Bausoldat

militärisch (Deutsche Demokratische Republik): Dienstgrad von Wehrpflichtigen, die in der NVA Wehrdienst ohne Waffe leisteten
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Ein Bausoldat war der Angehörige der so genannten Baueinheiten der Nationalen Volksarmee der DDR.

Geschichte

Am 24. Januar 1962 wurde in der DDR die Wehrpflicht eingeführt. Die Grundlage für die Bildung der Baueinheiten der NVA bildete ein Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 7. September 1964. Aufgrund einer Initiative des Quäkers, Pazifisten und Pfarrers Emil Fuchs mit Unterstützung der Kirchen wurde diese einzige Möglichkeit, den Dienst an der Waffe zu verweigern, geschaffen, die es in keinem anderen sozialistischen Land, sondern nur in der DDR gab. Auch diese Sonderform des Wehrdienstes betrug 18 Monate. Die Uniform enthielt einen kleinen Spaten auf den Schulterklappen, so dass sich die Verweigerer untereinander als Spatensoldaten bezeichneten.

Bausoldaten wurden in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Während viele Bausoldaten vergleichsweise "zivile" Aufgaben in militärischen Einrichtungen als Gärtner, Krankenpfleger in Militärkrankenhäusern oder Küchenhelfer bekamen, wurden andere (dem Namen entsprechend) beim Bau von militärischen oder halbmilitärischen Einrichtungen eingesetzt. Insbesondere in den letzten Jahren der DDR arbeiteten viele Bausoldaten aber auch in Großbetrieben der DDR-Wirtschaft (z.B. Chemische Industrie, Braunkohle-Tagebau), die unter Arbeitskräftemangel litten.

In der DDR gab es kein Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung mit der Waffe. Ein Wehrersatzdienst ziviler Natur war nicht vorgesehen. Wer den Wehrdienst auch als Bausoldat nicht ableisten wollte (Totalverweigerer), musste unweigerlich mit einer Verurteilung zu ca. zwei Jahren Gefängnis rechnen, an das sich nicht selten eine Ausweisung aus der DDR anschloss. Bausoldaten mussten während ihrer Dienstzeit, aber auch hinterher mit Schikanen rechnen. Der gewünschte Studienplatz blieb ihnen oft verwehrt.

Während die Zahl der Bausoldaten in den ersten Jahren relativ konstant blieb, stieg deren Zahl gegen Ende der 70er Jahre und insbesondere in den 80er Jahren stetig an. In der Friedensbewegung der DDR wurde in den 1980er Jahren zunehmend die Forderung nach einem zivilen Ersatzdienst bzw. sozialen Friedensdienst erhoben. Erst die Regierung von Hans Modrow reagierte auf diese Forderung und ersetzte mit der Verordnung über den Zivildienst in der DDR vom 1. März 1990, am Tag der Nationalen Volksarmee, die Bestimmungen zum Wehrersatzdienst als Bausoldat. Den Bausoldaten wurde der Wechsel zum Zivildienst freigestellt, so dass die letzten verbliebenen Bausoldaten Anfang Oktober 1990, wenige Tage vor der Wiedervereinigung, aus der NVA entlassen wurden, obwohl deren Dienstzeit teilweise erst 10-11 Monate betragen hatte.

Keine Ironie der Geschichte sondern ein bewusster politischer Akt der letzten DDR-Regierung unter Lothar de Maizière war es, im April 1990 den ehemaligen Bausoldaten und Pfarrer Rainer Eppelmann als Minister für Abrüstung und Verteidigung, also letzten Verteidigungsminister der DDR, zu berufen und ihn mit der Vorbereitung der Auflösung der NVA zu beauftragen. Von der Armeeführung wurde dies ohne öffentlich merklichen Widerstand hingenommen.

Prominente Bausoldaten