Der TUI FerienExpress war eine Zuggattung des Reiseveranstalters TUI, der vorwiegend auf Nachtstrecken innerdeutsche und ausländische Reiseziele ansteuerte.
Das Konzept
Um Reisenden bei Pauschalreisen die Anreise zum Urlaubsort aus einer Hand anbieten zu können beschloss die TUI Ende der 1970er Jahre, eigene Nacht-Reisezüge bauen zu lassen. Es handelte sich nicht um umgebaute Liegewagen der DB, sondern um von grund auf neu gebaute und nach eigenen Plänen verwirklichte Zugeinheiten. Diese Züge wurden als Flügelzüge von und nach Hamburg und Dortmund eingesetzt, von wo sie wöchentlich die wichtigsten Urlaubsgebiete mit einer Direktverbindungen anfuhr. Innerdeutsche Relationen wurden mit zwei wöchentlichen Tag-/Nachtfahrten bedient, ausländische Ziele (Österreich, Schweiz, Italien, usw.) konnten mit weiteren zwei Umläufen mit Nacht-/Nachtfahrten pro Woche erreicht werden. Dieses Konzept war bis dahin konkurrenzlos und führte zu einer sehr guten Auslastung der Zugeinheiten.
An den Zielbahnhöfen wurden die Reisenden durch örtliche Reiseleiter empfangen und zumeist mit Bussen in Ihre Urlaubsquartiere gebracht, ähnlich wie es Fluggäste bei Pauschalreisen gewohnt waren.
Die Reiseziele
in der Sommersaison
- Verona/Venedig
- Pesaro
- Bozen=Bolzano
- Siofok
- Rijeka
- Koper
- Klagenfurt
- Innsbruck
- Imperia/Ventimiglia
- Pisa/Livorno
- Port Bou/Cerbère
- Merano = Meran
in der Wintersaison
Die Ausstattung
Typisch für die Züge mit Anstrich in beige, karminrot, pastellorange und nussbraun war die für damalige Zeit sehr moderne Ausstattung. So verfügten alle Liegewagen-Abteile nur über vier (statt sechs) Liegeplätze. Auch war jedes Abteil mit einem Kindersitz und einem Kinderbett ausgestattet. Jeder Wagen hatte neben zehn Vierbett-Abteilen ein Zweibettabteil mit Waschbecken. Der Innenraum der Wagen wurde von Karl-Dieter Bodack gestaltet, im Stil der 1970er Jahre in warmen Braun- und Orangetönen. Nicht belegte Sitze konnten durch umklappen der Rückenlehne zu kleinen Tischen umgewandelt werden, und es befanden sich kleine Schließfächer für Wertsachen in jedem Abteil. Alle Wagen waren schon damals vollklimatisiert und das Begleitpersonal bot unterschiedliche Serviceleistungen für die Reisenden an. So wurden neben Getränken auch kleine Snacks und das Frühstück im Abteil serviert.
Jeder FerienExpress führte zudem in der Zugmitte einen so genannten "Treffwagen" mit, dieser war ausgestattet mit einem Bar- und Speisebereich. Ferner gab es dort gelegentlich Veranstaltungen, wie Kinderanimationen oder gesellige Abende, die den Reisenden die Fahrt verkürzen sollten.
Für den TUI FerienExpress baute Waggon-Union in den Jahren 1979 bis 1980 zehn Liegewagen Bcvmh 05-90 für 200 km/h, zwanzig Liegewagen Bcvmh 05-70 für 160 km/h, einen Treffwagen WGtmh 09-90 für 200 km/h und drei Treffwagen WGtmh 09-70 für 160 km/h.
Das Ende und der Verbleib der Wagen
Aufgrund des großen Erfolges des TUI FerienExpress verstärkte die DB ihre Aktivitäten im Urlaubsreiseverkehr, so dass der TUI FerienExpress nach und nach Kunden verlor. 1993 verkaufte die TUI ihre mittlerweile renovierungsbedürftigen Zuggarnituren an die Niederländische Staatsbahn NS (Nederlandse Spoorwegen). 29 Liegewagen wurden revidiert und stahlblau lackiert, die Treffwagen als Ersatzteilspender zerlegt.
Ein Liegewagen ging ans Reisebüro Mittelthurgau, das ihn als Ausstellungswagen umbaute; er ist heute Eigentum des Freundeskreis Eisenbahn Köln, der ihn in TEE-Farben lackierte. Die Liegewagen der NS waren bis 2002 in planmäßigen internationalen Nachtreisezügen im Einsatz, danach fuhren einige 200-km/h-Wagen zeitweise für die CityNightLine auf den Linien von Amsterdam nach Zürich und München; für diese Einsätze wurden sie auch neu lackiert und beschriftet.
Heute gehören alle ehemaligen NS-Wagen der niederländischen Firma Euro Express Trein Charter, die sie in ihren saisonalen Zügen Alpen Expres, Ski-Trein und AutoSlaap Trein einsetzt oder an andere Firmen vermietet, etwa an die TTC für ihre Züge Autotrein, Bergland Expres und Lourdes Express. Die Wagen sind dabei noch überwiegend im Erscheinungsbild der NS bzw. CNL.
Die Nachfolge
Die ehemaligen Relationen des TUI FerienExpress werden nun weitgend von Urlaubsexpress-Zügen der DB-Tochtergesellschaft DB NachtZug/DB AutoZug bedient.
Modellbahn
In den 1980er und 1990er Jahren bot Roco Modelle der TUI-Wagen in H0 (Längenmaßstab 1:100) an.
L.S.Models hat für 2006 maßstäbliche H0-Modelle (1:87) und für 2007 N-Modelle (1:160) angekündigt.