Malkasten-Haus
Das Malkasten-Haus befindet sich an der Jacobistraße 6a in Düsseldorf-Pempelfort. Es ist das Gesellschaftshaus des Künstlervereins Malkasten.

Geschichte
1861 wurde das „Jacobihaus“, das Wohnhaus des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819), und sein weitläufiger Garten, der „Jacobi’sche Garten“, von dem Künstlerverein Malkasten erworben. Dem Erwerb ging eine Grundstücksspekulation voraus, die 1856/1857 zu einer Parzellierung und damit zum Untergang des historischen Anwesens zu führen drohte.
Seit 1855 befanden sich Jacobihaus und Jacobi’scher Garten sich im Eigentum von Friedrich Wilhelm Julius Brewer, dem General-Direktor der Düsseldorfer Gasanstalt, der das Grundstück von den Erben der Familie Jacobi erworben hatte. Brewer wollte es als Bauland verkaufen.[1] In Betracht kam insbesondere die Ansiedlung des Bahnhofs der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. In dieser Situation rief der Düsseldorfer Oberbürgermeister Ludwig Hammers die Düsseldorfer Künstler dazu auf, sich um den Ankauf und die Rettung „des denkwürdigen Ortes deutscher klassischer Literatur zu bemühen“. Auch der Kölner Schriftsteller Wolfgang Müller von Königswinter förderte dieses Anliegen, indem er in der Kölnischen Zeitung einen entsprechenden Aufruf veröffentlichte. Der Düsseldorfer Notar Joseph Euler, ein Gründungsmitglied des Malkastens, und der Regierungspräsident Leo von Massenbach schalteten sich in die Bemühungen ein, indem sie – unterstützt von Friedrich von Preußen und Karl Anton von Hohenzollern, die die Angelegenheit bei König Friedrich Wilhelm IV. und beim Prinzregenten Wilhelm befürworteten – das „Corporationsrecht“ für den Malkasten herbeiführten, das dem Künstlerverein schließlich den Rechtsweg zum Erwerb des Grundbesitzes eröffnete. Interimistisch hatten der Landschaftsmaler Andreas Achenbach und der Industrie-Lobbyist Alexander von Sybel den Jacobi’schen Garten bereits am 17. September 1857 „mit Wohngebäuden, Remisen, Stallungen, Scheune, Schuppen, Parkanlage mit Orangeriehaus, Weier, Gemüse- und Obstgarten insgesamt 11 Morgen 117 Ruthen für 22000 Thaler“ mit der Absicht der späteren Übereignung an den Malkasten gekauft bzw. vorfinanziert und mit der „Verpflichtung zur Erhaltung des Gartens in seiner Integrität“ gerettet. Eine weltweite Bilderlotterie, zu der Künstler der Düsseldorfer Schule ihre Werke beitrugen, sollte die Kaufsumme, die wegen notwendiger Reparaturen und Sanierungen bald auf 24.000 Thaler erhöht werden musste, zusammenbringen.
Die deutschen Kunstvereine, der bayerische König Maximilian II., der britische Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha und Buchhändler aus verschiedenen preußischen Provinzen unterstützten die Aktion. Im Verlaufe dieses Prozesses, den eine spezielle Kommission des Künstlervereins leitete, wurde die Lotterie auf 50.000 Thaler erhöht, um aus der Summe den Erhalt von Ulmen, deren Bestand gefährdet war, sicherzustellen, den Garten nach Plänen von Joseph Clemens Weyhe zu gestalten und ein Fest- und Gesellschaftshaus zu finanzieren. Am 14. Juli 1860 zog der Malkasten feierlich in den Garten ein. Am 18. Juli 1864 wurde dann der Grundstein für das Fest- und Gesellschaftshaus gelegt, am 14. Mai 1867 konnte es eingeweiht werden.[3]
Die Entwürfe des Malkasten-Hauses stammten von Ludwig Blank, der sich u. a. Louis De Blanc nannte. In dieser Form bildete das Haus mit seinem Garten rund achtzig Jahre den Raum und Hintergrund für fantasievolle Künstlerfeste sowie für alltägliche Freizeit- und Vereinsaktivitäten der „Malkästner“. Ein Höhepunkt seines Gesellschaftslebens bildete das „Kaiserfest“ des Jahres 1877, als Kaiser Wilhelm I. und seine Entourage zu einem Besuch eines Festspiels anreisten, ein Ereignis, das in den 1890er Jahren von dem Maler Fritz Neuhaus in einem Wandgemälde für den Ratssaal des Düsseldorfer Rathauses festgehalten wurde.
Nach kriegsbedingten Schäden wurde das Jacobihaus 1947/1949 nach Plänen der Architekten Helmut Hentrich und Hans Heuser rekonstruiert. 1954 erhielt das Gesellschaftshaus einen modernen Eingangsbereich mit Vordach. Ein modernes, festzeltartiges Obergeschoss aus Glas und Stahl wurde geschaffen. Das alte Jacobihaus wurde dabei mit dem modern gestalteten Gesellschaftshaus verbunden.
Im historischen Jacobihaus weilten Goethe, Herder, Wieland, Klopstock sowie Wilhelm und Alexander von Humboldt zu Besuch.[4]
Historische Bilder
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Gebäude um 1900
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Gebäuderückseite mit Gartenterrasse
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Kegelbahn
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Hauptsaal
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Treppe
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Grundriss
Weblinks
- Commons: Malkasten-Haus, Düsseldorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Eintrag in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
Literatur
- Roland Kanz, Jürgen Wiener (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-01232-3, S. 46, Objektnr. 60.
- Boris Becker: Düsseldorf in frühen Photographien 1855–1914. Schirmer & Mosel, München 1990, Tafeln 112, 113.
Einzelnachweise
- ↑ Inge Eichler: Künstlervereinshäuser. Soziale Voraussetzungen, Baugeschichte und Architektur. Geschwister Boehringer Ingelheim, Stiftung für Gesteswissenschaften, Ingelheim 1986, S. 49
- ↑ Gewinnliste zur Verloosung für die Erwerbung des Jakobi’schen Gartens, Hofbuchdruckerei Hermann Voss, Düsseldorf 1861
- ↑ Irene Markowitz: Der Malkastenpark. In: Wieland Koenig (Hrsg.): Düsseldorfer Gartenlust. Katalog, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, Düsseldorf 1987, S. 68 f.
- ↑ nrw-stiftung.de: Malkasten Düsseldorf – ein Ort des freien Denkens
Koordinaten: 51° 13′ 46,7″ N, 6° 47′ 15,9″ O