Winfried Bonifatius

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Dieser Artikel befasst sich mit Bonifatius, dem 'Apostel der Deutschen', andere Bedeutungen unter Bonifatius (Name).


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Bonifatius lässt die Donareiche fällen
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Bonifatius, Winfried (Wynfreth) (*ca. 673 in Crediton, Wessex, Großbritannien - † 5. Juni 754 in der Nähe von Dokkum, Friesland (erschlagen), ein Benediktinermönch, Priester, Lehrer für Grammatik und Dichtung, war der wohl wichtigste Missionar und Kirchenorganisator des "deutschen" Raums. Er wird daher "Apostel der Deutschen" genannt.

Seine besondere geschichtliche Bedeutung liegt in der zielgerichteten Ausrichtung der von ihm geschaffenen Kirchenstrukturen auf das Zentrum Rom und das Papsttum, ganz so wie er sie aus der englischen Kirche kannte und wie er sie im Gegensatz zu seinen iroschottischen Vorgängern dann auf dem Kontinent vertritt. Indem er sich nach einem zunächst etwas mißglückten Beginn seiner Missionstätigkeit ausdrücklich durch den Papst beauftragen läßt, gelingt es ihm schrittweise, die notwendige Anerkennung und Unterstützung durch den fränkischen Adel zu erringen und gleichzeitig das Papstum in die Entwicklungen in West- und Mitteleuropa einzubinden. Damit sind einerseits die Grundlagen für eine erfolgreiche Missionstätigkeit durch ihn und seine Schüler gelegt, andererseits bilden sich die Anfänge einer in ihren Informations- und Entscheidungswegen von der weltlichen Herrschaft unabhängigen Kirchenorganisation mit Zentrum in Rom heraus. Es gelingt ihm zwar nicht, den Strukturwandel hin zu einer von Adelsinteressen freien Kirchenhierarchie im vollem Umfang durchzusetzen - dazu fehlt ihm nicht zuletzt auch die Unterstützung der weltlichen Herrrscher - aber er ist derjenige, der mit der Neudefinition Roms als Mittelpunkt kirchlicher Organisation in Europa einen wichtigen Grundstein zur Werdung des christlichen Abendlandes beiträgt.

Auch wenn sein Tod im engeren Sinne kein Martyrium war (nach den Quellen war es wohl eher Raubmord) und seine rasche Heiligsprechung insofern auch politische und durchaus zweckdienliche Gründe gehabt haben mag, findet sein 1250-jähriger Todestag öffentlich eher zu wenig als zu viel Beachtung. Ein Grund dafür könnte sein, daß seine im 19. Jh. entstandene Benennung als "Apostel der Deutschen" heute für manche einen etwas zu gewaltigen Klang hat und seine tatsächliche Leistung im Sinne gemeinsamer englisch-deutsch-niederländischer, aber auch gesamteuropäischer Geschichte davon überdeckt wird.


Lebensdaten

716 - Der angelsächsische Missionar Bonifatius erreicht den Kontinent.
719 - Bonifatius erhält in Rom von Papst Gregor II. den Auftrag zur Mission in Germanien und wird auf den Namen Bonifatius getauft. Er reist durch Friesland, Thüringen, Sachsen, Hessen und Bayern und predigt.
722 - Papst Gregor II. weiht Bonifatius zum Missionsbischof ohne festen Bischofssitz.
723 - Bonifatius fällt die dem heidnischen Gott Donar geweihte Eiche bei Geismar (bei Fritzlar).
724 - Bonifatius gründet Kirche und Kloster St.Peter in Fritzlar.
732 - Bonifatius wird von Gregor III. zum Erzbischof des östlichen Frankenreiches geweiht.
738 - Bonifatius wird zum päpstlichen Legaten (vgl. Nuntius)für das gesamte Frankenreich ernannt.
742 - Würzburg, Büraburg und Erfurt werden durch Bonifatius als Bischofssitze eingerichtet. Burkard wird in Würzburg, Witta in Büraburg durch Bonifatius zum Bischof geweiht. Bonifatius bemüht sich, gemeinsam mit dem Karolinger Karlmann, um eine Neuordnung der fränkischen Kirche.
744 - Das Kloster Fulda wird im Auftrag von Bonifatius durch seinen Schüler Sturmius, einen Benediktinermönch, gegründet.
747 - Bonifatius wird Erzbischof von Mainz.
751 - Auf der Reichsversammlung zu Soissons wird Pippin der Jüngere von Bonifatius gesalbt. (Eine zweite Salbung wird am 7. Januar 754 vorgenommen.)
5. Juni 754 - Als Bonifatius bei einer Friesenmission ein Tauffest abhalten will, wird er gemeinsam mit 50 Begleitern von Einheimischen bei Dokkum erschlagen. Bonifatius wird nach Mainz überführt und im Dom zu Fulda beigesetzt.

Literatur