Nachwachsender Rohstoff

organisches Produkt von Äckern oder Forsten für energetische oder stoffliche Nutzung
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Traditionelle und neuartige Nutzungsformen nachwachsender Rohstoffe (Nawaro)

Nachwachsende Rohstoffe (Nawaro) werden seit Tausenden von Jahren von Menschen verwendet. Holz für Papier und Möbel, Schafwolle und Baumwolle für Kleidung, Stroh für Strohdächer, Weidenruten für Körbe usw..

Nachwachsende Rohstoffe (Nawaro) werden aber bereits seit Zehntausenden von Jahren zur Energiegewinnung benutzt. Die kontrollierte Nutzung des Feuers ist möglicherweise der wesentliche Unterschied zwischen Tier und Mensch und bereits die Neandertaler benutzten den nachwachsenden Rohstoff Holz für ihre Holzfeuer. Holz wird seitdem bis heute in Öfen, Kaminen und im offenen Feuer verbrannt um Wärme zu gewinnen.

Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung - die energetische Biomassenutzung - soll nun aus ökologischen Gründen ausgeweitet werden.

Im Sinne der Ökologie wird folgende Überlegung angestellt:

Da Biomasse für ihr Wachstum genauso viel CO2 aus der Atmosphäre entzieht, wie es später bei der Verbrennung erzeugt, ist die CO2-Bilanz ausgeglichen. Die Atmosphäre wird durch diese Form der energetischen Nutzung nicht weiter mit CO2 angereichert. Der Anbau sollte möglichst nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus erfolgen.

Die Problematik der nachwachsenden Rohstoffe

Wenn über die Ausweitung der Nutzung der Nawaro nachgedacht wird, sollte aber auch bedacht werden welche Folgen die traditionelle Nutzung der Nawaro hat.

Einer der wenigen Mahner in diesem Zusammenhang ist Asit Datta, Erziehungswissenschaftler an der Universität Hannover. Er schreibt dazu:

„Gerade in den „Krisenjahren" 1983/84 hat es in den 5 vom Hunger am meisten betroffenen Sahelländern - Burkina Faso, Mali, Niger, Senegal und Tschad - eine Rekordernte von Baumwolle gegeben: 154 000 Tonnen gegenüber 22700 Tonnen im Jahr 1961/62. (...) Die Tatsache, dass in Dürrejahren Baumwolle sehr wohl, Getreide aber nicht angebaut werden kann, hat weniger mit Regen, als vielmehr mit der Politik der jeweiligen Regierung und der Politik der Hilfsorganisationen zu tun" 1).

Weitere kürzlich bekannt gewordene Beispiele:

  • Die Austrocknung des Aralsees, weil das Wasser seiner Zuflüsse zur Bewässerung von Baumwollfeldern verwendet wird
  • der Arten- und Regenwaldverlust infolge des Holzeinschlags
  • die Abholzung der letzten borealen Urwälder zum Zwecke der Papiergewinnung
  • aber auch die Ausrottung der Nashörner, weil aus dem Pulver des Nashorns ein Potenzmittel für asiatische Lebemänner hergestellt wird
  • die Vernichtung großer Flächen der Steppe in der Sahelzone für die Brennholzgewinnung, mit dem Effekt, daß die Wüste „Sahara" vergrößert wird.

Weitere Beispiele lassen sich ohne große Schwierigkeiten finden.

Rohstoffe vom Acker werden meistens nicht ökologisch erzeugt

In Deutschland hat der Einsatz von Biodiesel und die verstärkte Nutzung und der Anbau nachwachsender Rohstoffe, wie Hanf oder Chinaschilf stark zugenommen. Sie haben ein modernes und umweltfreundliches Image und sie versprechen den Landwirten darüberhinaus ein zusätzliches Einkommen.

In Österreich betreibt die Umweltschutzorganisation Global 2000eine Kampagne zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Auch Franz Alt gehört zu den Befürwortern der energetischen Nutzung der Nawaro. Das Hauptargument der Befürworter lautet Klimaschutz.

Die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau AGÖL weist darauf hin, daß nur ein verschwindend geringer Anteil des Rapses kontrolliert biologisch erzeugt wird. Der große Rest gedeiht zumeist auf ehemals stillgelegten Feldern. 1993 waren es noch rund 62 000 Hektar die mit Raps bestellt wurden. 1995 hatte sich die Fläche schon mehr als verfünffacht. Raps ist damit die Nummer eins unter den nachwachsenden Rohstoffen.

Ein wichtiger Grund für diesen Zuwachs ist nach Einschätzung der Bund-Länder Arbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe die „Möglichkeit der Gülleausbringung auf diesen Feldern". Die Bauern brauchen durch den Rapsanbau ihre Gülle nicht mehr außerbetrieblich zu entsorgen oder den Viehbestand zu reduzieren. Außerdem ist es gestattet Nawaro auf stillgelegten Feldern anzubauen und zwar ohne die Stillegungsprämie in Höhe von durchschnittlich 375 Euro pro Hektar zu verlieren. Auf diese Weise ist der Anbau von Raps dreifach profitabel: Keine Kosten für die umweltgerechte Entsorgung der Gülle, die EG-Subventionen müssen nicht zurückgezahlt werden und durch den Verkauf des Raps kann nochmal eine Einnahme erzielt werden. Anstatt Stillegungsprämien zu gewähren könnte die EU aber auch Umwandlungsprämien zahlen, um die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft zu belohnen.

Biodiesel ist auch von der Mineralölsteuer befreit.

Biotreibstoffe vom Acker haben eine negative Ökobilanz

Aus einem Hektar Ackerfläche können in Deutschland ca. 1300 l Rapsöl gewonnen werden. Auf der gesamten deutschen Ackerfläche müsste Raps angebaut werden um 30% des Dieselverbrauchs durch Biodiesel zu ersetzen. Es gäbe keine Flächen mehr für Nahrungsmittel- und Futtermittelerzeugung und der Treibstoffbedarf der Autos mit Ottomotor wäre auch noch nicht gedeckt, geschweige denn, dass noch irgendwelche sonstigen Nawaro wie z.B. Hanf angepflanzt werden könnten.

Zur Erzeugung von 5000 Kilokalorien aus dem Ackerboden werden 50000 Kilokalorien fossiler Energie für den Traktor, Düngemittel, Pestizide, Beregnungsanlagen, den Mähdrescher, den Transport usw. benötigt, schreibt Reiner Klingholz. Es kommt natürlich sehr auf die Methode der Erzeugung an. In Intensiv-Wirtschaft erzeugte Produkte haben aber immer eine schlechtere Energiebilanz als extensiv erzeugte.

In Anbetracht dieser Energiebilanz ist Klimaschutz ein schlechtes Argument für Biodiesel.

Diese negative Bilanz wird durch das Berliner Umweltbundesamt bestätigt:

In einer Studie stellen die Autoren fest, dass zwar Biodiesel besser biologisch abbaubar ist als Dieselkraftstoff, gleichzeitig belastet der Rapsanbau jedoch Boden und Grundwasser in erheblichem Maße. Für einen marktrelevanten Rapsanbau wären außerdem beträchtliche Flächen, auf Kosten des Biotop- und Artenschutzes erforderlich. Wird Rapsmetylester (RME) statt Diesel getankt, kann der CO2-Ausstoß zwar gesenkt werden, dieser Vorteil wird jedoch teuer erkauft: „Die Minderungskosten für eine Tonne CO2 ... liegen zwischen 1400 und 2500 DM und sind damit gegenüber fahrzeugtechnischen Verbesserungen deutlich ungünstiger."

Selbst die Vertreter der Agrarministerien müssen einräumen, dass RME beim Stickoxid- und Aldehyd-Ausstoß schlechter abschneide als herkömmlicher Diesel und dass der Rapsanbau „regional in Konkurrenz zum Flächenbedarf für Naturschutz stehen" könne.

Energetische Biomassenutzung verschärft die Nahrungsmittelknappheit

„1975 verkündete der damalige (brasilianische) Staatspräsident Ernesto Geisel den nationalen Plan „Proalcool". Als Ersatz für Benzin soll Alkohol aus Zucker gewonnen werden. Am Beispiel dieses Versuchs lassen sich die Folgen solcher Maßnahmen veranschaulichen: Der Staat half mit 5 Milliarden Dollar Proalcool-Krediten, mit denen die schon bestehenden Zuckerimperien ihre Pflanzungen zu 100 Prozent, die Modernisierung ihrer Brennereien zu 90 Prozent finanzierten. Die 100 Millionen armer und ärmster Brasilianer hatten die Folgen zu tragen: Rund 200 gigantische Zuckerrohrplantagen und Fabriken verdrängten den Anbau von Lebensmitteln wie Reis, Mais und Bohnen. Tausende von Kleinbauern und Pächtern wurden durch die Großfarmen verdrängt, und sie wanderten zum Großteil in die Slums der Großstädte aus und vergrößerten die ohnehin große Masse der Arbeitslosen. Die Zuckeralkoholindustrie gehört zu den größten und rücksichtslosesten Umweltzerstörern Brasiliens. Für jeden Liter Alkohol gibt es ein Kilo weniger Reis oder Bohnen für die armen Leute, lautet eine einfache Rechnung des Wirtschaftsexperten Fernando Homem de Melo. Ein Verbrechen, Millionen Hektar guten Bodens für die Ernährung der Autos zu bepflanzen, wenn zwei Drittel der Bevölkerung unterernährt sind, so der Ökologe und Ingenieur Jose Lutzenberger. Millionen von Kleinbauern und Pächtern wurden besitz- und arbeitslos, nur ein kleiner Teil von ihnen findet für einige Wochen Arbeit auf den Zuckerplantagen - unter unglaublichen Bedingungen als Tagelöhner und Saisonarbeiter: 12 bis 14 Stunden am Tag müssen sie arbeiten, um die Akkordnorm zu erfüllen.

Die Wirtschaft Brasiliens wuchs schnell, noch schneller wuchs der Hunger. (...) Wenn auch Armut und Hungersnot in Brasilien keine Neuheit sind, so ist die Situation der Armen doch noch viel schlimmer geworden. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in Brasilien in Armut und ein Großteil davon sogar in absoluter Armut.

35 Millionen Kinder leben am Rand der Gesellschaft." 2)

Die nachwachsenden Rohstoffe stehen in Brasilien also in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.

Die zentrale Frage die sich stellt ist:

Ist es möglich auf der Erde Nahrungsmittel für eine wachsende Weltbevölkerung in ausreichender Menge zu produzieren, nebenbei einen wachsenden Energiebedarf mit Energie aus Nawaro zu befriedigen, immer mehr Flächen für Städte, Wirtschaft und Verkehr bereitzustellen und gleichzeitig Naturräume zu erhalten?

Anlässlich der UNO-Wüstenkonferenz (im September ´97) ist im Hamburger Abendblatt zu lesen:

„Weltweit nehmen die Acker- und Weideflächen jährlich um 10 Millionen Hektar ab. Allein bis zum Jahr 2000 wird vermutlich noch mal eine landwirtschaftliche Fläche verloren gehen, die der achtfachen Fläche Deutschlands entspricht. Mehr als ein Viertel aller landwirtschaftlich nutzbaren Flächen der Erde drohen zu versteppen oder zu verwüsten. Weil der Boden ausgelaugt wird, weil Pflanzen auf ungeeigneten Böden wachsen und sie so zerstören. Hungersnöte, die schon heute Millionen Menschen in den Südlichen Ländern quälen, werden die Folge sein. Wissenschaftler befürchten einen Treck von Milliarden von Menschen rund um den Globus, wenn der Trend nicht gestoppt wird". 3)

Gleichzeitig werden immer mehr Acker und Weidefächen mit Beton und Asphalt versiegelt. Das Wachsen der Städte und der Straßennetze sind die Hauptursache hierfür.

Allem Anschein nach muss die oben gestellte zentrale Frage mit "Nein" beantwortet werden. Es ist, angesichts der gegenwärtigen Verlustraten an Ackerland, nicht möglich Nahrungsmittel in ausreichender Menge für eine wachsende Weltbevölkerung zu produzieren, wenn Nahrungsmittelanbau mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe um die Agrarflächen konkurriert.

Wie im Westen so auf Erden?

Es wäre vielleicht noch vertretbar über die verstärkte energetische Nutzung der Nawaro nachzudenken, wenn der Energieverbrauch weltweit sinken würde und die Zahl der Automobile abnähme. Aber das Gegenteil ist der Fall. Seit dem Erscheinen des Berichtes „Die Grenzen des Wachstums" 1972 ist die Zahl der Autos, von über 250 Millionen, auf über 560 Millionen im Jahre 1993 gestiegen - in diesem Jahr erschien der Bericht „Die neuen Grenzen des Wachstums" - und die Zahl der Autos wächst prozentual schneller als die Weltbevölkerung.

Wenn man an China denkt, fallen einem unter anderem tausende von Menschen auf Fahrrädern ein, welche die Hauptverkehrsstraßen bevölkern. Was wäre wenn diese Massen auch Auto fahren würden? Was wäre nötig um den wachsenden Energiehunger der Bürgerinnen und Bürger Chinas zufriedenzustellen?

Reiner Klingholz schreibt dazu:

„Und die Chinesen erweisen sich als konsumfreudige Kunden: Zwischen 1981 und 1991 hat sich die Zahl der Waschmaschinen in den städtischen Haushalten verdreizehnfacht, die der Farbfernseher versiebzigfacht und die der Kühlschränke verhundertfacht. Als nächstes stehen Autos auf der Wunschliste. Erst zwei Millionen fuhren Ende 1992 durchs Land. Die chinesische Produktion hatte sich in den drei Jahren davor jeweils verdoppelt, konnte die Nachfrage aber nicht annähernd decken. Würde man die Entwicklung linear fortschreiben, hätte schon im Jahr 2005 jeder einen eigenen Wagen. Würden die Chinesen dann auch noch soviel Benzin verfahren wie beispielsweise die Deutschen, dann flösse durch die Autos mehr als die Hälfte der Weltölförderung des Jahres 1992." 4)

Nahrungsmittel sind bereits heute auf dem Weltmarkt knapp

In dem 1997er Bericht „Zur Lage der Welt" des Washingtoner „World Watch Institute" wird darauf hingewiesen, daß die Weltgetreideproduktion pro Kopf seit 1984 zurückgeht. Schuld an diesem Rückgang ist einerseits die Zunahme der Weltbevölkerung, andererseits aber die Abnahme der landwirtschaftlichen Flächen durch Urbanisierung und Industriealisierung, die Zunahme der Erosion, absinkende Grundwasserspiegel und die Zunahme von Dürren verursacht durch die Erderwärmung infolge des Treibhauseffekts.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang ist der sogenannte „China-Faktor":

„Regional führend im Wirtschaftswachstum ist China. Die chinesische Wirtschaft wuchs von 1990 bis 1995 um zwei Drittel. Angesichts eines Bevölkerungswachstums von etwas mehr als einem Prozent pro Jahr bedeutet das, daß sich das Einkommen von 1,2 Milliarden Menschen in nur fünf Jahren um 60 Prozent erhöht hat. Ein großer Teil dieses Einkommens wird auf den Konsum tierischer Produkte verwandt. In dieser fünfjährigen Zeitspanne hat sich der Getreideverbrauch Chinas um 40 Millionen Tonnen erhöht, wovon 33 Millionen verfüttert und 7 Millionen direkt als Nahrung verbraucht wurden." 5)

Das Beispiel China zeigt, daß die Länder der „3.Welt" aller Wahrscheinlichkeit nach den gleichen Weg gehen werden wie die Industrieländer. Diese nachmachende Entwicklung nach dem Motto: „Wie im Westen, so auf Erden" wird überall auf der Erde betrieben. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Gewinnung nachwachsender energetischer Rohstoffe also auch in China, Indien, Brasilien u.s.w. stattfinden wird, mit dem Effekt, daß die zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel noch weiter verknappt werden.

Leidtragende dieses Situation werden vor allem die Armen der südlichen Länder, insbesondere Afrikas und Südamerikas sein. Während China aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke in der Lage ist die Getreideeinfuhren zu finanzieren, werden die meisten chronischen Hungerländer Afrikas dies nicht können. D.h. sie sind auf Nothilfe aus Industrieländern angewiesen, die aber immer schwieriger wird.

Skizzen einer sanften Energiewirtschaft

Die Lösung des scheinbaren Dilemmas - Hitzeplanet Erde, wenn die Menschheit auf die energetische Nutzung der Nawaro verzichtet oder Hungerplanet Erde wenn sie es nicht tut - ist (theoretisch) nicht allzu schwierig. Kurz skizziert muss die Effizienz der Engieausnutzung dramatisch ansteigen und auf energieverschwendenden Verbrauch verzichtet werden.

Hierzu gehört gerade eine Neuorganisation des Verkehrsbereichs, die zu einer Reduzierung der PKW-Bestandes führen sollte. Vorreiter hierfür ist die autofreie Bewegung. Auch der Flugverkehr, mit seinen hohen Wachstumsraten, wäre zu reduzieren.

Energiesparender Hausbau ist ein wesentlicher Aspekt. Jährlich wird im Durchschnitt für Bau und Betrieb von Gebäuden ca. 50 % der gesamten in Deutschland erzeugten Energie verbraucht.

Der Bau von Einfamilien-und Reihenhäusern sollte darum und wegen des hohen Infrastrukturaufwandes, z.B. für Straßenbau, in Ballungsgebieten in Frage gestellt werden.

Wind-und Solarenergieerzeugung müssen massiv ausgebaut werden. Die Erzeugung von Windenergie kann auch auf schonende Weise offshore erfolgen, dies würde die Windenergieausbeute mehr als verdoppeln. Blockheizkraftwerke mit Erd-oder Biogas ergänzen den Energiemix.

Aber es sollte ein Tabu geben:

Es dürfen keine landwirtschaftlichen Flächen für den weiteren Anbau nachwachsender Rohstoffe in Anspruch genommen werden!

Dies bedeutet nicht, dass völlig auf die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe verzichtet werden.

Biogasnutzung mithilfe der bei der Tierhaltung entstehenden Abfälle ist ein Beispiel.

Klaus Zuschke errechnete 1990, daß der gesamte Energiebedarf der Haushalte (ohne PKW,) in den schleswig-holsteinischen Kreisen Nordfriesland und Schleswig/Flensburg, zu 100% mit Energie aus Biogaserzeugung zu decken gewesen wäre.

Auch wenn eine - ökologisch sinnvolle - Reduzierung der Fleischproduktion stattfindet, kann auf diese Weise noch ein erheblicher Energieanteil erzeugt werden, vorrausgesetzt es findet eine möglichst vollständige Umsetzung aller Gülle und allen Mists zu Biogas statt.

Möglicherweise ist auch die Verbrennung von Schwachholz aus dem Wald vertretbar, allerdings ist hierbei zu bedenken, daß viele schmarotzende Pflanzen und Insekten auf Totholz angewiesen sind und bei einer Entnahme eine Reduzierung der Artenvielfalt stattfinden könnte. Die Wälder dürfen also nicht ausgefegt werden.

Welche Alternativstrategien gibt es für die Länder des Südens?

Es gibt zwei wesentliche Ursachen für die geringe Binnenmarktorientierung der Länder des Südens:

Während der Kolonialherrschaft wurden einseitig, auf die sogenannten Mutterländer, ausgerichtete Ökonomien durchgesetzt, deren hauptsächlicher Zweck in der Bereitstellung von Rohstoffen für den Export bestand.

Dennoch, auch die Nutzung der konventionellen Nawaro muß so weit wie möglich reduziert werden. Es kann nicht hingenommen werden, daß die Menschen des Nordens günstige Baumwollprodukte hergestellt aus afrikanischer, usbekischer oder kasachischer Baumwolle tragen, während der Aralsee austrocknet und der Hunger im Sahel größer wird.

Nachsatz

Ökologisches Denken bedeutet gerade eine Abkehr vom linearen, reduzierten Denken hin zum systemischen Denken, d.h. es gibt keine einfachen, sondern nur komplexe Lösungen. Es ist unökologisch nur einen Aspekt der Problematik, nämlich den Klimaaspekt zu betrachten. Dies ist eine reduzierende Betrachtungsweise. Andere Aspekte, wie z.B. Fragen der Menschheitsernährung, müssen dabei auch berücksichtigt werden.


Quellenangabe der Zitate (kursiv gedruckt):

1) Asit Datta; Welthandel und Welthunger; München 1993

2) ebenda

3) Angela Grosse; Schleichende Verwüstung der Welt; Hamburger Abendblatt v. 26.9.97

4) Reiner Klingholz; Wahnsinn Wachstum; Hamburg 1994

5) World Watch Institute Report; Zur Lage der Welt; Frankfurt a/M 1997


Weitere Quellen:

  • Christiane Schmitt; Die Grünen Seiten; 1997
  • Donella + Dennis Meadows; Die neuen Grenzen des Wachstums; Reinbek 1993
  • Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory B. Lovins, L. Hunter Lovins; FAKTOR VIER - Doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch; München 1995
  • Harenberg Lexikon der Gegenwart, Aktuell 98
  • Klaus Zuschke; Positive Gülle-und Abfallumwandlung als regenerative Energieressource; April 1990
  • Richard Gerster; Fallstricke der Verschuldung; Basel 1982