie im Ries. In: Rieser Kulturtage 3, 1980 (1981), S. 45–63.
- Späthallstattzeitliche Kreisgräben ohne Hügel von Königsbrunn und Oberpeiching, Schwaben. In: Das archäologische Jahr in Bayern 1980 (1981), S. 96–97.
- mit Gisela Zahlhaas: Römische Wandmalereien in Schwangau, Lkr. Ostallgäu, (= Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte, Reihe A 43), Lassleben, Kallmünz (Oberpfalz) 1984, ISBN 3-7847-5043-5.
- Geschichte der Römerforschung in Bayerisch-Schwaben. In: Die Römer in Schwaben. Jubiläumsausstellung 2000 Jahre Augsburg, (= Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 27) Band 1, Lipp, München 1985, ISBN 3-87490-553-6.
- Die Restaurierung der römischen Villa von Holheim im Ries und des römischen Badegebäudes bei Schwangau im Allgäu. In: Konservierte Geschichte? Antike Bauten und ihre Erhaltung. Theiss, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0450-0, S. 164 ff.
- mit Wolfgang Csysz: Via Claudia Augusta. Gestalt und Geschichte. In: Denkmalpflege Informationen, Ausgabe A, Nr. 58/7, September 1986, S.
- mit Norbert Nieszery: Vorgeschichtliche Siedlungsspuren sowie Gräberfelder der Bandkeramik und der Merowingerzeit bei Steinheim, Stadt Dillingen a.d. Donau, Landkreis Dillingen a.d. Donau, Schwaben. In: Das Archäologische Jahr in Bayern 1987 (1988), S. 35–37.
- Kreisgräben in Bayerisch-Schwaben (= Schriften des Vorarlberger Landesmuseums, Reihe A, Band 5, 1992, S. 69–72.
- Die römische Siedlung am Tegelberg. In: Wilhelm Liebhart: Schwangau. Dorf der Königsschlösser. Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3799534350, S. 73–90.
Einzelnachweise
- ↑ Dissertationen und Habilitationen in Freiburg und Tübingen bei Prof. Dr. Wolfgang Kimmig In: Fundberichte aus Baden-Württemberg 24 (2000), S. 740–741; hier: S. 740.
- ↑ Günther Krahe: Die vorgeschichtliche Besiedlung im württembergischen Oberschwaben (Tübingen, 24. Juli 1958), ungedruckt; Alfons Dreher: Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg / 1. Teil. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 29 (1960), S. 51–88; hier: S. 56.
- ↑ Jahrbuch der Deutschen Museen und Kunsthistorischen Institute 1 (1959), S. 130.
- ↑ Günther Krahe: 50 Jahre Dienststelle Schwaben. In: Denkmalpflege Information 147, November 2010, S. 9–11; hier S. 9.
- ↑ Gerhard Weber: Die Anfänge des römischen Cambodunum-Kempten. In: Geschichte der Stadt Kempten. Im Auftrag der Stadt Kempten (Allgäu) Dannheimer, Kempten 1989, ISBN 3888810116, S. 14–18; hier: S. 14.
- ↑ Günther Krahe: 50 Jahre Dienststelle Schwaben. In: Denkmalpflege Information 147, November 2010, S. 9–11; hier S. 10.
- ↑ München, Bayerisches Amt für Denkmalpflege. In: Kunstchronik 26 (1973), S. 86.
- ↑ Günther Krahe: 50 Jahre Dienststelle Schwaben. In: Denkmalpflege Information 147, November 2010, S. 9–11; hier S. 11.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Krahe, Günther |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher prähistorischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | vor 1958 |