Scheyern ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Der Ort ist vor allem durch die örtliche Benediktinerabtei bekannt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 30′ N, 11° 28′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Pfaffenhofen an der Ilm | |
Höhe: | 479 m ü. NHN | |
Fläche: | 38,29 km2 | |
Einwohner: | 4883 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 128 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 85298 | |
Vorwahlen: | 08441 bzw. in Ortsteilen 08445 | |
Kfz-Kennzeichen: | PAF | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 86 151 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Ludwigstr. 2 85298 Scheyern | |
Website: | www.scheyern.de | |
Bürgermeister: | Manfred Sterz (FW) | |
Lage der Gemeinde Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm | ||
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Wappen
Das Wappen zeigt auf blauem Hintergrund das Scheyrer Kreuz, der davorliegende goldene Zickzackbalken gilt als Allodzeichen der Wittelsbacher, aus deren Stammburg das Kloster Scheyern hervorging.
Geschichte
Die Gründung der ersten Burg Scheyern liegt im Dunkeln. Nach dem Renaissance-Geschichtsschreiber Aventin soll sie bereits im Jahr 508 als Herrschersitz errichtet; sicherlich eine Legende. Die neuere Forschung (Karl Bosl) vermutet, dass der bayerische Pfalzgraf Arnulf II. die Burg um 940 erbaut haben könnte.
Um 1060 brachte vermutlich Hazinga (von Kühbach) die Burg, auf der sie geboren worden war, in die zweite Ehe des Freisinger Vogtes Otto ein.[2] In der Folge nannten sich die Nachkommen beider Grafen von Scheyern (comes de Skyrum) und wurden das Ursprungsgeschlecht der Wittelsbacher.
Im Jahre 1119 zog der Graf Otto V. von Scheyern als Graf von Wittelsbach in die Burg Wittelsbach ein, wandelte seine nunmehr ungenutzte Burg in Scheyern in das Kloster Scheyern als sein Hauskloster mit Grablege um und übergab es den Benediktinern vom Petersberg (heute ein Ortsteil der Gemeinde Erdweg). Diese siedelten auf dem ehemaligen Burgberg (bis ca. 1800 unter dem Namen „Hag“) eine Handwerkersiedlung an, die um 1400 aus den beiden „Huben“ von Hag entstand, von denen die größere, die "Hube des Albert" im Jahr 1260 ursprünglich von Merbod von Bachern als Lehen an den Klosterministerialen Albert von Hag und seine Nachkommen übergeben wurde ("ohne Abgaben"), dann jedoch, zwischenzeitlich um ca. 1400 an die Kirche von Hohenwart getauscht, wieder in den Besitz der Klosterabtei Scheyern gelangte und später die Hube des "Plamoser" hieß. Die Abtei war im Mittelalter ein Zentrum der Schreibkunst und Buchmalerei. Der Ort Scheyern gehörte zur geschlossenen Hofmark des Klosters Scheyern. Das Hauskloster der Wittelsbacher wurde 1803 säkularisiert. 1838 ließ König Ludwig I. Scheyern zunächst als Benediktiner-Priorat wieder errichten, seit 1843 ist Scheyern wieder Abtei.
siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Scheyern
Eingemeindungen
Am 1. April 1971 wurde ein Teil der aufgelösten Gemeinde Triefing in die Gemeinde Scheyern eingegliedert, am 1. Januar 1972 Mitterscheyern,[3] am 1. April 1973 Vieth, am 1. Januar 1974 Euernbach und am 1. Januar 1975 Winden bei Scheyern.[4]
Einwohnerentwicklung
Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden 1970 3.271, 1987 3.468, 2000 4.435 und im Jahr 2014 5.003 Einwohner gezählt.
Politik
Bürgermeister ist Manfred Sterz (FW). Er wurde am 30. März 2014 in der Stichwahl gewählt.
Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 2126 T€, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 438 T€.
Der Gemeindehaushalt 2011 belief sich auf insgesamt 10.976.000 €, davon Verwaltungshaushalt 6.455.000 €, Vermögenshaushalt 4.521.000 €.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft zwölf, im produzierenden Gewerbe 205 und im Bereich Handel und Verkehr 57 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren in Scheyern 225 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1423. Im verarbeitenden Gewerbe gab es zwei Betriebe, im Bauhauptgewerbe zwölf Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 118 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2392 ha, davon waren 1005 ha Ackerfläche und 812 ha Dauergrünfläche.
Staatliche Einrichtungen
- Klostergut der Benediktinerabtei, gepachtet als Forschungsgut des Helmholtz Zentrums München
Bildungseinrichtungen
- 1979–2003 Bayerische Waldbauernschule
- staatl. Berufsoberschule für Wirtschaft und Technik inkl. Wohnheim für Schüler (in den Räumen des ehemaligen Klostergymnasiums, welches seit den siebziger Jahren in Pfaffenhofen an der Ilm untergebracht ist.)
- Grundschule mit 180 Schülern (2010)
- Hauptschule mit 181 Schülern (2010)
- Fachoberschule Scheyern für Wirtschaft und Technik (2012)
Kindergärten
- Kindergarten „Froschkönig“ mit 82 Kindern, davon 12 in der Kinderkrippe (2010)
- Pfarrkindergarten „St. Martin“ mit 88 Kindern, davon 13 in der Kinderkrippe (2010)
Garnison
Bis zur Aufgabe der Schyren-Kaserne 1993 war Scheyern auch Bundeswehrstandort. Seit 1958 waren dort Flugabwehreinheiten der Luftwaffe stationiert. Bereits seit der Zeit des Zweiten Weltkrieges waren im Ort Einheiten der Wehrmacht (Luftnachrichtentruppe) bzw. US-Streitkräfte untergebracht gewesen.
Persönlichkeiten
Persönlichkeiten mit Bezug zu Scheyern
- Herzogtum Haus Scheyern-Wittelsbach-Bayern; S.K.H. Prinz Leopold von Bayern (Schirmherr „Kunst Im Gut“).
- Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. besuchte Kloster Scheyern alljährlich, um hier Ruhe zu finden.
- Joseph Peruschitz, Opfer beim Untergang der Titanic, war Scheyerer Benediktinerpater.
- Klosterschüler waren unter anderem der bayerische Minister Alois Hundhammer und der Reichstagsabgeordnete Georg von Orterer.
- Die bayerischen Herzöge und Herzoginnen Otto I. und Agnes von Loon, Ludwig der Kelheimer, Otto II. und Agnes von Braunschweig sind im Kloster Scheyern begraben.
- Christoph Gottschalk war Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums der Abtei, die 1970 in das staatliche Schyrengymnasium übernommen wurde.
- Josef Martin Bauer, Autor des Welterfolgs So weit die Füße tragen, legte im Gymnasium der Abtei 1920 sein Abitur ab.
- Andreas Mehringer war Schüler am ehemaligen Gymnasium.
- Claus Hipp (Babynahrungshersteller und bekannter Künstler) war ebenso Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums im Kloster.
- Joseph Greger, deutscher Autorennfahrer, ist in Scheyern geboren.
- Michael Hefele, Fußballprofi, aufgewachsen und Karrierebeginn in Scheyern.
Kulturelle und regelmäßige Veranstaltungen
- Kunst im Gut: Jeweils Kunstausstellung und -markt am ersten Mai- und Oktoberwochenende im Prielhof (Klostergutshof).
- Rock im Treff: Indoor-Festival mit international bekannten und lokalen Bands im Frühjahr und im Spätherbst jährlich im Prielhof Scheyern
- „Lied Gut“ Open-Air: Konzertreihe mit vorwiegend deutschsprachigen Künstlern im Prielhof (Klostergutshof) im Juli. Bisher: 2007 Hans Söllner, 2008 Rainhard Fendrich, 2009 Willy Astor, 2010 Haindling, 2011 Die Prinzen, 2012 Erste Allgemeine Verunsicherung, 2014 Seer, 2015 Rainhard Fendrich
- Kleinkunst im Gewölbe: Kleinkunstveranstaltung mit bekannten sowie unbekannten Künstler im über 250 Jahre alten Gewölbe. Bisher. Stephan Zinner; Claudia Koreck; Martin Kälberer; CASH-N-GO; Aurel Bereuter; Christoph Weiherer; Keller Steff; Michi Dietmayr; Well Brüder aus'm Biermoos u. v. m.
Freizeit
- Planetenweg Scheyern: Auf dem Benediktusweg durchs Sonnensystem; Startpunkt des Rundweges: Prielhof; Maßstab: 1:2,25 Mrd. Siehe auch Website.
Weblinks
- Gemeinde Scheyern
- Wappen von Scheyern in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2024; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
- ↑ Faussner, Hans C.: Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher: Ein Kapitel bayrisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht, Sigmaringen 1990.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 551.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 586.