Wilhelm IV. (Vereinigtes Königreich)
Wilhelm IV. Heinrich (engl. William Henry; * 21. August 1765 in London; † 20. Juni 1837 in Windsor), Duke of Clarence, war von 1830 bis zu seinem Tod 1837 König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und König von Hannover.

Leben
Wilhelm IV. war der dritte Sohn von Georg III. von Großbritannien und dessen Gemahlin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz.
Er wurde auch Sailor-King oder Sailor Bill genannt, da er bis zu seiner Krönung eine Marinekarriere durchlaufen hatte. Da er zwei ältere Brüder und somit kaum Aussicht auf die Krone hatte, schlug er eine traditionelle Laufbahn nachgeborener Söhne im Staatsdienst ein und trat bereits 1778 als Seekadett in die Royal Navy ein. 1789 wurde er zum Rear Admiral befördert, und 1827 wurde er zum Lord High Admiral ernannt.
Bereits den Zeitgenossen galt Wilhelm als Übergangslösung, und Beobachter der Krönungszeremonien registrierten, dass sein Gang sehr hinfällig und gebeugt sei. Er galt als wenig königlicher Herrscher und legte seine teilweise derben Seemannsmanieren, wie öffentliches Ausspucken, nie ab. Er soll in seinen jüngeren Seemannsjahren heftig getrunken, sich geprügelt und so manches Bordell verwüstet haben. Er neigte zu Wutausbrüchen, war schroff bis zur Unhöflichkeit und formlos bis zur Vulgarität. Er lehnte die Distanz zu seinen Untertanen ebenso ab wie Luxus oder gar Prunk und befand die schönen Künste für Schnickschnack.
Als König unternahm er Ende 1834 den letzten Versuch eines Monarchen in der englischen Verfassungsgeschichte, eine Regierung unter Robert Peel und Lord Wellington gegen den Willen der Unterhaus-Mehrheit einzusetzen. Bereits 1835 musste sich der König beugen und Lord Melbourne mit der Regierungsbildung beauftragen. Nachhaltige politische Bedeutung erlangte er allerdings, als er der Wahlrechtsreform von 1832 durch seine Unterstützung den Weg ebnete.
Nach Wilhelms Tod wurde seine Nichte Victoria, die einzige Tochter seines nächsten Bruders Edward Augustus, Duke of Kent and Strathearn, Königin von Großbritannien und Irland. Da für die Thronfolge in Hannover das dem salischen ähnliche welfische Erbrecht galt, das die weibliche Thronfolge ausschloss, wenn im Mannesstamm der Braunschweig-Wolfenbütteler Welfen ein Erbe existiert, wurde sein Bruder Ernst August König von Hannover. Damit endete die 123-jährige Personalunion der Könige von Großbritannien und Hannover.[1]
Das 1834 in Bremerhaven errichtete Fort Wilhelm wurde nach ihm benannt.
Ehen und Nachkommen
Als Wilhelm in jüngeren Jahren nur den Titel Duke of Clarence führte, heiratete er am 21. August 1791 bei Pyrmont heimlich die Tochter eines hannoverschen Generals, Caroline von Linsingen. Beide Elternpaare der jungen Eheleute erfuhren erst ein Jahr später von der Ehe und betrieben sogleich deren Auflösung, in die beide Eheleute letztendlich unter dem Druck der gesellschaftlichen Verhältnisse einwilligten.
Wilhelm war später mit Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen verheiratet, die zwei Töchter gebar, die jedoch beide bald verstarben:
- Charlotte Augusta (* 21. Februar 1819; † 21. März 1819) und
- Elizabeth (* 10. Dezember 1820; † 4. März 1821)
- Zwillingssöhne (*/† 1822)
- Zwillingspärchen (*/† 1824)
Als allgemein bekannt galt die Tatsache, dass Wilhelm eine langdauernde, unstandesgemäße Beziehung mit der irischen Schauspielerin Dorothea Jordan hatte, aus der 10 Kinder hervorgingen:
- George FitzClarence, 1. Earl of Munster, ab 1831 Earl of Munster (* 29. Januar 1794; † 20. März 1842)
- Henry FitzClarence
- Sophia Sidney, Baroness De L'Isle and Dudley
- Mary Fox (* 19. Dezember 1798; † 13. Juli 1864)
- Frederick FitzClarence (* 9. Dezember 1799; † Oktober 1854)
- Elizabeth Hay, Countess of Erroll (* 17. Januar 1801; † 16. Januar 1856)
- Adolphus FitzClarence (* 18. Februar 1802; † 17. Mai 1856)
- Augusta Kennedy-Erskine
- Augustus FitzClarence
- Amelia Cary, Viscountess Falkland (* 21. März 1807; † 2. Juli 1858)
Durch diese Kinder hat er eine Anzahl prominenter Nachfahren, u. a. den britischen Premierminister David Cameron.
-
Denkmal für Wilhelm IV. im Londoner Stadtteil Greenwich
-
Denkmal für Wilhelm IV. vor der Alten Aula der Universität Göttingen, Königreich Hannover
-
King William's Temple in den Royal Botanic Gardens (Kew)
-
Talermünze des Königreichs Hannover aus 1836 welches Wilhelm IV als König von Großbritannien und Hannover zeigt
-
Sovereign 1836
Ahnentafel
Literatur
- Ferdinand Frensdorff: Wilhelm IV. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 13–20.
- Eintrag in der Classic Encyclopedia (englisch)
- Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. (Conversations-Lexicon.) In zwölf Bänden. 12. Bd. (W-Z), Leipzig, F. A. Brockhaus: 1837, S. 255 f. (Online-Ressource bei Google Books)
- Philip Königs: Die Dynastie aus Deutschland. Die hannoverschen Könige von England und ihre Heimat, Einheitssachtitel The Hanoverian kings and their homeland, in der Reihe Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, hrsg. vom Historischen Verein für Niedersachsen, Bd. 117, Hannover: Hahn, 1998, ISBN 3-7752-5830-2
- Klaus Mlynek: WILHELM IV., König von Hannover, Großbritannien u. Irland, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 389 u.ö.; online über Google-Bücher
- Klaus Mlynek: Wilhelm IV., König von Hannover, Großbritannien u. Irland, in: Stadtlexikon Hannover, S. 678
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Zoepfl, Heinrich: Grundsätze des gemeinen deutschen Staatsrechts, mit besonderer Rücksicht auf das allgemeine Staatsrecht und auf die neuesten Zeitverhältnisse, Erster Teil, Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter'sche Verlagshandlung, 1863, S. 126.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Georg IV. | König des Vereinigten Königreiches 1830–1837 | Victoria |
Georg IV. | König von Hannover 1830–1837 | Ernst August I. |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wilhelm IV. |
ALTERNATIVNAMEN | Wilhelm IV. Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und König von Hannover |
GEBURTSDATUM | 21. August 1765 |
GEBURTSORT | London |
STERBEDATUM | 20. Juni 1837 |
STERBEORT | Windsor |