Die Kirche St. Michael ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im saarländischen Körprich, einem Ortsteil von Nalbach, Landkreis Saarlouis. Das Gotteshaus, das das Patrozinium des Erzengels Michael trägt, befindet sich in der Dorfmitte, neben dem vom Bruder des Körpricher Pfarrers Leo Montada, Alois Montada, initiierten Schulgebäude (heute Kindertagesstätte) und dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr.

Michaelskapelle
Geschichte
Im Mittelalter war die Körpricher Kapelle, die dem Erzengel Michael geweiht ist, nach der Nalbacher Pfarrkirche das zweitgrößte religiöse Gebäude des Nalbacher Tales. Die in Hanglage errichtete Kapelle, die erstmals im Jahr 1330 urkundlich erwähnt worden war, gab dem heutigen Ort Körprich (abgeschliffene Form von „Kirchberg“) seinen Namen. Die Körpricher Kapelle war ein von der Nalbacher Mutterpfarrei St. Peter und Paul abhängiges Gebäude.[1]
Ein Privileg sicherte den Körpricher Gläubigen zu, dass der Nalbacher Pfarrer an bestimmten Feiertagen und am Ostermontag sowie am Michaelstag in der dortigen Kapelle eine Messe zu halten hatte.[2]
Im Jahr 1897 wurde das Schiff der Michaelskapelle auf die doppelte Länge erweitert. Ab diesem Zeitpunkt hielt der Nalbacher Pfarrer oder sein Kaplan jeden Sonntag und an bestimmten Werktagen dort eine Messe. Erst im Februar 1921 erhielt Körprich einen eigenen Pfarrer und wurde am 1. April 1922 zur Kapellengemeinde erhoben. Da die erweiterte Kapelle nicht mehr für die durch die Industrialisierung gewachsene Bevölkerung Körprichs ausreichte, begannen Planungen zur Errichtung einer neuen Pfarrkirche.
Im Jahr 1987 wurde die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Limburg an der Lahn verschleppte originale Glocke zurückgegeben.[3]
Heute finden in der alten Kapelle keine regelmäßigen Messen mehr statt. Sie dient als Andachts- und Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts. An der Kapelle endet der am 7. März 1993 vom damaligen Ortsvorsteher Heinrich Eisenbarth eingeweihte Kreuzweg. Der Kreuzweg entstand unter seiner Leitung. Die Straße zum Kreuzweg wurde 2008 in „Heinrich-Eisenbarth-Weg“ benannt.[4] Der Bildschnitzer war Ernst Breuer.[5]
Ausstattung
Im Inneren der Kapelle befinden sich über dem Eingangsportal die Wappen der historischen Körpricher Adelsherrschaften: v.l.n.r. das Kreuz von Kurtrier, der Löwe von Kurpfalz, die gestümmelten Adler des Herzogtums Lothringen, der Zickzackbalken mit dem Turnierkragen der Herren von Siersberg-Dillingen sowie der rote Balken in Gold, begleitet von roten Schindeln der Herren Hagen zur Motten. Als Altarbild dient eine Kopie des Gnadenbildes der Mater Ter Admirabilis, dessen Original (Refugium Peccatorum Madonna) der italienische Maler Luigi Crosio (1835–1915) im Jahr 1898 angefertigt hatte.
In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kapelle als Einzeldenkmal aufgeführt.[6]
Pfarrkirche St. Michael
Geschichte
Die heutige Pfarrkirche „Hl. Erzengel Michael“ wurde durch Pfarrer Leo Montada[7] in einiger Entfernung zur Michaelskapelle erbaut und am Michaelsfest 1926 eingeweiht. Die Grundsteinlegung hatte am 2. Mai 1926 stattgefunden. Die erstaunlich kurze Bauzeit erklärt sich dadurch, dass die Baumaterialien direkt von der Körpricher Ziegelei geliefert werden konnten. Die Erhebung der Kirche zur Pfarrkirche erfolgte erst im Jahr 1928. Architekten der Körpricher Kirche waren die Architektengemeinschaften Prior & Casel aus Trier und Becker & Falkowski aus Mainz.
Architektur
Der aus Ziegeln der ehemaligen Körpricher Ziegelei errichtete weitgehend barockisierende Backsteinbau ist ein vierjochiger Saal mit gotisierenden Spitzbogenwölbungen und ausladendem Querschiff auf kreuzförmigem Grundriss. Der Raum ist durch Pilaster und Gurtbögen gegliedert. Die Querschiffarme sind durch Pfeiler in drei Joche unterteilt und haben eine geringere Höhe als das Hauptschiff. Das Kreuzgratgewölbe der Querschiffarme und die Gurtbögen enden auf Wandkonsolen. Der Chor ist eingezogen und schließt segmentbogig. Der Westturm mit barockisierender Schieferhaube ist vor das Schiff gestellt. Er kopiert nahezu vollständig die architektonische Gestaltung des Turms der Nalbacher Mutterkirche, endet in der Turmspitze allerdings in einer barockisierenden Zwiebelhaube. Die architektonischen Ähnlichkeiten zu Nalbach erklären sich dadurch, dass Becker & Falkowski nahezu zeitgleich die Nalbacher Pfarrkirche umfangreich erweiterten und umgestalteten.[8] Die Bauzier konzentriert sich auf die Eingangsfassade am Turm. Hier steigert eine dem Turm vorgelagerte Ädikula mit überlebensgroßen Sandsteinfiguren einer Kreuzigungsgruppe den sakralen Charakter des Bauwerks und schließt mit einem Triumphbogenmotiv an historische Bauformen an. Helle Werksteingesimse heben sich wirkungsvoll vom roten Körpricher Backsteinmauerwerk ab. Der Bau aus den 1920er Jahren löst sich bereits vom Historismus und ist als Bauwerk des Abstraktionshistorimus ein Zeugnis der Übergangsphase zur Moderne. [9]
Ausstattung
In der Kirche befindet sich eine Pietà, unter der der Erbauer der Kirche, Pfarrer Leo Montada, beerdigt ist.[10]
Im leicht erhöhten Altarraum, der im Jahr 1963 einer Modifizierung unterzogen wurde, befinden sich mehrere Buntglasfenster, die Motive aus der Bibel und der Kirchengeschichte zeigen.[11]
Orgel
In der Kirche befindet sich eine renovierte historische Orgel der lothringischen Orgelbauerwerkstatt Haerpfer & Erman (Boulay) aus dem Jahr 1930. Ursprünglich war die Orgel für eine Kirche in Frankreich geplant, die aber während des Frankreichfeldzugs zerstört wurde. Daher verkaufte man das Instrument im Jahr 1942 nach Körprich. Thomas Gaida (Wemmetsweiler) restaurierte die Orgel im Jahr 2003.[12]
Das Kegelladen-Instrument ist auf einer Empore aufgestellt und verfügt über 15 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Spiel- und Registertraktur ist pneumatisch. Die Disposition lautet wie folgt:[12]
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
- Suboktavkoppeln: II/I
- Superoktavkoppeln: II/I
Weblinks
- Commons: St. Michael – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Commons: Michaelskapelle Körprich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- ↑ Georg Colesie: Geschichte des Nalbacher Tales, Eine saarländische Heimatgeschichte, 2. Auflage, Nalbach 1990, S. 43.
- ↑ Georg Colesie: Geschichte des Nalbacher Tales, Eine saarländische Heimatgeschichte, 2. Auflage, Nalbach 1990, S. 190.
- ↑ Informationen zur Kapelle St. Michael Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 4. April 2015
- ↑ Saarlandbiografien
- ↑ Dieter Lorig: Heinrich Eisenbarth gewürdigt. In: Saarbrücker Zeitung. 18. März 2008.
- ↑ Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Landkreis Saarlouis (PDF), abgerufen am 4. April 2015
- ↑ http://www.saarland-biografien.de/Montada-Leo
- ↑ Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland, (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Bd. 40), Saarbrücken 2002, S. 268, 517.
- ↑ Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland, (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Bd. 40), Saarbrücken 2002, S. 282, 503, 620.
- ↑ Körprich - Leben am Fluss in Nalbachs jüngstem Ortsteil Auf: www.entdecke-koerprich.de, abgerufen am 4. April 2015
- ↑ Dieter Lorig: Kreuzförmiges Sakralbauwerk aus roten Ziegelsteinen Auf: www.lorig.homepage.t-online.de, abgerufen am 4. April 2015
- ↑ a b Orgel der Pfarrkirche St. Michael Körprich Auf: www.organindex.de, abgerufen am 27. Juli 2014.
Koordinaten: 49° 23′ 23,8″ N, 6° 50′ 11,1″ O